Günter Huth - Spessartblues

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Zurück vom Jakobsweg fällt es Simon Kerner schwer, sich in sein altes Leben einzufügen. Alles erinnert ihn an Steffi, seine tote Lebensgefährtin. Um mit sich ins Reine zu kommen, erwägt er, beruflich an die Staatsanwaltschaft Würzburg zu wechseln. Sein alter Kampfgeist erwacht, als er in der Brandruine seiner ehemaligen Jagdhütte Überreste eines vermissten Mädchens findet. Die Ermittlungen der Würzburger Mordkommission unter Kommissar Brunner ergeben, dass das Kind Opfer eines Menschenhändlerrings ist, der im Bereich Frankfurt – Main-Spessart sein Unwesen treibt. Als geheimer Sonderermittler tritt Kerner im Darknet als Pädophiler auf und gerät so in den Fokus des Phantoms, eines Unbekannten, der gnadenlos unter den Pädophilen aufräumen will. Außerdem stößt er nicht nur auf die Spur eines «alten Bekannten», der späte Rache an ihm plant, sondern auch an die eigenen Grenzen von Moral und Gesetzestreue.

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GÜNTER HUTH

Zerbrochene Seelen

GÜNTER HUTH

Zerbrochene Seelen

Ein Simon Kerner Thriller

echter

Mainfranken Krimi

Günter Huthwurde 1949 in Würzburg geboren und lebt seitdem in seiner - фото 1

Günter Huthwurde 1949 in Würzburg geboren und lebt seitdem in seiner Geburtsstadt. Er kann sich nicht vorstellen, in einer anderen Stadt zu leben.

Er ist Rechtspfleger (Fachjurist), verheiratet, drei Kinder.

Seit 1975 schreibt er in erster Linie Kinder- und Jugendbücher sowie Sachbücher aus dem Hunde- und Jagdbereich (ca. 65 Bücher). Außerdem hat er bisher Hunderte Kurzerzählungen veröffentlicht.

In den letzten Jahren hat er sich vermehrt dem Genre Krimi zugewandt und in diesem Zusammenhang bereits einige Kriminalerzählungen veröffentlicht. 2003 kam ihm die Idee für einen Würzburger Regionalkrimi. »Der Schoppenfetzer« war geboren. Diese Reihe hat sich mittlerweile als erfolgreiche Serie in Mainfranken und zwischenzeitlich auch im außerbayerischen »Ausland« etabliert.

2013 ist der erste Band der Simon-Kerner-Reihe mit dem Titel Blutiger Spessart erschienen. Es folgte Das letzte Schwurgericht , anschließend Todwald – Der Spessart tötet leise und zuletzt Die Spur des Wolfes – Im Spessart lauert der Tod .

Der Autor ist Mitglied der Kriminalschriftstellervereinigung »Das Syndikat«.

Seit 2013 widmet er sich beruflich ausschließlich dem Schreiben.

Die Handlung und die handelnden Personen dieses Romans

sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder

lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen

Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig .

Prolog

Der Spielplatz lag am Rande der Neubausiedlung, in der unmittelbaren Nähe eines Wäldchens. Eigentlich verdienten die wenigen, ziemlich heruntergekommenen Klettergeräte kaum die Bezeichnung Spielplatz. Es gab in der Siedlung nur eine geringe Anzahl Kinder, die diesen Platz gelegentlich in Begleitung ihrer Eltern aufsuchten. Hin und wieder trafen sich hier zu später Stunde Teenager oder Liebespaare und genossen die Ungestörtheit im Schutz der Bäume.

Mit reichlich verbiesterter Miene schob Mathilda den Kinderwagen mit Fritz, ihrem vierzehn Monate alten Bruder, über den Schotterweg, der zum Spielplatz führte. Trotz ihrer massiven Proteste bestand ihre Mutter darauf, mit diesem nervigen Schreihals eine größere Runde um die Häuser zu drehen. Der Kleine bekam gerade Zähne und hielt die ganze Familie mit seinem Geschrei auf Trab. Mal ganz abgesehen davon, dass Mathilda grundsätzlich auf diesen Nachkömmling gut hätte verzichten können, war sie heute richtig sauer, denn ihre Mutter verdarb ihr mit diesem aufgenötigten Babysitting den ganzen Abend. Zunächst hatte Mathilda etwas gezögert, dann aber alle Skrupel beiseitegeschoben und dem kleinen Schreihals kurz vor dem Weggehen eine Dosis des Beruhigungsmittels verabreicht, das der Kinderarzt wegen der Zahnschmerzen für alle Fälle verschrieben hatte. Tatsächlich beruhigte sich der Junge schnell und das Schaukeln des Kinderwagens beim Schieben tat sein Übriges: Fritz schlief tief und fest.

Sie hoffte darauf, dass Lutz, der Junge, mit dem sie verabredet war, Verständnis dafür hatte, dass sie Fritz mitbringen musste. Wenn der Kleine weiterhin so ruhig war und schlief, würde sie ihn etwas abseits parken. So konnte er sie nicht stören.

Lutz war an der Schule ein begehrter Junge. Er ging in die Klasse über ihr und sollte, wie sie von ihren Freundinnen gehört hatte, ziemlich erfahren sein. Sie war vor Stolz fast geplatzt, als er sie vor zwei Tagen auf dem Schulhof gefragt hatte, ob sie sich heute mit ihm treffen würde. Als sie sich dem Spielplatz näherte, war keine Menschenseele zu sehen. Sie warf einen Blick auf das Dispiay ihres Smartphones. Sie war zehn Minuten zu früh. Am Waldrand stand eine grob behauene Bank aus Holzbohlen. Von dieser Stelle aus verlief ein schmaler Trampelpfad durch die Büsche und Hecken und verlor sich im Wald. Ein beliebter Weg für Spaziergänger mit Hund.

Mathilda stellte den Kinderwagen neben der Bank ab und ließ sich darauf nieder. Ihr Smartphone zeigte an, dass keine neue Nachricht eingegangen war. Fritz bewegte sich im Schlaf und gab einige leise Töne von sich. Besorgt hielt sie den Atem an, aber gleich lag er wieder ganz ruhig.

Plötzlich hörte sie auf dem Schotterweg, der zum Spielplatz führte, das Knirschen von Fahrradreifen. Da kam Lutz auch schon auf einem Mountainbike herangerauscht. Kurz vor Mathilda hieb er die Bremsen rein und schlitterte mit ausbrechendem Hinterrad über den Weg. Das Herz des Mädchens schlug bis zum Hals. Mit einem schnellen Seitenblick vergewisserte sie sich, dass ihr Bruder durch den Krach nicht aufgewacht war.

»Hi!«, rief Lutz und sprang vom Rad. Dabei warf er einen kritischen Blick auf den Kinderwagen. »Was ist denn das?«

»Hi, Lutz«, erwiderte sie und ärgerte sich über ihre Stimme, die plötzlich so piepsig klang. »Ich musste leider meinen kleinen Bruder mitnehmen, sonst wäre ich nicht von zuhause weggekommen … aber der schläft tief und fest.«

»Nicht so schlimm. Ich habe auch Geschwister. Können manchmal ganz schön nervig sein. Kannst du ein bisschen bleiben?«

»Ja, klar. Wenn ich in einer Stunde zurück bin, sagt keiner was.«

»Wollen wir ein bisschen herumlaufen?«, fragte Lutz und klappte den Fahrradständer aus.

»Gerne«, erwiderte Mathilda aufgeregt. »Wir können den Kinderwagen hier stehen lassen. Wir sind ja in der Nähe und hören es, falls er aufwacht und schreit.«

Sie entfernten sich schlendernd von der Bank. Nachdem sie einige Schritte wortlos gegangen waren, legte Lutz plötzlich wie selbstverständlich seinen rechten Arm um ihre Schulter. Ein wohliger Schauer lief durch ihren ganzen Körper und sie schmiegte sich näher an ihn. Sie fühlte, wie seine Hand an ihrer Schulter ein Stückchen tiefer rutschte und sein Daumen sanft ihren Oberarm streichelte.

Obwohl Mathilda sich wie im siebten Himmel fühlte, bohrte sich immer wieder ein störender Gedanke in ihre Gefühlswelt. Sie wollte Lutz sicher nicht verprellen, aber da war etwas, was geklärt werden musste, bevor sie sich ohne Vorbehalte auf ihn einlassen konnte.

»Du, kann ich dich mal was fragen?«, begann sie vorsichtig.

»Klar«, erwiderte er.

»Ich habe dich in der letzten Zeit häufiger mit Svenja aus der Parallelklasse gesehen …«

Lutz blieb stehen und wandte sich ihr zu. »Stimmt, wir haben uns ein paarmal getroffen. Aber das ist vorbei. Sie ist eine ziemliche Zicke. Ganz anders als du«, fügte er hinzu.

Mathilda fiel ein Stein vom Herzen. »Wie bin ich denn?«, wollte sie wissen.

»Ziemlich cool, denke ich. Wie du kürzlich den Lars auf dem Schulhof fertiggemacht hast, weil er dich blöd angemacht hat, wirklich cool.«

»Der Blödmann hat über WhatsApp verbreitet, ich hätte ein Tattoo am Hintern. Womit er alle glauben machen wollte, er hätte schon mal meinen nackten Po gesehen. Dieser Typ ist doch zum Kotzen!« Sie musste sich zusammenreißen, dass sie nicht wütend wurde.

Sie liefen ein Stück weiter und erreichten schließlich die gegenüberliegende Seite des Spielplatzes. Durch die fortschreitende Dämmerung war der Kinderwagen, der von ein paar verstreut stehenden Büschen leicht verdeckt war, nur noch schemenhaft zu erkennen. Plötzlich blieb Lutz stehen und drehte sich zu ihr. Er legte seine Hände hinter ihrem Hals zusammen und zog sie näher zu sich. Ohne weitere Worte beugte er sich vor und gab ihr einen leichten Kuss auf den Mund.

»Ich finde es echt geil hier mit dir«, flüsterte er anschließend leise.

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