Petra Lillmeier Die Katholische Grundschule NRW Öffentliche Grundschule im konfessionellen Gewand
Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge
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Herausgegeben von
Erich Garhammer und Hans Hobelsberger
in Verbindung mit
Martina Blasberg-Kuhnke und Johann Pock
Petra Lillmeier
Die Katholische Grundschule NRW Öffentliche Grundschule im konfessionellen Gewand
Ein grundschultheoretischer Diskurs
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© 2015 Echter Verlag GmbH, Würzburg
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Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg
ISBN 978-3-429-03886-1 (Print)
978-3-429-04832-7 (PDF)
978-3-429-06249-1 (ePub)
Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?
(Ex 17,7)
Als ich 2002 zur Schulleiterin einer Katholischen Grundschule bestellt wurde, fragte man mich bei meiner Vorstellung im Rat der Stadt, ob ich auch dann bereit sei diese Schule zu leiten, würde sie in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt.
Der dieser Frage zugrundeliegende Sachverhalt, dass nämlich das Bundesland Nordrhein-Westfalen öffentliche Grundschulen als Gemeinschafts- und Bekenntnisgrundschulen bereithält, beschäftigt mich grundschultheoretisch und –praktisch bereits über viele Jahre: als Grundschullehrerin, als langjährige Schulleiterin und seit 2013 als Dozentin für Grundschulpädagogik und -didaktik am Institut für Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen.
Was kann, darf und muss, im Kontext der Zeichen der Zeit und ihrer Menschen, erwartet werden von einer Schulart, die als „Katholische Grundschule in öffentlicher Trägerschaft“ konstituiert ist?
Die hier vorliegende Arbeit wurde im Frühjahr 2015 im Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften der Universität Osnabrück als interdisziplinär angelegte Dissertation unter dem Titel „Die Katholische Grundschule in Nordrhein-Westfalen. Öffentliche Grundschule im konfessionellen Gewand. Ein grundschultheoretischer Diskurs.“ angenommen.
Ich bin mir sehr bewusst, dass ein solches Werk ohne Unterstützung nicht geschrieben werden kann; schon gar nicht berufsbegleitend. Daher danke ich an dieser Stelle allen, die mich durch ihre je eigene Art und Weise bei meiner Arbeit an dieser Dissertation unterstützt haben:
Meine Doktormutter, Frau Professorin Dr. Martina Blasberg-Kuhnke, gab mir in anregenden Diskussionen, aus ihrem großen religionspädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Wissensfundus wichtige Impulse und Hinweise. Ihre wertvollen Anregungen waren mir immer wieder Hilfe und Ansporn.
Mein besonderer Dank gilt ferner Frau Dr. Dorothea Steinebach: ihrem aufrichtigen Interesse und geduldigen Zuhören, ihren stets dezenten, unaufdringlichen Hinweisen und ihrer konstruktiven Kritik verdanke ich so manche Klärung eines Gedankenganges, Stärkung und Durchhalten.
Für die Mühen der Korrekturarbeit richtet sich meine Anerkennung und Verbundenheit an „meine Grundschulfraktion“: meinen eigenen Grundschullehrern Herrn Grundschulrektor a.D. Winfried Schulte und Frau Barbara Kynast sowie meiner Kollegin und Freundin im Grundschullehramt Frau Karin Holtermann.
Den Herausgebern der Reihe „Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge“ im Verlag Echter, insbesondere Frau Professorin Dr. Martina Blasberg-Kuhnke und Herrn Professor Dr. Erich Garhammer, danke ich für die freundliche Aufnahme in diese Reihe.
Widmen möchte ich diese Arbeit meinem Vater, der die Beendigung dieser Arbeit auf seinem irdischen Weg leider nicht mehr erleben konnte. Seinem aus dem Bildungshunger der Nachkriegszeit gespeisten christlich-katholischen, kritischen und freiheitsorientierten Denken und Handeln verdanke ich viel!
Verl, im Juni 2015
Petra Lillmeier
1Einleitung 1 Einleitung Die Frage nach der Rolle und Bedeutung von „Religion“ im öffentlichen Raum von Schule wird auf dem Hintergrund einer religiös heterogenen „postmodernen“ Gesellschaft diskursiv diskutiert und dabei zumeist auf den grundgesetzlich verankerten konfessionellen Religionsunterricht fokussiert. So wird beispielsweise grundsätzlich gefragt, ob ein konfessioneller Religionsunterricht unter den Bedingungen einer sogenannten Postmoderne überhaupt noch angezeigt, eine kooperativ-konfessionelle oder eine interreligiöse Ausrichtung nicht eher angesagt ist oder ob nicht ein allgemeiner Ethikunterricht eine zeitgemäßere Alternative darstellt. 1 Eine solche Fokussierung der „Gretchenfrage“ auf den schulischen Religionsunterricht verkürzt Religion allerdings auf Unterricht und verstellt den Blick für die Frage nach Religion im gesamten allgemeinen, öffentlichen Raum von Schule. In Eingrenzung dieser weiten Fragerichtung auf die Schulstufe der Grundschule, die ja die Eingangsstufe in das staatliche schulische Bildungs- und Erziehungswesen darstellt und die sich aufgrund ihrer „exponierten Anfangsstellung mit den wohl meisten Zusatzbedingungen und -erwartungen auseinandersetzen“ 2 muss, stellt sich dann die Frage: Welche Rolle spielen eine religiöse Erziehung und Bildung von Kindern innerhalb einer öffentlichen Grundschule, deren Auftrag und Ziel 3 in einer umfassenden grundlegenden Bildung und Erziehung bestehen? In Anlehnung an die Ausführungen von Jürgen Baumert 4 , dem ehemaligen Leiter des deutschen PISA-Konsortiums, ist davon auszugehen, dass es neben einem kognitiven, ästhetischen und normativen auch einen religiösen Zugang zur Welt gibt und dass ferner diese vier Zugänge in Verschränkung mit kulturellen „Basiswerkzeugen“ (sprachliche Kompetenz, mathematische Kompetenz etc.) insgesamt die Grundlage einer umfassenden Bildung darstellen. Daraus ergeben sich zwangsläufig Fragen nach Grundlagen und Gestaltungsperspektiven von Bildungs- und Erziehungsprozessen unter Einbeziehung religiösen Lernens in der Grundschule. Im Rahmen dieser Überlegungen stößt man auf eine Schulart Grundschule, wie sie schulgeschichtlich in diesem Format ausschließlich in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen erhalten geblieben ist: die staatliche Grundschule im Typus einer Bekenntnisgrundschule oder, wie es im Titel heißt: eine öffentliche Grundschule im konfessionellen Gewand. Ihr Spezifikum auszumachen erweist sich bei näherer Betrachtung allerdings als schwierig, ist gleichwohl aber – nicht zuletzt im Blick auf die politische Entwicklung der Existenz dieser Grundschulart – in verschiedener Hinsicht dringend zu klären.
1.1Die Katholische Grundschule Nordrhein-Westfalen
1.2Fokussierung der Fragestellung
1.3Methodischer Zugriff und Forschungsstand
1.4Aufbau der Studie
TEIL IRekonstruktion
2Historische Wurzeln
2.1Die Grundschule der Weimarer Verfassung
2.2Der Klerus zur Schulfrage der Weimarer Republik
2.2.1Denkschrift der katholischen Bischöfe von 1920
2.2.2Hirtenworte der deutschen Bischöfe zur Schulfrage
2.2.3Papst Pius XI.: Divini illius magistri
2.3„As in the Weimar Republic“: Die Grundschule nach 1945
2.3.1Die deutschen Bischöfe 1945
2.3.2Aufruf zur Abstimmung über die Konfessionsschule
2.3.3Der nordrhein-westfälische Episkopat zur Landesverfassung
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