Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz
Es war eine berühmte Stadt …
ES WAR EINE BERÜHMTE STADT …
Mainzer mittelalterliche Erzählungen und ihre Deutung
herausgegeben von
Wolfgang Dobras
Mit Beiträgen von
Theofried Baumeister, Wolfgang Dobras, Uta Goerlitz,
Regina Heyder, Helmut Hinkel, Christian Klein,
Andreas Lehnardt, Sabine Mertens,
Andreas Scheidgen, Hans-Peter Schmit,
Joachim Schneider und Winfried Wilhelmy
Publikationen Bistum Mainz
in Kooperation mit dem Echter Verlag
Mainz · Würzburg 2016
Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz
Beiträge zur Zeit- und Kulturgeschichte der Diözese
2016
herausgegeben von Barbara Nichtweiß
Umschlagmotive:
Vorderseite:
König Dagobert übergibt die Stadt Mainz an die Ritter.
Kolorierte Federzeichnung aus der „Chronik von Kaiser Sigmund“
des Eberhard Windeck (ÖNB Wien, Cod. 13975, fol. 450r)
Rückseite:
Abb. wie S. 106, 189, 164, 265, 45und 326.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte Daten sind im Internet abrufbar unter:
< http://dnb.ddb.de>
ISSN 1432-3389
ISBN Bistum Mainz 978-3-934450-66-0 (print)
ISBN Echter Verlag 978-3-429-04318-6 (print)
ISBN Echter Verlag 978-3-429-04896-9 (ebook-PDF)
ISBN Echter Verlag 978-3-429-06316-0 (ePub)
© Publikationen Bistum Mainz 2016
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.
Ohne ausdrückliche Genehmigung von Verlag und Bischöflichem Ordinariat Mainz
ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem
oder elektronischem Wege zu vervielfältigen oder zu publizieren.
Redaktionsmitarbeit: Gabriela Hart
Bildbearbeitung, Layout, Satz und Umschlag:
Barbara Nichtweiß
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Inhalt
Wolfgang Dobras
Vorwort
I. Erzählungen zu den Anfängen von Mainz
Uta Goerlitz
Mainzer Ursprungssage(n)
Andreas Scheidgen
Pontius Pilatus – ein unehelicher Königssohn aus Mainz
Joachim Schneider
König Dagobert – der angebliche zweite Erbauer der Stadt Mainz
II. Heiligenviten
Winfried Wilhelmy
Von Paulus selbst gesandt?Der heilige Crescenz, der – legendäre – erste Bischofvon Mainz
Theofried Baumeister
Der heilige Ferrutius – römischer Soldat und Märtyrer
Wolfgang Dobras
Der heilige Alban – der Apostel von Mainz
Theofried Baumeister
Bischof Theomastus (Theonestus) –Ortstraditionen und internationale Verknüpfungen
Theofried Baumeister
Bischof Aureus mit dem Diakon Justinus oder seiner Schwester Justina – früher Kult und barocke Wallfahrt
Sabine Mertens
Ein Zwischenstopp in Mainz – Die heilige Ursula auf Pilgerfahrt
Hans-Peter Schmit
Die heilige Bilhildis – Gründerin des ältesten Mainzer Frauenklosters
III. Jüdische Sagen
Andreas Lehnardt
Die Kalonymiden – von Lucca an den Rhein
Andreas Lehnardt
Rabbi Amram – eine christliche Sage in jüdischem Gewand
Andreas Lehnardt
Der jüdische Papst aus Mainz
IV. Sagen von Herrschern und Herrscherinnen
Helmut Hinkel
Nibelungen in Mainz – Heldenepos aus der Badergasse?
Regina Heyder
Die ambivalente Königin –Fastrada in der karolingischen Historiographie und der Ring-Sage
Helmut Hinkel
Päpstin Johanna – ein Mainzer Mädchen auf dem Stuhl Petri?
Christian Klein
Hatto – Rufmord als Kollateralschaden
Wolfgang Dobras
Ein Wagnerssohn als Erzbischof – Willigis und das Mainzer Rad
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsnachweise
Autorinnen und Autoren
vorwort
Auch 200 Jahre nach dem 1816 erschienenen Buch der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm haben Sagen nichts an Anziehungskraft und Popularität verloren. Gerade weil viele dieser „alten Geschichten“ so lebendig sind und das Bewusstsein der Menschen stärker prägen als gelehrte historische Abhandlungen, möchte das vorliegende Buch deren Wirkmächtigkeit einmal an Mainzer Beispielen genauer untersuchen. Dabei werden nicht nur Sagen in den Blick genommen, sondern auch Legenden, handelt es sich doch bei beiden Gattungen um schriftlich tradierte Erzählungen, wobei sich die Legenden nur durch ihre Hauptakteure – die Heiligen – von den Sagen unterscheiden. Neben den Heiligenlegenden zählen dazu Geschichten, die sich um einzelne, mit Mainz auf unterschiedliche Weise verbundene Herrschergestalten und auch Herrscherinnen ranken. Nicht zu vergessen sind die Erzählungen über die Ursprünge und die Gründung der Stadt Mainz. Einer solchen, nämlich der Pilatussage in einer lateinischen Fassung des 12. Jahrhunderts, entstammt im Übrigen das Titelzitat „Es war eine berühmte Stadt“. Einbezogen wurde schließlich auch der bedeutende Mainzer jüdische Sagenkreis. Die ausgewählten Erzählungen spielen alle in der Zeit vor dem Jahr 1100. Bis auf zwei Ausnahmen sind sie im Laufe des Mittelalters entstanden.
Wer jedoch erwartet, in den einzelnen Beiträgen über den „historischen Kern“ dieser Erzählungen aufgeklärt zu werden, muss enttäuscht werden. Denn durch das Entfernen alles „Geheimnisvollen“ lässt sich dieser nicht entdecken. Zwar wird die Historizität der einzelnen Personen, Ereignisse und Monumente, von denen in den Erzählungen die Rede ist, durchaus thematisiert. Das Erkenntnisinteresse wird jedoch nicht von der Frage bestimmt, was an einer Sage oder Legende wahr oder falsch ist. Gezeigt werden soll vielmehr, warum diese Erzählungen im Mittelalter entstanden sind, wie sie im Laufe der Jahrhunderte verändert worden sind und welche Funktionen sie dabei erfüllt haben. Dass sich nicht selten Traditionslinien bis in unsere heutige Zeit ergeben, unterstreicht die Aktualität dieser Erzählungen. So gelesen, erfährt man von ihnen vor allem etwas über die Zeit, in der sie kursierten, und über die Vorstellungen derer, die sie rezipierten und verwendeten. Nach einem vorangestellten zentralen Quellenzitat werden daher in den einzelnen Beiträgen Entstehung, Wandel und Funktion der Sagen und Legenden vom Mittelalter bis in die Gegenwart analysiert.
Für die Idee, sich unter diesem Aspekt mit den Mainzer mittelalterlichen Sagen und Legenden intensiver zu beschäftigen, konnten elf Autorinnen und Autoren gewonnen werden, denen mein großer Dank für ihre Unterstützung und Geduld gilt. In der Mehrzahl handelt es sich um Erstveröffentlichungen; bereits an einem anderen Ort publizierte Beiträge sind für diesen Band entsprechend überarbeitet worden. Dass die Beiträge im „Neuen Jahrbuch für das Bistum Mainz“ einen idealen Erscheinungsort gefunden haben, freut mich ganz besonders. Für die Aufnahme danke ich recht herzlich der Herausgeberin der Reihe, Frau Dr. Barbara Nichtweiß, die zusammen mit Frau Gabriela Hart auch die Arbeit der Endredaktion und des Layouts der Beiträge übernommen hat. Wichtige Unterstützung bei den bibliographischen Korrekturen leistete außerdem Frau Susanne Speth. Last, but not least habe ich den „Rebläusen“ zu danken: In diesem der Mainzer Geschichte verpflichteten Kreis von Theologen, Historikern und Kunstwissenschaftlern, der nun schon seit 75 Jahren existiert, wurde so manches vordiskutiert. Zum Schluss bleibt nur zu wünschen, dass das Buch zum Verständnis von Sagen und Legenden als bedeutendem Phänomen der Mainzer Erinnerungskultur Wesentliches beitragen möge.
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