Felix Lill - Einsame Klasse
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Ein Vierteljahrhundert später offenbart sich, dass die Experten eine Möglichkeit nicht beachtet haben. Verglichen mit den jungen Erwachsenen der 1990er Jahre sind die 18- bis 34-Jährigen von heute um Längen weiter individualisiert. Sie werden von Suchmaschinen im Internet ihrem Verhalten entsprechend bedient, können ihre Meinung kostenlos über soziale Medien kundtun und über das Handy den nächsten Liebhaber finden, leiden weniger als ältere Generationen unter Vorurteilen gegenüber alternativen Lebensstilen und bekommen in der Schule weisgemacht, alles sei möglich, wenn sie sich nur genügend ihren Talenten und Interessen entsprechend anstrengen. Der deutsche Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz nennt die heutige Zeit überdies eine »Gesellschaft der Singularitäten«, in der das Besondere über das Allgemeine gestellt wird, die vermeintliche Einzigartigkeit eines Lebenslaufs nicht nur möglich erscheint, sondern auch erwartet wird. So werde das Leben kuratiert, also möglichst nach individuellem Stil ausgestaltet und zur Schau gestellt. Solche Entwicklungen machen die Welt der Liebe nicht nur zum großen Versprechen auf Bestätigung und Erlösung im Aufgehen der eigenen Eigenheiten in der Zuneigung eines Anderen. Die Liebe wird auch zur großen Last. Denn hat man sie einmal, heißt das heute lange nicht mehr, dass sie auch bleiben wird. Das zeigt sich im Boom von Datingportalen, von denen es allein im deutschsprachigen Raum mittlerweile mehr als 2.500 Anbieter geben soll. Hier sucht, wer schon lange niemanden mehr hatte, mal wieder eine Abwechslung gebrauchen kann, oder gerade jemanden verloren hat. Die Liebe von heute ist ein flüchtiges Ding.
Das war es, was ich mit Lena erlebt hatte und viele meiner Freundinnen und Freunde mit ihren Partnern. Die Bedingungen mussten wir von Anfang an und ständig neu besprechen. Als ich auf Weltreise war, fragten wir uns: Wann bin ich zurück? Wo wird sie dann sein? Treffen wir uns in Mexiko oder Indien? Woher kommt das Geld dafür? Und wenn beides nicht klappt, hat das dann überhaupt noch einen Sinn? In London, als wir nach einer Auszeit wieder zusammengefunden hatten, stand sofort im Raum: Was kommt als Nächstes? So wankte unsere Liebe immer auf der Kippe, und wir mussten umso romantischere Freunde und verständnisvollere Partner sein, damit die Idee von uns zu zweit nicht stürzte. Bis sie irgendwann trotzdem fiel.
Die Beziehungsverhandlungen waren gescheitert, würden Beck und Beck-Gernsheim wohl attestieren. Ökonomische Theorien besagen, dass Personen, auch wenn sie etwas Bestimmtes wollen, manchmal davon Abstand nehmen, entsprechende Chancen zu ergreifen, weil die Durchsetzung zu mühsam ist. Wenn ein Unternehmen vergeblich auf die Begleichung der Rechnung durch einen Kunden wartet, könnte es die ausstehende Summe rechtlich einklagen. Sind aber schon die Verfahrenskosten in etwa so hoch wie die Höhe der Rechnung, wird der Betrieb wahrscheinlich von so einem Procedere absehen. Kann es nicht auch aus der Liebe einen Rückzug geben, wenn das Leben mit ihr zu viele Nachteile nach sich zieht, zu viele Einschränkungen oder Anstrengungen verlangt?
Die Metropolenbewohner in den reichen Ländern dieser Welt haben sich zumindest daran gewöhnt, für sich zu leben. Single-Haushalte, ein typischer Indikator für die Durchdringung einer Gesellschaft durch den Individualismus, verbreiten sich besonders dort, wo mehr Menschen nah aneinander leben. Mittlerweile ist der Single-Haushalt die häufigste Lebensform in der gesamten Europäischen Union. Dieser Lebensstil wiederum kommt häufiger unter Menschen vor, die überhaupt keinen Partner haben. Laut einer Umfrage der Partnervermittlungsagentur Parship von 2009 lebten damals knapp 30 Prozent der Einwohner von Berlin und München als Singles, in Hamburg, Köln und Frankfurt lag der Anteil bei rund einem Viertel, im deutschen Durchschnitt aber nur bei einem knappen Fünftel. In Österreich haben nach einer Parship-Umfrage von 2015 Wien und Salzburg den höchsten Single-Anteil mit je 36 Prozent. In den ländlicher geprägten Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten kommen die Alleinstehenden nur auf ein Viertel. Für Soziologen ist der Begriff Großstadtsingle ein eigenes Konzept, weil der Typus mittlerweile so häufig vorkommt.
In Tokio beobachtete ich die Extremform davon. Eine abgeklärte Absage an die Idee der Liebe als Heilsbringer? Vielleicht war es auch dies, was die irgendwie unglücklich verliebte Charlotte aus Lost in Translation einfach nicht verstehen konnte, weshalb Tokio sie so frieren ließ. Natürlich begegnete man auch hier, im realen Tokio, reichlich romantischem Verhalten. Zum Kirschblütenfest im Frühling können sich viele Japaner nichts Tolleres vorstellen, als auf einer unter einem blühenden Kirschblütenbaum ausgebreiteten Decke beim Picknick zu sitzen, sich mit dem Liebhaber mit Sake zu betrinken und sich gegenseitig Früchte und Kekse in den Mund zu schieben, weil sie es so schon mal in Filmen gesehen haben. Jedes Jahr Mitte Februar haben Frauen quasi die Pflicht, ihrem Freund (oder ihren Freundinnen) Schokolade oder Selbstgebackenes zum Valentinstag zu schenken. Im Interesse der Geschlechtergleichheit (oder im Interesse der Schokoladeproduzenten) sind zum White Day, genau einen Monat später, die Männer mit dem Schenken dran. Und zu Weihnachten, das in Japan nie religiöse Bedeutung hatte, suchen viele Singles händeringend nach einem Partner, auch wenn es nur saisonweise ist, um diese romantischsten Tage des Jahres nicht allein verbringen zu müssen. Einen großen Anteil am japanischen Weihnachtswahn dürfte Hollywood haben. Trotzdem scheinen die Indikatoren des Alleinseins für sich zu sprechen. Der Anteil derer, die mit all dem nichts mehr zu tun haben, nimmt zu.
An einem anderen Abend ging ich wieder unter die Erde, in die Bar Nocturne. Draußen brach der Winter über Tokio herein. Schon seit einigen Tagen gingen die Menschen nur noch in dicken Jacken vor die Tür. In der Bar Nocturne erwartete ich frohes Treiben, erleichterte Gäste, die sich unter dem gelben Licht, das in dünnen, einzelnen Strahlenbündeln auf den Tresen und die Tische schien, die Hände bei starkem Alkohol wärmen würden. Aber drinnen zeigte sich im Wesentlichen das gleiche Bild wie einige Wochen zuvor. Der stumme Hibiki-Trinker saß wieder rechts am Tresen, hinten ein paar Einzelgäste. Zwei Männer auf dem tiefen Sofa unterhielten sich mit gedämpfter Stimme über ihre Jobs. Auch die Kälte draußen schien das Bedürfnis der Gäste nach Gesellschaft, wie ich es aus Europa kannte, nicht zu steigern.
Herr Tanaka schenkte mir seine Empfehlung für diesen Abend ein. Ich ließ mich auf den Whiskyluxus ein, er schien seinen Preis wert. Talisker Storm, ein Single Malt, einer der Rauchigsten des schottischen Nordens, gleichzeitig würzig, wie Tanaka mit leiser Stimme erklärte, als er das Glas mit dem dünnen Hals über die Theke schob. Der Stumme rechts von mir erkannte mich vom letzten Mal, würdigte mich eines scheuen Lächelns, justierte sich dann wieder auf seine Blickbahn zwischen Counter und Flaschenwand. Auf dem Tresen vor ihm lag kein Handy, kein Päckchen Zigaretten, nur ein schwarzer quadratischer Untersetzer und sein 17-jähriger Hibiki, straight, ohne Eis. Der Mann reduzierte sich wohl aufs Wesentliche. Schwieg, bewegte seinen Kopf gelegentlich minimal, aber ohne von außen sichtbaren Grund. Wie letztes Mal trug er einen dunklen Anzug, den oberen Hemdknopf offen, den Rücken über das glanzpolierte Holz der Theke gekrümmt. Trotz des förmlichen Auftritts passte er gut zum Prototypen des Losers, den ich seit meiner Kindheit aus Fernsehserien kannte. Lächelte wenig, sprach gar nicht, hatte immer ein Glas Hochprozentiges zur Hand. Ob er süchtig war, war schwer zu sagen. Er kippte sich die Gläser nicht in den Rachen, und wenn ihm die jazzige Kombination aus Piano und Schlagzeug aus den Lautsprechern gefiel, trank er einige Minuten gar nicht, hob das Glas unentschlossen an und stellte es ohne anzusetzen wieder ab. Aber er war alleine. So sehr, dass niemand, nicht einmal Herr Tanaka, der ihn sicher regelmäßig bewirtete, ihn auf irgendeine Weise hätte ansprechen können, ohne dass es aufdringlich gewirkt hätte. Der Unterschied zum verkorksten Verlierer der Gesellschaft aus meiner Vorstellung war, dass der hier keinen Ärger machte, und dass es mir, je länger ich ihn sah, umso wahrscheinlicher vorkam, dass ich ihm seine Traurigkeit nur andichtete. Irgendwann stand er auf und ging zur Toilette.
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