Das Buch beinhaltet eine Sammlung inspirierender Essays, in der sich der Autor als Sprachvirtuose betätigt, der die menschliche Seele, das menschliche Verhalten, den Alltag und das ganze Leben wie unter dem Mikroskop seziert. Mit spitzer Feder, die einem Seziermesser gleicht, greift er das Handeln und Tun auf. Ob Banales oder Hochdramatisches – alles wird analysiert und bis auf den kleinsten Nenner zerlegt.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und die Leser*innen mit auf den Königsweg der Erkenntnis und Eigenreflektion nimmt. Dabei steht das virtuose Spiel mit der Sprache immer im Vordergrund.
Jahrgang 1961
Unternehmer, Baumeister, Tennislehrer, Skilehrer, Hobbyfotograf und vor allem kreativer Autor.
· In seinen Essays vereint er seine reiche Lebenserfahrung aus einem aktiven und erfolgreichen Leben mit Feingefühl und messerscharfer Beobachtungsgabe.
· Aus Ecklkofers Feder entstehen Essays, die den Sinn des Lebens auf vielfältige, manchmal gnädige, manchmal ungnädige Weise beleuchten und die Leser*innen mitnehmen auf eine Reise zu sich selbst.
PUNKT
HELMUT ECKLKOFER . ESSAYS
IMPRESSUM
EINS Punkt
Essays
Helmut Ecklkofer
© 2019 basic erfolgsmanagement Verlag, Pfarrkirchen
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Josef Nöhmaier, Susanne Wagner
Bildnachweis:
Coverbild: ©kramynina / Adobe Stock
Autorenfoto: IM Fotografie
Umschlaggestaltung, Layout/Satz:
Michaela Adler, Pfarrkirchen
Made in Germany
ISBN 978-3-944987-30-9
eISBN 978-3-944987-33-0
www.basic-erfolgsmanagement.de
FÜR DANIEL
E-MAIL E-MAIL Montag, 29. Februar 2016 Lieber Helmut!
FIDELITY FIDELITY ICH SUCHE MEIN LEBEN „Die Treue gibt unserem Leben eine Einheit, ohne die es in tausend flüchtige Eindrücke zersplittert.“ Ich suche mein Leben, meine Spuren, mein Ich und lerne eigenartige Dinge. Wo liegt die Balance zwischen Traurigkeit und Freude? Sie hat ihre Stimme in meinem Kopf zurückgelassen. Was wollte sie mir sagen? Was wollte ich sie noch fragen? Ich befinde mich in einem Tunnel der Gefühle. Eingezwängt zwischen den Wänden Denken und Handeln, Harmonie und Schmerz. Es ist dunkel. Nach und nach zeichnen sich atlasweiße Fragmente ab. Wir tanzten im Gleichklang wie Fred Astaire und Ginger Rogers. Wir stehen uns nochmals gegenüber in dem großen Saal. Alles um uns verschwimmt. Die Geräusche verstummen. Ich berühre dich. Ich führe dich. Ich fühle dich. Aber etwas ist anders. Wo sind unsere Grenzen. Es wechselt das Draußen und das Drinnen. Sie trägt einen anmutigen obsidiangrauen Nebelschleier. Wo liegt der Schlüssel des Rätsels? Wie ein Sonar sind meine Sinne. Ich taste nach der Wirklichkeit, die Ränder verschmieren, unscharf sind die Übergänge zwischen Tag und Nacht, Wachen und Schlafen, Leben und Tod. Wiedersehen. Ein schmaler Streifen aus Wahrheit liegt vor mir. Jeden Tag eine neue Etappe. Ich strample Kilometer um Kilometer wie die Radfahrer der Tour de France. Winde mich steile Pässe in die Höhe. Kein Blick zurück. Rase waghalsig die Abfahrten hinunter. Spüre den Fahrtwind, fühle für einen kurzen Augenblick die Freiheit. Was kommt nach dem Traum? Tränen füllten ihre Augen. Ich versuche, mich zu fokussieren. Ich bin eine Mischung aus Peter Pan und Hans im Glück. „So glücklich wie ich“ , rief er aus‚ „gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ging er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war. Auch ich tauschte viele Dinge, traf viele Leute und hatte immer Glück. „Alles, was du brauchst, ist Glauben, Vertrauen und ein bisschen Feenstaub“ , sagte Peter Pan. Ja, ich hatte viel Vertrauen und auch etwas Feenstaub. Ich lebe in der Vergangenheit und du in der Zukunft. Alles trennt uns, sogar die Zeit, die Zeit, die uns sonst so geeint, so vereint hat. Die Zeit, die wir ohne nachzudenken so unglaublich gut verbracht haben, die wir so mit Leben gefüllt haben. Die uns nie zu wenig war. Die wir immer so genossen haben. Du steigst auf in ungeahnte Höhen, ich tauche ab in die Tiefe meiner Seele. Suche nach dem Sinn. Nach meinem Sinn. Nach Sinn-Bildern. Nach Sinn-Symbolen.
THE LAST WALZ THE LAST WALZ Ihre Arme berühren sich. Das Schauspiel beginnt. „If you don‘t know me by now.“ Wenn du mich jetzt noch nicht kennst, wirst du mich nie nie nie mehr kennenlernen. All die Probleme, die wir zusammen gelöst haben – du solltest mich und ich dich verstehen können. Ich kenne jetzt den Unterschied zwischen richtig und falsch. Vertrau mir nur so, wie ich es bei dir tue, so lange, wie wir schon zusammen sind, sollte das sehr einfach sein. Deswegen nimm dich ein wenig zusammen, sonst können wir gleich für immer „Leb wohl“ sagen. Wofür soll eine Liebesbeziehung gut sein, wenn man sich nicht in die Augen sehen kann? Wenn du mich jetzt noch nicht kennst, wirst du mich nie, nie, nie mehr kennenlernen .
99 PROZENT 99 PROZENT Sie wird unruhig, geradezu panisch. Meint sie das wirklich ernst? Silvia stellt sich hin und lässt sich ohrfeigen. Die einen erinnern sich und lachen, andere erregt es und sie rufen „fester“. So schnell, wie die Szene angefangen hat, so schnell ist sie wieder vorbei. Es fühlt sich an, als stände sie in einem zeitlosen Traum aus Lichtschleiern. Es fühlt sich an wie eine dunkle Wolke am strahlend blauen Himmel. Die Tage des warmen Regens strömen wieder auf sie ein.
CLEAN CLEAN Es ist still. Die Uhr tickt. Gibt den Takt vor. Ihr Smartphone zeigt ein anderes Gesicht. Sie wischt es weg. Kiras Halluzinationen sind wie ein digitales Wachkoma. Sie bewegt sich wie eine Comicfigur. Die ersten Schritte, die ersten Bewegungen. Könnte jemand die Welt anhalten, sie würde aussteigen. Es umgibt sie ein gewisser Zauber. Keine Leerstelle ist sinnlos. Sie ist gefangen in existenzieller Einsamkeit. Sie hält nichts vom Sinn für Rhythmus. Ihre virtuosen Bewegungen zaubern eine gewisse Gleichgültigkeit in die flirrende, klare Luft. Die feinen Adern schimmern durch die helle Haut. Doch wann hört das auf?
GREENPEACE GREENPEACE ES GIBT GENUG RAUM FÜR TRÄUME Klick. Das Foto ist fertig. Die Szene ist für immer festgehalten, eingefroren, die Welt für einen kurzen Augenblick angehalten. Das satte Grün der Blumenwiese, die schneeweiße Tischdecke, der festlich gedeckte Tisch mit der üppigen Dekoration, die Ornamente, die Symmetrie der Gegenstände, die wie ein Heer von Soldaten in einer Reihe akkurat verteilt über die Fläche aufgereiht dastehen. Links daneben der alte Baum mit der großen Schaukel. Ein kleines Mädchen mit einem farbenfrohen Kleid, auf dem winzige Blüten aufgedruckt sind, schaukelt gedankenversunken auf und ab. Das Lachen der fröhlichen Menschen ist schon von weitem zu hören. War das eine imaginäre oder eine reale Welt. Es gibt scheinbar keine Trennlinie, keine Abgrenzung zwischen Schwerelosigkeit und Schwerkraft. Die Kulisse funktioniert, weil irgendjemand ihr eine Seele gegeben hat, eine Bedeutung, eine Existenz. Es gibt genug Raum für Träume und die ungeliebte Wirklichkeit. Und doch lockt das Schauspiel meine Neugier. Ich sitze da, als stiller Beobachter, und sehe, wie die Avatare ihre Gesichter tauschen. Plötzlich hatte die Welt andere Farben, andere Töne, andere Gerüche.
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