»Rammstein« vereint bereits alle Bestandteile des unverwechselbaren Stils der Schwermetallrocker – sägende Gitarrenriffs über einem dröhnenden Bass und ein martialisch hämmerndes Schlagzeug. »Tanz Metal« nennt die Band selbst ihren Musikstil, für den sich ansonsten die Bezeichnung »Neue Deutsche Härte«, oder im weiteren Sinn »Industrial Metal«, eingebürgert hat.
Doch Rammstein ist viel mehr, ist eine Einheit aus Sound, Licht und Performance. Es war daher keine Frage, dass, zumal in den Hochzeiten von MTV, für den Song ein Video hermusste. Die Plattenfirma – es war das 1994 unter dem Dach von PolyGram entstandene Berliner Alternativ-Label Motor Music, das sich der Band annahm – kam auf die Musiker mit der Frage zu, wen sie sich denn als Regisseur vorstellen könnten. Die Antwort verblüffte damals nicht nur die Verantwortlichen des Labels: Sie wollten David Lynch, den Meister albtraumhafter, surrealistischer Thriller aus Hollywood. Allein diese Antwort hatte etwas von Aberwitz, ihre Umsetzung mit einer Anfrage bei Lynchs Agentur grenzte dann schon an Größenwahn.
Es wurde zwar nichts daraus, aber für Rammstein sollte sich dieser vorschnelle Griff zu den Sternen als ein Karrierebeschleuniger ohnegleichen erweisen. Der Newcomer-Band aus dem Prenzlauer Berg im Ostteil Berlins verhalf er gleichsam über Nacht zu Ruhm und Anerkennung auf dem internationalen Parkett. Lynch hatte der Anfrage einer namenlosen Band aus dem fernen Deutschland natürlich zunächst keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt und die beiliegende CD unbeachtet irgendwo zur Seite gelegt. Der Zufall aber wollte es, dass sie sich in seinem Auto wiederfand, als er auf der Suche nach geeigneten Locations für seinen Film Lost Highway auf dem Weg ins kalifornische Death Valley war. Mangels Alternativen schob er sie in den Player. Er sprang auf den Rammstein-Sound sofort an: »Es war genau das, was ich für Lost Highway brauchte. Das ganze Team war verrückt danach: Rammstein mußte 70 CDs losschicken – eine für jeden in der Filmcrew«, erklärte er 1997 dem Spiegel . Statt einer Antwort auf die Frage nach einem Video-Dreh sollten nun »Heirate mich« und »Rammstein« für den Soundtrack des Films verwendet werden. Dass Trent Reznor, der für den Soundtrack verantwortlich zeichnete, die Rammstein-Songs dann auch noch an ausgesprochen prominenter Stelle für eine Schlüsselszene in dem 1996 gedrehten und 1997 in die Kinos gelangten Psychothriller einsetzte, rollte Rammstein in den USA gleichsam einen roten Teppich aus. Schon im Jahr darauf folgte die erste US-Tournee der Band.
Für das Video besorgten der Videoregisseur Alexander Herzog und der Werbefilmer und Fotograf Kai Kniepkamp einen Zusammenschnitt von Bildmaterial aus Lost Highway mit einigen charakteristischen Szenen der Live-Performance des Songs. Das Live-Material entstand bei dem euphemistisch »100 Jahre Rammstein« genannten Konzert – es war ihr 100. Auftritt – im September 1996 in der Arena in Berlin Alt-Treptow. Erstmals zeichnete hier Gert Hof als Stage- und Light-Designer für die Bühnenshow verantwortlich und entfesselte ein Feuerwerk aus Special Effects und Pyrotechnik ohnegleichen. Die sich anschließende Tournee durch Deutschland sollte zum siegreichen Einzug der sechs Gladiatoren mit dem Hammersound in die Musikwelt werden, die feuerspeiend und wie mit der Dampframme niederwalzten, was sich an kleinlichen, gehässigen, humorlosen, neidvollen, biederen und sonstigen Einwänden ihnen entgegenstellte. Dass diese mit dem wachsenden Erfolg lauter wurden, war kaum vermeidbar, denn wer provoziert, der polarisiert.
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