Eine wichtige Aufgabe in der klinischen Notaufnahme ist daher die korrekte Einschätzung eines älteren Menschen als geriatrischer Risikopatient. Problematisch ist dabei, dass die bisher verwendeten Assessmentinstrumente nicht verlässlich genug Patienten mit niedrigem Risiko von Patienten mit hohem Risiko unterscheiden können.
Ein häufig in der Notaufnahme verwendetes Instrument ist das Identification of Seniors at Risk (ISAR)-Tool. ISAR sagt zwar das Risiko für eine Wiedervorstellung in einer Notaufnahme voraus, war aber nicht prädiktiv hinsichtlich einer Krankenhausaufnahme innerhalb der folgenden 30 und 180 Tage (Tavares et al. 2017).
3.7 Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis
Das MAGIC-Instrument (MAnageable GeriatrIC Assessment) wurde speziell für die Hausarztpraxis entwickelt. MAGIC umfasst neun evidenzbasierte Fragen, die im Ergebnis qualitativ dichotom beurteilen, ob ein Problem vorliegt oder nicht. Die neun Themen lauten Leistungsfähigkeit, Sehen, Hören, Stürze, Harninkontinenz, Depressivität, soziales Umfeld/Teilhabe, Impfschutz und Orientierung.
MAGIC ist eine gute Basis für die hausärztliche Praxis, als Assessmentinstrument stellt es ein Screening dar. Wichtige Bereiche wie zum Beispiel Ernährung, Schmerz oder Schlaf fehlen.
In einer Querschnittstudie, an der 30 Hausärzte teilnahmen und für die 60 Patienten rekrutiert werden konnten, deckte das Instrument in vier geriatrischen Bereichen Probleme auf. Die Test-Retest-Reliabilität lag zwischen 83,3 % (Item Depression) und 100 % (Item soziale Teilhabe) (Junius-Walker et al. 2016).
Der Vorteil von MAGIC ist seine einfache und zeitökonomische Anwendbarkeit. MAGIC kann delegiert werden. Damit sind die Voraussetzungen für eine breite Anwendung von MAGIC erfüllt. Der Fragebogen kann kostenlos unter http://www.allgemeinmedizin.med.uni-goettingen.de/de/media/MAGIC_2014(1).pdf(Zugriff am 03.05.2021) heruntergeladen werden. Eine prospektive Validierung und Normierung von MAGIC sind vorgesehen.
3.8 Geriatrisches Assessment in besonderen Situationen
Bei Menschen mit Aphasie und Menschen mit Demenz muss das geriatrische Assessment individuell gestaltet werden. Dabei ist es möglich, dass durch die vorliegenden Behinderungen nicht alle formal geforderten Untersuchungen valide durchgeführt werden können. Dies muss dokumentiert werden.
Menschen mit Demenz leiden an alltagsrelevanten kognitiven Problemen. Dies reduziert die Validität von geriatrischen Assessmentinstrumenten, die auf einer Selbstbeurteilung beruhen. Die klinische Erfahrung zeigt, dass gerade Fragen, die sich auf einen Zeitraum in der Vergangenheit beziehen, oft nicht mehr beantwortet werden können. Daher besteht sinnvollerweise die Empfehlung, dass bei älteren Menschen das kognitive Assessment erfolgen sollte, bevor andere Selbstbeurteilungsinstrumente – wie zum Beispiel ein Assessment der Emotion – eingesetzt werden. Bei Demenzkranken sind die Fremdanamnese mit Hilfe naher Angehöriger und die Fremdbeurteilung im geriatrischen Team wichtig.
3.9 Ausgewählte geriatrische Domänen und Assessmentinstrumente
Eine Vielzahl der im deutschsprachigen Raum verwendeten Assessmentinstrumente wurden in der AWMF-S1-Leitlinie zum Geriatrischen Assessment der Stufe 2 bezüglich ihrer Gütekriterien vorgestellt und diskutiert ( www.AWMF.de, Zugriff am 03.05.2021).
Teil B Assessmentverfahren
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