1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 Ich kapitulierte fast bedingungslos vor soviel Entschlossenheit, sah Marie entgeistert zu, wie sie resolut meinen Koffer auf mein Bett warf und alles einpackte, was ich für einen Strand- und Partyurlaub benötigen würde.
„Ich schlafe heute Nacht in deinem Gästezimmer, damit du mir nicht im letzten Moment ausbüxt und morgen früh geht es los. Zwei Wochen keine Aktenordner, keine Telefonate und vor allem keine Termine. Außer denen am Abend in der Disco“, grinste sie mich an.
Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, spürte ich, wie recht Marie hatte. Schließlich konnte ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie das Wort Urlaub überhaupt geschrieben wird, umso mehr spürte ich dieses euphorische Kribbeln im Bauch, wenn ich nur daran dachte, mit meiner besten Freundin für einige Tage meiner selbst gezimmerten Welt zu entfliehen. Wie lange hatte ich am Morgen nicht mehr so richtig ausgeschlafen, immer war ich die Erste im Büro und die letzte, die ging. Wie lange war ich nicht mehr feiern, hatte Nächte durchgetanzt und mein Leben genossen?
Die Sonne brannte geradezu vom Himmel, als wir am Aeropuerto San José aus dem Flieger stiegen. Hätte ich gegen Maries Anordnung auch nur den geringsten Einwand gehabt, spätestens in diesem Moment wäre er hinweggeweht worden wie ein herbstlicher Morgennebel in der Novembersonne. Wollte ich wirklich all das meiner Karriere opfern, hinter meinen Aktenbergen versauern und irgendwann als alte Jungfer aufwachen und spüren, dass das Leben wie ein Eilzug an mir vorbeigerauscht ist? Dankbar umarmte ich Marie, dafür, dass sie so resolut geblieben ist und mich fast zu meinem Glück gezwungen hatte. Ich konnte es kaum erwarten, dass der Shuttle-Bus endlich an unserem Hotel ankam. Und noch weniger konnte ich es erwarten, endlich mit Marie am Pool zu liegen, Cocktails zu schlürfen und diesen prächtigen, gut gebauten Männern, die im Allgemeinen eine Poollandschaft bevölkern, nachzuschauen, während es in meiner Mitte beginnt zu kribbeln und zu flimmern.
Es war einfach eine wundervolle Zeit, die wir verlebten. Die Sonne brannte jeden Tag geschlagene sechzehn Stunden vom Himmel, wir beide bewegten uns eigentlich nur, wenn wir uns im Liegestuhl umdrehten oder den kurzen Weg zum Pool auf uns nahmen. Es brauchte nur einen Fingerschnipser, und schon stand einer der Kellner des Hauses neben uns, um nach unseren Wünschen zu fragen. Die Abende durchtanzten wir in der Disco, jedes Mal gehörten wir zu den Letzten, die von den Angestellten, die sich endlich nach ihrem Feierabend sehnten, im Morgengrauen hinauskomplimentiert wurden. Allerdings bemerkte ich nach einigen Tagen, dass Marie nicht selten schon lange vor mir auf ihr Zimmer ging, ich vermutete, dass dahinter wohl ein gut gebauter Spanier stecken müsste, der Marie die Stunden zwischen Morgengrauen und Frühstück versüßen würde, jedenfalls ließen die deutlich sichtbaren Ränder unter ihren Augen nur diesen einen Schluss zu. Ein Geheimnis, mit dem ich Marie, zumindest so lange, bis sie mich einweihen würde, alleine lassen wollte, wäre ich nicht selbst fast mit der Nase darauf gestoßen.
Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen, als ich wieder einmal spät nachts oder besser gesagt, frühmorgens auf dem Weg zu meinem Zimmer, der genau an Maries Appartement vorbeiführt, von eindeutigen Geräuschen überrascht wurde.
Es war Maries Stimme, die lustgetrieben in den höchsten Tönen jauchzte, die ungeniert von der Erregung, die Marie fest in ihrem Griff zu haben schien. Ich muss zugeben, dass ich Marie wegen ihres ausgefüllten Sexlebens, von dem sie mir an manchem Morgen aufgeregt berichtete, schon immer beneidet hatte, aber in diesem Augenblick wurde ich zum ersten Mal Zeugin, wie gut es meiner Freundin anscheinend tat, von einem prallen Phallus in den Wahnsinn gepusht zu werden.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, Marie den Tag über auch nur einen einzigen Augenblick in männlicher Gesellschaft gesehen zu haben, fragte mich, wo sie diesen Kerl, der es ihr zweifellos geradezu fantastisch zu besorgen schien, wohl wieder aufgerissen hatte. Ich weiß ja, dass Marie kein Kind von Traurigkeit ist, dass sie sich ungeniert nimmt, was sie will und braucht. Aber auch sie hatte sich immer etwas Vorlaufzeit genommen, ehe sie mit einem Typen in die Kiste springt, und gerade das hätte ich eigentlich, sei es am Pool oder in der Disco, doch bemerken müssen.
Ich fand in dieser Nacht, so sehr ich mich auch anstrengte einfach keinen Schlaf. Immer wieder musste ich an die glücklichen Laute denken, die so vollkommen ungeniert aus Maries Zimmer auf den Hotelflur drangen und daran, dass gerade irgend ein Kerl, den ich nicht einmal kannte, dabei ist, Marie das Paradies zu zeigen. Und ich liege wieder einmal allein im Bett, weil ich es einfach so lange nicht mehr geschafft habe, abzuschalten und mein Leben zu genießen. Ich bin nicht gerade unattraktiv, aber eine Frau, die, wie ich, selbst beim heißesten Flirt plötzlich beginnt, vom Büro zu erzählen, übt eben nicht gerade die größte sexuelle Anziehungskraft aus.
Fast unmerklich glitten meine Finger zwischen meine Beine, suchten nach der Lust meiner Spalte, die vor Nässe beinahe überzuquellen drohte. Ich verfluchte den Moment, in dem ich meinen Vibrator, den ich beim Packen schon lächelnd in meiner Hand gehalten hatte, doch nicht heimlich, von Marie unbemerkt, in meine Handtasche geschmuggelt habe. Aber wer nimmt schon auf eine Party-Insel, auf der es von knackigen Strandboys nur so wimmelt, einen mechanischen Liebesdiener mit.
Wie dringend hätte ich ihn in diesem Moment brauchen können, das angenehme Vibrieren des Liebesstabs genießen und mich von ihm langsam in ein Wolkenheim der Ekstase entführen lassen, um mir zumindest vorzustellen, dass es der saftige Prügel eines gut gebauten Beach-Boys ist, der mich in den Wahnsinn vögelt und nicht nur mein Finger, der rhythmisch in meiner Mitte ein- und ausfährt. Je mehr ich daran dachte, wie glücklich Marie wohl in diesem Augenblick höchster Ekstase sein würde, um so mehr spürte ich, wie sehr ich angesichts der Gewissheit in den letzten Jahren auf jeglichen Spaß verzichtet zu haben, meine Freundin beneidete.
Wie gerädert erschien ich irgendwann am Morgen an unserem Frühstückstisch. Marie schien schon lange im Hotelrestaurant zu sitzen und das Frühstück nach ihrer sicherlich entkräftenden Nacht sichtlich zu genießen.
„Wie siehst du denn aus?“, Marie machte keinen Hehl daraus, dass man mir die vergangene schlaflose Nacht, die mir immer noch in den Knochen steckte, schon von Weitem ansehen musste.
„Du hast gut reden“, nörgelte ich sie vorwurfsvoll an, „du lässt dich von irgend einem Typen die halbe Nacht durchvögeln, dass es das halbe Hotel mitbekommt. Und dann beschwerst du dich noch, wenn mir die schlaflose Nacht, in der ich Ohrenzeuge eurer Geilheit werden musste, noch in den Knochen steckt“.
„Du, das war kein Mann“, lächelte Marie mich mit genau dem verruchten Blick an, den ich so sehr an ihr liebe, wenn sie mir wieder brühwarm von ihren sexuellen Eskapaden der vergangenen Nacht berichtet. „Ich habe es mir von dem süßen Zimmermädchen besorgen lassen“.
Maries Worte schienen in meinem Gehirn einzuschlagen wie eine Splitterbombe. Ungläubig blickte ich sie an. Marie, die sich vor heißblütigen, potenten Verehrern kaum retten kann, treibt es nicht nur mit Kerlen, sondern lässt auch Frauen an sich ran? Das, was eigentlich ein Schock für mich sein müsste, regte, so plötzlich wie ein unerwarteter Blitzeinschlag alle meine nur denkbaren Fantasien an. Urplötzlich sah ich Marie mit anderen Augen, sie, das männerverschlingende Sexmonster, das sie immer für mich war, schien wirklich keine Gelegenheit auszulassen, ihrer Geilheit zu frönen, selbst dann, wen einmal überraschenderweise kein Mann zur Verfügung steht. Aber sie hatte ja recht, die kleine, dunkelhaarige Spanierin, die so unauffällig ihr Wägelchen durch die Hotelflure schob, war wirklich eine Augenweide, die auch mir schon mehr als angenehm aufgefallen war.
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