Gazmend Kapllani - Unentbehrliches Handbuch zum Umgang mit Grenzen

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Unentbehrliches Handbuch zum Umgang mit Grenzen: краткое содержание, описание и аннотация

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Eine mit viel schwarzem Humor geschriebene Erzählung über die Flucht des Autors zu Fuß über die griechische Grenze (1991), verwoben mit köstlichen fiktiven Charakteren, gespiegelt in einer tiefgründigen Reflexion über das Migrantensein und die Bedeutung von Grenzen. Mit einem sehr aktuellen Interview des Autors zur heutigen Situation Albaniens in Europa und der Welt.

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Er wird wieder aufbrechen, die gleiche Strecke, Korça – Kalampaka, acht Tage Fußweg, denn er muss es schaffen. Und so wird er zehn, zwölf, neunzehn, sechsunddreißig Mal illegal die Grenze überqueren .

Der Weg hat viele Tücken. Im Sommer sind für gewöhnlich viele Soldaten unterwegs, um die Pfade zu kontrollieren und die »Illegalen« zu schnappen. Außerdem liegen viele bewaffnete Räuber auf der Lauer und klauen dem illegalen Migranten das letzte, was er bei sich trägt. Wer sich weigert, seine Taschen zu leeren, wird grün und blau geschlagen. Im Winter gibt es zwar weniger Soldaten und noch weniger Räuber, aber dann spielt man mit dem Schnee und den Wölfen russisch Roulette um sein Leben .

Er erinnert sich noch an den jungen Mann, er war gerade erst achtzehn Jahre alt. Zwei Tage glühte er vor Fieber, er hatte keine Kraft mehr und hauchte sein Leben dort im Schnee in den Bergen aus. Seine Begleiter begruben ihn und marschierten weiter, weil sie nichts anderes für ihn tun konnten. Sie liefen ja selbst Gefahr, im Schnee zu ersticken, weil sie in einen fürchterlichen Schneesturm geraten waren, jeder um das eigene Überleben kämpfte. Sie wanderten ganze Tage hindurch wie Schlafwandler, sie versuchten, nicht hinzufallen, weil das ihr Ende bedeutet hätte: Der Schnee hätte sie lebend begraben .

Der im Schnee sein Leben ausgehaucht hatte, hieß Eddi, und es war das erste Mal, dass er die Grenze überqueren wollte. Ein anderer Mann und er hatten ihn auf ihren Schultern getragen, mit letzter Kraft zu zweit, fast einen Tag und eine Nacht lang, und ihm gut zugeredet: »Nur Geduld, wir schaffen das schon.« Der Schnee reichte ihnen bis zu den Hüften, und er betete zu Gott, dass sie auf eine Patrouille träfen – aber brauchte man einmal die Soldaten, dann ließen sie sich nicht blicken .

Wenige Tage bevor Eddi in ihren Armen starb, hatte er zu ihnen gesagt, sie sollten seine Freundin verständigen und sie in seinem Namen um Entschuldigung bitten dafür, dass er es nicht geschafft hat. Sie hatten sich gerade erst zwei Wochen zuvor verlobt, und er hatte ihr versprochen, sie nach Griechenland zu holen, sobald er Wohnung und Arbeit gefunden hätte. Eddi fand nie Wohnung und Arbeit in Griechenland. Er starb auf halber Strecke zwischen Korça und Kalampaka, acht Tage Fußmarsch .

Und plötzlich stellt unser Held eine einfache Rechnung auf: Vierunddreißig Mal in sieben Jahren hat er zu Fuß die Strecke Albanien – Griechenland zurückgelegt. Zuzüglich der Tage, die er jedes Mal in Haft verbracht hat, wenn sie ihn abgeschoben haben .

Unglaublich, sagt er sich im Stillen, innerhalb von sieben Jahren habe ich ungefähr zwei Jahre buchstäblich auf der Grenze verbracht .

8

Meine Heimatstadt Lushnja liegt am Adriatischen Meer, an dessen Küsten wir regelmäßig unsere Sommerferien verbrachten. Irgendwann ließ das Regime über die gesamte Länge und Breite von Albanien, besonders in den Gebieten an der Grenze und an der Küste hunderttausende Bunker errichten. Wir lebten in ständiger Erwartung des Feindes von allen Seiten, doch der fürchterlichste Feind würde offenbar vom Meer her einfallen. Der Strand, an dem wir als Kinder badeten, füllte sich immer mehr mit diesen Symbolbauten des Krieges.

Ironie des Schicksals war, dass ausgerechnet diese gruseligen Bunker zu besonders beliebten Schlupfwinkeln für Liebespaare wurden. Die Altäre des Krieges verwandelten sich also in Altäre der Liebe: In gewisser Weise rächte sich das Leben selbst an der Paranoia des Regimes.

Wie auch immer, die Bunker warteten, entlang des ganzen Strandes aufgepflanzt, auf den fürchterlichen Feind, während dieser Feind uns niemals den Gefallen tat, am Horizont zu erscheinen. Statt des fürchterlichen Feindes trug das Meer verschiedene bescheidene Gegenstände aus der Welt-jenseits-der-Grenze heran: vergammelte Säcke, Cola-Flaschen, leere Waschmittelbehälter mit diversen Aufschriften. Die Menschen nahmen diese Sachen als Dekorstücke für ihr Zuhause mit. Ich erinnere mich an eine Cousine, die sich über einen leeren grünen Kanister in noch gutem Zustand wie verrückt freute. Nur der liebe Gott weiß, wer ihn an der italienischen Küste weggeworfen hatte, nicht ahnend, dass er auf der anderen Seite des Meeres den Status eines Fetischs bekommen würde. Auf dem Behälter war das Logo einer Firma abgebildet, daneben eine Garnitur Damenunterwäsche, die Hand in Hand mit einer Garnitur Herrenunterwäsche spazieren geht, beide vom Salzwasser zerfressen, denn offensichtlich hatten sie eine lange Reise hinter sich. Meine Cousine nahm also den Kanister mit nach Hause, und ihre Mutter und sie beschlossen, ihm im Wohnzimmer einen Ehrenplatz einzuräumen, als handelte es sich um ein wertvolles Gemälde von Van Gogh oder von Picasso.

All diese Geschichten hatten etwas unbeschreiblich Komisches und zugleich unendlich Tragisches. Doch schaut man unter die Oberfläche, entdeckt man vielleicht etwas durch und durch Menschliches: die Leidenschaft der Menschen, nicht endgültig den Kontakt zu der Welt-jenseits- der-Grenze zu verlieren. So wie der Gefängnisinsasse die einfachsten Objekte aus der Welt draußen anbetet, weil sie ihn an seine Freiheit erinnern, so sammelten die Menschen auf diese tragikomische Art Beweise dafür, dass es diese Welt-jenseits-der-Grenze tatsächlich gibt; was auch ein Weg war, um die totale Isolation einfach zu ignorieren und sich selbst und den anderen zu versprechen, dass der ganze Wahnsinn eines Tages ein Ende haben wird.

Dass das Regime in den letzten Zügen lag, zeigte sich deutlich, als nachts nach und nach die Standbilder des Ewigen Führers auf Plätzen oder in öffentlichen Gebäuden stürzten. Jedes politische System hat so seine Tabus. Die des albanischen Totalitarismus waren die kleinen, mittleren, großen Monumente und Portraits des Ewigen Führers, die all überall präsent waren: auf den Plätzen, an den Fassaden, im Innern der öffentlichen Gebäude und auch der Wohnhäuser. Als ich noch klein war, glaubte ich, dass die Standbilder Menschen darstellten, die gestorben waren. Um dieses Rätsel zu lösen, fragte ich eines Tages meine Mutter: »Warum gibt es so viele Standbilder von Onkel Enver, obwohl er doch noch gar nicht gestorben ist?« Meine Mutter bedachte mich mit einem melancholischen und zugleich panischen Blick und antwortete: »Eines Tages werde ich es dir sagen, aber bis dahin versprich mir, nie und nimmer deiner Lehrerin eine solche Frage zu stellen.« So keimte in mir der Verdacht, dass sich hinter den Standbildern ein furchterregendes Geheimnis verbarg, das ich nicht entschlüsseln konnte und von dem ich nie erfahren durfte.

Als ich älter wurde, begann ich die Zusammenhänge besser zu verstehen. Zuerst verstand ich die Größenverhältnisse zwischen den Standbildern und der Angst. Je mächtiger die Unterdrückung und der Schrecken in den Seelen der Menschen, desto zahlreicher und größer waren die Standbilder.

Das Standbild des Tyrannen symbolisiert im Grunde die ewige Unbeweglichkeit der Tyrannei, deren Sinn und Zweck es ja ist, alles unter die Starrheit des Regimes zu stellen: die Gedanken, die Wünsche, die Zeit selbst, und damit alles vollkommen vorhersehbar und unbeweglich zu halten, wie auf dem Friedhof. Gemeinhin behauptet man, wenn einmal die Standbilder des Tyrannen und die Tyrannei selbst beseitigt sind, dann befreit sich auch das Volk, es gesundet und findet den Weg zu Wahrheit und zu Wohlstand. Doch leider funktioniert das nicht so automatisch. Tyranneien sind erbarmungslos, eben weil sie durch die ständige Unterdrückung entstellte und entkräftete Gesellschaften hinterlassen, die vor allem unter dem Komplex der Verwaisung leiden. Die Menschen, die sofort nach dem Sturz der Tyrannenstatue absurden Plünderungen und anderen zerstörerischen Aktionen frönen, handeln wie verwaiste Kinder: Sie plündern die Leiche eines betrügerischen und furchtbaren Vaters.

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