Gazmend Kapllani - Unentbehrliches Handbuch zum Umgang mit Grenzen
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Die Geschichte von den doppelten Antennen ist ein perfektes Bild für die Persönlichkeitsspaltung des Menschen unter einem totalitären Regime: Die eine Seite seiner Persönlichkeit setzte sich dem furchteinflößenden Blick des Regimes aus, die andere versuchte, im Privaten diesem allmächtigen Blick zu entkommen.
Glücklicherweise ging die Geschichte mit der Antenne noch einmal glimpflich aus: Ich fing mir von meinem Vater eine saftige Ohrfeige und hasste seitdem die Parteisekretärin. Außerdem begriff ich langsam, dass ich mich, obwohl ich noch ein Kind war, mich nicht mehr wie ein solches benehmen durfte, besonders nicht, wenn ich es mit der Parteisekretärin zu tun hatte. Ich war damals so wütend auf die Parteisekretärin, dass ich zum lieben Gott bete, sie doch ein großes Unglück erleiden zu lassen, denn nur so ließ sich meine Wut ein wenig dämpfen. Ich stellte mir bildlich vor, wie sie ausrutschte und sich ein Bein, besser noch beide Beine brach. Oder wie sie schwer erkrankte und entsetzlich leiden musste, bevor sie endlich starb. Oder wie ihr ein Ziegelstein auf den Kopf fiel und sie auf der Stelle tot war. Den Gipfel der Genugtuung verschaffte mir jedoch die Vorstellung, wie sie auf der Straße stürzte und von einem schweren Genossenschaftsfuhrwerk mit schmutzigen Rädern und klapprigen Gäulen überfahren wurde.
Die Zeit verging, und ich hatte meine sadistischen Phantasien beinahe schon vergessen, als ich erfuhr, dass meine Gebete teilweise erhört worden waren, nur in vollkommen anderer Form. Die Parteisekretärin litt nämlich an einer sonderbaren Krankheit, aufgrund derer sie, so schien es, immerzu lächeln musste. Unvorstellbar so etwas, denn bis dahin war sie der mürrischste Mensch der Welt gewesen! In der Schule hatten wir sie aus eben diesem Grund die Statue genannt. Jetzt aber brachen die Leute auf jeder Parteiversammlung, sobald sie erschien, in schallendes Gelächter aus. Daraufhin brüllte sie vor Wut, und je mehr sie brüllte, desto mehr vermittelte sie den Eindruck, als würde sie wie blöd lachen. Es handelte sich um einen nervösen Tick.
Die Sache mit ihrem nervösen Lachen gelangte bis zum Zentralkomitee der Partei, und das beschloss, die Parteisekretärin aus ideologischen, parteiinternen und vor allem aus revolutionsimmanenten Gründen vorzeitig in Rente zu schicken. Auf ihrer Position sei sie nicht nur ungeeignet, sondern sie schade in gehörigem Maße der Revolution und der Diktatur des Proletariats. Seither habe ich nie wieder etwas von ihr gehört.
FLUCHT BEDEUTET BRUCH MIT DER HEIMAT
Ein echter Migrant ist ein Egoist, ein unverbesserlicher Narzisst. Er glaubt, dass er das Land, in dem er geboren ist, nicht verdient hat. Ein Land, so voller Armut, mit so wenig Zukunft, so viel Gewalt, so viel Verfall, so viel Schmutz, so viel Heuchelei, so wenig Liebe, das hat er nicht verdient. Aus diesen Gründen ist die Fremde seine erste Wahl .
Flucht bedeutet: der Migrant hat sich entschieden, mit dem Land, in dem er geboren ist, zu brechen. Und dieser Bruch wird ihn sein Leben lang begleiten. Er wird zum Quell all seiner Schuldgefühle und seiner Freiheit, seiner Verdrängung und seiner Verleugnung, seiner Erinnerung und seiner Sehnsucht, seines Vergessens und seiner Melancholie, seiner widerstreitenden Gefühle und seiner Schizophrenie. Erst wenn er es in der Fremde zu etwas gebracht hat, kann er sich wieder mit seinem Land versöhnen. Ist er dort aber erfolglos und bringt es zu nichts, dann verliert er jeden Halt, und der Bruch mit der Heimat wird für ihn ein Bruch mit der ganzen Welt, dem ganzen Universum. Er wird vorgeben, sein Herkunftsland übertrieben zu lieben, nur um sich an seiner neuen Heimat zu rächen: So fest hatte er doch daran geglaubt, dass sie ihm eine bessere Zukunft bescheren würde! Aber die hat sie ihm, so meint er, verweigert. Schließlich hatte er sich doch dieser neuen Heimat wegen seinem eigenen Land verweigert, hatte mehr an diese als an jenes geglaubt. »Und das allein soll nicht ausreichen, damit sich mir alle Türen weit öffnen?«, wundert er sich .
3
Mit den Antennen sind noch zwei weitere Personen verbunden, die meine Kindheit geprägt haben: Onkel Jani und der Genosse Mete. Onkel Jani kannte ich sehr gut, von klein auf, denn er wohnte im vierten Stock unseres Mietshauses, wir im dritten. Er war ziemlich bekannt in unserer kleinen Stadt, in erster Linie, weil er den äußeren und vor allem den inneren Feinden der Nation und der Revolution einen erbitterten Kampf angesagt hatte. Aus den Unterhaltungen der Erwachsenen bei mir Zuhause, aber auch bei meinen Freunden hatte ich mitbekommen, dass er irgendwo in seiner Wohnung eine ellenlange Liste versteckt haben musste, auf der er den Tagesablauf und das Treiben aller verdächtigen Einwohner unseres Städtchens notierte. Wehe dem, der auf dieser Liste landete! Das bedeutete nämlich: bald schon wird ein Unheil über ihn und seine Familie hereinbrechen!
Die Gerüchteküche brodelte, und Onkel Janis Liste hatte inzwischen mythische Ausmaße angenommen. Manche sagten, bei dieser Liste handle es sich um ein einfaches Notizbuch, andere sprachen von einem ungeheuer schweren Buch, in dem nicht nur die Verdächtigen unserer Stadt, sondern auch die der Nachbarstadt aufgeführt seien.
Onkel Jani soll derart gnadenlos Jagd auf die inneren Feinde gemacht haben, dass auf seiner Liste sogar die eigene Schwiegertochter zu finden war. Da die ganze Familie in einer Wohnung zusammenlebte, will er eines Nachts, als sie schlief, aus ihrem Mund die folgenschweren Worte gehört haben: »Ich scheiß auf die Parteiversammlung …«
Unabhängig vom Umfang dieser Liste hatten wir, um ehrlich zu sein, keine Opfer in unserem Haus zu beklagen. Mit Ausnahme von Kemes Sohn, der eines Abends sturzbetrunken heimkam und zu seinem Unglück auf Onkel Jani traf. Der durchbohrte ihn mit strengem Blick, worauf Kemes Sohn, der als Lastenträger arbeitete, sagte: »Es heißt zwar, dass Betrunkene ihren Geruchssinn einbüßen, aber einen stinkenden Spitzel wie dich, den rieche ich noch meilenweit gegen den Wind«, und dabei bog er sich vor Lachen. Diesen Leichtsinn bezahlte Kemes Sohn mit seinem Arbeitsplatz. Alle sagten, er sei noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Onkel Jani hätte in diesem Falle bewiesen, dass er doch so etwas wie ein Herz besaß – hätte er nämlich gewollt, wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, Kemes Sohn in die Verbannung oder sogar ins Gefängnis zu schicken.
Onkel Jani war nicht der einzige, der Jagd machte auf die inneren Feinde. Da gab es noch so manchen anderen in unserer Stadt, einige waren bekannt, andere nicht. Der Genosse Mete zum Beispiel war uns nicht bekannt; von ihm und seiner tragischen Geschichte erfuhren wir erst später. Das Spezialgebiet, ja die Leidenschaft des Genossen Mete war es, den inneren Feind aufzuspüren, indem er die Ausrichtung der Fernsehantennen kontrollierte. Es gab keine Dachterrasse in unserer Stadt, die er nicht schon drei- oder viermal erklommen hätte – natürlich stets zu nächtlicher Stunde, um ungesehen überprüfen zu können, ob die Position der Antennen auch tatsächlich den Parteirichtlinien entsprach. Er hatte eine lange Liste angelegt, auf der er nebst Vor- und Nachnamen der Betroffenen notierte, wie die jeweilige Antenne ausgerichtet war. Konnte der Genosse Mete tatsächlich eine Abweichung von den Parteirichtlinien feststellen, eilte er zu den zuständigen Organen, um Meldung zu machen. Dann konnte es passieren, dass der Abweichler in einem Kanal landete – freilich nicht in einem Fernsehkanal, sondern beim Kanalbau – wo er viele Jahre schuften musste.
Eines Nachts wurde die legendäre Liste des Genossen Mete entdeckt, und zwar gegen Mitternacht auf dem Dach unseres Mietshauses; ihn allerdings trennten fünf Stockwerke von seiner Liste, um genauer zu sein, befand er sich infolge eines spektakulären Sturzes von der Dachterrasse auf den regennassen Boden auf Erdgeschossniveau. Sein Sturz war von einem markerschütternden Schrei begleitet, der die gesamte Nachbarschaft, auch die in den ferner liegenden Häusern aus dem Schlaf riss. Der Genosse Mete war beim Aufprall augenblicklich tot. Es war ein tragischer, viel zu früher Tod. Auf seiner Beerdigung sagte der Parteisekretär, der Genosse Mete sei mutig und wie ein Held an der vordersten Front des Klassenkampfs und beim Aufbau des Sozialismus gestorben. Trotzdem blieben die Hintergründe seines Todes ein Rätsel, was die Phantasie der Einwohner unseres Städtchens weiterhin intensiv beschäftigte.
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