Andreas Hillger - EI_LAND

Здесь есть возможность читать онлайн «Andreas Hillger - EI_LAND» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

EI_LAND: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «EI_LAND»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Sechs Sonderlinge aus der tiefsten Provinz erobern mit einem Einfall die größten Städte. In seinem neuen Roman entführt Andreas Hillger in ein Absurdistan, das überall liegen kann und uns gerade deshalb nur allzu bekannt vorkommt. Was im längst geschlossenen Dorfgasthaus am Rande des Kohleabgrunds entstand, war anfangs nur eine Schnapsidee. Hier im äußersten Osten stehen die Leben auf der Kippe, deswegen sind die meisten schon gegangen. Da aber verirrt sich ein Fremder in die Dorfkneipe, in der allnächtlich nach Sonnenuntergang die seltsamen Kerle beieinanderhocken: Liebig, der Major und die anderen. Der Fremde hat eine Idee, die alles verändern wird. Die Soleier, die in Berliner Kneipen im sogenannten Hungerturm auf dem Tresen standen, werden als Soul-Eye zum Hype der Hipster. Wie aber erreicht man das mit einem simplen Rezept aus Großmutters Küche? Indem man eine Geschichte zur Legende verklärt und die einfache Zubereitung zum komplizierten Ritual überhöht – multikulturelle und absurd aufwendige Varianten inklusive.
Der Roman spielt einen sagenhaften Erfolgszug durch, lässt Neider, Nachahmer und Nachtgestalten aufmarschieren, setzt seine Männerrunde vom Rande immer neuen Stresstests aus, bis sie in ihrer unverhofften Zukunft auch noch von der eigenen Vergangenheit eingeholt werden. «EI_LAND» ist ein funkensprühender Roman, der mit hintersinnigem Humor vom Fluch des Fortschritts und vom Segen des Stillstands erzählt.

EI_LAND — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «EI_LAND», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

War das ironisch gemeint? Ich hatte den Flur kaum verändert, seitdem ich eingezogen war. Die alte Tapete, die hölzernen Garderobenhaken, das abgewetzte Schuhregal … lediglich die vergilbten Familienfotos und das gestickte Blumenbild hingen nicht mehr am angestammten Platz, nur Nägel über helleren Rechtecken erinnerten an den Wänden noch an sie.

Der Korridor war mir lediglich als Schleuse zur Außenwelt erschienen, auf die man keine verlorene Leibesmüh als Maler oder Tapezierer verschwenden musste. »Geben Sie mir Ihren Mantel! Und lassen Sie die Schuhe ruhig an.«

Ich schob Wolter in die alte Wohnstube, die ich mit weitaus größerem Aufwand in mein Arbeitszimmer verwandelt hatte. Die klobige Schrankwand war den vollgestopften Bücherregalen gewichen, der Schreibtisch stand unter dem Fenster, und neben zwei alten Holzstühlen bot ein durchgesessenes Sofa Platz. Alles wollte den Anschein gehobenen Geistes und konzentrierter Tätigkeit erwecken, den ich mir selbst freilich längst nicht mehr abkaufen konnte. Hastig schob ich verstaubte Papiere zusammen, die auf der Couch gestapelt lagen. »Machen Sie es sich bequem. Ich bin kurz in der Küche.«

Aus dem Kühlschrank griff ich mir Käse und Speck, dann legte ich die fetten Stücke zusammen mit einer Packung Pumpernickel neben ein Messer auf das Schneidebrett. Mit festem Griff köpfte ich eine weitere Flasche Apfelbrand und brachte das Nachtmahl zu meinem Besucher. Er saß auf dem Sofa, ich setzte mich auf einen der Stühle ihm gegenüber. »Greifen Sie zu!«

»Was hat es denn nun mit dieser seltsamen Versammlung auf sich?«, fragte Wolter mit vollem Mund. »Und wie sind Sie da hineingeraten – zwischen den Dicken im Blaumann und den Dürren im Dreiteiler?« Seine knappe Beschreibung der zentralen Randgestalten amüsierte mich.

»Das sind zwei Fragen auf einmal, Konrad. Eine zu viel. Fangen wir am Ende an. Der Dicke, den Sie in seiner Gegenwart übrigens nie so nennen sollten, ist Liebig. Ich habe keine Ahnung, ob er wirklich so heißt, doch der Name passt perfekt. Kennen Sie Liebigs Fleischextrakt? Ist ein wenig aus der Mode gekommen, aber genau wie er – reine, bis auf das Äußerste eingekochte Muskeln, braun und zäh. Und außerdem hat er sich von oben bis unten tätowieren lassen wie ein wandelndes Album für jene Sammelbilder, die man früher mit der Paste für die Brühen bekam. Liebig saß vor der Wende im Knast, wegen versuchter Republikflucht – und als er entlassen wurde, war die Republik schon vor ihm geflohen. Das hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. Jetzt spielt er Schach mit dem Major, der ihn einst bewacht hat – und gewinnt dabei immer. Werner, den Hageren, hat es ebenfalls aus der Kurve getragen. Der war mal Chemiker, ein hoher Bonze im Kombinat. Dann kam die Einheit und mit ihr der Knick. Job weg, Frau weg, Haus weg. Jetzt wohnt er auf seiner alten Datsche und buchstabiert sich mit Leim und Schere krude Theorien zusammen. Er lebt in seiner eigenen Welt, Zutritt verboten. Aber immerhin weiß er noch genau, wie man Alkohol destilliert. Der Schnaps, den wir gerade trinken, ist von ihm.« Ich goss großzügig nach und schnitt mir eine dicke Scheibe Speck ab. »Dann hätten wir da noch Herbert, der uns alle mit Zigaretten versorgt – ein einfacher Mann, früher Lokführer, jetzt Frührentner. Und Joachim, den Sie ja schon ausgiebig kennengelernt haben. Der ist eigentlich gar nicht so übel, aber mit seiner Lizenz hat er auch die Lust am Leben verloren. Jetzt thront er hinter dem Tresen wie ein König ohne Land. Und wir tun ihm zuliebe so, als wären wir seine Untertanen.«

Konrad hob sein Glas. »Ein lustiger Hofstaat! Lauter Narren, aber niemand, der lacht. Lang lebe der König!« Übermütig stürzte er den Branntwein hinunter, verschluckte sich und musste husten.

»Vorsicht! Das Zeug ist gefährlich. Werner hat sich das halbe Hirn und drei Viertel seines Magens damit weggesoffen, ehe er aus therapeutischen Gründen auf Bier umsattelte. Nehmen Sie ein Stück Schwarzbrot, das lindert die Wirkung.«

Als er wieder zu Atem gekommen war, fragte Wolter: »Aber welche Rolle spielen Sie in diesem Spiel? Sie gehören doch nicht hierher!«

Ich zwirbelte eine Haarsträhne zwischen meinen Fingern – eine Marotte, in die ich mich in Momenten der Verlegenheit flüchtete. »Dazu später. Zunächst müssen Sie mir erzählen, was Sie um diese Zeit in unsere gottverlassene Gegend verschlagen hat. So spät durch Nacht und Wind?«

III

»Und immer ist es hektisch, Hier gibt man niemals Ruh, Die Menschen sind elektrisch Und mit der Nacht per du.« Drei Schwestern, »Berlin, Berlin«

»Da muss ich ein wenig ausholen. Geboren im Berliner Westen, dann über die offene Grenze in den Osten abgehauen. Wilde Zeiten waren das, Nächte im Tacheles auf Stühlen aus geklauten Mercedes-Radkappen, Tage auf einer abgewetzten Matratze in der Mainzer Straße. Irgendwann haben mir meine Eltern ein Ultimatum gestellt – Zehlendorf oder Friedrichshain, Lacoste oder Lederjacke. Ich bin zu Kreuze gekrochen, erst nur zum Schein, dann aus wachsender Überzeugung. Als Anwalt wollte ich meine alten autonomen Freunde gegen das System verteidigen, dem Rad der Geschichte in die Speichen greifen … aber als ich mit dem Studium schließlich fertig war, hatte es sich längst weitergedreht. Ich flüchtete mich in eine Agentur – zunächst als Justiziar, später dann als Texter. Denn was ist schließlich ein Plädoyer gegen einen Slogan? Leben im Lift und im Loft, aufwärts immer, abwärts nimmer. Alle machten irgendwas mit Medien, after work traf man sich zur Party … die alten Besetzer, die inzwischen längst Besitzer waren. Verzeihen Sie, wenn das ein bisschen zu sehr nach Klischee klingt, aber genauso ist es gewesen.« Konrad hatte sich in Hitze geredet, er lockerte seine Krawatte und beugte sich vor. »Könnte ich jetzt vielleicht doch eine Zigarette …? In Erinnerung an die alten Zeiten?«

Ich reichte ihm das Etui und gab Feuer. »Irgendwann bin ich dann wieder falsch abgebogen. Es gab keinen Grund, aber immerhin einen Anlass: Angelique, Tänzerin aus Frankreich, die mir bei einem Event in einer malerischen Industrie-Ruine über den Weg lief. Wir hatten den Abend für einen großen Kunden ausgerichtet, buntes Licht auf nackten Ziegelmauern, Cocktails und Canapés, Smooth Jazz und ein paar Testimonials – das gewohnte Programm, natürlich ganz exklusiv. Zwischen den üblichen Verdächtigen, den Windigen und Wichtigen wirkte sie wie ein Fremdkörper, der seinen Platz sucht. Und ich wollte, dass sie ihn bei mir findet – diese dunkle Gazelle, ungezähmt und flink, gelenkig und … aber ich will Sie nicht mit Altherren-Fantasien langweilen. Angelique war nach Berlin gekommen, um als Performerin Karriere zu machen. Ihre makellose Erscheinung erwies sich dabei allerdings eher als Hindernis. Ihr fehlte der Defekt, der Riss in der spiegelglatt polierten Fassade. Brüchig wurde diese perfekte Glasur nur dann, wenn sie nach irgendwelchen Castings schluchzend in meiner Wohnung saß, mit bebenden Schultern und verlaufenem Lidstrich. Schließlich ließ ich mich von ihrer zunehmenden Verzweiflung zu einem Fehler verleiten: Ich wollte sie mit einer eigenen Compagnie zur exquisiten Marke aufbauen, zum neuen strahlenden Star am Himmel über Berlin. Heute weiß ich, dass es kaum eine bessere Methode gibt, um in kurzer Zeit viel Geld zu verbrennen.« Wolter machte eine wegwerfende Handbewegung, bei der die Asche seiner erloschenen Zigarette zu Boden fiel. »Oh, Pardon!«

Er bespeichelte eine Fingerkuppe und versuchte, den grauen Wurm vom Teppich zu tupfen. »Lassen Sie nur. Erzählen Sie weiter!« Ich war ungeduldig.

»Viel mehr bleibt da nicht zu sagen. Man soll sich eben nicht von seinen Gefühlen leiten lassen – selbst dann, wenn sie aufrichtig sind. Ich kündigte meinen Job, wühlte mich Tag und Nacht durch Formulare und Verträge, plauderte auf Premieren und Vernissagen mit Künstlern und Kuratoren. Dass ihr Interesse weniger unseren Konzepten als vielmehr dem Koks und der Kohle galt, begriff ich leider zu spät. Im Grunde habe ich am Ende teuer erkauft, was Angelique aus eigener Kraft nicht erkämpfen konnte. Die miserablen Kritiken für ihre Shows buchte ich unter blanker Missgunst, den Jubel der Claqueure hingegen nahm ich für bare Münze. Denn natürlich fanden wir das Publikum, das wir verdienten – selbstverliebte Szenegänger, die sich vor Vorstellungen mit verlogenem Überschwang begrüßten und danach das vorsätzlich in schäbigem Look belassene Foyer in ihren Catwalk verwandelten. Dass sich auch meine Femme fatale bewusst mit Tänzern umgab, die eher schön als begabt waren, erkannte ich erst, als wir vor leeren Reihen spielten. Die Karawane der Eitlen war bald weitergezogen, echte Kenner der Kunst aber mieden unsere oberflächlichen Shows. Mit schwindender Kraft stemmte ich mich gegen das Unvermeidliche, doch mit meinen letzten Reserven kam mir auch die Liebe abhanden. Angelique kehrte heim nach Paris und ließ mich auf einem Berg von Schulden allein sitzen. Eine Rückkehr in die Agentur wäre mir wie das Eingeständnis meines Versagens erschienen, also beschloss ich, mich abermals neu zu erfinden. Der rettende Einfall kam mir in einer Markthalle: Das Geld liegt auf dem Feld, primitive Ware bringt bei raffiniertem Einsatz den höchsten Gewinn. Seither fahre ich als Stellvertreter für Bio-Bürger über die Dörfer, als Makler des guten Geschmacks und Gewissens. Das Geschäft läuft bestens, vor allem mit alten Sorten, Mangold und Amarant, Violette Möhre und Rote Bete. Die Mangalica-Schweine und Galloway-Rinder natürlich Nose to Tail, Freilandhaltung und Trockenreifung garantiert. Im Grunde bin ich meiner Passion treu geblieben: Ich wecke Sehnsüchte wie einst in der Agentur und bereite ihnen die Bühne wie danach im Theater. Allerdings erzählen nun Obst und Gemüse von Herkunft und Heimat: An der Pastinake soll noch Acker kleben, eine kleine Druckstelle veredelt jede Bratbirne – radikal, regional, saisonal. Der Kunde darf anonym bleiben, die Waren aber haben klingende Namen: Geflammter Kardinal und Rheinischer Krummstiel, Siberian Tiger und Taiwan Teardrop, Bamberger Hörnchen und Rosa Tannenzapfen … pure Poesie, die auf der Zunge zergeht. Und auf keinen Fall die ewig gleichen Farben und Formen, abgewaschen, ausgewogen und eingeschweißt. Jede Frucht ein Einzelstück. Man ist schließlich, was man isst: blassgelb oder dunkelrot, steinschwer oder federleicht! Pro Gramm ist Programm! Anfangs hatte ich meinen eigenen Stand, inzwischen versorge ich nur noch handverlesene Restaurants. Und weil die glühenden Salamander dort auch im Winter heißhungrig sind, stecke ich nun im Schnee. Das ist der Stand der Dinge – mein Leben im Schnelldurchlauf.«

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «EI_LAND»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «EI_LAND» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «EI_LAND»

Обсуждение, отзывы о книге «EI_LAND» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x