Inhaltlich geht es um den zutiefst verzweifelten Gelehrten namens Faust, der mit seinem Leben und seinen Möglichkeiten als Wissenschaftler nicht mehr zufrieden ist und an den Selbstmord denkt. Er wird vom Teufel Mephisto nach einem Pakt mit neuen Erfahrungen konfrontiert. Faust lernt ein junges Mädchen mit dem Namen Gretchen kennen und lieben, aber die Beziehung scheitert. Gretchen wird unehelich schwanger, tötet ihr Kind und wird hingerichtet; Faust hat ihr nicht zur Seite gestanden (Punkt 2).
Der Faust I ist ein Drama, genauer: eine Tragödie, und man erkennt keine klassische Einteilung in fünf Akte, wohl aber gibt es viele einzelne Szenen, viele Handlungsorte, einen langen Handlungszeitraum und viele Figuren, wobei Faust, Mephisto und Gretchen die Hauptfiguren sind. Das Drama weicht damit entschieden von klassischen Dramen ab. Es ist in Versen und Reimen verfasst, die ständig wechseln, was mit dem jeweiligen inhaltlichen Kontext zu tun hat. Was die Untersuchung der Wortwahl, der Syntax oder der literarischen Mittel angeht, müsste man sich besser auf eine bestimmte Szene konzentrieren, um nach ihrer Gestaltung zu sehen. Insgesamt hat das Stück kein glückliches Ende, und der Pakt zwischen Mephisto und Faust ist am Ende von Faust I nicht erfüllt (Punkt 3–7).
Goethe hat den Faust fortgesetzt, und in Faust II erlebt Faust eine Reise durch die Welt und Zeit, bevor er stirbt. Am Faust hat Goethe gute 62 Jahre gearbeitet und es sind viele Deutungen möglich (Punkt 8).
Nachhaken ist gefragt
Bewährte Hilfsmittel
Schüler:innen, die das auf Anhieb ohne weitere Kenntnisse und nach nur einmaliger zügiger Lektüre so festhalten könnten, wären gut aufgestellt. Man könnte sicher sein, dass sie sich die konkreten Hilfsmaterialien beschaffen, selbstständig recherchieren und sich nach und nach einarbeiten. Im Literaturanhang sind einige der bewährten Hilfsmittel aufgeführt.
Ein Interpretationsversuch gelingt in der Regel überzeugend, wenn man nach dem Lesen und der Gewissheit, das inhaltliche Geschehen verstanden zu haben, das Hauptproblem bzw. das Thema festhält und danach Schritt für Schritt schaut, wie die einzelnen Gestaltungsmittel auf ihre Weise dazu beitragen, das unterstützend zum Ausdruck zu bringen. Ein Beispiel wäre die Szene Trüber Tag. Feld. Schon nach wenigen Zeilen wird klar, dass Faust außer sich ist vor Verzweiflung, als er erfährt, was aus Gretchen geworden ist, und auch voller Wut auf den Verursacher der Lage, Mephisto. In der Wortwahlanalyse kommt man so schnell nicht aus dem Zitieren heraus, wenn man „Wut“ einerseits und „Verzweiflung“ andererseits belegt. Anschließend wird man feststellen, dass beides auch syntaktisch zum Ausdruck kommt, da Faust keine vollständigen Sätze zu bilden imstande ist und die vielen Ausrufesätze seine unkontrollierte Erregung zeigen. Goethe hat vermutlich deshalb auch auf eine Versgestaltung verzichtet. Die weiteren Analyseschritte schließen sich jedenfalls in diesem Sinne an, was dann etwas leichter fällt, weil man die entscheidende Eingangshürde bereits genommen hat und sich somit ein analytisch-interpretatorisches Vorgehen ergibt, das einem roten Faden systematisch folgt.
Das Vorhaben
Im folgenden Kapitel wird eine zentrale Deutung des Faust ausgeführt, namentlich die Auseinandersetzung von Gut und Böse, Gott und Teufel. Dafür wird eine wichtige Szene unter die Lupe genommen, um die gerade vorgestellten Analysekriterien in Aktion zu sehen. Das Ziel soll sein, dass eine in sich geschlossene Interpretation vor dem Kontext der Gesamthandlung entsteht, an der sich alles Weitere orientiert.
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