Falls du aus irgend einem Grund einmal kein Wasser zur Verfügung hast, kannst du deine Hände auch seitlich an einer Kerzenflamme vorbeiführen. Auch dies genügt schon für die energetische Reinigung.
Bevor ich mit einer Ganzbehandlung beginne, lege ich meine Hände in Herzhöhe wie im Gebet aneinander, bitte in Gedanken oder laut darum, Reiki-Kanal sein zu dürfen und um Heilung für den Menschen, dem ich gleich meine Hände auflege. Dann hebe ich die Hände zur Stirn, neige meinen Kopf und meinen Oberkörper und lasse meine Hände wieder auf Herzhöhe sinken.
Dieses Ritual ist eine Geste des Respekts vor dem Menschen, für den ich nun Reiki-Kanal sein werde. Mit ihr akzeptiere ich mich und ihn im tiefsten Sein.
Das Zusammenlegen der Hände versinnbildlicht die Vereinigung meiner Yin- und Yang-Anteile, meiner Licht- und Schattenseiten auf der Ebene meines Herzens. Auf dieser Ebene geschieht der Prozess des liebevollen Annehmens der Welt, der Menschen, meines Selbst. Außerhalb dieser Ebene ist ein wirkliches Akzeptieren der Realität nicht möglich. Hier vereinigen sich die Ansprüche und Gegebenheiten der materiellen Welt mit denen der feinstofflichen Sphären. Ich nehme mich durch diesen Teil des Rituals symbolisch liebevoll an. Dadurch erst bin ich in der Lage, wirkliches Verständnis für den anderen zu haben und ihn mit seinen Ecken und Kanten, Licht- und Schattenseiten ebenfalls liebevoll anzunehmen. Dieser Prozess des Annehmens ist eine reine Gefühlsqualität, die nicht bis ins Letzte rationalisiert werden kann. Manche bezeichnen sie als »Christusenergie«.
Das Gebet
Nach dieser symbolischen Vereinigung in Liebe hebe ich die Hände zur Stirn, zu meinem »Dritten Auge«, das mir die Erkenntnis und Annahme meines persönlichen Weges schenkt. Nur wenn ich mich angenommen habe, kann ich auf diese Ebene gelangen. Damit akzeptiere ich, dass mein Weg nicht nach meiner Vorstellung zu laufen hat: ich lasse meinen Machtanspruch los, die Forderung, dass allein mein »Ich« meine Entwicklung steuern darf.
Freudig nehme ich nun hin, dass meine Entwicklung tatsächlich einen ganz anderen Verlauf nehmen mag, als ich mir vorgestellt und in meiner Phantasie bereits ausgemalt hatte. Und trotzdem wird sie vollkommen und meinem Wesen angemessen sein. Diese lebensbejahende, offene Einstellung nannte man früher schlicht »Gottvertrauen«.
Was ich für mich annehme, kann ich auch im anderen akzeptieren. Ich lasse ihm damit symbolisch die Freiheit, mit der Reiki-Energie zu wachsen, wie er will, und nicht wie ich glaube, dass er wachsen soll. Mit der Handgeste neige ich gleichzeitig meinen Kopf und übereigne damit die Verantwortung für diesen Wachstumsprozess an Gott, Christus, Buddha – oder wie auch immer du die Verkörperung höchster Vollkommenheit nennen möchtest. Und ich erkenne die Würde des Menschen vor mir an. Er ist nicht weniger wertvoll, weise oder wichtig für die Welt als ich, nur weil einige seiner Probleme zur Zeit offenkundiger sind als die meinen.
Das Glattstreichen der Aura
Bevor du deine Hände auflegst, kannst du die Aura deines Klienten glattstreichen. Dabei sitzt du neben ihm, legst deine eigene linke Hand auf deinen Hara (Unterleib) und streichst mit deiner rechten flachen Hand in etwa 20 cm Abstand entlang der Körpermitte vom Kopf bis zu den Füßen. Bei den Füßen angekommen, stellst du deine Hand senkrecht und ziehst sie eng an deinem Körper vorbei wieder zum Kopf. Dort beginnst du von neuem. Dieser Vorgang wird insgesamt dreimal wiederholt. Nach Abschluss der Reiki-Sitzung legst du deine linke Hand auf den Hara oder das Kreuzbein (unterer Rücken) deines Klienten und wiederholst den Vorgang wie zu Anfang.
Diese Technik dient der Kontaktaufnahme. Dein Klient wird dich an der Schwelle seines inneren feinstofflichen Wahrnehmungsfeldes spüren. Du klopfst gewissermaßen an seine Tür und bittest um Einlass. Du trittst sie nicht ein und sagst: »Hoppla, jetzt komme ich!« Dadurch, dass du deine linke, empfangende Hand auf deinen Hara legst und mit der rechten, gebenden Hand den Kontakt herstellst, zeigst du ihm dein Selbst, dein Zentrum. Ohne Verkleidung. Denn durch den Reiki-Kontakt nimmst du dein eigenes wie sein Selbst ohne Maske wahr. Diese Vorgänge laufen in den meisten Fällen mehr oder weniger unbewusst ab, sind aber nichtsdestoweniger real und wichtig! Durch die Bewegung deiner flachen Hand in Flussrichtung seiner Aura-Energie vom Kopf bis zu den Füßen teilst du deine Anwesenheit überall mit, glättest oberflächliche Energiestaus und regst den harmonischen Energiefluss der Aura an.
Das Glattstreichen der Aura
Nach der Reiki-Sitzung wiederholst du den Vorgang, um dich zu verabschieden. Diesmal legst du jedoch deine linke Hand auf seinen Hara oder sein Kreuzbein, also sein Zentrum. Damit lässt du ihn seine eigene Kraft fühlen und zeigst ihm, dass er von deiner Energie unabhängig ist.
Zum Abschluss der Sitzung kannst du mit der senkrecht gestellten Hand vom Becken bis zum Scheitel über der Körpermitte einen schnellen »Strich« ziehen.
Diese Technik führt dem ganzen Körper Energie aus dem Wurzelchakra zu. Sie wurde schon von dem Heiler Franz Anton Mesmer zu Beginn des letzten Jahrhunderts verwendet, um Menschen aus einer Ohnmacht zu holen oder ihnen Energie zuzuführen. Die verblüffende Wirkung dieser Methode kannst du mit Hilfe des aus der Kinesiologie stammenden Armtests nachprüfen.
Dazu brauchst du einen Partner, der seinen Arm waagerecht wegstreckt. Du versuchst, diesen Arm mit einer raschen Bewegung herunterzudrücken. Merke dir seine Widerstandskraft. Jetzt ziehst du mit deiner Hand einen negativen Energiestrich an deinem Partner entlang seiner Körpermitte vom Kopf bis zum Becken. Prüfe dann abermals seine Armkraft. Sie wird jetzt in den meisten Fällen deutlich schwächer sein. Führst du dann einen positiven Strich aus (also vom Becken zum Scheitel), wird dein Partner in den meisten Fällen mit größerer Kraft reagieren. Mehr über diesen Test kannst du in John Diamonds »Der Körper lügt nicht« nachlesen (siehe Bibliographie).
Der positive Energiestrich
Du wirst dich jetzt vielleicht fragen, wie wichtig diese Rituale für den Erfolg einer Reiki-Behandlung sein mögen.
Nun, das hängt im wesentlichen von deiner und der Einstellung deines Klienten ab. Du musst wissen, wie wichtig zum Beispiel das Gebet für dich ist. Über den Nutzen eines Rituals entscheidet immer deine bewusste Beteiligung. Wenn dir ein Ritual sinnvoll erscheint, dann führe es auch mit größtmöglicher Bewusstheit aus. Aber zwinge dich zu nichts – das verhindert eher eine Entwicklung.
Ist es dir nicht wichtig, schaue dir den Menschen genau an, der gleich von dir Reiki bekommen soll, und entscheide danach, ob es deiner Meinung nach sinnvoll wäre, das Ritual für ihn in die Sitzung einzubeziehen. Wenn er die Rituale und ihre Bedeutung kennt, lass ihn im Zweifelsfall entscheiden. Die Reiki-Rituale sind ohnehin leicht verständlich. Den Sinn des Händewaschens zum Beispiel wird jeder leicht begreifen können.
Auf keinen Fall solltest du ein Ritual ausführen, ohne dir seinen konkreten Nutzen bewusst gemacht zu haben. Fühlt es sich für dich total sinnlos an, lass es! Vielleicht kommt später eine Zeit, in der es für dich mehr Sinn macht, dieses Ritual für dein persönliches Wachstum zu nutzen. Jedes der beschriebenen Rituale kann von dir für dein persönliches Wachstum genutzt werden. Auch etwas so Simples wie das Waschen der Hände. Was bedeutet denn Reinheit eigentlich? Ist es für dich überflüssig, Ruhe, Reinheit um dich herum zu erschaffen, wenn du deine Mitte erleben möchtest, oder tut es dir gut?
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