2.2.1 Aristoteles: praxis und poiesis
2.2.2 Handlungen, Ursachen und Gründe
2.2.3 Handlungsverstehen und Gründeverstehen
3 Kommunikatives Handeln
3.1 Handeln zwischen Strategie und Verständigung
3.1.1 Handeln: instrumentell, strategisch, kommunikativ
3.1.2 Die Bedeutung des ‚kommunikativen‘ Handelns
3.1.3 Handeln und ‚Sinn‘
3.2 Sprechakte als Handlungen
3.2.1 Die Grundlegung bei Wittgenstein
3.2.2 Sprechakttheorie
3.2.3 Sprechhandlungen und Geltungsansprüche
3.2.4 Sprechakte und kommunikatives Handeln
3.3 Kommunikatives Handeln und kommunikative Rationalität
3.3.1 Rationalität und Kommunikation
3.3.2 Der Nachweis kommunikativer Rationalität
3.3.3 Rationalität, objektive Geltung und Begründung
3.3.4 Kommunikatives Handeln und die Reflexion von Normen
3.3.5 Kommunikative Rationalität und Kritik
3.4 Kommunikatives Handeln und Lebenswelt
3.4.1 Lebenswelt – Husserl und Schütz
3.4.2 Lebenswelt – kommunikations- und gesellschaftstheoretisch
3.4.3 System und Lebenswelt
3.4.4 Rationalisierung der Lebenswelt
3.4.5 Lebenswelten und die Innenperspektive der ‚Situation‘
3.4.6 Außen- und Innenperspektive
4 Handeln und Diskurs
4.1 Diskurs und Wahrheit
4.1.1 Kommunikatives Handeln, Verständigung und Diskurs
4.1.2 Gründe und die Bedingungen der Verständigung
4.1.3 Geltungsansprüche und Diskurse
4.1.4 Wahrheitstheorie und Wahrheitskriterien
4.1.5 Geltungsansprüche und ideale Sprechsituation
4.2 Diskursethik
4.2.1 Die Einlösung normativer Geltungsansprüche
4.2.2 Universalisierung und die Stimme des Anderen
4.2.3 Die argumentative Entscheidung praktischer Fragen
4.2.4 Diskurs und universelle Zustimmung
4.2.5 Das Gute und das Gerechte
4.3 Evolution und Diskurs
4.3.1 Transzendentale und evolutionäre Begründung
4.3.2 Die Evolution ethisch-politischer Diskurse
4.3.3 Diskursethik und Evolution des moralischen Bewusstseins
5 Von der Gesellschaft zur Politik
5.1 Kommunikative Handlungen und Systemimperative
5.1.1 Sozialintegration und Systemintegration
5.1.2 Handlungsorientierte Sozialintegration
5.2 Die Lebenswelt und die Vernunft in der Politik
5.2.1 Gesellschaft, Lebenswelt und ihre Subsysteme
5.2.2 Die Notwendigkeit von rationaler Politik
5.3 Deliberative Politik
5.3.1 Auf dem Weg zu einer deliberativen Demokratietheorie
5.3.2 Die Ambivalenz des Rechts
5.3.3 Demokratie, Verhandlungen und Kompromisse
5.3.4 ‚Analytik‘ des Demokratischen
5.3.5 Diskurs und Mehrheitsentscheidung
5.4 Das Modell der ‚Öffentlichkeit‘
5.4.1 Die Diskursivität der Politik und die ‚Öffentlichkeit‘
5.4.2 Öffentlichkeit und Lebenswelt
5.4.3 Zivilgesellschaft und kommunikatives Handeln
5.4.4 ‚Anti-Institutionalisierung‘ von Diskursen
5.4.5 Massenmedien, soziale Bewegungen und politische Kultur
5.4.6 Die Evolution einer deliberativen Öffentlichkeit
5.5 Rationalisierung der Politik durch deliberative Demokratie
6 Vier Fluchtlinien in Habermas’ Denken
6.1 Der Anspruch von Habermas’ Philosophie
6.2 Das ‚Projekt der Moderne‘
6.3 Kommunikatives Handeln und ‚Kritische Theorie‘
6.4 Der Diskurs und die Einheit der Vernunft
Abkürzungsverzeichnis/Siglen
Kommentiertes Literaturverzeichnis
Register
Rückumschlag
Einleitung
Wer ist Jürgen Habermas?
Man kann sich ziemlich leicht darauf verständigen, dass Jürgen Habermas in der Gegenwart der weltweit bekannteste Denker deutscher Sprache ist. Wenn man den Begriff ‚Denker‘ etwas spezifiziert, so wird man auch auf Zustimmung treffen, wenn man Habermas als den global berühmtesten deutschsprachigen Philosophen der Gegenwart bezeichnet. Aber schon hier könnte jemand zögern und nachfragen, ob es sich denn überhaupt um einen genuinen Philosophen handelt – was immer ‚genuin‘ hier heißen mag. Ist Habermas nicht vielmehr in erster Linie ein theoretischer Soziologe? Schließlich führte er mit den berühmtesten Ansätzen der soziologischen Forschung und vor allem mit Niklas Luhmann als einem der bekanntesten Soziologen der Gegenwart eine intellektuelle Auseinandersetzung, die sich um die Grundfragen des soziologischen Forschens drehte.
Wieder ein anderer könnte unter Umständen zugestehen, dass Habermas irgendwie aus der Soziologie kommt und auch auf philosophischer Ebene einiges zum Denken beigetragen hat, dass er aber doch vor allem als politologischer Theoretiker bedeutsam sei, weil er den Gedanken einer ‚richtigen‘ Politik wieder salonfähig gemacht habe. Aus der Ecke der politischen Ökonomie und der Politikwissenschaft gleichermaßen könnte jemand auf die Beiträge zur Theorie des Kapitalismus hinweisen und Habermas für eine Revitalisierung marxistischen Denkens auf einer reflektierten Ebene in Anspruch nehmen. Wieder ein anderer könnte Habermas ganz im Gegensatz dazu als Theoretiker eines altliberalen Denkens geltend machen und dabei vor allem die Bedeutung seiner Untersuchungen zur Wichtigkeit von Öffentlichkeit für eine demokratische Politik betonen.
Und schließlich könnte noch ein anderer darauf verweisen, dass die Bedeutung von Jürgen Habermas vor allem in seinen Beiträgen als politischer Intellektueller gesehen werden müsse, und dieser Jemand könnte geltend machen, dass darin die eigentliche Wirkung von Habermas anzutreffen sei, während die philosophischen und soziologischen Themen doch mehr oder weniger nur im Elfenbeinturm der entsprechenden Disziplinen Resonanz fanden und finden. Dieser Jemand könnte mit guten Gründen [<<9] darauf verweisen, dass gerade Habermas die öffentliche Auseinandersetzung über Grundfragen der Politik über die aktuellen Streitfragen hinaus, wie sie in der Presse diskutiert werden, vorangetrieben hat, wobei die Resonanz seiner Beiträge sicherlich die aller anderen politischen Kommentatoren aus der akademischen Welt weit übertroffen hat.
Die Bedeutung und das Wirken von Jürgen Habermas scheinen ein vielgesichtiges Phänomen zu sein. Dieses Bild verkompliziert sich noch, wenn man berücksichtigt, dass Habermas in der guten Presse als Musterbeispiel eines verständlichen und für eine breite Öffentlichkeit engagiert schreibenden Denkers angesehen wird, während jeder, der seine philosophischen und/oder soziologischen Texte – es wird noch zu fragen sein, ob eine solche Unterscheidung überhaupt zulässig ist – zu lesen versucht, zumindest dann mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben wird, wenn er nicht schon ein Soziologie- und Philosophiestudium mit gutem Erfolg abgeschlossen hat.
Dieses letztere Problem lässt sich allerdings leicht aufklären. Habermas pflegt seine Gedanken in intensiver Auseinandersetzung mit vielen, sehr vielen Denkern und Forschern aus sehr verschiedenen Disziplinen zu entwickeln, und er stellt diese Diskussionszusammenhänge in seinen Schriften intensiv heraus. Man kann an vielen Stellen den Eindruck gewinnen, dies geschehe womöglich ein wenig zu intensiv, weil der Wald des Habermas’schen Denkens bisweilen vor all den vielen Bäumen anderer Philosophen, Soziologen, Psychologen und Politologen kaum noch zu sehen ist. Aber das ist keine Marotte eines Denkers, der gerne und mit Freude seine vielen Lesefrüchte ausbreiten möchte, obwohl Habermas sicherlich als so etwas wie ein Rezeptionsgenie unter den Denkern gelten kann. Er ist ganz gewiss kein Doktorand, der seinem Promotionsbetreuer zeigen muss, wie viel er gelesen hat und auch noch darstellen kann.
Der Grund dafür, dass so viele Bäume den Wald des Habermas’schen Denkens zu verstellen drohen, führt vielmehr bereits tief in die Grundstrukturen dieses Denkens hinein. Das wird am Ende dieses Buches – hoffentlich – deutlich geworden sein. Aber schon an dieser Stelle können wir darauf aufmerksam machen, dass eine solche diskussionsintensive Gestalt der Schriften bei einem Denker genau das ist, was man zu erwarten hat, wenn im Zentrum seines Denkens der ‚Diskurs‘ steht – einfacher gesagt: die Verständigung zwischen Menschen im Handeln und in der Suche nach Wahrheit und Richtigkeit. Es wäre sogar merkwürdig, wenn dieser Denker die argumentativen Zusammenhänge – und Ursprünge – seiner Theoreme und Behauptungen nicht explizit im Verlaufe seiner schriftlich dokumentierten Ergebnisse darstellen würde.
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