Georg Römpp - Nietzsche leicht gemacht

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Das Studienbuch stellt das Werk Friedrich Nietzsches im Kontext der Entwicklung des philosophischen Denkens insgesamt vor. So wird der Zusammenhang seines Denkens mit der traditionellen Philosophie und zugleich seine Absetzung von ihr deutlich. Nietzsche wird also nicht auf die Rolle eines philosophischen Literaten oder Aphoristikers reduziert, sondern als ein Denker dargestellt, der sich an die Geschichte der Philosophie anschließt und sich gerade deshalb kritisch von ihr distanzieren kann.

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Georg Römpp

Nietzsche

leicht gemacht

Eine Einführung in sein Denken

BÖHLAU VERLAG KÖLN WIEN WEIMAR · 2013

Georg Römpp hat Philosophie, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre

studiert und wurde in Philosophie promoviert.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.ddb.deabrufbar.

Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich

unter www.utb-shop.de.

Umschlagabbildung: Friedrich Nietzsche, Porträtaufnahme, 1882. © akg-images.

© 2013 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Wien Weimar

Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.comAlle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Illustrationen: Rolf Bunse, Aachen

Satz: synpannier. Gestaltung & Wissenschaftskommunikation, Bielefeld

Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH, Großburgwedel

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier

Printed in Germany

UTB-Band-Nr. 3718 | ISBN 978-3-8252-3718-9

Inhaltsverzeichnis

Cover

Impressum

Einleitung und Gebrauchsanweisung

Nietzsche als Philosoph

Gebrauchsanweisung

1 Das Problem des Erkennens: ‚Die Geburt der Tragödie‘

1.1 Kritische Philosophie der Wissenschaft

1.2 Apollo und das individuierende Bestimmen

1.3 Das Grauen und der Zauber des Dionysischen

1.4 Die philosophische Bedeutung der Tragödie

1.5 Richard Wagner und die Wiederkehr des Tragischen

1.6 Von Dionysos und Apollo zum ‚Sokratismus‘

1.7 Platon und der Optimismus der Logik

1.8 Der griechische Ursprung der Wissenschaft

1.9 Die Tragödie, die Wissenschaft und der Staat

1.10 Die ästhetische Rechtfertigung der Welt

2 Die Moral des Erkennens

2.1 Ethik als Kantkritik

2.2 Vertrauen in die Moral als Grundlage der Erkenntnis

2.3 Das Prinzip der Sittlichkeit

2.4 Das Sittliche und das Nützliche

2.5 Die Bedeutung einer Kritik der Moral

2.6 Der Ursprung von Gut und Böse

2.7 Herren- und Sklavenmoral

2.8 Das ‚Herdentier‘ und das Individuum

2.9 Die Kritik an einer Ethik des Mitleidens

2.10 Das Christentum und die ‚Gleichen‘

2.11 Die Seele und das ‚schlechte Gewissen‘

2.12 Gott und seine Schatten

3 Der Glaube des Erkennens

3.1 Die Wissenschaft, das Erklären und seine ‚Manieren‘

3.2 Die Geschichtlichkeit des Erkennens

3.3 Evolutionäre Erkenntnistheorie bei ­Nietzsche?

3.4 Das Erkennen und der Wille zur Macht

3.5 Der Begriff der ‚Wissenschaft‘

3.6 Wissenschaft und Wahrheit

3.7 Die Sprache und die Wahrheit

3.8 Philosophie, Logik und der Glaube an die Erkenntnis

3.9 Philosophie jenseits der Kritik?

3.10 Eine ‚positive‘ Philosophie bei ­Nietzsche?

3.11 ‚Idealität‘ und neues ‚Ideal‘

3.12 ‚Der Wanderer und sein Schatten‘

4 Die Vermittlung des Erkennens: ‚Also sprach Zarathustra‘

4.1 Einleitung

4.2 Zarathustra: Erster Teil

4.2.1 Zarathustras Vorrede

4.2.2 Die Reden Zarathustras

4.3 Zarathustra: Zweiter Teil

4.3.1 Die Gerechtigkeit und die Rache

4.3.2 Die Denkbarkeit der Welt und der Wille zur Macht

4.3.3 Gründe, das Schweigen und die Stille

4.4 Zarathustra: Dritter Teil

4.4.1 Über sich selbst hinaus

4.4.2 Die ewige Wiederkehr des Gleichen

4.5 Zarathustra: Vierter Teil

4.5.1 Lehren und Missverstehen

4.5.2 Seltsame ‚Nachfolger‘

4.5.3 Horchen und Gehorchen

4.5.4 Das Zeichen

5 Zum Schluss: Der ‚freie Geist‘ und seine ‚Zeit‘

Zitierweise

Literaturverzeichnis

Begriffsregister

Rückumschlag

Einleitung und Gebrauchsanweisung

Nietzsche als Philosoph

Vor den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts war es durchaus nicht selbstverständlich, Nietzsche als einen ernstzunehmenden Philosophen aufzufassen. In der Regel galt er in der Zunft der ernsthaften Philosophen als philosophierender Schriftsteller nicht unbedingt von höchstem Rang und von eher zweifelhaftem Ruf. Zu dieser schlechten Reputation hatten sicherlich Versuche beigetragen, Nietzsche dem nationalsozialis­tischen Staat als Hofphilosophen anzudienen, verbunden mit einer auch später noch anhaltenden Rezeption, die sich in erster Linie auf eine sehr und allzu einfache Lektüre seiner Schriften beschränkte und dabei vor allem die plakativen und lauten Stellen in den Vordergrund stellte, um zu einer merkwürdigen Art von Popularphilosophie im schlechtesten Sinne zu gelangen.

Jedem Anfänger in der Lektüre von Nietzsches Werken wird sehr schnell deutlich, warum eine solche Rezeption gerade bei diesem Autor möglich und vielleicht sogar verständlich und naheliegend war: Nietzsche ist dem ersten Anschein nach sehr einfach zu verstehen. Natürlich ebnete diese Gestalt seiner Schriften den Weg in ein entsprechend einfaches Verständnis, während etwa Descartes, Kant, Hegel und Wittgenstein sich schon beim Lesen dagegen sperren, allzu einfach aufgefasst zu werden. Bei diesen Autoren versteht man meistens sehr wenig bis überhaupt nichts, wenn man ohne entsprechende Vorbildung einfach zu lesen beginnt. Bei Nietzsche dagegen glaubt man immer etwas zu verstehen und in vielen Schriften stößt man auch beim Fortschreiten kaum auf Schwierigkeiten.

In der Regel verstehen wir dort am leichtesten, wo wir einen mühelosen Anschluss an das herstellen können, was wir sowieso schon wissen oder zumindest zu wissen glauben. Man könnte deshalb vermuten, Nietzsches populäre ebenso wie die nationalsozialistische Rezeption habe sehr viel damit zu tun gehabt, dass sich seine Gedanken leicht mit den entsprechenden Vorurteilen verbinden ließen. Allerdings sind Vorurteile nichts per se Unanständiges – eigentlich sind sie sogar die Voraussetzungen dafür, überhaupt etwas zu verstehen und Erklärungen zu akzeptieren, die ‚Vor-Urteile‘ brauchen, um Sinn zu erzeugen und auf Akzeptanz stoßen zu können. Ein Leser, der überhaupt keine Urteile aus seinem Denken vor der Lektüre mitbringt, wird weder Descartes, Kant, Hegel und Wittgenstein noch Nietzsche verstehen können.

<���–9| Seitenzahl der gedruckten Ausgabe

Demnach hängt das, was wir verstehen, also vor allem davon ab, welche Vor-Urteile wir mitbringen? Mit dieser Frage sind wir schon tief in Nietzsches Philosophie – tiefer als die populäre Rezeption jemals vorgedrungen war, von der nationalsozialistischen ganz zu schweigen. An dieser Stelle drängt sich jedoch eine andere Frage auf: wenn Nietzsche seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als ein genuin philosophischer Autor rezipiert wird, lässt sich daraus nicht schließen, dass es seit damals gelingt, andere Vor-Urteile bei der Lektüre seiner Werke zu aktivieren? Das würde aber bedeuten, dass sich wichtige Strömungen in der Philosophie seit Nietzsches Zeit genau in eine solche Richtung entwickelt haben müssen, aus der sich Anschlussmöglichkeiten für eine Rezeption von Nietzsche als Philosoph anbieten. Sollten wichtige Teile der Gegenwartsphilosophie also gerade in Nietzsche sich selbst erkennen können?

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