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Dr. Boike Rehbein ist Professor für Gesellschaften Asiens und Afrikas an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bis 2009 war Rehbein Direktor des Global Studies Programm der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Er hatte Gastprofessuren in Bangkok, Buenos Aires, Neu-Delhi, Santiago de Chile, Vientiane und Zürich inne. In Vientiane ist Boike Rehbein maßgeblich am Aufbau der sozialwissenschaftlichen Fakultät der National University of Laos beteiligt.
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < http://dnb.ddb.de> abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
1. Auflage: 2006
2. Auflage: 2011
3. Auflage: 2016
© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2016
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck
UVK Verlagsgesellschaft mbH
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Tel.: 07531-9053-0 • Fax 07531-9053-98
www.uvk.deUTB-Band Nr. 2778 ISBN 978-3-8252-4700-3 (Print) ISBN 978-3-8463-4700-3 (EPUB)
Hermann Schwengel gewidmet
Einleitung
1 Von der Praxis der Ökonomie zur Ökonomie der Praxis
1.1 Einsicht: Ungleichzeitigkeit
1.2 Traditionen
1.3 Der Geist des Kapitalismus
1.4 Ethno-soziologische Methoden
2 Brüche
2.1 Der doppelte Bruch
2.2 Kritik
2.3 Konstruktion des Gegenstands
2.4 Emanzipation
3 Praxis (Grundbegriffe)
3.1 Habitus
3.2 Strategie
3.3 Feld
3.4 Kapital
3.5 Konfigurationen
4 Reproduktion
4.1 Ausbildung
4.2 Wissenschaft
4.3 Frankreichs Eliten
5 Differenz und Distinktion
5.1 Geschmack
5.2 Sozialer Raum
5.3 Klassen
5.4 Klassengeschmack und Klassendynamik
5.5 Zur Methode
6 Symbolische Gewalt
6.1 Sprache
6.2 Zwei Felder der Macht
6.3 Die männliche Herrschaft
7 Eingriffe
7.1 Das Elend der Welt
7.2 Verstehen
7.3 Zurück zur Praxis der Ökonomie
8 Rezeption und Weiterentwicklung
8.1 Der Beginn der Auseinandersetzung
8.2 Die breite Rezeption in der Soziologie
8.3 Scholastik und Weiterentwicklungen
Schluss
Glossar
Literatur
Sach- und Namensregister
Wozu eine weitere Einführung in Bourdieus Soziologie? Dieses Lehrbuch ist keine Einführung. Zum einen ist es für fortgeschrittene Studierende sowie Interessierte gedacht, die bereits etwas von oder über Bourdieu gelesen haben, sich weiter in seine Soziologie vertiefen möchten und vielleicht mit ihren Mitteln arbeiten wollen. Zum anderen liefert das Buch keinen Überblick über alle Werke und Gedanken Bourdieus, sondern sucht die Entwicklung des Kerns seiner Soziologie nachzuzeichnen. Ein Buch für diese Zielgruppe und mit dieser Zielsetzung gibt es meines Wissens noch nicht, zumindest nicht in deutscher Sprache. Ich hoffe, den inneren Zusammenhang der Werke und Gedanken Bourdieus aufzeigen zu können. Ferner möchte ich zur Lektüre Bourdieus anregen. Schließlich und vor allem soll das Buch dazu auffordern, mit Bourdieu zu forschen und zu denken.
Zwei Gründe rechtfertigen die Veröffentlichung von Sekundärliteratur zu Bourdieu. Erstens ist er mittlerweile ein Klassiker der Soziologie und gegenwärtig einer der am häufigsten zitierten Intellektuellen. Zweitens sind seine Schriften nicht leicht zu lesen und zu verstehen. Der bloße Status Bourdieus als Klassiker ist vielleicht noch kein hinreichender Beleg für seine Bedeutung. Ich meine allerdings, dass dieser Status eine sachliche Berechtigung hat. Die Höhe der Reflexion, die Bourdieu erreicht hat, sollte heute nicht mehr unterschritten werden. Man kann durchaus sagen, dass er die Messlatte für die Soziologie höher gehängt hat. Die Reflexionshöhe erschließt sich nicht von selbst. Viele der Werke Bourdieus wirken beim ersten Lesen naiv, als sei er nicht mit dem Wissen seiner Zeit vertraut gewesen und habe Probleme der Logik oder der Methode nicht gesehen. Methodologische Schwierigkeiten, Begriffsklärungen, strategische Überlegungen und Auseinandersetzungen mit der Geistesgeschichte finden in seinen Veröffentlichungen einen vergleichsweise geringen Raum. Die Leserschaft wird in erster Linie mit Ergebnissen konfrontiert, weniger mit Argumentationen und scholastischen Erörterungen.
Die Werke verarbeiten schwierige und fundamentale Probleme der Erkenntnistheorie in Verbindung mit zum Teil banal anmutendem empirischen Material. Was beim Lesen begegnet, sind Daten und wenig konsistent gebrauchte, undefinierte Begriffe. Dass eine außergewöhnliche theoretische Arbeit dahinter steckt, fällt nicht ins Auge. So unwahrscheinlich es wirkt, einer der wichtigsten Bezugspunkte Bourdieus ist Immanuel Kant. Bourdieu hat nicht nur an empirischen Gegenständen, sondern auch an einer soziologischen Vernunftkritik gearbeitet. Er wollte das, was bei Kant reine, überzeitliche Erkenntniskategorien sind, auf soziale Verhältnisse zurückführen und gleichzeitig Kants Philosophie als Ausdruck einer bestimmten Zeit und sozialen Position in ihr aufweisen. Er erklärte, seine Arbeit sei »im Grunde immer der Versuch […], die Erkenntniswerkzeuge zum Erkenntnisgegenstand zu machen und die mit den Erkenntniswerkzeugen gegebenen Grenzen der Erkenntnis zu erkennen« (1997e: 221).
Die soziologische Vernunftkritik war kein Selbstzweck, sondern als gelerntem Philosophen reichte Bourdieu die unreflektierte Fortführung (irgend) einer soziologischen Tradition nicht aus. Er wollte die Grundlagen der eigenen Erkenntnis kritisch beleuchten und möglichst weit gehend ausweisen. Indem Bourdieu in den Arbeiten der soziologischen Tradition unhinterfragte oder nicht überzeugende Voraussetzungen aufdeckte, vermied er sie und aus ihnen resultierende Unzulänglichkeiten der Forschung. Hieraus hat er eine regelrechte Methode gemacht, die an Gaston Bachelard anschließt. Er kontrastierte zwei einander widersprechende Ansätze der Tradition, um ihre Stärken und Schwächen abzuwägen. Die theoretischen Folgerungen, die er aus der Kontrastierung zog, arbeitete er dann am empirischen Material ab, um dieses und die Theorie zugleich kritisch zu beleuchten und anzureichern.
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