Jürgen Kromphardt - John Maynard Keynes

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Große Ökonomen, ihr Werk und ihre Bedeutung kennenlernen.
Bis zur Finanzkrise war es in wirtschaftspolitischen Debatten hierzulande oftmals verpönt, im Sinne von Keynes zu argumentieren. Heute hat sich dieses Bild gewandelt: Viele Ökonomen und Politiker nehmen Bezug auf den genialen Briten – auch wegen seiner Betonung der Unsicherheit der Zukunft. Jürgen Kromphardt zeigt auf, wie Keynes die ökonomische Theorie auf eine neue Grundlage stellte und welche wirtschaftspolitischen Empfehlungen er daraus ableitete, in späteren Jahren insbesondere für die Weltwährungsordnung. Für deren Umsetzung setzte er sich intensiv ein.

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Jürgen Kromphardt Die größten Ökonomen John Maynard Keynes utbNr 3794 - фото 1

Jürgen Kromphardt

Die größten Ökonomen: John Maynard Keynes

utbNr 3794 Umschlagabbildung shutterstock 2 Auflage 2020 1 Auflage 2012 - фото 2

utb-Nr. 3794

Umschlagabbildung: © shutterstock

2. Auflage 2020

1. Auflage 2012

© UVK Verlag 2020

– ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-8252-5279-3 (Print)

ISBN 978-3-8463-5279-3 (ePub)

Vorwort zur 2. Auflage

Es freut mich sehr, dass mir die 2. Auflage dieses Bucher über John Maynard Keynes erstens die Möglichkeit gab, an vielen Stellen die Darstellung zu präzisieren und verständlicher zu machen.

Zweitens habe ich in dem Kapitel über die Problemlösung für die Kriegs- und Nachkriegszeit den Abschnitt über den Anti-Inflationsplan von Keynes umgeschrieben, auch um deutlicher hervorzuheben, dass Keynes es vehement ablehnte, gesamtwirtschaftliche Probleme durch Zulassen oder gar Beförderung von Inflation zu lösen.

Drittens habe ich im Kapitel über die Auseinandersetzungen mit der Theorie von Keynes nach 1946 dem in Deutschland stark vertretenen Ordoliberalismus einen eigenen Abschnitt gewidmet.

Viertens ist der letzte Abschnitt dieses Kapitels, der sich mit den Auswirkungen der tiefen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008ff auf die Akzeptanz der Lehren von Keynes befasst, völlig neu gefasst. Schließlich habe ich die Hinweise auf Literatur zur Vertiefung aktualisiert.

Meinem Kollegen Harald Hagemann danke ich für eine kritische Durchsicht des Manuskripts und der Studentin Megana Kodhelaj für die unermüdliche Bewältigung meiner Änderungs- und Ergänzungswünsche.

Berlin, im März 2020

Vorwort zur 1. Auflage

John Maynard Keynes (1883–1946) ist vor oder neben Joseph Schumpeter der bedeutendste Ökonom des 20. Jahrhunderts. Er veröffentlichte sein Hauptwerk, die „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ im Jahre 1936 unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise 1929–1932. In diesem Werk brach er mit der dominierenden und tief verwurzelten Tradition der Nationalökonomie, sich bei der Analyse des Wirtschaftsystems und seines Wirkens an Modellen von Geldwirtschaften zu orientieren, in denen das Geld nur einen Schleier bildet, der die realen Zusammenhänge umhüllt und verhüllt, ohne sie zu beeinflussen. In derartigen Modellen stellt sich auf Dauer stets Vollbeschäftigung aller verfügbaren Ressourcen an Arbeit und Sachkapital ein.

Keynes war ein außergewöhnlich schneller Leser, Denker und Schreiber und machte von diesen Fähigkeiten ausgiebig Gebrauch. Daher füllen allein seine auf die Ökonomie bezogenen Texte (Veröffentlichungen, Memoranden und Briefe) 30 Bände seiner „Collected Writings“, die seit 1971 von der britischen Royal Economic Society herausgegeben worden sind.

Keynes führte ein sehr aktives und vielseitiges gesellschaftliches und privates Leben. Er verwaltete und vermehrte das Vermögen mehrerer öffentlicher und privater Institutionen und baute sein eigenes auf. In den beiden wichtigsten Biographien (MoggridgeMoggridge, 1992) und SkidelskySkidelsky (1983/1992/2000 – 3 Bände) beanspruchen Leben und Werk 940 bzw. rund 1800 Seiten. Diese beiden Biographien sind die Quellen für alle von mir außerhalb der Ökonomie berichteten Ereignisse.

Wenn man sich auf Wunsch des Herausgebers dieser Reihe darauf einlässt, ein Buch über das Leben und das Werk von John Maynard Keynes mit begrenzter Seitenzahl zu schreiben, sieht man sich der schwierigen Aufgabe gegenüber, aus den umfangreichen Schriften dieses britischen Ökonomen und der Vielseitigkeit seiner wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Aktivitäten das Wichtigste auszuwählen und zu präsentieren.

Deswegen musste ich auf sehr viele Details seines gesellschaftlichen und privaten Lebens sowie seiner Aktivitäten auf den Finanzmärkten verzichten. Auch bei seinen ökonomischen Schriften musste ich auswählen und ausschließen. So habe ich nur gelegentlich Keynes’ Erörterungen über die deutschen Reparationszahlungen nach dem 1. Weltkrieg und über ihr Ende angesprochen, die in den „Collected Writings“ den Band. 18 beanspruchen. Ebenso wenig bin ich auf Keynes’ zahlreiche Memoranden und andere Texte zu Fragen der Strukturpolitik in GroßbritannienGroßbritannien eingegangen, die einen beträchtlichen Teil des Doppelbandes 19 der „Collected Writings“ ausmachen.

Für ihre kritische Lektüre des Manuskripts und ihre konstruktiven Anregungen danke ich Frau Dr. Camille Logeay, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Außerdem danke ich Frau Yvonne Sivapragasam, Studentin des Studiengangs „Economics“ an der TU Berlin, für ihr unermüdliches und geduldiges Herstellen immer neuer Manuskriptfassungen.

Berlin im Dezember 2012

Jürgen Kromphardt

Ein Quereinsteiger in die Ökonomie

Elternhaus und Schulzeit

Am 5. Juni 1883 wurde John Maynard Keynes in Cambridge (England) als ältester Sohn in ein großbürgerliches Elternhaus geboren. Sein Vater, John Neville KeynesJohn Neville Keynes, war ein bekannter Nationalökonom, der überwiegend in Cambridge Politische Ökonomie und Logik lehrte und später in die Universitätsverwaltung hinüberwechselte (als Leiter des Universitätssekretariats – eventuell dem Kanzler einer deutschen Universität vergleichbar). Seine Mutter engagierte sich für Sozialreformen (insbesondere für die Rechte von Frauen), war auf kommunaler Ebene politisch aktiv und bekleidete verschiedene leitende Positionen in der städtischen Verwaltung von Cambridge.

Keynes´ Eltern führten ein offenes Haus, sodass Keynes schon früh bedeutende Gelehrte aus vielen Fachgebieten kennenlernte. Standesgemäß ging der hochbegabte Schüler John Maynard mit 14 Jahren an die renommierteste aller britischen Schulen, nach EtonEton, wo er besonders in klassischer Literatur, in Mathematik und als Mitglied der schulischen Debattierclubs brillierte. Mit 19 Jahren schloss er die Schule mit großem Erfolg ab.

Hinter dieser Erfolgsstory stand jedoch kein angepasster Streber; vielmehr machte sich sein Vater häufig Sorgen, sein Sohn verzettele sich in zu vielen Aktivitäten, zu denen auch Sport und Theateraufführungen der Schüler gehörten.

Studium der Mathematik, Philosophie und Geschichte

Nach dem Abschluss der Schulzeit in EtonEton begann Keynes 1902 in Cambridge Mathematik, Philosophie und Geschichte sowie etwas Ökonomie (als Teil des Mathematikcurriculums) zu studieren. Aufgrund seines sehr guten Schulabschlusses enthielt er ein Stipendium des King‘s CollegeKing‘s College, dem er sein Leben lang verbunden blieb.

Die Ausbildung in Ökonomie war damals in Cambridge rudimentär. Der einzige Professor für Nationalökonomie war Alfred MarshallMarshall, der unbestritten bedeutendste Ökonom seiner Zeit. Ihm war es nach jahrelangem Kampf gerade erst gelungen, für die Ökonomie eine eigene Abschlussprüfung durchzusetzen. Vorher war Ökonomie ein Teil der Prüfung in Mathematik und in Geschichte. Außer Marshall wurde Ökonomie von einigen Universitäts- oder College-Dozenten gelehrt. Es gab aber noch kein verbindliches Curriculum, kaum Lehrbücher (außer Marshalls „Principles of Economics“) und nur wenige Studenten.

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