Immer, wenn ein „Orchideengefühl“ im Giftschrank des Unterbewusstseins liegt, hat man Mühe damit, im täglichen Leben die Begegnung mit ähnlichen Situationen zu meistern. Also vermeidet man sie nach Möglichkeit. Bestimmte Themen „mag man nicht“ oder werden geächtet. Andere Themen, wie zum Beispiel Ausbeutung, werden klaglos hingenommen. Das gemeinsame Merkmal ist bei all dem die stark eingeschränkte Lebenskraft im jeweiligen Thema. Die Unterdrückung der verbotenen Erinnerungen kostet nämlich einige Kraft.
Gemeinsames Merkmal aller Orchideenmittel ist die mangelnde Verwurzelung mit den thematischen Zusammenhängen. Eine Ehe kann spontan verlassen werden, eine Freundschaft ist plötzlich beendet, ein Hobby wird nie wieder ausgeübt, eine Religionsgemeinschaft wird sang- und klanglos verlassen trotz intensivem Kontakt. Und viele andere Beispiele mehr.
Bedenkt man die obigen Beschreibungen des „Giftschranks“, wird wohl etwas vorgefallen sein, das an ein solches Gefühl angeknüpft hat. Wohlgemerkt finden solche spontanen Abbrüche nicht nach reiflicher Überlegung statt, sondern mehr oder weniger plötzlich.
Ebenso wie im homöopathischen Mittelbild sind auch die Orchideenpflanzen nicht wirklich mit der Erde verwurzelt. Sie sind ja teilweise noch nicht mal auf Erdboden angewiesen. Die nötigen Nährstoffe können auch „über die Luft“ (durch Velamen auf den Luftwurzeln) aufgenommen werden. Auch der Umstand, dass die Lebensbedingungen passend sein müssen, verweist auf die mangelnde Verbundenheit mit dem Lebensort. Sind sie es nicht, verschwindet die Orchidee schnell. Sie passt sich nicht an. Interessant ist auch die Fähigkeit mancher Orchideen zur Insektenmimikry. Die Blüte spielt etwas vor, hat aber nur den eigenen Fortbestand im Sinn. Andere Blütenpflanzen spenden Nektar für die Befruchtungsmühen, Orchideen sind nicht zwangsläufig mit ihren Insekten verbunden. Natürlich sind manche Orchideentypen auch ganz anders organisiert.
Indem man sich mit den Aussagen einer Orchideenkarte wirklich verbindet und ehrlich in sich nach der Resonanz sucht, wird ein Prozess in Gang gesetzt. Allein schon die Vermutung, solche Gefühle könnten - bei der gestellten Frage - anwesend sein, wird manchmal als absurd empfunden. Gleichzeitig rütteln die Aussagen aber am „Giftschrank“. Wenn die Zeit reif ist, werden zuerst das Seelenbewusstsein und anschließend auch die Tagespersönlichkeit ihr Okay geben.
Nun dürfen ganz vorsichtig Gefühlsbruchstücke an die Wasseroberfläche kommen. Vielleicht entstehen Erinnerungen an erlebte Situationen. Entscheidend ist aber nur, dass sie mit den entsprechenden Gefühlen verbunden sind. Geschichten allein reichen nicht aus für eine Veränderung.
Eine „negative“, also anstrengende Verbundenheit kann sich in eine „positive“, also bereichernde Verbundenheit verwandeln, wenn man sie einfach nur anschauen und alle damit verbundenen Gefühle wahrnehmen kann.
Das klingt ganz einfach, oder?
Wir erinnern uns aber an dieser Stelle daran, dass sie ursprünglich im „Giftschrank“ verschwanden, weil sie zu unerträglich waren.
Und jetzt kommt die Magie der Seelenhomöopathie ins Spiel. Magie bitte nur als Ausdruck noch nicht wissenschaftlich erklärbarer Phänomene verstehen!
Die Resonanz zu einer Orchidee (oder all den anderen Mitteln) trägt ein Heilungspotential in sich. Jemand versteht dich! Und hat obendrein den Lösungsweg schon in sich. Wenn ich diese Berührung zulasse, habe ich eine Begleitung bei der Wahrnehmung alter Schrecken. Ich kann ertragen, was ich erlebt habe. Ich kann hinsehen und verstehen, was sich daraus entwickelt hat. Es muss nicht mehr unterdrückt oder verleugnet werden. Es darf dazugehören.
Das Außen ist stets der Spiegel des eigenen Innern. Verändert sich mein Inneres, wird es auch das Außen tun. Auch die Ahnen dürfen an meinen Erkenntnissen teil haben. Alle jene, die immer noch fassungslos nach Antworten suchen, dürfen ins große Loslassen sinken und zu gegebener Zeit neu beginnen. Alle jene, die noch beschützen wollten, dürfen nun erleichtert „aufatmen“. Die eigenen Zellen werden ihre epigenetischen Eiweißstrukturen neu ordnen und alle Verhältnisse anders beurteilen.
Ich darf mit all meinen Verbundenheiten neue Wege beschreiten.
Was bedeutet Verbundenheit?
Verbundenheit beschreibt eine Zugehörigkeit zu Etwas oder Jemandem. Dabei ist nicht wichtig, sich dieser Verbundenheit bewusst zu sein. Wir sind zum Beispiel alle zutiefst mit dieser Erde verbunden, weil unsere Körper aus irdischen Bausteinen aufgebaut sind: Mineralien, Wasser, Eiweißverbindungen.
Trotzdem ist uns diese Verbundenheit nicht unbedingt im Bewusstsein und es gibt wahrscheinlich auch keine ausgeprägten Gefühle dazu. Es ist eben einfach so.
Ereignisse und Zustände, die das Leben unserer Vorfahren prägten, bilden sich in verschiedener Form in unserer Gegenwart ab. Mit diesen besteht für jeden von uns eine Verbundenheit, die größtenteils ebenso unbewusst bleibt. Mit diesen „Gefühlsbildern“, die jeder Mensch in sein Leben mitbringt, wird aus diesen Verbindungen ein Leben gestaltet.
Die wichtigsten Verbindungen zu unserer Herkunftsfamilie gestalten sich in den frühesten Momenten unserer Existenz: Zeugung, Schwangerschaft und frühe Kindheit prägen uns vollständig in unsere Familie ein. Zur Lebensaufgabe eines jeden Menschen gehört auch die Emanzipation des Individuums aus diesen Bindungen - anders ausgedrückt: „Werde Du selbst mit den Bausteinen, die Dir in dieser Existenz gegeben wurden“.
Verbundenheit ist also durchaus auch ein unbewusster Zustand. Natürlich treffen wir bewusste Entscheidungen, mit wem oder was wir verbunden sein möchten, aber es existieren parallel und gleichzeitig Verbindungen, die, weil sie komplett unbewusst bleiben, umso stärker wirken.
Aus der Aufstellungsarbeit mit den ahnenmedizinischen Karten ist uns ein erstaunliches Phänomen bekannt:
Werden die Stellvertreter im Neunerfeld stehend gruppiert, ist es meistens die Person, welche für die Verbundenheit steht, die ihre Position nicht halten kann. Sie kippt um oder erträgt den Kontakt zu den übrigen Stellvertretern nicht und es ist ihr auf irgendeine Art nicht möglich, in diesem Verbund zu bleiben. Es zeigt sich eine Verbundenheit zu Gefühlen, die vollkommen verdrängt werden konnten, solange kein „Kontakt“ stattfand. Nimmt aber die aufstellende Person zu all ihren Anteilen - und eben auch zu ihrer Verbundenheit - Kontakt auf, berichtet diese von Gefühlen, mit denen die aufstellende Person oft so gar nichts anfangen kann. Alles andere kann man verstehen, anerkennen, zu sich nehmen, aber die Gefühle der Verbundenheit haben irgendwie gar nichts mit der ganzen Sache zu tun. Liegt hier ein Fehler vor? „Spinnt“ dieser Stellvertreter einfach?
Nein! Hier liegt der Schlüssel zur Lösung des Kernkonflikts.
(Zur Erinnerung: rund um den Kernkonflikt gruppieren sich die verschiedenen Aspekte eines Themas, Einflüsse aus dem Ahnenfeld, der persönlichen oder der Seelenebene)
Die Verbundenheit (als Teil der persönlichen Ebene) ist mit Kindheitserlebnissen oder Anteilen des Ahnenfeldes verbunden, die unbedingt nie wieder gefühlt werden sollen. Sie wurden verborgen aus Scham oder Angst, aus Schuldgefühlen oder Verzweiflung. Man hat sie „weggesteckt“, weil das Leben weitergehen musste, weil man nicht mit ihnen umgehen konnte, weil es keine Worte für sie gab und viele andere Gründe mehr. Das fand auch nicht als bewusster Akt statt: „Ab jetzt werden diese Gefühle nicht mehr gefühlt“ - meistens ist selbst die Verdrängung ein schleichender Prozess. Das Leben wird so organisiert, dass möglichst wenig Berührung mit dem schwierigen Thema stattfindet. Man geht im wahrsten Sinne des Wortes „aus dem Kontakt“ mit diesen Erfahrungen und organisiert sein Leben darum herum.
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