Liborius Olaf Lumma
Wer macht was im Gottesdienst?
Die handelnden Personen und ihre Aufgaben
Theologische Erschließung
Praktische Tipps
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© 2021 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
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ISBN 978-3-7917-3284-8
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Satz: Vollnhals Fotosatz, Neustadt a. d. Donau
Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg
Printed in Germany 2021
eISBN 978-3-7917-6211-1 (epub)
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Vorwort Vorwort Im Katholizismus nimmt wie in den meisten Richtungen des Christentums und anderer Religionen der Kult eine zentrale Stellung ein: zeichenhaft aufgeladene Rituale, die individuell oder gemeinschaftlich begangen werden und in denen sich Menschen auf Transzendentes beziehen, also auf etwas, das nicht Teil dieser Welt ist und doch in Beziehung zur Welt steht, christlich gesprochen auf Gott. Nun gibt es grundsätzliche Kritik an solchen Formen religiösen Kultes. In Europa wurde diese Kritik besonders durch die Philosophie und Politik der Aufklärung seit dem späten 18. Jahrhundert beeinflusst: Gebet, Lobpreis, Dank oder Anbetung seien demnach vollkommen sinnlos. Die für solche Handlungen investierten Ressourcen von Zeit, Kunst und Verstand sollten besser der Moral, also der aktiven Mitwirkung an einer besseren Welt zukommen, für die dann allerdings doch wieder Transzendenz in Anspruch genommen wird, und zwar in Form von Werten wie Gerechtigkeit, Freiheit oder Humanität. Auf solche Kritik an religiösen Praktiken einzugehen, ist nicht Thema dieses Buches. In erster Linie ist hier auf Diskussionen in der Religionsphilosophie zu verweisen. Doch selbst dort, wo Menschen dem religiösen Kult positiv oder zumindest offen gegenüberstehen – etwa weil sie selbst einer Religionsgemeinschaft angehören oder weil sie dem Kult zumindest zugestehen, dass er für den Menschen eine ähnliche Bedeutung haben kann wie Kunst, Musik, Literatur, Liebe, Trauer, Hoffnung und Zweifel –, bleiben die Ausdrucksformen der katholischen Kirche oft fremd. Für die verschiedenen Formen des katholischen Kultes gibt es keine einheitliche Begrifflichkeit. Ich werde in diesem Buch in erster Linie von Liturgie sprechen. Dabei geht es mir immer um jene Formen, die gemeinschaftlich und öffentlich geschehen, und hierbei wiederum um die drei wichtigsten Rituale für die katholische Praxis in unseren Breiten: die Eucharistiefeier (Messe), die Tagzeitenliturgie (Stundengebet) und die Wort-Gottes-Feier.
Das Anliegen dieses Buches Das Anliegen dieses Buches Ich möchte versuchen, einen Schlüssel zum Verständnis dessen anzubieten, was Menschen in der katholischen Liturgie tun, zu der sie sich gemeinschaftlich versammeln und in der sie unterschiedliche Rollen ausfüllen. Das Buch soll auch für jene Menschen informativ sein, die sich der katholischen Liturgie von außen annähern: als interessierte, neugierige oder skeptische Beobachter. Denjenigen, die als katholische Gemeindemitglieder die Liturgie mittragen – sei es, dass sie öffentlich sichtbar besondere Aufgaben übernehmen, sei es, dass sie einfach aus freier Entscheidung anwesend sind und vielleicht das ein oder andere Lied mitsingen –, soll das Buch eine Hilfestellung sein, um das eigene Tun besser verantworten und sachgerechter gestalten zu können. Dabei ist vorauszusetzen, dass das Nachdenken und Reden über Liturgie niemals die Liturgie selbst ersetzen kann, so wie auch Musikwissenschaft nicht das Musizieren oder das Hören von Musik, die Theaterkritik nicht das Schreiben, Spielen oder Ansehen von Theaterstücken und die Politikwissenschaft nicht das Regieren oder das Wählen ersetzen kann. Die wissenschaftliche Beschäftigung kann Missverständnisse aufklären, neue Perspektiven erschließen und Wege eröffnen, auf denen die Liturgie ihr Potenzial und ihre Wirkung sachgerechter entfalten kann. Das Nachdenken über Liturgie kann die Kompetenzen befruchten, die nötig sind, um Liturgie sachgerecht zu gestalten, die als ritualisierte Handlung den ganzen Menschen in seiner leiblich-seelischen Verfasstheit über die Begrenztheit des Messbaren, Berechenbaren und Beherrschbaren hinausweist, ähnlich wie dies Musik, Kunst, Theater und Literatur tun.
Zur Gliederung dieses Buches Zur Gliederung dieses Buches Die Buchkapitel 3–14 sind weitgehend nach den handelnden Personen und den von ihnen ausgeübten liturgischen Rollen geordnet. Manche der dabei behandelten Themenfelder betreffen mehrere Personen zugleich: etwa die Handhabung von Büchern oder die Bedeutung der Bibel für die Liturgie. Ich werde solche Themen in einzelnen Kapiteln bündeln und in anderen Kapiteln darauf verweisen. Am Beginn und am Schluss ( Kapitel 1 – 2 und 15 – 17 ) stehen allgemeinere Überlegungen, wichtige Quellentexte und konkrete Ideen zur Liturgiegestaltung.
Priester/Presbyter – Gemeinde/Versammlung – Geschlechtersensible Sprache
1Rollenspiele, Macht und Drehbücher – eine Annäherung an den katholischen Gottesdienst
Gottesdienst als Rollenspiel
Ernsthaftigkeit, Authentizität und Geschlechter
Rollen im menschlichen Leben
Macht der Vereinsvorsitzenden – Macht der Mitglieder
Aufeinander bezogene liturgische Rollen
Liturgische Rolle und kirchliche Macht
Liturgie und Drehbuch
Drehbuch, Gestaltungsfreiheit – und wieder Macht
Eucharistiefeier, Wort-Gottes-Feier, Tagzeitenliturgie
2Vereinssitzung, Theaterstück oder offener Himmel – wenn Christen sich versammeln
Katholischer Gottesdienst: Bühne und Publikum
Gottesdienst als Versammlung
Liturgische Versammlung und himmlisches Jerusalem
Ekklesia als Versammlung
Liturgische Rollen im Verhältnis zur Versammlung
Architektonische Rahmenbedingungen
Das Wir und das Amen
Gemeinsam vorgetragene Wir -Texte
Konsequenzen für die Praxis
Liturgie: eine Sache für Eingeweihte
Ich -Gebete
Actuosa participatio
3Zwölf Apostel, Ordinationen und Beauftragungen – Weiheämter und Laienämter in der katholischen Kirche
Ordinierter Bischof und ordinierte Mitarbeiter
Ordination auf Dauer
Ordination und Eucharistie
Ordinierte als Priester
Apostolizität und Eucharistievorsitz
Liturgische Leitung und Gemeindeleitung durch Ordinierte
Macht und Kontrolle in der Kirche
Niedere Weihe und Beauftragung
Der Begriff Laie
4Bücher, Pulte, Mikrofone – die Lektorin/der Lektor
Lesungen durch Ordinierte und durch Laien
Das Wort Gottes in der Versammlung der Kirche
Im Dienst des Textes
Leseordnungen
Kantillation
Kompetenzen für den Lektorendienst
Vorbereitung
Lesungen weglassen?
Ambo
Lektionar, Fürbitten, Kleidung und Sitzplatz
5Atmen, Vorsingen, Mitsingen – die Kantorin/der Kantor
Öffentlich singen
Antwortpsalm
Antwortpsalm weglassen
Dialog mit der Versammlung
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