Ursula Klammer
Prophetin für unsere Zeit
„Pflege das Leben, wo du es triffst!“
Hildegard von Bingen
Nachhaltige Produktion ist uns ein Anliegen; wir möchten die Belastung unserer Mitwelt so gering wie möglich halten. Über unsere Druckereien garantieren wir ein hohes Maß an Umweltverträglichkeit: Wir lassen ausschließlich auf FSC®-Papieren aus verantwortungsvollen Quellen drucken und verwenden Farben auf Pflanzenölbasis. Wir produzieren in Österreich und im nahen europäischen Ausland, auf Produktionen in Fernost verzichten wir ganz.
Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“
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Bildquellen: Archiv der Autorin: Seite 44 Kloster Eibingen – Nach einer wechselvollen Geschichte wird das Kloster 1802 im Zuge der Säkularisation aufgehoben und verliert somit sämtliche Besitzungen. Der einstmals quadratische Gebäudekomplex wird in der Folge zerstört. Über der einstmaligen Klosterkirche steht heute die Pfarrkirche Eibingen. In ihr befindet sich der Hildegard-Schrein, dessen Echtheit 1857 nachgewiesen werden konnte. Abtei St. Hildegard in Rüdesheim/Eibingen – An das 1802 aufgelassene und später abgerissene Kloster Eibingen erinnert die 1904 errichtete Abtei St. Hildegard, wo heute inmitten der Weinberge noch fast 60 Benediktinerinnen das geistige Erbe ihrer berühmten Vorgängerin weitertragen. Neben der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem literarischen und künstlerisch-musikalischen Vermächtnis der Hildegard von Bingen führen die Ordensfrauen unter anderem einen gut sortierten Buchladen, in dem neben dem reichen Angebot an Literatur auch Kunstgegenstände verschiedenster Genres verkauft werden. Wein aus eigenem Anbau (aufgrund hervorragender Qualität mehrfach prämiert) kann zusammen mit anderen Edelweinen bzw. Getränken sowie allerlei kulinarischen Spezialitäten in einem kleinen Laden entlang der Frontfassade verkostet und erworben werden. Auch eine Goldschmiede und ein Keramikatelier sowie eine Restaurationswerkstätte für kirchliche Archivalien befinden sich innerhalb der weitläufigen Klostermauern. Ein Gästetrakt beherbergt Frauen und Männer, die sich für einige Zeit zurückziehen möchten, um sich der Stille und inneren Sammlung hinzugeben. Die Gebetshoren und liturgischen Angebote der geistlichen Schwestern stehen für Gäste des Klosters sowie für Besucherinnen und Besucher von auswärts offen. Bei den Feierlichkeiten rund um die Ernennung Hildegards zur „Lehrerin der Universalkirche“ würdigte Papst Benedikt die mittelalterliche Benediktinerin als Frau mit einem „prophetischen Geist“ und einer „ausgeprägten Liebe zur Schöpfung“. Beim Festakt verwies er unter anderem auf ihren „wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kirche ihrer Zeit“ sowie auf ihre „herausragende Lehre“. Ihre beachtlichen Verdienste auf dem Gebiet der Glaubensweitergabe stellen eine der insgesamt vier Bedingungen dar, die für eine Erhebung zur Kirchenlehrerin erfüllt sein müssen. Der deutsche Papst würdigte die Benediktinerin als eine Frau von „lebhaftiger Intelligenz“ und „tiefer Sensibilität“, die als „anerkannte geistliche Autorität“ immer eine „große und treue Liebe“ zu Christus und der Kirche bewahrt habe.
, 48 Skulptur der hl. Hildegard, Abtei St. Hildegard, Rüdesheim/Eibingen, Bronze von Karl-Heinz Oswald. Die Äbtissin wird als Frau mit einer schmalen, zerbrechlichen Gestalt und hagerem Gesicht dargestellt. Ihre geschlossenen Augen könnten innere Sammlung, konzentriertes Nachdenken oder kontemplatives Betrachten ausdrücken. Hildegards umfangreicher Briefwechsel, der sich über 33 Jahre erstreckt, bezeugt das große Vertrauen und Ansehen, das Hildegard innerhalb der verschiedensten gesellschaftlichen Schichten genießt. Hochrangige Persönlichkeiten wie Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen sowie weltliche Würdenträger bis hinauf zu den Kaisern Friedrich Barbarossa und Konrad wenden sich an die geistbegabte Nonne vom Rupertsberg, um von ihr Rat und Hilfe in unterschiedlichsten Angelegenheiten zu erhalten. Die lange Liste an Adressatinnen und Adressaten lässt auf den hohen Bekanntheitsgrad der Äbtissin vom Rupertsberg schließen. Auch Gräfinnen und Fürstinnen, ja sogar die griechische Kaiserin und die englische Königin finden sich unter ihnen. Nicht selten wird von der visionär begabten Nonne ein prophetisches Wort, eine weise Beurteilung in wichtigen politischen oder persönlichen Angelegenheiten erbeten – manchmal auch vor wichtigen Entscheidungen. Die zahlreichen Briefe an Hildegard bleiben nicht unbeantwortet: Neben ihren vielen anderen Verpflichtungen bemüht sich Hildegard, die Wünsche und Fragen all derer zu beantworten, die sich vertrauensvoll an sie wenden. Viele Menschen bitten um ihre Fürsprache bei Gott oder um Trost in ihren unterschiedlichen Bedrängnissen.
, 64, 69, 83, 93, 97, 101 und 153;
E-W/Wikipedia: 37; Wikimedia: 33(karlundfaber.de), 40, 45(CC-BY-SA 3.0/Foto Petra Klawikowski), 51(Godfrey & Theodoric), 75, 111, 133, 169 und 187.
Umschlaggestaltung: stadthaus 38, Innsbruck
Layout und digitale Gestaltung: Studio HM, Innsbruck
Bildbearbeitung: Artilitho, Trento (I)
ISBN 978-3-7022-3960-2 (gedrucktes Buch)
ISBN 978-3-7022-3961-9 (E-Book)
E-Mail: buchverlag@tyrolia.at
Internet: www.tyrolia-verlag.at
Vorwort
Einleitung
Das 12. Jahrhundert: Umbruch und Aufbruch
Das Leben der heiligen Hildegard
Die Prophetin und Visionärin
Schriftstellerin, Dichterin, Komponistin, Heilkundige
Zum Welt- und Menschenbild der heiligen Hildegard
Hildegards Entwurf heilen Lebens
Gesundheitstipps einer lebensfrohen Benediktinerin
Ernährung und Kochen nach Hildegard
Zeittafel
Quellen und Anmerkungen
„Ein Instrument des Heiligen Geistes bist du, denn deine Worte haben mich entzündet, wie wenn eine Flamme mein Herz berührt hätte …“
Elisabeth von Schönau an Hildegard von Bingen
Während ich diese Zeilen schreibe, blicke ich immer wieder aus dem Fenster und erfreue mich an den üppigen Lindenbäumen vor dem Haus, die vom Wind hin- und herbewegt werden. Die nach einem Regenguss hervorblinzelnde Sonne verleiht dem Grün der Blätter eine besondere Intensität und Leuchtkraft, wie ich sie zuvor kaum einmal wahrgenommen habe. Viriditas – Licht, Lebendigkeit, Grünkraft … Die hl. Hildegard würde bei diesem wunderbaren Anblick wohl jubeln! Die beeindruckende Frau des Mittelalters ist mir durch die Beschäftigung mit ihrem Lebenswerk, ihrer Musik sowie ihren naturheilkundlichen Empfehlungen sehr nahegekommen. Es war ein langer, für mich äußerst lohnender Weg. Ein Weg nach innen, zu meinen spirituellen Wurzeln, die insbesondere auch aus dieser kostbaren Quelle genährt werden.
Der heilkundigen Benediktinerin verdanke ich überzeugende Antworten auf persönliche Fragen – u. a. nach einem gesunden und nachhaltigen Lebensstil, aber auch nach einer ansprechenden Art und Weise, meinen Glauben zu leben. Themen wie diese standen am Beginn meiner stetig wachsenden Begeisterung für die weltoffene Mystikerin. Es folgten eine Diplomarbeit zum Abschluss meines Theologiestudiums, eine Buchveröffentlichung sowie die beherzte Weitergabe von erworbenem Wissen, von spirituellen Impulsen oder gesundheitsbezogenen Erkenntnissen der hl. Hildegard im Rahmen von Seminaren und Vorträgen, Exerzitien und Pilgerfahrten zu Hildegards Wirkungsstätten am Rhein.
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