Beim IDI (Inclusive Development Index)4 werden nicht nur pekuniäre Daten mit in den Index einbezogen, wodurch er die Realität besser abbildet, dafür aber auch nicht so leicht zu bestimmen ist.
Abgesehen von dem Problem, wie Wachstum zu messen ist, müssen wir auch das Problem des relativen Wachstums im Auge behalten. Wenn von verschiedenen Autoren ein Wachstumswahn und sogar Wachstum grundsätzlich angegriffen wird, so bezieht sich dies in der Regel auf das in BIP gemessene Wachstum, nicht auf ein Wachstum durch Produktivitätssteigerung.5
Wird die Produktivität pro Person gesteigert, so kann dies durchaus bei einem gleichzeitigen Rückgang im Bevölkerungswachstum zu einer empfindlichen Einbuße im BIP führen, obwohl jeder weniger arbeiten muss, um seine Wünsche erfüllen zu können. Zudem ist Wachstum generell als punktuell zu betrachten, da Wachstum und Zerfall immer nebeneinander punktuell zugeordnet in bestimmten begrenzbaren Bereichen stattfinden.
Geld und Finanzkapital, das kann helfen wirtschaftliches Wachstum zu erzeugen und zu sichern. Geld ist zum Beispiel im Feldbereich des Finanzkapitals als Wachstumsfaktor in der Lage, die für ein Projekt notwendige Energie zu finanzieren und damit geordnete Strukturen, Ordnungskapital, aufzubauen. Man könnte darin auch die Umwandlung des Faktors Geld in den der Energie sehen, und damit den durch Geld erlangten Besitz von Energiereserven. Wie dies geschieht, geschehen könnte, oder sollte, das soll hier und in den geplanten Folgebänden mit den entsprechend zugeordneten Faktoren diskutiert werden, im vorliegenden 1. Band mit Geld und Finanzkapital, im 2. Band mit dem Wissen und dem Bildungskapital, im 3. Band mit der Arbeit und dem Humankapital, im 4. Band mit den immer notwendigen Ressourcen und dem entsprechenden Sachkapital sowie im 5. Band mit der Energie und dem Ordnungskapital, auch als negative Enthalpie darstellbar. Im 6. Band ist dann das Wachstum im Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren zu betrachten als im Spannungsfeld der relationalen Kreisläufe sich entwickelnd, sich in den wirtschaftlichen Zyklen widerspiegelnd.
Hinsichtlich der Begriffsklärung noch ein paar Worte zum Wachstum! Wir kennen Wachstum zunächst vor allem auch aus der Biologie, wenn auch sogar in der Kristallographie6 Wachstumsphänomene zu beobachten sind. Für Wachstumsprozesse in der Biologie ist es zudem typisch, dass unterschiedliche Stoffe das Wachstum initiieren und fördern können, die sogenannten Wachstumshormone. Hier sollen natürlich die wirtschaftlichen Wachstumsphänomene Thema sein. Dennoch sei die Frage erlaubt, was Wachstum vom Grundansatz her in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen ist und wodurch es angeregt wird. Wachstum ist nicht einfach die Vermehrung, die wir in der Tat beim Wachstum auch beobachten, es wird immer auch informationsgesteuert, zudem benötigen wir Energie und Ressourcen, wobei dies alles in einem zeitlichen Entwicklungsprozess verläuft, der neue Ordnungsstrukturen aufbaut. Die Informationssteuerung bedingt auch die Möglichkeit, dass externe Faktoren darauf einen Einfluss nehmen können. Möglich wird das nur, wenn Sensoren und Mediatoren wie Rezeptoren vermittelnd und interpretierend eingreifen. Geld ist dabei so etwas wie ein Mediator, der in unseren heutigen Wirtschaftssystemen kaum wegzudenken ist, wenn er auch nicht alleiniger Faktor für Wachstum und Wohlstand in unserer Gesellschaft und sogar nicht unbedingt ein notwendiger Faktor ist. Auch wenn Geld weder notwendig noch hinreichend für dauerhaftes Wachstum ist, so ist es doch extrem nützlich und hilfreich bei der Aufrechterhaltung unserer derzeitigen Wirtschaftssysteme und kaum noch wegzudenken. Im Gegensatz dazu sind Wissen und Information als essentiell notwendig einzustufen, da ohne Wissensgehalte und Information kein Wachstum möglich ist. Wachstum wird generell von 5 Faktoren bestimmt, von denen Geld nur einer ist. Informationen, Energie, Ressourcen und der Einsatz einer Arbeitsleistung müssen notwendig vorhanden sein. Wenn wir zur Erklärung wirtschaftlichen Wachstums zunächst den Faktor Geld näher betrachten, so sind die anderen Faktoren als in ausreichendem Maße vorhanden anzunehmen. Es handelt sich bei diesem Band um den ersten Band einer geplanten Reihe, weshalb das eine oder andere wichtige Hintergrundwissen angesprochen, aber nicht ausführlich aufgearbeitet wird. Vieles kann erst in den Folgebänden hinreichend dargestellt werden, die Zusammenhänge erst im letzten Band, in dem auch die Entstehung von Zyklen zu diskutieren ist. Welchen Anteil die 5 Faktoren des Wachstums an den beobachtbaren Zyklen haben, das zu wissen, wird vielleicht wichtig, um zu einem neuen Modell für wirtschaftliches Wachstum zu gelangen. Jeder Faktor bildet einen Grundansatz für kausale und korrelative Betrachtungen und zudem für die Untersuchung vernetzter Relationen wie zum Beispiel die Rückkopplung (auch als Regelkreis bekannt). Es sind dabei jeweils gesamtwirtschaftlich neue Gleichgewichtsplattformen zu betrachten. Die Gleichgewichte stabilisieren sich dabei über angesammelte faktorielle Kräfte. Im 1. Band soll nun der Faktor Geld mit dem dazugehörigen Finanzkapital ins Visier genommen werden, wenn auch dies genau der Faktor ist, der nicht essentiell notwendig und in gewisser Hinsicht sogar arbiträr ist! Geld kann das Fehlen anderer faktorieller Kräfte in begrenztem Umfang ausgleichen, dennoch ist bei der Betrachtung der einzelnen Faktoren davon auszugehen, dass die restlichen 4 Faktoren in ausreichendem Maße einwirken können! Die interfaktoriellen Wechselwirkungen, immer auch mitgedacht, sind erst später hinreichend begründbar aufzuarbeiten. Dabei kann auch erst der zeitliche Ablauf voll in seiner eigenen Dynamik mitberücksichtigt werden, ersichtlich im Aufschwung und im Abschwung, sie sind dabei die Konterparts zum Wachstum und dem Zerfall einer speziellen Form von Aufbau und Destruktion geordneter Strukturen. Aufgrund welcher Bedingungen sich die Zyklen im zeitlichen Ablauf und in den Ausschlägen verändern, verändern müssen, auch das kann hier nicht thematisiert werden.
So wie der Abschwung mit Zerfall und Destruktion die Entropie erhöht, so wird durch einen Aufschwung mit Wachstum und Aufbau neuer Ordnungen die Entropie herabgesetzt. Eine zentrale Bedeutung kommt bei alledem der Information zu, als Innovation, im Bauplan, im Businessplan und in der Tendenz auch in zufälligen Mustern, die in geordnete Strukturen eingebaut werden können. Im letzten Band wird auch der Raum bleiben, um Wachstum als allumfassendes Phänomen, ausgehend von den Wachstumsphänomenen in der Natur bis hin zu den volkswirtschaftlichen Wachstumsphänomenen, auf Vergleichbares hin abzuklopfen, vielleicht auch um im Einzelfall die Natur zum Vorbild zu nehmen, so wie dies generell das Ziel der Bionik ist, bislang leider nur als Anwendung in der Technik genutzt.
Geld ist der Faktor, der bei natürlichen Wachstumsprozessen nur eine marginale Rolle spielt, wenn überhaupt, weil er selbst seine Existenz nur der gesellschaftlichen Übereinkunft verdankt. Hinzu kommt, dass die Kommerzialisierung der Wirtschaft durch den Faktor Geld eine Verschiebung von lebenswerten zu geldwerten Interaktionen mit sich bringt und insofern nicht gleichzusetzen ist mit der Tendenz zu höheren Lebensqualitäten. Ein höherer Wohlstand kann der höheren Diversifikation und der Unterstützung dieser durch den Beschleuniger Geld beim Austausch von Gütern oder auch bei der Bereitstellung von Dienstleistungen geschuldet sein. Insofern kann man sagen, gäbe es Geld noch nicht, so müsste man es schnellstens erfinden, hätte dann auch die Chance, all die Fehler bei der Konstruktion des Geldes, die es noch immer belasten, von Beginn an auszuschließen.
Da Geld, wenn auch nicht von sich aus, sondern aufgrund der Konvention vielseitig und variabel einsetzbar ist, kann es leicht gehortet angesammelt werden. Das angesammelte Geld ist auch als Kapital bekannt, genauer hier als Finanzkapital.
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