den Kummer, den Familien erleiden müssen, wenn ein geliebtes Familienmitglied Selbstmord begangen hat,
den Schmerz, den ein depressiver Mensch ertragen muss,
die verschlechterte Lebensqualität für die Betroffenen sowie für ihre Angehörigen,
die bei vielen Betroffenen auch beeinträchtigte körperliche Gesundheit,
den Verlust von Lebenszielen und Werten,
den Verlust der Lebensfreude.
Körperliche Auswirkungen einer Depression
Die Depression übt ihre zerstörerische Wirkung auch auf den Körper der Betroffenen aus. Immer wieder entdecken Wissenschaftler neue Zusammenhänge zwischen psychischer und körperlicher Gesundheit. Heute wissen wir, dass Depressionen zum Beispiel folgende Auswirkungen auf den Körper haben:
Immunsystem – Der Körper verfügt über ein komplexes System, um Infektionen und Krankheiten abzuwehren. Studien haben ergeben, dass Depressionen die Reaktion des Immunsystems verändern. Sie schwächen es und machen damit die Betroffenen anfälliger für Krankheiten.
Bewegungsapparat – Bleibt eine Depression unbehandelt, steigt das Risiko, eine Osteoporose zu bekommen. Ursächlich hierfür scheinen die schlechtere Ernährung, der Bewegungsmangel sowie die erhöhte Cortisolausschüttung depressiver Menschen zu sein.
Herz – Zwischen der Depression und der Gesundheit Ihres Herz-Kreislauf-Systems gibt es einen engen Zusammenhang.
Der Verlauf vieler körperlicher Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes ist bei Depressiven im Durchschnitt schwerwiegender, was unter anderem mit einem ungünstigeren Gesundheitsverhalten bei den Betroffenen zu tun haben kann.In einer Studie beobachteten Wissenschaftler 4.000 ältere Menschen. Zu Beginn der Untersuchung hatten sie keine Herzerkrankung. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Personen mit einer Depression ein um 40 Prozent höheres Risiko hatten, eine Herzerkrankung zu bekommen, und ein um 60 Prozent höheres Risiko, daran zu sterben. Sie entdeckten außerdem, dass unter denjenigen mit einem höheren Schweregrad der Depression auch das Risiko einer Herzerkrankung stieg. Dieses Risiko ist vergleichbar den Risiken, die durch Rauchen, hohe Cholesterinwerte oder das Alter selbst hervorgerufen werden.
Psyche – Ohnehin kann eine Depression wegen des schlechten Gedächtnisses und der mangelnden Konzentration einer Demenz ähneln, doch zudem erhöht die Depression zusätzlich das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Die Ursachen dafür sind noch unklar.Bleibt eine Depression unbehandelt, beschädigt und zerstört sie möglicherweise wichtige Verbindungen im Gehirn und führt dann dazu, dass Gehirnzellen absterben.
Schmerzempfinden – Eine Depression beeinflusst Ihr körperliches Schmerzempfinden. Wenn Sie unter chronischen Schmerzen wie Arthritis oder Rückenschmerzen leiden, kann die Depression Ihre Schmerzen verschlimmern. Die Wissenschaftler sind sich noch nicht vollkommen sicher, wie es dazu kommt. Wahrscheinlich wird dieser Effekt zum einen durch eine Störung im Neurotransmittersystem, das an der Schmerzempfindung beteiligt ist, verursacht. Zum anderen spielen auch Wahrnehmungsprozesse und ein ungünstiges Krankheitsverhalten wie zum Beispiel ein zu ausgeprägtes Schonverhalten eine Rolle. Viele Menschen mit Depressionen erkennen ihre Erkrankung nicht, sondern nehmen nur ihre unterschiedlichen körperlichen Symptome wahr.
Eine Depression beeinflusst sehr viele Körperfunktionen. Der veränderte Appetit kann zu Übergewicht, aber auch zu Mangelernährung mit extremem Gewichtsverlust führen. Außerdem können das Hormongleichgewicht und viele andere empfindliche Körperfunktionen gestört werden. Depressionen schädigen also Körper, Geist und Seele.
Lassen Sie sich von diesen beängstigenden Auswirkungen einer Depression nicht entmutigen. Die hier berichteten Probleme treten bei Depressiven auch nur im Durchschnitt häufiger auf, aber nicht bei jedem. Und: Wenn Sie depressiv sind, können Sie sich bald besser fühlen – wir werden Ihnen mit diesem Buch dabei helfen. Es gibt auch wirksame Behandlungsmethoden für diejenigen, bei denen Selbsthilfe wie die Arbeit mit diesem Buch nicht ausreicht.
Depressionen sind behandelbar. Mithilfe einer qualifizierten Diagnose und Therapie wird es den meisten bald wieder besser gehen, und für diejenigen, die von wiederkehrenden depressiven Episoden geplagt werden, gibt es Möglichkeiten, diese Episoden wenigstens besser zu bewältigen und auch die Gesamtzeit, die mit Depressionen verbracht wird, zu verkürzen. Wenn Sie sich also kraftlos fühlen, keine Freude empfinden können und ein geringes Selbstwertgefühl oder unerklärliche Schmerzen haben, könnten Sie an einer Depression leiden. Bitte holen Sie sich Hilfe. (Über Behandlungsmöglichkeiten und wie Sie geeignete Hilfe finden, lesen Sie in Kapitel 5.)
Für Menschen mit Depressionen gibt es viele Hilfsangebote. Dieses Buch ist eines davon. Es fällt unter die Kategorie Hilfe zur Selbsthilfe. Selbsthilfe ist nicht für jeden ausreichend, kann aber eine Therapie wirksam unterstützen. In den folgenden Abschnitten erläutern wir unterschiedliche Hilfsangebote, die möglicherweise nützlich für Sie sind.
Sie können sich für mehrere Behandlungsmöglichkeiten entscheiden und sie miteinander kombinieren. Vielen Betroffenen mit schweren Depressionen hilft eine Kombination aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie. Die Kombination verschiedener psychotherapeutischer Methoden hat sich ebenfalls als wirksam erwiesen.
Wenn sich Ihre Depression mit der Zeit nicht bessert oder Sie Selbstmordgedanken haben, benötigen Sie umgehend professionelle Hilfe.
Kognitive Therapie ausprobieren
Kognitive Therapie beruht auf der Tatsache, dass unser Denken die Art, wie wir fühlen, stark beeinflusst. Dr. Aaron T. Beck, der diese psychotherapeutische Methode entwickelte, erkannte, dass depressive Menschen
eine verzerrte Selbstwahrnehmung mit überwiegend negativer Tendenz besitzen,
ein düsteres Bild von der Welt besitzen,
mit Trauer und Furcht vor ihrem Schicksal in die Zukunft blicken.
Durch die Depression glauben die Betroffenen, dass ihr Blick auf die Dinge der Realität entspricht. Die kognitive Therapie kann dabei helfen, dieses verschobene Denken wieder zurechtzurücken. Sie können in Teil IIdieses Buches mehr zu dieser Therapiemethode erfahren. Wir möchten Sie dazu ermutigen, die kognitive Therapie auszuprobieren. Zumal die kognitive Therapie Sie auch vor späteren Rückfällen schützen kann. Sind Sie noch skeptisch? Versuchen Sie es dennoch!
Verhaltenstherapie nutzen
Eine andere erprobte Methode zur Behandlung einer Depression ist die Verhaltenstherapie . Sie basiert darauf, dass Veränderungen im Verhalten eine Änderung der Stimmung zur Folge haben. Das Problem besteht darin, dass Sie in einer Depression sehr antriebslos sind. In Teil IIIhelfen wir Ihnen dabei, zu erkennen, wie Sie in kleinen Schritten diese geistige Hürde mithilfe der Verhaltenstherapie überwinden können. Außerdem erfahren Sie, wie
Sie mit Sport Ihren Kampf gegen die Depression beginnen können,
Sie wieder Freude in Ihr Leben bringen können,
Ihnen Problemlösungsstrategien helfen können.
Kognitive Therapie und Verhaltenstherapie gehen übrigens oft Hand in Hand, so dass häufig auch von kognitiver Verhaltenstherapie gesprochen wird.
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