In diesem Kapitel erläutern wir den Unterschied zwischen Traurigkeit und Depression. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie sich Depressionen äußern. Wir beschreiben auch, welchen Preis Depressionen für Ihre Gesundheit, Ihre Produktivität und Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen haben können. Wir stellen Behandlungsmöglichkeiten vor und werfen zum Schluss einen kurzen Blick auf das Leben nach einer Depression.
Trübsal blasen oder Depression?
Tod, Trennung, Krankheit, Unglücksfälle, Blamagen und Verzweiflung gehören zum Leben. Das ist unvermeidlich. Ein Leben ohne Traurigkeit, Verzweiflung oder Trauer ist unrealistisch. Wie könnten Sie ohne Zeiten voller Kummer das Positive im Leben schätzen? Unglück und Verlust müssen nicht zwingend zu einer Depression führen. Aber was sind die Unterschiede? Traurigkeit und Trauer werden mit der Zeit immer schwächer. (Lesen Sie mehr zu Trauer und den verschiedenen Arten der Depression in Kapitel 2 Kapitel 2
.) Sie werden zu Beginn von diesen Gefühlen überwältigt sein. Doch die Zeit wird die Wunden heilen (wenn sich die Traurigkeit nicht zur Depression entwickelt).
Im Gegensatz zu Phasen der Verzweiflung treten bei Depressionen zusätzlich Schuldgefühle auf. Die Betroffenen haben ihr Selbstwertgefühl verloren. Depressive Menschen sind ohne Hoffnung, hilflos und können sich selbst nicht verzeihen. Die Depression beeinträchtigt übrigens auch den Körper. Sie wirkt sich häufig auf den Schlaf, den Appetit, die Konzentration, die Energie und das Sexualleben aus. Depressionen schwächen die Fähigkeit zu lieben, zu lachen, zu arbeiten und sich mit angenehmen Tätigkeiten zu beschäftigen.
Die Depression ist eine Störung der Stimmung, bei der sich der Betroffene sehr traurig und mutlos fühlt und unfähig ist, Freude zu empfinden. Es gibt unterschiedliche Arten von Depressionen, die sich in einigen Symptomen unterscheiden. Diese verschiedenen Depressionsarten beschreiben wir in Kapitel 2 Kapitel 2
. Alle haben jedoch die niedergeschlagene Stimmung gemeinsam oder die verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden.
Die unterschiedlichen Gesichter der Depression
Die Depression macht keine Unterschiede. Sie kann jeden befallen, egal welcher Hautfarbe, sozialer Herkunft oder welcher Kultur. Die typischen Symptome wie Traurigkeit, Kraftlosigkeit und Desinteresse, geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, veränderter Appetit und Schlaf treffen Männer, Frauen, Kinder und ältere Menschen gleichermaßen. Trotzdem wird sich die Depression bei einem Kindergartenkind nicht genauso wie bei einem Achtzigjährigen äußern.
In Kapitel 2 Kapitel 2
analysieren wir die verschiedenen Arten der Depression. In diesem Kapitel beschreiben wir, wie sich die Depression bei Menschen unterschiedlicher Altersklassen äußert. Die Fallbeispiele, die wir in diesem Buch beschreiben, handeln nicht von realen Personen. Sie sind in Anlehnung an die Menschen, mit denen wir in unserer Arbeit zu tun haben, frei erzählt.
Depressionen können zwar bei Kindern jeden Alters vorkommen, Experten sind jedoch der Meinung, dass die Zahl der Depressionen im Vorschulalter recht niedrig ist, in den Jahren darauf ansteigt, und dass bei Jugendlichen Depressionen sogar recht häufig auftreten.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Häufigkeit von Depressionen bei Kindern unterschätzt wird, da die Erkrankung oft unerkannt bleibt. Selten berichten Kinder spontan über ihre Depression. Sie können ihre Gefühle, die zu Veränderungen im Verhalten, des Appetits und des Schlafs führen, nicht einschätzen und sind abhängig von ihrem Umfeld.
Julias Mutter überraschte ihre Tochter, indem sie ihr an ihrem achten Geburtstag einen Kuchen in die Schule brachte. Die Klasse sang »Happy Birthday« für sie, doch Julia lächelte kaum. Nachdem sie den Kuchen verputzt hatten, rannten die Kinder in die Pause. Nur Julia trottete langsam hinterher.
Julias Lehrer sprach mit der Mutter: »Ich mache mir Sorgen um Julia. Sie ist sehr ruhig und interessiert sich weniger für ihre schulischen Leistungen. Ich sehe sie oft ganz allein auf dem Spielplatz. Sie meldet sich im Unterricht nicht mehr so häufig, wie sie das einmal getan hat. Ist etwas nicht in Ordnung?«
Wenn Kinder depressiv sind, verlieren sie das Interesse an Dingen, die ihnen normalerweise sehr viel Spaß bereitet haben. Wenn man sie fragt, ob sie traurig sind, können sie ihre Gefühle nicht mit Worten beschreiben. Sie werden unterschiedliche Anzeichen für eine Depression wie mangelnde Energie, veränderten Appetit, Reizbarkeit und ein geringes Selbstwertgefühl aufweisen.
Beobachten Sie Ihr Kind beim Spielen, um Anzeichen einer Depression zu erkennen. Depressive Kinder lassen häufig Themen wie Tod und Verlust in ihr Spiel einfließen. Natürlich tun das alle Kinder hin und wieder, doch bei Kindern mit Depressionen kommen solche düsteren Themen häufiger vor. Sie müssen Ihr Kind über einen gewissen Zeitraum beobachten, denn die Stimmung von Kindern ist veränderlich. Sie wirken nicht so dauerhaft depressiv, wie das bei Erwachsenen der Fall ist. Bei Kindern schwankt die Stimmung im Laufe eines Tages. Wenn Sie Zweifel haben, sollten Sie eine Fachperson konsultieren.
Kinder, Depressionen und Übergewicht
In einer Studie, die in der angesehenen Fachzeitschrift Pediatrics erschien, waren über 9.000 Jugendliche auf einen Zusammenhang zwischen Depression und Übergewicht hin untersucht worden. Die Wissenschaftler ließen die Kinder einen Fragebogen ausfüllen, mit dessen Hilfe der Body-Mass-Index bestimmt wurde und eingeschätzt werden konnte, ob der Betreffende an einer Depression leidet. Ein Jahr später wurden dieselben Kinder wieder untersucht. Übergewicht zum ersten Messzeitpunkt erhöhte zwar nicht das Risiko für eine Depression zum zweiten Zeitpunkt, aber bei den Kindern, die bei der ersten Untersuchung depressiv und übergewichtig waren, hatte das Übergewicht weiter zugenommen. Kinder, die nur depressiv, aber nicht übergewichtig waren, hatten ein doppelt so hohes Risiko, nach einem Jahr übergewichtig zu sein.
Zu der Problematik, inwieweit eine Depression das Risiko, übergewichtig zu werden, erhöht, müssen noch einige Fragen geklärt werden. Doch auch diese Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit, die Depression zu behandeln.
Depressionen bei Senioren
Für einige Menschen ist der Gedanke an ein hohes Alter an sich schon deprimierend. Sie glauben, dass ab einem bestimmten Alter das Leben an Qualität verliert. Das ist sicherlich nicht völlig verkehrt, denn das Alter bringt Krankheiten mit sich, man verliert Freunde, Familienangehörige und soziale Kontakte. Deshalb kann man schon ein wenig Traurigkeit erwarten.
Trotzdem ist eine Depression keine unvermeidliche Erscheinung des Alters. Die meisten Symptome einer Depression bei älteren Menschen gleichen denen aller anderen Altersgruppen. Ältere Menschen konzentrieren sich vielleicht etwas mehr auf ihre Schmerzen. Außerdem empfinden sie häufiger Bedauern oder haben ein schlechtes Gewissen wegen Dingen, die in ihrem Leben passiert sind.
Depressionen haben Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen. Wenn Sie bei Ihren Großeltern zunehmende Gedächtnisprobleme feststellen, kann das im schlimmsten Fall bedeuten, dass sie an Demenz oder Alzheimer leiden. Doch solche Gedächtnisprobleme treten auch als Folge einer Depression auf. Depressionen können bei älteren Menschen dazu führen, dass sie eher sterben. Wenn man ältere Menschen fragt, ob sie depressiv sind, erntet man häufig nur Ablehnung. Doch wenn die Depression geleugnet wird, kann sie nicht behandelt werden.
Читать дальше