1 ...8 9 10 12 13 14 ...21 Je mehr der oben genannten Aussagen auf Sie zutreffen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Depression die Ursache für Ihre gestörten Beziehungen ist. Mehr dazu und vor allem, was Sie dagegen tun können, erfahren Sie in Teil IVdieses Buches.
Körperliche Anzeichen einer Depression
Die Depression zeigt auch einige ganz typische körperliche Symptome. Dazu gehören Veränderungen des Appetits, des Schlafs und Ihrer Energie. Manchmal nehmen die Betroffenen ihre Depression sogar hauptsächlich durch diese Körpersymptome wahr, da andere Merkmale wie Traurigkeit, Rückzug oder Interesselosigkeit nicht auftreten.
Betroffene, die die Depression hauptsächlich über Körpersymptome wahrnehmen, kennen sich in ihrem eigenen Gefühlsleben oft nur schlecht aus. Vielleicht glauben sie, dass Gefühle unwichtig sind, oder mit ihnen wurde in der Kindheit geschimpft, wenn sie einmal weinten oder Gefühle wie Nervosität oder Traurigkeit zeigten.
Als Paulein kleiner Junge war, schimpfte sein Vater immer mit ihm, wenn er weinte. Der Vater sagte, Jungen müssten stark sein, sich behaupten und dürften keine Schwäche zeigen. Auch seine Vorfreude auf Ferien missbilligte der Vater, Jungen seien nicht emotional. Mit der Zeit lernte Paul, seine Gefühle zu verstecken. Fünf Jahre, nachdem Paul geheiratet hatte, wurde er von seiner Frau verlassen. Sie warf ihm vor, ein gefühlloser Mann zu sein. In den folgenden sechs Monaten verlor Paul seinen Appetit. Das Essen schmeckte ihm einfach nicht mehr. Er hatte auch keine Kraft mehr. Er schlief nachts zehn Stunden und fühlte sich trotzdem erschöpft. Paul bekam Kopfschmerzen und litt häufig unter Darmträgheit. Außerdem erkrankte er an Bluthochdruck.
Im Krankenhaus fragte ihn dann ein Arzt: »Ihre Frau hat Sie vor einem halben Jahr verlassen. Kann es nicht sein, dass Sie eine Depression haben?« Paul antwortete: »Machen Sie Scherze? Depressionen bekommen doch nur Frauen. Ich kann unmöglich so etwas haben.« Doch nach einer sehr ausführlichen Untersuchung kam sein Arzt zu dem Schluss, dass eine Depression Pauls körperliche Symptome hervorgerufen hat.
Bemerken Sie an Ihrem Körper ungewöhnliche Veränderungen, für die Sie keine Erklärung haben? Im folgenden »Quiz« werden einige Möglichkeiten genannt, wie sich eine Depression körperlich äußern kann:
Mein Blutdruck ist in letzter Zeit ohne erkennbare Ursache gestiegen.
Ich habe seit Kurzem keinen Appetit mehr.
Ich schlafe schlechter als normalerweise und wache nachts oft auf.
Ich ernähre mich nicht anders, trotzdem leide ich ohne erkennbare Ursache unter Darmträgheit (oder Durchfall).
Mir ist häufig übel.
Ich habe viele Schmerzen.
Ich schlafe deutlich mehr als normalerweise.
Ich kann nicht einschlafen, selbst wenn ich sehr müde bin.
Ich habe ohne erkennbaren Grund Heißhungerattacken.
Ich bin in letzter Zeit sehr kraftlos, meist möchte ich gar nicht erst aufstehen.
Ich habe mehr als zweieinhalb Kilo zu- oder abgenommen und weiß nicht, warum.
Genauso wie bei den anderen Checklisten in diesem Kapitel ist es auch bei dieser nicht so wichtig, wie viele der Punkte Sie als zutreffend ankreuzen konnten. Je mehr zutrifft, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Depression haben.
Wenn es Ihnen schwerfällt, Zugang zu Ihren Gefühlen zu finden, machen wir Ihnen in Kapitel 6ein paar Vorschläge dazu. Mit ein wenig Übung lernen Sie, Ihren Gefühlen auf die Spur zu kommen.
Wenn sich bei Ihnen die Depression hauptsächlich durch körperliche Symptome äußert, werden Ihnen vermutlich Medikamente oder andere körperliche Therapiemöglichkeiten am besten helfen. In Teil Verfahren Sie mehr zu diesem Thema.
Die Symptome in der vorangegangenen Checkliste können durchaus auch andere Ursachen haben. Deshalb sollten Sie in jedem Fall ärztlichen Rat einholen, besonders dann, wenn die Probleme länger als zwei Wochen bestehen bleiben.
Die sieben Gesichter der Depression
Im Abschnitt Die Auswirkungen der Depression erkennen weiter vorn in diesem Kapitel haben wir die vier Hauptbereiche genannt, auf die sich alle Arten der Depression auswirken. In diesem Abschnitt richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die sieben Hauptarten der Depression:
Major Depression
Persistierende Depressive Störung
Prämenstruelle Depression
Depression und Drogen
Depression und Erkrankungen
Anpassungsstörung mit depressiver Stimmung
Depressionen im Rahmen bipolarer Erkrankungen (abwechselnde manische und depressive Phasen)
Ein Hilfsmittel, um eine Depression zu diagnostizieren, ist das Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen , DSM-IV genannt. Es beschreibt und kategorisiert psychische Störungen. Ein deutsches Diagnosesystem, das in der klinischen Praxis verwendet wird, ist das ICD-10. Dort werden die Depressionen im Kapitel V Psychische und Verhaltensstörungen aufgeführt. In den folgenden Abschnitten werden wir die sechs Hauptarten der Depression und ihre Symptome näher erläutern. Wir stützen uns dabei auf das DSM-IV. Natürlich verzichten wir dabei möglichst auf Fachbegriffe.
Wenn Sie die verschiedenen Depressionen kennen, können Sie besser einschätzen, ob Sie möglicherweise von einer Art betroffen sind. Doch stellen Sie nicht selbst die Diagnose, denn das ist die Aufgabe von professionellen, darauf spezialisierten Personen.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie Symptome einer Depression zeigen, sollten Sie sich helfen lassen. Vereinbaren Sie einen Termin mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, um körperliche Probleme auszuschließen, die depressionsähnliche Symptome mitbringen. Manchmal kann man leichte Depressionssymptome selbst überwinden, wenn man entsprechend informiert ist und selbst daran arbeiten kann. Für die meisten Erscheinungsformen der Depression ist jedoch professionelle Hilfe nötig. Wenn Sie tiefe Hoffnungslosigkeit empfinden oder daran denken, sich selbst zu verletzten, bemühen Sie sich unverzüglich um Hilfe.
Die Major Depression: Einfach nicht aus dem Bett rauskommen
Die Major Depression wirkt sich, wie alle anderen Depressionen auch, auf die Gedanken, das Verhalten, die Beziehungen und den Körper aus. Doch welche besonderen Eigenschaften hat diese Art der Depression?
Die Major Depression zeichnet sich durch eine besonders niedergedrückte Stimmung aus oder durch Freudlosigkeit und Desinteresse, die konstant über mehr als zwei Wochen andauern. Manchmal werden diese Symptome von den Betroffenen bewusst oder unbewusst verleugnet. Ist das der Fall, kann die Erkrankung durch die Achtsamkeit der Mitmenschen erkannt werden.
Zur niedergedrückten Stimmung und der Freudlosigkeit können natürlich noch andere Symptome hinzukommen:
Unkonzentriertheit und Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen,
Wiederholte Selbstmordgedanken,
Starke Veränderungen im Schlafverhalten,
Extreme Erschöpfung,
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