Olga Tokarczuk - Übungen im Fremdsein

Здесь есть возможность читать онлайн «Olga Tokarczuk - Übungen im Fremdsein» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Übungen im Fremdsein: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Übungen im Fremdsein»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

In diesen Essays und Reden zeichnet Olga Tokarczuk eine Karte ihrer vielfältigen Interessen und Inspirationen und gewährt uns Einblick in ihr schriftstellerisches Laboratorium. Wie baut sie ihre Geschichten auf? Welcher realistischen und phantastischen Motive bedient sie sich? Wie konstruiert sie ihre Figuren, die so unterschiedliche Gefühle bei den Lesern wecken? Jede dieser essayistischen Exkursionen zeigt uns aber auch ihr Bemühen, die Welt in ihrer unendlichen Komplexität zu begreifen und vermeintlich alltäglichen Dingen einen neuen Sinn zu verleihen. Und so ist dieses Buch eine Einladung, hinter die Kulissen des Werks der Literaturnobelpreisträgerin zu schauen, und zugleich eine große, faszinierende Erzählung über die Welt, in der wir leben.

Übungen im Fremdsein — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Übungen im Fremdsein», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Der Tourist möchte es exotisch, aber in Maßen. Er möchte, dass es echt wirkt, aber bitte nicht um den Preis der Dusche am Morgen. Er möchte ein bisschen Nervenkitzel, aber nicht so, dass es ihn beunruhigen müsste. Er möchte Kontakt mit den Einheimischen, solange er oberflächlich bleibt und unverbindlich. Einmal hörte ich ein Gespräch meiner Landsleute im mittleren Alter, sie wollten gemeinsam nach Kuba reisen und bestärkten einander darin, die Reise zu unternehmen, solange Fidel noch lebe. Solange dort noch Armut herrsche. Denn später wäre es dann »wie überall«. Der Geschäftssinn hat auch im Tourismus die Grenzen der Ethik verschoben.

Verschiedene Welten

Eine Reise ist immer auch eine Eroberung. Wenn wir uns auf den Weg machen, begleitet uns unser Ozean an Bedeutungen, Begriffen, Klischees, mentalen Gepflogenheiten. Seine Wellen überspülen, was wir außerhalb unseres Selbst vorfinden. Was wir bereits wissen, bereits begriffen haben, ergießt sich auf diese andere Welt. Derlei Eroberungen werden möglich dank der Reiseführer, die immer besser wissen, welche Orte wir besuchen, was wir besichtigen sollten. Willkürlich stecken sie die Grenzen unserer Wahrnehmung ab, denn was im Reiseführer nicht vermerkt ist, existiert auch nicht. So absolvieren wir festgelegte Touren, auf denen wir fieberhaft suchen, was wir sehen müssen. Und sehen dann auch nichts anderes.

Reiseführer sind nach wie vor ein Thema für eine eigene Monographie. Ihnen ist zu entnehmen, wie wir uns das Fremde anzueignen versuchen, indem wir es in unseren Erkenntnisradius integrieren. Allem Anschein zum Trotz richten sie sich nicht an die Allgemeinheit, sondern immer an eine bestimmte Zielgruppe mit spezifischen Eigenschaften, und diesen Aspekt ebenso wie die politischen Implikationen sollten wir nie aus den Augen verlieren. Eben hier sollten wir ansetzen nachzudenken, was wir denn eigentlich betrachten.

Ich habe einmal zwei Reiseführer durch eine bestimmte Region Polens durchgesehen – einer verfasst von Katholiken, der andere von Juden. Sie waren völlig voneinander verschieden. Reisende der beiden Gruppen würden wahrscheinlich wie Schatten aneinander vorübergleiten, womöglich, ohne einander zu bemerken. Die Routen hätten keine Schnittpunkte, weil die Reiseführer so gänzlich verschiedene Erfahrungen, so gänzlich verschiedene Blicke auf die Vergangenheit vermitteln. Ja, wir dürfen sagen, dass die Reisetagebücher dieser beiden Gruppen – so sie denn welche führen würden – von zwei verschiedenen Welten sprechen müssten.

Existiert denn überhaupt die eine Welt, unus mundus , die die Philosophen sich zurechtgeträumt hatten? Ein großes, neutrales Universum, in dem wir die Möglichkeit haben, einander zu begegnen und im anderen den Nächsten zu erkennen. Oder leben wir, die wir uns in der einen räumlichen Sphäre befinden, in Wahrheit in den jeweils eigenen Phantasmen?

Kilometer um Kilometer

Vor Kurzem erzählte mir ein Siebzigjähriger, wie Reisen in der Zeit der Blumenkinder ausgesehen hatten. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts kaufte sich der rebellisch farbenfrohe Mensch des Westens einen billigen Gebrauchtwagen, am besten einen Bulli, und machte sich auf den Weg nach Indien. Dafür brauchte man damals entschieden mehr Zeit, als wir im 21. Jahrhundert bereit wären, für einen solchen Ortswechsel aufzubringen. Indem wir heute an Bord einer Boeing gehen, vollziehen wir eine Art Zaubertrick. Ein großes »Klick« – und in wenigen Stunden steigen wir in einer völlig anderen Wirklichkeit aus. Jene Reisenden damals haben die Welt Kilometer um Kilometer durchmessen, und Tag um Tag veränderten sich der Geschmack des Wassers, des Essens, die Temperatur, das Klima. Der Körper hatte die Möglichkeit, sich den Veränderungen anzupassen. Unterwegs erlebten die Menschen allerlei Abenteuer, zumal man gerade entlang dieser Route günstig gutes Gras und gutes Hasch kaufen konnte.

Eine Reise war damals (und sie wäre es wohl besser auch geblieben) eine Übung im Fremdsein. Marco Polo empfand es, als er an den Hof des Herrschers von China gelangte, und ebenso spürte es jener bunt gekleidete Hippie, der in der Dämmerung, sagen wir, durch das rajasthanische Jodhpur streifte und die Erfahrung machte, wie seine Existenz in einen ebenso seltsamen wie atemberaubenden Schwebezustand geriet. Nichts von alledem versteht er, hier gehört er nicht dazu, niemanden kümmert sein Dasein.

Käme uns heute die verrückte Idee in den Sinn, eine ähnliche Reise zu unternehmen – wie viele Krisenzonen, wie viele Kriegsgebiete müssten wir durchqueren? Ein Blick auf die Landkarte würde genügen – und sofort müsste uns die Frage bedrängen, ob das überhaupt möglich sei.

Eine irreale Show

Dass jene sichere Welt ihr Ende fand, lag nicht nur an den Kriegen und Konflikten. Es hatte auch damit zu tun, dass bestimmte, potenziell attraktive Gegenden der Erde einander auf eigentümliche Weise ähnlich wurden – hinsichtlich der Kleidung, des Essens, in der Allgegenwart des Plastiks, durch die lokalen Souvenirs chinesischer Produktion. Den Touristen blieben bestimmte Bereiche vorbehalten, vergleichbar den Wirtschaftszonen oder den Vergnügungsparks für Kinder – selbstverständlich mit einem riesigen Parkplatz für die Reisebusse. An anderen Orten, an denen große Summen in den Tourismus investiert werden, sitzen die Urlauber am Strand unter der diskreten Bewachung uniformierter Wachschutzkommandos, die mit scharfen Waffen ausgerüstet sind. Von der vorgesehenen Besichtigungsroute abzuweichen, wird nicht nur zunehmend schwierig, es ist auch kostspielig. Ein Vergnügen für die Reichen. Weniger wohlhabende Touristen bekommen einen sicheren Durchschnittsstandard, das übliche Fast Food, das überall gleich schmeckt und so gut wie nichts vermittelt – im Grunde leere Kalorien.

So ist die Rückkehr von einer weiteren exotischen Reise oft genug mit einer Enttäuschung verbunden, die man sich möglichst zu verbergen bemüht – da haben wir allerlei Souvenirs und irgendwelchen glitzernden Plunder zusammengekauft (zu Hause weiß man dann nicht, was anfangen mit dem Zeug), alle Sehenswürdigkeiten besichtigt, die der Reiseführer empfiehlt, haben einheimische alkoholische Getränke probiert und lokale Gerichte (viele gibt es in einer eigenen Touristenversion), haben folkloristische Tänze gesehen. Doch wenn wir wieder zu Hause sind und mit den Koffern im Flur stehen, beschleicht uns das Gefühl, an einer irrealen Show teilgenommen zu haben. Als hätten wir durch eine Scheibe ein Eis essen wollen.

Eine Frage der Freiheit

Eine Reise zu unternehmen, war in unserer westlichen Kultur ein Akt der Freiheit. Phileas Fogg ist ein freier Mensch. Als freier Mensch geht er eine Wette ein, stellt sich einer Herausforderung und entscheidet damit über sein Leben. Reisen wurde zu einem Symbol der Freiheit, und vermutlich ist es auch deshalb für uns so attraktiv. Vielleicht verstehen wir, die wir von Natur aus Nomaden sind und nur angehalten haben auf unserem Weg, auf eben diese atavistische Weise die Freiheit – in Bewegung sein, die Orte wechseln, irgendwohin ziehen …

Wenn der Entschluss, sein Land zu verlassen – und sich auf den Weg zu machen –, eine Frage der freien Entscheidung ist, vergleichbar der Redefreiheit, wie könnten wir sie dann, wenn wir selbst darüber verfügen, anderen verbieten wollen? Für manche Menschen stellt die Emigration die einzige Alternative dar angesichts des Freiheitsverlusts und wird damit Teil des unantastbaren Rechts des Menschen auf eine freie Entscheidung. Wer soll bestimmen dürfen, wo jemandes Platz sei? In Zeiten, in denen Tausende Menschen in unseren Ländern Schutz suchen, bitten Herr al-Halabi und Frau Marrousch nicht um unsere Hilfe. Sie wollen nicht wie Flüchtlinge behandelt werden, sondern wie freie Menschen, denen es zusteht zu entscheiden. Paradox ist es, dass es den Ortswechsel erleichtern würde, wenn sie sich als Ware deklarieren, einen Lieferschein ausfüllen und sich selbst per Flugzeug expedieren würden. Sie hätten es leichter, Grenzen zu überwinden, hätten es leichter zu reisen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Übungen im Fremdsein»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Übungen im Fremdsein» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Übungen im Fremdsein»

Обсуждение, отзывы о книге «Übungen im Fremdsein» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x