Simone Weinmann - Die Erinnerung an unbekannte Städte

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Nathanael ist fünfzehn, als seine Eltern ihn aus der Schule nehmen, obwohl er ein so begabter wie wissbegieriger Schüler ist und unbedingt Arzt werden möchte. Aber seine Mutter hat eine Laufbahn als Prediger für ihn vorgesehen, und Universitäten gibt es nicht mehr. Oder doch? Nathanael hat von einem Polytechnikum in Italien gehört und beschließt, dorthin aufzubrechen. Auch Vanessa, eine Mitschülerin, will weg aus der Enge des Dorfs. Bei Nacht und Nebel brechen sie gemeinsam auf. Als man ihre Abwesenheit entdeckt, wird ihnen Lehrer Ludwig nachgeschickt. Anders als die Jugendlichen erinnert er sich noch an die Zeit vor der Katastrophe und hofft auf keine Besserung mehr. Seine Schüler aber kann er nicht im Stich lassen, und der Weg durchs gesetzlose Gebiet ist gefährlich.
In ihrem spannenden dystopischen Roman erzählt Simone Weinmann von einer Welt, die nur noch entfernt der unseren ähnelt: Worauf werden die Menschen bauen, wenn sie den technischen Fortschritt verlieren, wenn es keinen Strom mehr gibt? Werden sie sich an den Glauben klammern oder von Wissensdurst getrieben ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen? Leise und tastend, aber umso eindringlicher schildert Simone Weinmann ein archaisches Leben, in dem der Verlust gesellschaftlichen und technischen Fortschritts erschreckend deutlich wird.

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Samuel schaute ihn ungerührt an, aber dann verzog er sich. Am Tag zuvor war er mit seinen Klassenkameraden weit auf den gefrorenen Dorfweiher hinausgeschlittert, bis das Eis angefangen hatte zu knacken. Nathanael hatte ihnen vom Ufer aus zugesehen.

Samuel setzte sich vorn neben Elias, mit dem er sofort zu tuscheln begann. Nathanael betrachtete ihre Hinterköpfe. Samuel hatte helle Haare, Elias dunkle, aber die Ähnlichkeit in ihren etwas eckigen Bewegungen verriet, dass sie Brüder waren. Hoffentlich bewegte er sich nicht auch so.

»Sei doch froh, dass du nicht mehr in die Schule musst«, hatte Samuel am Morgen gesagt. Nathanael hätte ihm für die dumme Bemerkung gerne unter dem Tisch einen Tritt versetzt. Aber er konnte keinen zusätzlichen Ärger gebrauchen.

Hendrik erhob seine Stimme. »Beginnen wir.«

Nathanael versuchte sich vorzustellen, was er von Hendrik halten würde, wenn er ihm heute zum ersten Mal begegnen würde. Hendrik war groß und dünn. Er hatte schütteres Haar und ein Gesicht, das stets leicht beleidigt wirkte. Die Eltern sagten, er habe es schwer gehabt, bevor er zum Evangelium gefunden habe. Jetzt war sein schmaler Körper erfüllt von etwas, das nicht von dieser Welt war, etwas Starkem, das ihn hin- und herwarf und durch den Raum trieb. Hendriks Hände bewegten sich beim Reden wie von selbst, schlanke, elegante Hände. Nicht wie bei Gruber, dessen Hände beim Sprechen immer wieder kraftlos nach unten sanken oder in den Hosentaschen verschwanden. Hendriks Stimme war scharf und klar, man hörte jede Silbe überdeutlich. Gruber klang immer etwas verhangen, als strenge ihn das Sprechen an, während für Hendrik das Sprechen scheinbar eine Erleichterung darstellte.

Der Saal war ganz still. Nathanael wäre gerne mit den Gedanken abgeschweift, aber Hendriks Worte bohrten sich hartnäckig in seine Ohren. Dabei hatte er fast die gleiche Predigt schon einmal gehalten. Sie handelte von dem gesegneten Dorf in Russland, über dem der Himmel noch offen war und wo die Menschen nichts mehr zu essen brauchten, weil sie so heilig und rein waren. Nathanael konnte sich nicht vorstellen, wie es war, nie mehr etwas essen zu wollen. Hellblau sei der offene Himmel, sagte Hendrik, und am Abend rosa, so wie Gott ihn geschaffen habe.

Die Gemeinde hörte andächtig zu. Vielleicht wussten sie nicht mehr, dass sie das alles schon einmal gehört hatten, oder sie mochten gerade die Wiederholung. Dann begann das Beten. Alle senkten die Köpfe. Auch Nathanael legte seine Hände so in den Schoß, wie es richtig war, mit dem rechten Daumen in der linken Handfläche. Er versuchte weiter, Hendriks Worte auszublenden, und konzentrierte sich auf den hellen Halbmond am Daumennagel.

картинка 1

Auch im Pausenraum brannten Kerzen. Die Leute scharten sich im Halbdunkel um die großen Metalltöpfe, der Geruch von Kräutertee und süßem Gebäck lag in der Luft. Nathanael wartete neben der Tür, bis Sarah erschien. Sie roch gut, nach Seife und Wolle.

»Komm«, sagte sie und zog ihn in den dunkelsten Teil des Raums, weit weg von den Kerzen und den redenden Erwachsenen. »Hier.« Sie blätterte in ihrem Evangelium und nahm einige lose Blätter heraus. Nathanael faltete sie und steckte sie in seine Bibel. Er blickte sich um. Niemand schien sie gesehen zu haben, seine Eltern standen mit Hendrik in einer Ecke und tranken Tee.

»Was habt ihr in der Schule gemacht?«, fragte er.

»Ich hab nicht zugehört«, antwortete Sarah. »Du kannst es nachlesen. Ich hab die Seiten aus dem Biologiebuch gerissen, pass auf, dass niemand sie sieht.«

Nathanael unterdrückte den Impuls, ihr zu sagen, dass sie die Bücher nicht zerreißen durfte. Es gab nicht viele von ihnen. Aber er brauchte die Seiten ja.

»Haben wir … habt ihr viele Hausaufgaben?«, fragte er.

»Ja«, sagte Sarah. »Viel zu viele. Ich verstehe nicht, was sein Problem ist. Wo wir doch bald Dorffest haben.«

Nathanael wusste nicht, was das mit dem Dorffest zu tun hatte, das erst Ende der Woche stattfinden würde. Aber er fragte nicht nach. »Ich geb sie dir morgen.«

»Kannst du wieder ein paar Fehler einbauen? Und meine Schrift nachmachen?«

Sarah lächelte Nathanael verschmitzt an, ihm wurde ganz flau im Magen. Mussten ihre braunen Haare so schimmern? Sie stand zu nah bei ihm. Seltsam, oft wünschte er sich, in ihrer Nähe zu sein, aber wenn er sie dann traf, wollte er nur, dass es schnell wieder vorbei war und er in Ruhe darüber nachdenken konnte, was sie gesagt und wie sie es wohl gemeint hatte.

»Ich weiß nicht, deine Schrift ist komisch«, sagte Nathanael. Sarahs Buchstaben neigten sich so stark nach rechts, dass man sie kaum lesen konnte.

»Sonst merkt er es«, sagte sie. »Er hat schon letztes Mal so seltsam geschaut.»

»Ich versuche es.«

»Ich wünschte, ich müsste auch nicht mehr in die Schule.«

»Zu Hause ist es langweilig«, antwortete Nathanael.

»Kannst ja deinem Vater helfen.«

»In der Metzgerei?« Nathanael verzog das Gesicht. Er hasste den Blutgeruch.

»Warum nicht? Ich kann Fische sehr schnell ausnehmen. Papa sagt, ich werde mal eine gute Fischerin.«

»Papa sagt was? Hallo Nathanael.«

Nathanael zuckte zusammen, er hatte Sarahs Vater nicht bemerkt. Michael war größer als Nathanaels Vater und hatte ein unförmiges Gesicht. Er reichte Sarah ein Stück Gebäck, das in ein Tuch gewickelt war.

»Gutes Essen«, lobte er. »Dafür lohnt es sich, diesem Schwätzer zuzuhören.« Und zu Nathanael gewandt: »Erzähl das nicht deinen Eltern.«

»Papa, geh doch nach Hause, wenn du nicht zuhören willst«, sagte Sarah. »Mir hat die Predigt gefallen.« Dabei schaute sie Nathanael an.

Nathanael antwortete nicht. Er verstand nicht, warum Sarah hier besser aufpasste als in der Schule. Michael schien es jedenfalls nichts auszumachen, wie Sarah mit ihm sprach, er lächelte nur.

»Du hast recht, Liebes. Es liegt sicher viel Wahres darin.«

»Nenn mich nicht Liebes.«

»Frauen«, sagte Michael zu Nathanael und lachte. Nathanael lachte mit, obwohl er nicht wusste, was Michael meinte.

»Wir machen weiter«, rief Hendrik.

Frauen, dachte Nathanael auf dem Weg zurück in den Raum. Seine Mutter in ihrem schwarzen Kleid. Sarah mit ihren glänzenden Haaren. Vanessa, die einem Mitschüler quer durch den Raum ein Buch an den Kopf warf. Die Prophetin, die angeblich im Wald lebte. Nathanael stellte sie sich mit wirren Haaren vor. Hendrik hatte gesagt, sie habe leuchtende Augen und ganz warme und trockene Hände gehabt, von dem Fieber, das ihre Visionen begleitete, und sie habe mit einem leichten Akzent gesprochen, weil sie doch als Kind von Russland hergezogen war. Er und sie seien Freunde gewesen, behauptete er, aber Nathanael vermutete, dass er log. Einmal hatte Rahel gefragt, ob denn die Prophetin Rechts- oder Linkshänderin sei, und Hendrik hatte es nicht gewusst.

Sarah setzte sich auch nach der Pause wieder neben ihren Vater. Samuel und Elias schauten sich nach Nathanael um und kicherten. Sie kamen ihm fremd vor, wie irgendwelche Jungs, mit denen er nichts zu tun hatte.

Dorffest

Der Wein schmeckte nach Schimmel und Gewürzen und war nicht warm genug, um die Kälte zu vertreiben. Ludwig nahm einen tiefen Schluck. Vorn auf der Bühne verausgabten sich die Schauspieler im trüben Licht des späten Nachmittags. Sie schrien einander an und warfen die Hände in die Luft. Gelächter wogte durch die Menge um ihn. Auch Ludwig begann zu lachen, er mochte das Gefühl, wie sein Lachen im Gelächter der Menge unterging, wie ein Kiesel, der im tiefen Meer versinkt. Um ihn herum standen die Menschen dicht gedrängt auf dem Dorfplatz, in dicken Mänteln und Jacken. Es schneite leicht, die Flocken schmolzen zwischen Ludwigs Schal und seinem Nacken.

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