Valeria Luiselli - Archiv der verlorenen Kinder

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Eine Mutter, ein Vater, ein Junge und ein Mädchen packen in New York ihre Sachen ins Auto und machen sich auf in die Gegend, die einst die Heimat der Apachen war. Sie fahren durch Wüsten und Berge, machen Halt an einem Diner, wenn sie Hunger haben, und übernachten, wenn es dunkel wird, in einem Motel. Das kleine Mädchen erzählt Witze und bringt alle zum Lachen, der Junge korrigiert jeden, der etwas Falsches sagt. Vater und Mutter sprechen kaum miteinander.
Zur gleichen Zeit machen sich Tausende von Kindern aus Zentralamerika und Mexiko nach Norden auf, zu ihren Eltern, die schon in den USA leben. Jedes hat einen Rucksack dabei mit einem Spielzeug und sauberer Unterwäsche. Die Kinder reisen mit einem Coyote: einem Mann, der ihnen Angst macht. Sie haben einen langen Marsch vor sich, für den sie sich Essen und Trinken einteilen müssen. Sie klettern auf Züge und in offene Frachtcontainer. Nicht alle kommen bis zur Grenze.
Mit literarischer Virtuosität verknüpft Valeria Luiselli Reise und Flucht zu einem vielschichtigen Roman voller Echos und Reflektionen, zu einer bewegenden und brandaktuellen Geschichte darüber, was Flucht und was Menschlichkeit bedeuten in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist.

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Die Ameisen, sie marschieren einfach herein, fressen meine Oberwelthöschen, sie bringen uns dahin, wo es keine Katastrophen gibt, nur schöne Trophäen und Popofreiheit.

In mancher Hinsicht sind Kinderworte die Rettung aus Familienkrisen, indem sie uns in ihre merkwürdig lichte Unterwelt führen, die vor unseren bürgerlichen Katastrophen sicher ist. Ich glaube, von diesem Tag an ließen wir unser Schweigen von den Stimmen unserer Kinder verdrängen. Wir ließen unsere Angst und Trauer um die Zukunft von ihrer Fantasie in eine Art erlösendes Delirium alchemisieren: Popofreiheit!

Unterhaltungen in Familien sind wie sprachliche Archäologie. Sie bilden unsere gemeinsame Welt ab, beschriften sie schichtweise wie ein Palimpsest und verleihen unserer Gegenwart und Zukunft Bedeutung. Die Frage ist, ob sich dann, wenn wir irgendwann unser persönliches Archiv öffnen und unser Familienband abspielen, eine Geschichte daraus ergibt. Eine Soundscape. Oder ob alles nur Bandsalat, Krach und Müll ist.

VORBEIGEHENDE FREMDE

In Walt Whitmans Gedicht »Grashalme« gibt es eine Stelle, die für meinen Mann und mich früher, als wir noch ein frisches Paar mit Plänen und Träumen von einer gemeinsamen Zukunft waren, eine Art Urtext oder Manifest darstellte. Es beginnt mit den Zeilen:

Fremdling, der du vorbeigehst! Du weißt nicht, wie sehnsüchtig ich nach dir blicke,

Du musst der sein, den ich suchte, oder die, die ich suchte (es kommt mir vor wie aus einem Traum).

Ich habe sicherlich irgendwo ein Leben der Freude mit dir gelebt,

Alles ist wieder wach, da wir aneinander vorbeihuschen, flüchtig, zärtlich, keusch, gereift.

Du wuchsest auf mit mir, warst Knabe mit mir oder Mädchen mit mir,

Ich aß mit dir und schlief mit dir

Das Gedicht erklärte, so dachten wir jedenfalls, warum wir beschlossen hatten, unser Leben allein, aber zusammen dem Aufnehmen fremder Stimmen und Klänge zu widmen. Trotz der Flüchtigkeit der Begegnungen, oder vielleicht gerade deshalb, erfuhren wir beim Einfangen ihrer Stimmen, ihres Lachens, ihres Atems eine unglaubliche Intimität: Einen kurzen Moment lang nahmen wir am Leben dieser Fremden teil. Und im Gegensatz zum Filmen ermöglichte uns die Arbeit mit Ton den Zugang zu einer tieferen, unsichtbaren Schicht der menschlichen Seele, ähnlich einem Hydrografen, der die Lotung eines Gewässers durchführt, um die Tiefe eines Ozeans oder eines Sees zu kartografieren.

Das Gedicht endet mit einem Schwur an den vorbeigehenden Fremdling: »Ich will darauf achten, dass ich dich nicht verliere.« Es ist ein Versprechen der Beständigkeit: Dieser flüchtige, intime Augenblick zwischen dir und mir, zwei Fremden, wird eine Spur hinterlassen und für immer nachhallen. Bei einigen Fremden, die wir im Laufe der Jahre trafen und aufnahmen, haben wir dieses Versprechen in vielerlei Hinsicht gehalten – ihre Stimmen und Geschichten sind uns immer wieder präsent. Aber wir hätten uns nie vorgestellt, dass dieses Gedicht und besonders die letzte Zeile auch eine gewisse Warnung an uns war. Bei all dem Engagement und der Aufmerksamkeit, mit der wir die Nähe zu Fremden suchten und ihren Stimmen lauschten, wäre uns nie in den Sinn gekommen, dass zwischen uns beiden jemals Schweigen entstehen könnte. Uns wäre nie in den Sinn gekommen, dass wir uns irgendwann inmitten der Menge verlieren könnten.

STICHPROBEN & SCHWEIGEN

Nach all dem Sampeln und Mitschneiden besaßen wir ein volles Archiv mit Fragmenten von fremden Leben, doch von unserer Familie besaßen wir so gut wie nichts. Wir ließen die von uns geschaffene Welt hinter uns, und es gab fast keine Aufzeichnung, keine Soundscape von uns vieren, die unsere Veränderung im Laufe der Zeit dokumentiert hätte: das Radio frühmorgens, wenn der letzte Nachhall unserer Träume sich mit Nachrichten über Krisen, Entdeckungen, Epidemien und Schlechtwetter vermischte; die Kaffeemühle, die harte Bohnen zu Pulver mahlte; der Gasherd, aus dem Funken sprühend eine kreisrunde Flamme wuchs; das Gurgeln der Kaffeemaschine; die langen Duschen des Jungen und das beharrliche »Los, beeil dich, wir kommen zu spät« seines Vaters; die zögernden, fast philosophischen Gespräche zwischen uns und den beiden Kindern auf dem Weg zur Schule; die langsamen, vorsichtigen Schritte des Jungen durch lange Gänge, wenn er Unterricht schwänzte; das metallische Quietschen beim Anhalten der U-Bahnen und die fast schweigsamen Fahrten in Zugwaggons während unserer täglichen Pendelei zu Feldaufnahmen in Manhattan oder draußen in den Bezirken; das Summen der vollen Straßen, wo mein Mann mit seiner Tonangel vereinzelte Geräusche einfing, während ich mit dem Rekorder in der Hand die Flut fremder Stimmen, Akzente und Geschichten aufnahm; das Anreiben eines Streichholzes, das die Zigarette meines Mannes anzündete, und das lange tiefe Einsaugen des Rauchs beim ersten Zug, gefolgt von einem langsamen gelösten Ausatmen; das merkwürdige weiße Rauschen, das große Kindergruppen auf Spielplätzen produzieren – ein Wirbel aus hysterischem, chaotischem Geschrei –, und dazwischen die herrlich klaren Stimmen unserer beiden Kinder; die unheimliche Stille, die sich nach Einbruch der Dunkelheit über Grünanlagen senkt; das Rascheln und Knistern von trockenen Laubhaufen im Park, wo das Mädchen nach Würmern, nach Schätzen, nach was immer man finden kann gräbt, was meistens nichts ist, weil darunter nur Zigarettenkippen, versteinerte Hundehaufen und kleine, hoffentlich leere Ziplockbeutel sind; das Flattern unserer Mäntel bei Nordwind im Winter; unsere angestrengt strampelnden Füße auf rostigen Fahrrädern entlang des Flusswegs im Frühling; unser schweres Keuchen beim Einatmen der schädlichen Dämpfe aus dem grauen Flusswasser, und die stummen, ätzenden Schwingungen von übereifrigen Joggern und vereinzelten Kanadagänsen, die regelmäßig den Migrationszug ihrer Gefährten verpassen; die Schimpfsalven von Radprofis, alle in voller Montur, männlich und mittleren Alters: »Platz da!« und »Schau nach links!«; und als Antwort unser entweder leise gemurmeltes: »Sorry Sir, sorry Sir« oder laut zurückgerufene, tief empfundene Beleidigungen – leider immer verkürzt oder erstickt im rauschenden Wind; und schließlich die leisen Momente, die wir allein verbrachten, in denen jeder von uns Bruchstücke der Welt auf die bestmögliche Weise sammelte. Der Sound von allem und jedem in unserer Umgebung, der Lärm, den wir beitrugen, und die Stille, die wir zurücklassen.

ZUKUNFT

Und dann wurde der Junge zehn. Wir führten ihn in ein gutes Restaurant aus, überreichten ihm seine Geschenke (kein Spielzeug). Ich schenkte ihm eine Polaroidkamera und mehrere Schachteln Film, schwarz-weiß und Farbe. Sein Vater schenkte ihm Ausrüstung für die Reise: ein Schweizer Armeemesser, ein Fernglas, eine Taschenlampe und einen kleinen Kompass. Auf seinen Wunsch wichen wir von der geplanten Route ab und verbrachten den nächsten Tag – unseren ersten Reisetag – im National Aquarium von Baltimore. Dort lebte Calypso, die zweihundertfünfundzwanzig Kilo schwere Schildkröte mit der fehlenden Vorderflosse, von der er nach einem Schulprojekt völlig besessen war.

An diesem Abend packte mein Mann nach dem Essen seinen Koffer, ich packte meinen, und die Kinder durften ihre packen. Als sie schliefen, packte ich für sie um. Sie hatten die verrücktesten Sachen ausgewählt. Ihre Koffer waren tragbare Katastrophen à la Duchamp: Minikleidung für eine Familie von Minibären, ein kaputtes Laserschwert, eine einsame Inliner-Rolle, Ziplockbeutel mit allen möglichen winzigen Plastikteilen. Ich ersetzte alles durch richtige Hosen, richtige Kleider, richtige Unterwäsche, richtiges Sonstwas. Dann stellten mein Mann und ich die vier Koffer in einer Reihe neben die Tür, plus unsere sieben Schachteln und unsere Arbeitsutensilien.

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