Grundwissen Psychisch Kranke
ISBN 978-3-86676-653-2
Clemens Lorei & Frank Hallenberger (Hrsg.)
Grundwissen Psychisch Kranke
ISBN 978-3-86676-653-2
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Vorwort
Liebe Leser,
Die Polizei hat im Einsatz mit allen Bevölkerungsschichten und Gruppen zu tun. Dabei stellt der Umgang und die Arbeit mit Menschen mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten und aus verschiedensten Kulturen ein Herausforderung dar. Noch anspruchsvoller wird die Polizeiarbeit aber dann, wenn diese Personen durch eine psychische Erkrankung in ihrem Verhalten und Erleben nochmals deutlich von dem „normalen“ Spektrum abweichen. Dies ist im Berufsalltag eines Polizeibeamten keine Seltenheit. Regelmäßig haben Polizisten Kontakt mit Menschen, die an einer psychischen Störung leiden. Diese Störungen können akut, beispielsweise aufgrund von Drogenkonsum bzw. -entzug oder Überforderung, auftreten, oder chronisch sein, wie z. B. als Ausprägung einer Krankheit. Um adäquat auf diese Menschen reagieren und professionell mit ihnen interagieren zu können, ist ein grundlegendes Wissen über psychische Problematiken.
Das Buch „Grundwissen psychisch Kranke“ verfolgt das Ziel, elementares Wissen zum Thema Psychische Störungen vor allem für die Polizei in Aus- und Fortbildung zur Verfügung zu stellen. Dabei richtet es sich in erster Linie an Polizeibeamte und an andere Einsatzkräfte. Die Beiträge sollen dazu dienen, nützliche und wissenschaftlich fundierte Kenntnisse zu vermitteln. Neben den wichtigsten Störungsformen werden auch Aspekte dargestellt, die für Polizeibeamte im Einsatz von besonderer Relevanz sind. Abgerundet wird dies durch einen Überblick über verschiedene Therapiemöglichkeiten.
Die Autoren sind renommierte polizeiinterne Experten und externe Wissenschaftler, die sich mit der Polizei und ihrem Handeln beschäftigen Wir danken allen für ihre Bereitschaft und ihr Engagement, die das Entstehen dieses Buches ermöglicht haben.
Da sich Arbeit, Gesellschaft, Technik und Zeit verändern, werden sowohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch die praktischen Anwendungsbereiche weiterentwickelt, ergänzt und aktualisiert. Ebensolches soll auch diesem Lehrwerk widerfahren. Die Herausgeber freuen sich deshalb auf Kommentare, Bemerkungen und Anregungen an grundwissen@polizeiwissenschaft.de.
Wir wünschen den Polizeipraktikern unter den Lesern, dass sie die Inhalte des Buches erfolgreich für ihr Handeln nutzen können. Den Lehrenden und Trainern mögen die Inhalte Erinnerung und Unterstützung bei ihrer Arbeit sein sowie vielleicht auch Ergänzungen und Anregungen zu bestehendem Wissen liefern.
Prof. Dr. Clemens Lorei
Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung
Dr. Frank Hallenberger
Hochschule der PolizeiRheinland-Pfalz
Wir danken allen Autoren, die mit ihrer Bereitschaft und ihrem Engagement zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben.
Inhaltsverzeichnis
Störungsformen
• Angststörungen
Rolf Meermann, Eberhard Okon
• Persönlichkeitsstörungen
Jürgen Horn
• Sexuelle Deviationen
Dietrich Hülschen
• Affektive Störungen
Larissa Wolkenstein, Martin Hautzinger
• Schizophrenie
Alexander Jatzko
• Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
Monika Vogelgesang
• Pathologisches Glücksspielen und pathologischer PC-/Internetgebrauch
Monika Vogelgesang
• Störungen im Alter
Larissa Wolkenstein & Martin Hautzinger
• Familien- und Interaktionsprobleme
Marcel Schär, Sven Sutter, Guy Bodenmann
Besondere Aspekte psychischer Störungen
• Suizidalität
Thomas Bronisch
• Gewalttätigkeit bei psychisch Kranken
Norbert Nedopil
• Umgang mit psychisch Kranken
Hans Peter Schmalzl, Knut Latscha
Formen der Psychotherapie
• Formen der Psychotherapie
Jürgen Kriz
Angststörungen
Rolf Meermanna) & Eberhard Okonb)
a) Prof. Dr. med. Dipl.-Psych., AHG Psychosomatische Klinik Bad Pyrmont
b) Dipl.-Psych., AHG Psychosomatische Klinik Bad Pyrmont
Einleitung
Angsterkrankungen gehören zu den sehr häufigen psychischen Störungen. Dabei verbirgt sich hinter dem Begriff „Angsterkrankung“ eine Vielzahl unterschiedlicher Störungsbilder, die sich unterteilen lassen nach situations- oder auslöserbezogenen Ängsten und Ängsten, die nicht auf bestimmte Umgebungssituationen und bestimmte Auslöser begrenzt sind. Gemeinsam ist allen Angsterkrankungen, dass mehr oder weniger starke körperliche Symptome auftreten wie Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Atemstörungen (besonders Hyperventilationen) und dass alle Angstpatienten dazu neigen, sich mit fortschreitender Erkrankungsdauer aus vielen Aktivitäten des Alltags zurückzuziehen (sog. Flucht- oder Vermeidungsverhalten). Auch wenn jeder Mensch die beschriebenen Symptome in schwächerer Form kennt, sind diese bei Angstpatienten so stark ausgeprägt, dass die „Lebenstüchtigkeit“ stark eingeschränkt ist.
Grundsätzlich unterscheidet man folgende Angsterkrankungen:
1) Situations- und auslöserbezogene Ängste (d. h., man kann bei entsprechenden Angstpatienten mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, in welchen Situationen eine Angstreaktion erfolgt oder nicht)
• Agoraphobie mit/ohne Panikstörung
• Spezifische Phobie
• Soziale Phobie
2) Ängste ohne spezifische situationale Auslöser
• Panikstörung
• Generalisierte Angststörung
3) Sonderformen angstverwandter Erkrankungen
• Zwangsstörung mit Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen
• Posttraumatische Belastungsstörung
Beschreibung der verschiedenen Angsterkrankungen
Die folgenden Beschreibungen der einzelnen Störungsbilder folgen der sogenannten International Classification of Disease (ICD) 1, deutsche Bezeichnung: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Dabei handelt es sich um ein weltweites Diagnoseklassifikations- und Verschlüsselungssystem in der Medizin, welches von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben und regelmäßig aktualisiert und überarbeitet wird. Die aktuelle Ausgabe datiert aus dem Jahr 2008 und stellt die insgesamt 10. Revision dar; folglich spricht man von der ICD-10. Alle psychischen Störungen sind in der ICD-10 im 5. Kapitel beschrieben und haben hier eine entsprechende Nummer, die bei der folgenden Beschreibung der Vollständigkeit halber mit aufgeführt wird.
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