„Und da hat sie dich geküsst? So sehr?“
„Um deine Reaktion zu sehen. Und die war …“ Er leckt an meinem Schenkel entlang. Eine lange Strecke, die es überall kribbeln lässt. „Interessant.“
„Interessant?“
„Du musst wissen.“ Are lässt mich los und stellt sich an die Wand. Der Raum zwischen uns kann nicht mehr als zehn Zentimeter betragen – aber es fühlt sich wie ein Kilometer an. Zehn Kilometer. Ich will ihn näher haben. Näher als irgendwas sonst. Will seine nackte Haut an meiner spüren, und seine hungrigen Hände.
Langsam knöpft er sein Hemd auf. Es ist dunkellila mit kaum sichtbarem blauen Muster. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so erregend war.
Mmm.
Sein Brustkorb ist breit und haarig in der Mitte, aber nicht an den Seiten.
Er zieht sich vor mir aus. Die ganze Zeit behalten wir Augenkontakt, sein Kopf ist nach vorn gebeugt, sodass er listig aussieht. Dunkel und irgendwie gefährlich. Im Treppenhaus und im Fahrstuhl ist es so dunkel, dass die Details nicht zu erkennen sind. Wenn er mich ansieht, kann ich nur erkennen, dass es in den Augen blitzt. Und sie sehen schwarz aus, als gehörten sie einem Unterirdischen.
„Was muss ich wissen?“, keuche ich, die Handflächen gegen die Fahrstuhlwand gedrückt. Ich wanke von einem Fuß auf den anderen. Der Boden wankt, reagiert jedes Mal, wenn man sich bewegt.
Das Hemd fällt zu Boden.
„Was ich für dich empfinde.“
Ich schlucke hart und habe Angst, mein Sprachvermögen verloren zu haben. „Ich weiß, dass du findest, ich sehe gut aus.“ Ich sage es flüsternd und traue mich nicht, ihm in die Augen zu sehen.
„Ja.“
„Du hast gesagt … dass du dich zu mir hingezogen fühlst.“
„Das habe ich gesagt.“
„Aber nicht, also, du hast auch gesagt, dass du nicht in mich verliebt bist und dass …“
„Linda.“
„Mmm?“
„Sieh mich an.“
Widerstrebend hebe ich den Blick, bis Ares Gesicht mein Blickfeld ausfüllt. Ich konzentriere mich auf seine Stirn und seine Haare. Alles, um ihm nicht in die Augen zu sehen oder ihm Löcher in die nackte Brust zu starren. Alles, um nicht zu zeigen, wie sehr ich ihn will – nein, brauche. Gott. Ich brauche ihn wirklich.
Wann ist das passiert? Wann wurde es so ernst?
Ich weiß nicht.
Es ist nach und nach geschehen.
Langsam hat dieser Mann mein Herz ausgefüllt, meine Sinne. Und nun ist er der Inhalt meines Lebens. Der, an den ich beim Aufwachen und beim Einschlafen denke. Es gibt keinen anderen. Ich spüre es, ich weiß es jetzt. Ich muss alles tun, um mit ihm zusammen sein zu können. Sonst werde ich es für den Rest meines Lebens bereuen. Unglücklich, einsam und verzweifelt wäre mein Leben.
„Sieh mir in die Augen.“ Er tritt vor und hebt mein Kinn an, drückt seine Brust an meine. Kochend heiß. Dann spießt er mich mit seinem Blick auf, greift nach mir und murmelt an meine Lippen: „Ich liebe dich auch, Linda. Ich liebe dich. So sehr. Weißt du das? Du musst es gemerkt haben.“
Mein Herz rast. „Liebst? Du liebst mich ?“
„Natürlich.“
„Aber du …“
„Ich wollte dich, seit ich dich das erste Mal im Kurs gesehen habe. Immer. Seit. Dem.“
„Was?“ Meine Gefühle überschlagen sich. Es fühlt sich überirdisch an. Als ob ich auf mich selbst herabsehe, während ich träume. Passiert das gerade wirklich? Liebt er … mich? Mich?
Ich war davon ausgegangen, dass er nur ein bisschen Spaß haben wollte. Dass er ein Mädchen sah, das jünger war als er selbst, und dass der Gedanke ihm gefiel. Das Verbotene. Vielleicht, weil es verboten war, oder weil er herumprobieren wollte und die Frauen in seinem Alter satt hatte. Vielleicht, weil er mich süß und sexy fand. Mit schönen Haaren. Mit einem ansprechenden Lächeln.
Aber ich hatte nie … Dass er mich zurücklieben könnte? So, wie ich ihn liebe? Denn das tue ich. So innig. Er hat mich dazu gebracht, ihm vollkommen zu verfallen, so klischeemäßig das auch klingt. Es ist wahr. Worüber Autoren und Poeten schreiben, wovon Künstlerinnen singen, was Schauspieler darstellen – das ist mir passiert. Plötzlich haben die Liedtexte eine Bedeutung und der Liebesfilm eine Botschaft. Mit ihm vereint zu sein. Er ist alles. Jedes Detail, jedes Ding. Vielleicht geht mal jemand mit ähnlichen Haaren vorbei und vielleicht sagt mal jemand etwas, worüber wir uns sonst lustig machen.
„Da wusste ich es schon“, fährt er fort, und seine Lippen sind direkt über meinen, „dass du etwas Besonderes bist. Etwas in deinem Blick und in deinem Lachen. Ich wusste, dass ich dich kennenlernen musste. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden.“
„Das ist fast ein Jahr her.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass es dir ähnlich ging.“
„Nein.“ Ich schüttle den Kopf. „ Ich dachte nicht, dass du … Du willst wirklich?“
„Mehr als alles andere.“
Seine Ehrlichkeit ist in seinen Augen zu sehen, und mehr ist nicht nötig. Mein Körper brennt. Jede meiner Poren will ihn haben, jedes Stück meiner Seele will seine haben und jeder Zentimeter meiner Haut will sich mit seiner Wärme vereinen. Mit einer einzigen Bewegung werfe ich mich nach vorn, drücke ihn gegen die Wand und reiße, zerre, ziehe an seiner Hose.
„Knopf“, keucht er mir ins Ohr.
Ich mache ihn auf. Meine Hände am feuchten Jeansstoff. So heiß. Schnell ziehe ich die Hose bis zu seinen Knöcheln runter. Ich habe mich nicht unter Kontrolle, er sich auch nicht. Lippen küssen Haare, Nägel bohren sich in Schultern, Hüften zucken an Wangen. Ich beiße in den Saum seiner Boxershorts. Es schmeckt nach trockenem Stoff. Aber ehe ich dran ziehe, halte ich inne und ändere die Richtung. Auf der Beule sieht man einen dunklen Fleck. Ich drücke meine Nase daran und rieche. Sauge den Duft von Geschlecht und Sex in mich auf.
Er riecht wundervoll.
Während ich meine Zunge die Außenseite seiner Shorts erkunden lasse – die Feuchtigkeit, die Nässe, die Konturen – beginnt Are zu stöhnen. Mit den Händen in meinen Haaren lehnt er sich nach hinten und stöhnt zur Decke. Dass ich es bin, die ihn zum Stöhnen bringt, macht mich noch geiler. Meine Muschi pulsiert vor Lust, ich tropfe nach unten. Etwas Warmes. Es bewegt sich langsam nach unten und fließt an der Schenkelinnenseite entlang. Ich weiß, dass es die Begierde ist – nach ihm. Zu spüren, wie sein Ständer meine Schamlippen durchbricht. Sich in mich hineindrückt, so richtig. Ich begehre ihn.
Das Licht im Treppenhaus geht an. Von weitem hört man Stimmen. Sie kommen von unten.
„Mist“, murmelt Are.
„Du bist sexy, wenn du fluchst.“
„Psst.“
Ich stehe auf und wir stehen still und aneinandergepresst da. Haben einander im Arm, Ares klimpernden Gürtel unter den Füßen. Die Sekunden gehen vorbei. Eine nach der anderen. Ungnädig. Langsam. Alles, was wir hören, ist unser vermischter Atem, sein Herz an meinem. Poch, poch, poch. Sie schlagen gleich schnell. Er muss voller Panik sein. Entweder das oder … geil.
Eine Tür wird weit weg zugeschlagen, ganz unten im Haus. Das Geräusch hallt ein paar Mal zwischen den Wänden wider, dann ist es wieder still. Die Lampe summt leise. Durch den Spalt sehe ich, wie der Türgriff an der Nachbarstür auf dem dunkelbraunen Holz glänzt. Das Geräusch des Timers, der die Lampe am Brennen hält, verstärkt sich in meinem Kopf. Dauert an. Dauert an. Dann klickt es und es wird wieder dunkel.
„Wo waren wir?“, murmelt Are in mein Ohr und knabbert dran. „Ach ja. ‚Ich mag es, wenn du fluchst.‘“
„Ich …“ Weiter komme ich nicht. Seine Lippen nähern sich und küssen mich, seine Zunge drückt sich in meinen Mund.
Wir keuchen im Takt. Stöhnen und wiehern. Er drückt seinen Schenkel zwischen meine Beine und ich reibe mich daran. Seine Haare kitzeln. Es ist warm und klebrig von dem, was an mir runterlief – ich meine, läuft.
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