27Bitte, Herr, nimm dieses Geschenk an, das ich dir mitgebracht habe, und verteile es unter deine Gefolgsleute. 28Ich bin dir treu ergeben; verzeih mir, dass ich so vermessen war, dir in den Weg zu treten. Ich weiß, der HERR wird dich zum König machen und dein Königshaus wird für immer bestehen. Du bist ja der Mann, durch den der HERR seine Kriege führt; und dein Leben lang wird dir niemand ein Unrecht vorwerfen können. 29Wenn dich jemand verfolgt und dich umbringen möchte, wird er dir nichts anhaben können, weil der HERR dein Leben bewahren wird, wie man einen kostbaren Stein im Beutel verwahrt; aber das Leben deiner Feinde wird der HERR wegwerfen, wie man einen Stein mit der Schleuder fortschleudert. 30Wenn dann der HERR alle seine Zusagen eingelöst und dir die Herrschaft über Israel gegeben hat, 31wirst du froh sein, dass dein Gewissen rein ist und du dir nicht selbst zu deinem Recht verholfen und ohne Grund Blut vergossen hast. Und denk dann auch an mich, deine Dienerin, wenn der HERR dich so weit gebracht hat.«
32»Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels«, rief David, »dass er dich in diesem Augenblick mir entgegengeschickt hat. 33Und gepriesen sei deine Klugheit! Gesegnet sollst du sein, weil du mich davor bewahrt hast, eigenmächtig Rache zu nehmen und Blutschuld auf mich zu laden. 34Ich schwöre dir beim HERRN, dem Gott Israels, der mich davor bewahrt hat, dir etwas zuleide zu tun: Wenn du mir nicht so schnell entgegengekommen wärst, hätte Nabal morgen früh, wenn es hell wird, von seinen Männern keinen mehr am Leben gefunden – keinen von allen, die an die Wand pinkeln!«
35David nahm die Gaben an, die Abigajil ihm gebracht hatte, und sagte zu ihr: »Geh unbesorgt nach Hause. Was du von mir erbeten hast, ist dir gewährt.«
Die kluge Abigajil wird Davids Frau
36Als Abigajil nach Hause kam, saß Nabal mit seinen Leuten beim Festmahl; er feierte wie ein König. Er war in Hochstimmung und völlig betrunken, deshalb sagte sie ihm nichts.
37Erst am anderen Morgen, als er wieder nüchtern war, erzählte sie ihm, was vorgefallen war. Als er das hörte, traf ihn der Schlag und er konnte sich nicht mehr rühren. 38Zehn Tage später ließ der HERR ihn sterben.
39Als David davon hörte, sagte er: »Gepriesen sei der HERR! Er hat mir Recht verschafft und Nabal für seine Unverschämtheit bestraft. Er hat mich, seinen Diener, davor bewahrt, unbedacht Schuld auf mich zu laden. Er hat Nabals böse Tat auf ihn selbst zurückfallen lassen.«
Dann schickte David zu Abigajil und bat sie, seine Frau zu werden. 40Seine Boten kamen zu ihr nach Karmel und sagten: »David schickt uns, er will dich zur Frau nehmen!«
41Da stand sie auf, warf sich nieder mit dem Gesicht zur Erde und sagte: »Ich bin seine Sklavin und bereit, den Dienern meines Herrn die Füße zu waschen.« 42Schnell machte sie sich reisefertig und setzte sich auf ihren Esel; ihre fünf Mägde begleiteten sie. Sie folgte den Boten Davids und wurde seine Frau.
43David hatte nun zwei Frauen; schon zuvor hatte er Ahinoam aus Jesreel geheiratet. 44Die Saulstochter Michal, die seine erste Frau gewesen war, hatte ihr Vater mit Palti, dem Sohn von Lajisch aus Gallim, verheiratet.
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[Inhaltsverzeichnis]
David beschämt Saul zum zweiten Mal
1 Sam 26
Ein paar Männer aus Sif kamen zu Saul nach Gibea und verrieten ihm, wo David sich versteckt hielt. »Er ist auf dem Hügel Hachila, gegenüber von Jeschimon«, sagten sie.
2Sogleich machte sich Saul auf den Weg in die Steppe bei Sif, um David aufzuspüren. Er nahm 3000 der besten Männer Israels mit. 3Als sie zu dem Hügel kamen, schlugen sie am Weg ihr Lager auf.
David, der sich noch in der Steppe befand, erfuhr, dass Saul auch hier hinter ihm her war. 4Er schickte Kundschafter aus, die bestätigten ihm, dass Saul angerückt war.
5Darauf ging David selbst hin und erkundete den Lagerplatz. In einem großen Kreis lagen die Männer Sauls, und in der Mitte sah er den König, der sich dort mit seinem Feldherrn Abner zur Ruhe gelegt hatte.
6Der Hetiter Ahimelech und Abischai, der Sohn der Zeruja und Bruder Joabs, waren mit David mitgekommen. Nun sagte er zu ihnen: »Ich schleiche mich zu Saul ins Lager. Wer von euch kommt mit?«
»Ich gehe mit dir«, sagte Abischai.
7Als es dunkel geworden war, schlichen die beiden ins Lager und drangen an den schlafenden Männern und an Abner vorbei bis zu Saul vor. Der König lag in tiefem Schlaf. In der Nähe seines Kopfes steckte sein Speer in der Erde.
8Abischai flüsterte David zu: »Heute hat Gott dir deinen Feind ausgeliefert! Ich durchbohre ihn mit seinem eigenen Speer und spieße ihn an den Boden; ein einziger Stoß genügt!«
9Aber David wehrte ab: »Vergreif dich nicht an ihm! Wer die Hand ausstreckt gegen den gesalbten König des HERRN, wird der Strafe nicht entgehen. 10So gewiss der HERR lebt, er selbst wird ihm das Ende bereiten; er kann ihn eines natürlichen Todes sterben oder in der Schlacht umkommen lassen. 11Der HERR bewahre mich davor, dass ich Hand an seinen gesalbten König lege! Nimm jetzt den Speer dort neben seinem Kopf und seine Wasserflasche – und dann weg von hier!«
12David nahm beides an sich, dann machten sie sich auf den Rückweg. Niemand sah etwas, niemand merkte etwas und niemand wachte auf; denn der HERR hatte alle in einen tiefen Schlaf fallen lassen.
13David stieg ins Tal hinunter und auf der anderen Seite den Berg hinauf. In sicherer Entfernung stellte er sich hin 14und rief zu Abner, dem Sohn Ners, und zum Kriegslager hinüber: »Abner! Antworte mir!«
»Wer wagt es, so zum König herüberzuschreien?«, rief Abner zurück.
15Da sagte David: »Du bist doch ein Mann, mit dem es keiner in Israel aufnehmen kann! Warum hast du deinen Herrn, den König, nicht besser bewacht? Eben war jemand im Lager, der hätte ihn töten können. 16Da hast du wahrlich kein Glanzstück vollbracht! So gewiss der HERR lebt: Ihr alle habt den Tod verdient, weil ihr euren Herrn, den von Gott gesalbten König, nicht beschützt habt. Sieh doch einmal nach: Der Speer hinter seinem Kopf ist weg und die Wasserflasche auch!«
17Da erkannte ihn Saul an der Stimme und rief: »Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David?«
»Ja, mein Herr und König«, rief David zurück 18und er fuhr fort: »Warum verfolgst du mich, deinen Diener? Was habe ich dir getan? Was ist meine Schuld? 19Hör mich an, mein Herr und König! Irgendwer hat dich gegen mich aufgehetzt. Wenn es der HERR gewesen ist, müssen wir ihn durch ein Opfer versöhnen; wenn es aber Menschen waren, sollen sie dafür vor dem HERRN verflucht sein! Sie wollen mich vertreiben, mir meinen Anteil am Land des HERRN nehmen; sie sagen zu mir: ›Geh fort, diene fremden Göttern!‹20Nein, lass es nicht zu, dass ich fern vom HERRN in der Fremde umkomme! Warum jagst du mich wie ein Rebhuhn in den Bergen? Der König Israels zieht aus, um einen Floh zu fangen!«
21Saul antwortete: »Ich bin im Unrecht. Komm wieder zurück, mein Sohn David! Ich werde dir nie mehr etwas Böses antun, weil du heute mein Leben so hoch geachtet hast. Ich sehe, was für ein Narr ich war! Ich habe mich schwer an dir vergangen.«
22David sagte darauf: »Hier ist dein Speer, mein König! Einer von deinen Leuten soll kommen und ihn holen. 23Der HERR belohnt alle, die ihm die Treue halten und stets nach seinen Geboten leben. Er hatte dich heute in meine Hand gegeben, aber ich wollte mich nicht an dir vergreifen, an dem gesalbten König des HERRN. 24So viel wie dein Leben mir heute bedeutet hat, so viel wird künftig mein Leben dem HERRN bedeuten und er wird mich aus aller Not und Gefahr retten.«
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