7»Ich will euch etwas sagen«, fuhr Saul sie an. »Ihr bildet euch wohl ein, dieser Judäer wird ausgerechnet euch vom Stamm Benjamin Äcker und Weinberge schenken und euch zu Hauptleuten und Obersten machen! 8Ihr habt euch doch alle gegen mich verschworen! Keiner hat mir gesagt, dass mein Sohn sich mit dem Sohn von Isai zusammengetan hat. Keiner hat mir die Augen dafür geöffnet, dass der eigene Sohn meinen Knecht gegen mich aufhetzt, damit er mir nachstellt, wie es jetzt der Fall ist. Keinem von euch macht es etwas aus, dass mir so schändlich mitgespielt wird!«
9Beim Gefolge Sauls stand auch der Edomiter Doëg. Er sagte: »Ich habe ihn gesehen, wie er zum Priester Ahimelech, dem Sohn Ahitubs, nach Nob kam. 10Der Priester hat eine Weisung von Gott für ihn eingeholt und ihm zu essen gegeben, er hat ihm sogar das Schwert des Philisters Goliat überlassen.«
11Darauf ließ König Saul den Priester Ahimelech und alle seine Verwandten, die ganze Priesterschaft von Nob, holen.
12»Hör mir gut zu, Sohn Ahitubs«, fuhr Saul ihn an.
»Ich höre, mein Herr«, erwiderte Ahimelech.
13»Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und dieser Sohn von Isai?«, fragte Saul. »Du hast ihm doch Proviant und ein Schwert gegeben und du hast Weisung von Gott für ihn eingeholt. Deshalb kann er sich jetzt gegen mich erheben und mir auflauern.«
14Ahimelech erwiderte dem König: »Aber David ist doch der treueste Gefolgsmann, den du hast! Er ist dein Schwiegersohn und der Anführer deiner Elitetruppe. Alle an deinem Hof erweisen ihm Ehre. 15Es war doch nicht das erste Mal, dass ich eine Weisung von Gott für ihn eingeholt habe! Du verdächtigst mich und meine Verwandten zu Unrecht; ich habe von alldem nicht das Geringste gewusst.«
16Aber Saul sagte: »Du musst sterben, du und deine ganze Sippe.« 17Er befahl den Wachen, die bei ihm standen: »Umstellt die Priester des HERRN und tötet sie! Sie haben mit David gemeinsame Sache gemacht. Sie wussten genau, dass er auf der Flucht war, und haben es mir nicht gesagt.«
Aber die Männer weigerten sich, gegen die Priester des HERRN Gewalt anzuwenden. 18Deshalb sagte Saul zu dem Edomiter Doëg: »Komm her, schlag du sie tot!«
Doëg trat heran und machte die Priester mit dem Schwert nieder; 85 Mann, die den leinenen Priesterschurz trugen, tötete er an diesem Tag. 19Außerdem ließ Saul alle Einwohner der Priesterstadt Nob, Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge, mit dem Schwert umbringen, auch die Rinder, Esel, Schafe und Ziegen ließ er töten.
20Nur ein einziger Sohn Ahimelechs und Enkel Ahitubs, nämlich Abjatar, konnte sich retten. Er floh zu David 21und berichtete ihm, dass Saul alle Priester des HERRN umgebracht hatte.
22David klagte sich selbst an und sagte zu Abjatar: »Als ich damals Doëg in Nob sah, wusste ich gleich, dass er es Saul verraten würde. Ich bin schuld, ich habe deine ganze Familie auf dem Gewissen! 23Bleib jetzt bei mir und hab keine Angst! Bei mir bist du am sichersten; denn auf mich hat Saul es genauso abgesehen wie auf dich.«
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[Inhaltsverzeichnis]
David befreit Keïla und muss weiterfliehen
1 Sam 23
David wurde berichtet: »Die Philister sind gegen die Stadt Keïla gezogen und rauben das Getreide von den Tennen weg.«
2Da fragte er den HERRN: »Soll ich angreifen? Werde ich die Philister vertreiben?«
Er erhielt die Antwort: »Geh, du wirst sie vertreiben und die Stadt befreien.«
3Aber seine Männer hielten ihm entgegen: »Wir haben schon hier in Juda Angst genug. Wie wird es erst sein, wenn wir nach Keïla gehen und gegen die Truppen der Philister kämpfen sollen?«
4David fragte den HERRN ein zweites Mal und er erhielt die Antwort: »Auf, zieh nach Keïla! Ich werde die Philister in deine Hand geben.«
5David zog mit seinen Männern nach Keïla und griff die Philister an. Er trieb ihr Vieh weg und brachte ihnen eine schwere Niederlage bei. So befreite er die Bewohner der Stadt. 6Dort in Keïla war es übrigens, dass der Priester Abjatar, der Sohn Ahimelechs, auf seiner Flucht vor Saul zu David stieß. Er brachte die Orakeltasche mit.
7Als Saul die Nachricht bekam, dass David nach Keïla gekommen war, freute er sich und sagte: »Jetzt hat Gott ihn aufgegeben und mir ausgeliefert! Er sitzt in der Falle, denn er hat sich in eine Stadt mit Mauern und Toren eingeschlossen.« 8Saul rief ganz Israel zu den Waffen, um nach Keïla zu ziehen und David und seine Leute zu belagern.
9Als David merkte, dass die Kriegsvorbereitungen Sauls sich gegen ihn richteten, befahl er dem Priester Abjatar, die Orakeltasche herzubringen. 10Dann sagte er: »HERR, du Gott Israels! Ich, dein ergebener Diener, habe zuverlässige Nachricht, dass Saul hierher kommen und die Stadt vernichten will, nur weil ich hier bin. 11Ich fürchte, die Bürger von Keïla werden mich an ihn ausliefern. Wird Saul tatsächlich herkommen? Ich bitte dich, HERR, du Gott Israels, gib mir Antwort!«
Der HERR gab David den Bescheid: »Er wird kommen.«
12David fragte weiter: »Werden dann die Bürger der Stadt mich und meine Leute an ihn ausliefern?«
»Sie werden es tun«, lautete die Antwort. 13Da verließen David und seine Leute, an die 600 Mann, die Stadt und durchzogen das Land von einem Schlupfwinkel zum andern. Als Saul erfuhr, dass David aus Keïla entkommen war, blies er seinen Feldzug wieder ab.
David wird verraten und im letzten Augenblick gerettet
14David hielt sich in der Einöde in Bergverstecken auf, besonders im Bergland bei der Stadt Sif. Saul war die ganze Zeit hinter ihm her, konnte ihn aber nicht fassen, weil Gott ihn schützte. 15David wusste genau, dass Saul ausgezogen war, um ihn umzubringen.
Damals, als David in Horescha in der Steppe bei Sif war, 16ging Sauls Sohn Jonatan hin und suchte ihn auf. Er ermutigte David, auf die Hilfe Gottes zu vertrauen, 17und sagte zu ihm: »Hab keine Angst! Mein Vater wird dich nicht in seine Gewalt bringen. Du wirst König über Israel werden und ich werde der zweite Mann nach dir sein. Das weiß auch mein Vater ganz genau.«
18Die beiden schlossen einen Freundschaftsbund und riefen den HERRN als Zeugen dafür an. Dann kehrte Jonatan nach Hause zurück, während David in Horescha blieb.
19Ein paar Männer aus Sif gingen zu Saul nach Gibea und verrieten ihm: »David hält sich bei uns im Bergversteck in der Nähe von Horescha verborgen, auf dem Hügel Hachila südlich von Jeschimon. 20Du musst nur kommen, König, dann sorgen wir dafür, dass er dir in die Hände fällt.«
21Saul sagte: »Der HERR segne euch dafür, dass ihr mir helfen wollt. 22Geht und erkundet alles noch genauer, stellt fest, wo er sich aufhält und wer ihn dort gesehen hat. Ich habe sagen hören, dass er sehr listig ist. 23Erkundet alle Schlupfwinkel, in denen er sich versteckt halten könnte, und wenn ihr ganz sicher seid, dann kommt wieder. Dann will ich mit euch gehen. Wenn er noch im Land ist, werde ich ihn aufspüren, und wenn ich ganz Juda absuchen muss.«
24Die Männer kehrten nach Sif zurück und Saul folgte ihnen. David und seine Männer waren inzwischen in der Wüste bei Maon, in der Senke südlich von Jeschimon. 25Als David erfuhr, dass Saul mit seinen Leuten hinter ihm her war, wollte er sich ins Felsenversteck zurückziehen, immer noch in der Wüste bei Maon. Saul hörte davon und folgte ihm in die Wüste hinein.
26Nur noch ein Bergzug trennte die beiden. Saul ging an dem einen Abhang entlang und David mit seinen Männern am andern. David machte die größten Anstrengungen, um seinem Verfolger zu entkommen; aber Saul und seine Leute hatten ihn schon so gut wie eingeschlossen. 27Da kam im letzten Augenblick ein Bote zu Saul und meldete ihm: »Die Philister sind ins Land eingefallen und plündern alles aus. Schnell, komm uns zu Hilfe!«
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