Natürlich wirken sich schlimme Dinge auch auf die Gegenwart aus, aber meistens eben nur in unseren Köpfen. Warum wirkt es sich überhaupt noch aus? Weil wir Menschen die Angewohnheit haben, dass wir ungern etwas wieder hergeben, selbst wenn es unsere schlimmsten Erfahrungen sind. Unseren Besitz geben wir nicht gerne her.
Immer wieder wärmen wir alte Geschichten auf, machen einen »Zopf« daraus, lieben es, von unserem Leid zu erzählen. Man könnte fast meinen, wir wollten uns selbst geiseln. Das ist das Ego, das uns unten halten will. Es veranlasst uns, immer wieder den alten Käse hervorzuholen. Kaum treffen wir jemanden, der krank ist, wird das Hühnerauge von vor zehn Jahren aus der untersten Schublade hervorgeholt.
Wir müssen lernen, unser Gehirn durchzuputzen und die alten Geschichten abzuarbeiten und endlich zu den Akten zu legen.
Ein für allemal.
Ich zeige dir, wie man das ganz einfach machen kann.
Komm, wir heften deine alten Geschichten ab
Das ist nur ein Vorschlag, aber vielleicht für dich ein Ansatz, wie du die immer wieder auftauchenden alten Kamellen endlich aus deinem Bewusstseinsspeicher entfernen kannst. Du wirst sehen, wie viel Ressourcen du in Zukunft frei hast, und auch entsprechend mehr Lebensenergie und Freude, wenn du das möchtest. (Manche Menschen möchten ihren Lebensrucksack ja gar nicht leeren, das gibt es natürlich auch und ist voll okay!)
Das Ego möchte uns gerne in einer möglichst niedrig schwingenden Realität sehen, damit es Gehör findet. Und wenn du dem Ego keine Beachtung mehr schenkst, könnte man das auch Erleuchtung nennen. Da wollen wir letztlich doch alle hin!
So einfach ist es aber nicht, das Ego in die Ecke zu stellen. Es kennt uns seit Anbeginn und weiß ganz genau, wie es uns zu packen kriegt. Es greift dabei tief in die Trickkiste und knallt uns »fieserweise« genau da, wo wir noch unaufgeräumte Themen haben, diese immer gleich kräftig vor uns auf den Tisch.
Das sind natürlich bei jedem Menschen andere Themen. Jeder hat seine Geschichten, die ihn auf die Palme bringen. Was den einen zur Weißglut bringt, lässt den anderen nicht einmal mit der Wimper zucken. So unterschiedlich sind wir alle.
Aber sobald man einmal verstanden hat, wie das Ego funktioniert, kann man lernen, sich nicht mehr ärgern zu lassen. Du hast es geschafft, wenn die fiese Stimme in deinem Gehirn völlig aus dem Nichts heraus anfängt, eine Geschichte zu erzählen, und du ziehst weiter deine Runden – völlig unaufgeregt.
Zum Beispiel im Hallenbad. Du schwimmst so vor dich hin, und urplötzlich fällt dir deine Schwester ein, wie sie vor acht Jahren, als eure Eltern starben, dich um dein Erbe betrogen hat. Schon fängt dein Puls an zu rasen und das Kopfkino beginnt. Die ganze leidige Geschichte rattert wieder in einer Endlosschleife durch dein Oberstübchen.
Gott sei Dank hast du keinen Kontakt mehr zu ihr, sonst würdest du sie wahrscheinlich nach dem Schwimmen gleich anrufen und beschimpfen.
Das Ego kommt meistens heraus, wenn wir körperlich oder geistig erschöpft sind, als stünde dann eine Tür offen, durch die es eintreten kann.
Sind wir ausgeschlafen, satt und fühlen uns in unserer Haut wohl, hört und sieht man es nicht. Nur wenn wir eh schon kaputt und genervt sind, geht es los.
Und wenn dann die Post abgeht, gilt es bloß eines zu tun:
Nämlich nichts!
Bloß nicht reagieren und niemanden rund machen!
Das Beste wäre, so schnell wie möglich dafür zu sorgen, dass man wieder zu Kräften kommt. Schnell eine kleine Zwischenmahlzeit eingenommen und ein kurzes Nickerchen gemacht, dann ist wieder Ruhe. Und heureka, die Leichtigkeit kehrt zurück …
Klar, nicht immer können wir uns da, wo wir sind, auf die Pritsche hauen. Glücklich, wer ein Möbelverkäufer ist und immer ein Verkaufssofa parat hat!
Merke dir einfach: Wenn aus dem Nichts heraus plötzlich eine alte Geschichte aufgewärmt wird und in deinem Gehirn abläuft, ist es dein Ego, das sich wieder mal wichtig vorkommt! Du hast aktuell gar nichts mit der Geschichte zu tun, sie ist einfach nur wieder aufgetaucht. Da braucht es bloß eine Kleinigkeit, wie ein altes Lied im Radio, einen bestimmten Geruch oder ein Bild … manchmal ein geistiges Bild …
Irgendetwas erinnert uns an früher, und dann ist das Ego in seiner vollen Pracht wieder da und legt los.
Es wird aber nur die alten Kamellen ausgraben, die noch nicht »durch« sind. Also Geschichten, die du bisher nicht verarbeitet hast oder die noch in dir rumoren. Nur dann springst du an und ärgerst dich. Das Ego will dich runterziehen, also tischt es dir Geschichten auf, die dich nach wie vor ärgern oder traurig machen.
Wenn du mit Themen »durch« bist, können auch Gedanken hochkommen, aber es kommen nicht die dazugehörigen Gefühle hoch. Du hast alles erledigt, jedem verziehen, erinnerst dich zwar, aber nur ganz flüchtig, und schon bist du wieder im Jetzt . Es ist, als ob eine Geschichte kurz vorbeikommt, um »hallo« zu sagen, und dann wieder geht.
Wenn du gelernt hast, dass es nicht schlimm ist, eine Gefühlsregung zu haben, ist sie schneller wieder weg, als sie gekommen ist. Und wenn sie keine Triggerpunkte findet, wird sie bei dir auch nichts auslösen. Hektik und Panik adé!
Aber dazu solltest du so wenig Triggerpunkte wie möglich haben, und deshalb kann es nicht schaden, einmal richtig aufzuräumen und Dinge aufzuarbeiten. Ich erzähle dir gern, wie ich das gemacht habe, vielleicht kannst du ein bisschen was damit anfangen.
Also, mir ging es dermaßen auf die Nerven, dass bei mir ständig irgendwelche Knöpfe gedrückt wurden, dass ich mir die Zeit nahm und mein ganzes vergangenes Leben aufgeräumt habe. Immer wieder kamen alte Geschichten in mir hoch, die sich nur bei mir im Kopf abspielten und mich regelmäßig wütend oder traurig machten. Sie brachten mich keinen Deut weiter, sondern hielten mich vom Glücklichsein ab, also vom Leben selbst!
Aber wir wissen ja, wenn wir weg vom gegenwärtigen Moment sind, können wir nicht glücklich sein.
Glücklich ist man nur in der Gegenwart.
Versteh das nicht falsch. Wenn du 120 Jahre alt bist und auf dem Schaukelstuhl in deinem alten Fotoalbum blätterst und die Bilder von deinem Urlaub auf den Malediven mit dem jungen feurigen Liebhaber von damals anschaust, dann bist du natürlich auch glücklich, obwohl du in alten Erinnerungen schwelgst. Aber die sind dann dein Jetzt!
Darum geht es nämlich immer. Es geht um das Leben im Jetzt .
Ich habe einmal gelesen, dass unser Gehirn nicht in der Lage ist, die schönen Dinge so lange zu speichern wie die negativen. Ist das nicht verbesserungswürdig? Sollte es nicht eigentlich andersherum sein? Aber das liegt daran, dass wir noch in der dritten Dimension leben, und da haben der Verstand und das Negative noch die Oberhand.
Später in 5D ist es dann anders.
Wenigstens gibt es einen Trost: Die schönen Erinnerungen sind alle in einem Schatzkästchen in unserem Herzen gespeichert. Warum? Vielleicht deswegen, weil viele Menschen im Alter den Verstand verlieren, aber das Herz bleibt bis zum Ende in Betrieb.
Zurück zu meinem Erfolgsrezept für das Auf- und Abarbeiten alter ungemütlicher Geschichten: gründliches Aufräumen. Ich nahm mir also die Zeit, ein paar Tage lang gegen das Geplapper in meinem Kopf vorzugehen, und bin systematisch durch mein Leben gewandert. Ich ging in die Vergangenheit und arbeitete gedanklich noch einmal alles durch und habe mich immer im Anschluss an ein Thema bei allen Beteiligten entschuldigt, im Gegenzug auch den beteiligten Menschen vergeben, ihnen gesagt, dass ich sie liebe, habe mich bedankt und dann alles dem lieben Gott übergeben.
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