»Hallo, Paula, komm, ich zeige dir etwas!«
Mir fehlen die Worte, so mächtig wirkt er. Ich freue mich einfach nur und schmiege mich an ihn. Ja, du hast richtig gelesen, ich kann ihn »echt« fühlen!
Wortlos tappse ich hinter ihm her. Ehrlich gesagt wollte ich so viel fragen, aber jetzt sind alle Fragen weg, mein Kopf ist total leer! Ich kann nur gehen und fühlen.
Vielleicht kannst du beim Lesen genau wie ich diese Himmelsenergie fühlen, die Sandalphon ausstrahlt. Jetzt kommt der Wind, den kann ich ebenfalls richtig spüren.
Wir gehen über eine Blumenwiese mit Lilien und Blüten, die ich noch nie gesehen habe. Die Farben kenne ich größtenteils nicht. Wie soll ich eine Farbe beschreiben, die ich vorher noch nie gesehen habe und die du natürlich auch nicht kennst? Gut, die Blüten schauen so ähnlich aus wie Primeln, nur zwanzig Mal größer! Man könnte meinen, die Stängel können so große Blüten gar nicht halten, sie reichen viel höher hinaus als Sonnenblumen, einfach unglaublich! Ich höre eine Musik, ganz leise. Es klingt so ähnlich, als sängen kleine Menschen etwas, wundervoll zart und rein. Mir ist, als trüge der Wind die Musik an meine Ohren. Ich sehe aber niemanden, der singt. Nur Blumen sind zu sehen.
Jetzt biegen wir links ab, und ich stehe vor einem Abgrund. Es geht sehr weit hinunter. Ich bin nicht schwindelfrei, aber ich fürchte mich nicht, in das Tal hinabzuschauen, das wundert mich. Und wiederum links neben mir, weit entfernt, sehe ich eine gewölbte Brücke aus Stein, die führt über einen Bach hinweg, der über den Abgrund in die Tiefe plätschert, und über diese Brücke kommen Menschen. Was tun sie? Sie begeben sich auf dieser, also »unserer« Seite, wo wir jetzt stehen, zu ihren ganz persönlichen Engeln und holen Bücher von ihnen ab. Sie haben Taschen dabei, einer zieht sogar ein Leiterwägelchen, um die Bücher zu verstauen. Ich kenne diesen Ort gut, hier bin ich oft gewesen und habe zugeschaut, wie die Menschen von der alten auf die Neue Erde gekommen sind. Jeder Engel oder sonstige Pate der Bücher gibt sie an den Menschen persönlich aus.
Das ist großartig.
Weißt du, es ist wirklich so, dass du dein Buch von diesem Engel direkt in die Hand gedrückt bekommst. So gelangt die himmlische Energie geradewegs zu dir. Das ist wie ein Wunder!
Hinter diesen »Ausgabeständen« (wenn ich das banal einmal so nennen darf) befinden sich jede Menge kleiner Holzbänke. Sie sind bunt lackiert und stehen auf einer riesigen wunderschönen Blumenwiese. Diese Fläche ist so groß, dass man gar kein Ende sehen kann, gigantisch! Hier sitzen die Menschen, wenn sie in den Büchern lesen. Während des Lesens sind die Seelen dieser Menschen hier im Paradies. Das ist wie eine Art Aufladestation. Man kann hier wirklich gut den Akku aufladen.
Dann gehen die Menschen wieder über die Brücke und über den Bach hinweg zurück in »ihre« Welt. Es gibt welche, die bleiben fast immer hier auf »unserer« Seite, auch ohne zu lesen. Sie sitzen dann auf einer Bank und freuen sich einfach.
Ich erinnere mich an eine weite Ebene, die vorher hier war. Mir ist, als wäre die Blumenwiese jetzt an ihrer Stelle. Ich möchte so gern auf diese Ebene gehen, aber es ist nicht mehr möglich. Sie ist weg. Dort stand auch eine Bank. Auf der haben meine Oma und andere liebe Menschen, die schon im Jenseits wohnen, immer auf mich gewartet.
Sie sind nicht mehr da, etwas hat sich verändert.
»Sandalphon, warum ist hier jetzt ein Abgrund, und wo ist die Ebene geblieben?«
»Paula, die Energien sind so stark angestiegen, dass sich die Welten immer weiter voneinander trennen. Du kannst natürlich zu den Menschen gehen, aber nur zu jenen, die ihre Schwingung ebenfalls angehoben haben. Komm, ich zeige dir den Weg.«
Wir gehen oben am Abgrund entlang. Es ist herrlich, in die Weite dort unten zu blicken und dann wieder auf diese himmlische Wiese. Der Bach, der die alte und die Neue Erde trennt, stürzt als Wasserfall in die Tiefe. Dabei muss ich schmunzeln. Ich weiß genau, was auf uns zukommen wird. Die Prophezeiungen kenne ich schon sehr lange. Irgendwie habe ich mir das alles »spektakulärer« vorgestellt. Ich möchte es euch so gerne genauer beschreiben, aber mir fehlen die Worte. Unglaublich, dass ein Bächlein so etwas wie die Grenze zwischen den Welten darstellen soll … Es kommt mir so einfachvor.
Sandalphon grinst wieder. (Ich muss wirklich »grinsen« schreiben. Bitte denke nicht, ich wäre respektlos, aber er ist sowas von nett und herzlich, »lächeln« wäre einfach der falsche Ausdruck.)
»Paula, du schreibst doch selbst immer wieder, dass alles ganz einfach ist. So ist es auch. Allesist einfach. Ihr Menschen habt nur alles so kompliziert gemacht, um euch von eurer inneren Führung abzulenken. Das Komplizierte ist ein Werk der Dunkelheit. Sie lässt euch immer alles ›studieren‹, damit ihr denkt, ihr seid etwas ›Besseres‹ als die anderen Menschen. Ihr sollt euch ›erhaben‹ vorkommen. Aber das ist falsch. Die Weisheit ist ineuren Herzen, nicht in eurem Verstand. Euer Verstand ist der eines Kindergartenkindes, nicht mehr. Ihr habt immer nur das ›Nicht-Wissen‹ von Generation zu Generation weitergegeben. Neues Wissen kam schon lange nicht mehr hinzu. Es gibt fähige Erfinder unter euch, aber sie müssen sich bedeckt halten, ihre Zeit ist noch nicht da. Erst wenn ihr die Neue Erde bewohnt, können die neuen Errungenschaften hervorgeholt werden.
Vor langer Zeit haben wir das hohe Wissen, das geboren wird aus der Weisheit in eurem Herzen, vor den Dunklen versteckt. Nur Menschen mit einer hohen Schwingung können dieses Wissen finden, die geheimen Wahrheiten sehen. Sie wurden in einer höheren Dimension ›versteckt‹. Das ist der sicherste Ort. Die Dunklen schwingen sehr tief. Sie können nicht in die höheren Ebenen gelangen, auch nicht mit ihren Technologien. Sie haben die letzten Jahre sehr viel ausprobiert, um in eine hohe Schwingung zu gelangen. Diese Versuche schlugen fehl. Dann haben sie den Spieß umgedreht und die Menschen in die Tiefe gerissen. Jetzt versuchen sie durch ihre aktuellen Machenschaften die Menschheit ganz tief hinunter zu ziehen. Alle gemeinen Geschäfte werden an den Menschen ausprobiert. Alles nur, um sie in eine tiefe Schwingung zu bringen. So wollen sie den Aufstieg aufhalten.
Aber das Ende ist schon lange besiegelt, die Schlacht schon sehr lange gewonnen. Sie haben verloren und wissen das auch. Und doch werden viele menschliche Seelen in diesem Leben nicht mit in die höhere Dimension wechseln. Sie wollen noch Erfahrungen in der dichten Ebene machen. Bitte zwingt diese Menschen nicht, mit euch zu gehen. Ihr Seelenplan ist ein anderer. Sie möchten das alles noch genauso erleben, wie sie es sich einst vorgenommen haben. Seid in Frieden mit diesen Menschen und verabschiedet euch von ihnen. Auf euch wird ein völlig anderes Leben warten. Ihr werdet fortan nicht mehr sterben und mit euren Körpern ewig leben. Aber viele niedrig schwingende Seelen verlassen die Erde bald und inkarnieren neu, um noch ein paar Dinge zu lernen. Lasst sie in Ruhe und geht raus aus dieser Energie. Sie ist nicht gut für euch. Ihr seid schon auf einem so hohen Level, da würde euch die tiefere Schwingung nur schaden. Ihr könnt euch dabei richtig weh tun, wisst ihr? An Körper, Geist und Seele. Ihr müsst nicht denken, die anderen wären arm dran. Nein, lasst deren Seelenplan Bestand haben. Sie haben es sich so ausgesucht, genau wie ihr, die ihr jetzt aufsteigen wollt. Jeder nach seinem Willen.
Der göttliche Plan wird durchgeführt, mischt euch nicht ein.
Gott macht keine Fehler!«
Mein Blick schweift wieder zu der schier endlosen Blumenwiese mit den kleinen Holzbänken. Auf den bunt lackierten Bänken sitzen Menschen. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie lesen ein Buch. Mir fällt auf, dass die kleinen Bänke schön hell sind und unterschiedlich lackiert. Die Farben in der Neuen Welt sind nicht diesselben wie auf der alten Erde. Sie sind sehr zart, ähnlich wie apricot oder cremefarben, aber auch sehr knallig, ein strahlender Gelbton. Ach, ich weiß, die Erklärung ist nicht zufriedenstellend. Wie auch? Es ist, als wollte man einem Professor für Mathematik etwas von einem Kobold im Wald erzählen, das könnte er sich auch nicht gut vorstellen. (Ich weiß, sehr viele Menschen können nichts mit Kobolden anfangen …)
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