Niklaus Meienberg - Reportagen 1+2

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Sie machten Furore, die Reportagen Meienbergs, erregten Aufsehen, wurden viel gelesen und diskutiert. Sie waren genau recherchiert, dramaturgisch sorgfältig gebaut und brillant geschrieben, ihr streitlustiges Engagement fuhr wie ein frischer Wind in den prätentiös-bildungsbürgerlichen Mief der Feuilletons, und bis heute haben sie ihre Frische bewahrt. Die Neuzusammenstellung der bisher verstreuten Texte bringt Überraschendes zum Vorschein, über die aktuellen Anlässen hinaus ergeben sich Zusammenhänge: Ob zur Geschichte der Schweiz, ihrem Verhalten im Zweiten Weltkrieg, ob zum Schreiben oder zur Politik, es gilt einen virtuosen Schriftsteller und einen ausserordentlich wachen Zeitzeugen neu kennen zu lernen. Auch persönlich: Erstmals liegen die autobiografischen Texte gesammelt und chronologisch.

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Wer zum STERN geht weiss, dass ihn keine Konfirmandenschule erwartet. Als Gillhausen mich anheuerte, war ich auf Einiges gefasst: Ellenbogenmanieren, rauhe Sitten, harte Konkurrenz im Haus. Aber totale Unterwürfigkeit? Kasernenhofton? Blinde Autoritätsgläubigkeit? Permanentes Austricksen der Kollegen? Kann sich die kühnste Phantasie nicht ausmalen. Hätte mir einer 1982 gesagt: Bald wird das Blatt gefälschte Hitler-Tagebücher publizieren, dann wäre er ausgelacht worden.

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«Durch alle Stockwerke des Redaktionsgebäudes war immer das Murren und Schimpfen über die Selbstherrlichkeit der Chefs zu hören, aber es hatte nicht mehr Bedeutung als die Raunzereien der Soldaten im Krieg – sie kämpfen doch –, und die STERN-Leute haben niemals eine Nummer ausfallen lassen – auch im Mai 1983 sind sie vor dieser Möglichkeit entsetzt zurückgeschreckt.» Da hat Kuby schon wieder recht; leider. Im November 1982, ich war zur Vorbereitung auf den Pariser Korrespondentenposten im Mutterhaus an der Alster eingeliefert worden, habe ich den STERN täglich so erlebt. Diese geballten Fäuste! (im Sack). Diese unbändigen Wütchen! (als Geschwür in der Magengrube). In jedem Betrieb wird gegen die Hierarchie gemotzt, aber soviel Hohn für die Chefen (in ihrer Abwesenheit) und soviel Strammstehen (in ihrer Anwesenheit) habe ich nirgendwo sonst erlebt. Respekt empfand man nur für Gillhausen. Und zugleich soviel Desinteresse für das Gesamtprodukt, für den STERN als Ganzes – «weil es jedem von ihnen letzten Endes Wurst ist, woraus die ‹Mischung› besteht, solange sein eigenes Produkt angemessen präsentiert wird» (Kuby). Niemand, auch keine von den engagierten Frauen, fühlt sich betupft oder gar mitverantwortlich, wenn wieder eine nackte Zwetschge aufs Titelblatt kommt (welche immer kommen, wenn die Auflage ein bisschen sinkt). «Da kann man nichts machen, wir haben da gar nichts zu bestimmen», hiess es jeweils, «das Titelbild wird allein von der Chefredaktion ausgewählt.» Niemand fühlte sich betroffen, wenn wieder einmal der Kollege X oder Y in der Redaktionskonferenz perfid zusammengestaucht wurde, von oben. Der STERN kam mir vor wie ein Haifischaquarium, wo jeder nach dem fettesten Brocken und jeder nach jedem schnappt und wo die Haifische sich in Sardinen verwandeln, sobald die obersten Chef-Haifische erscheinen. Über die unsägliche Bachmeier-Serie (eine Mörderin wurde glorifiziert, der STERN spielte Justiz, griff in ein schwebendes Verfahren ein) haben alle intelligenten Kollegen gestöhnt, aber auch da «konnte man nichts machen», man hatte eben der Bachmeier, so hiess es, 100'000 Mark hingeblättert für die Exklusivität ihrer Lebensbeichte, die sie dem Journalisten G. flüsterte (der sich selbst als «Edelfeder» bezeichnet). Überhaupt der Checkbuch-Journalismus: Man ist nicht einseitig, alle politischen Strömungen werden berücksichtigt, Carter, Hitler, Caroline von Monaco, russische Dissidenten. Carter hat für ein (sehr mittelmässiges) Interview, das der STERN mit dem pensionierten Präsidenten machte, 125'000 Mark gekriegt, das heisst, damit sicherte sich der STERN das Alleinabdrucksrecht von Carters Memoiren im deutschen Sprachraum: Auf welchen Abdruck der STERN sodann verzichtete, weil man ja schon ein Exklusivinterview hatte … Für alle andern deutschsprachigen Zeitungen waren die Memoiren damit blockiert. Man nennt das beim STERN: Den Markt leerkaufen. Ein anderer interner Fachausdruck heisst: WITWEN SCHÜTTELN. Damit ist jene Taktik gemeint, welche den Angehörigen von Katastrophen-Opfern, z.B. nach dem Massaker auf dem Oktoberfest in München, Fotos und Personalien der Opfer entlockt, wenn nötig mit Geld. Siehe auch den internen Fachausdruck: SÄRGE ÖFFNEN.

Als Breschnjew starb, wurde beim Dissidenten Sinjawski in Paris ein kurzer Nachruf bestellt (für 10'000 Francs), in dringender Nachtarbeit von einer Kollegin aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt: und anschliessend nicht gedruckt, weil man gleichzeitig bei Kopelew einen Nachruf bestellt hatte, der gedruckt wurde.

Zwei hatten nicht Platz … Einer netten Madame, die während der Dioxin-Geschichte im Pariser Büro des STERN erschien (zur Zeit der aufgeflogenen Hitler-Tagebuch-Geschichte), welche vorgab, den Standort der Giftfässer zu kennen (wie schön, wenn der STERN, nach den falschen Hitler-Tagebüchern, die echten Dioxin-Fässer gefunden hätte), wurden, auf Weisung eines unterdessen versunkenen Chefredakteurs, 90'000 Franc versprochen, worauf sie den STERN-Fotografen samt STERN-Redakteurin an einen Ort führte, wo sich keine Fässer, wohl aber ein bösartiger Hund befand, der den STERN gebissen hat. Endlich eine Reportage mit Biss.

Die Verfügbarkeit der Welt, die Beliebigkeit der Themen. Für Geld ist alles zu haben, nur manchmal ist nicht alles echt, auch wenn die Chefredaktion denkt: je teurer; desto echter. Aber immerhin schreibt auch Moravia für den STERN, Böll, Jens, Enzensberger – ein Supermarkt. Vor einiger Zeit hat Marlene Dietrich mit dem STERN-Büro Paris telefoniert – vielleicht wird sie nächstens ihre Tagebücher anbieten. Manchmal ist es auch billig und echt: Ein Artikel der Caroline von Monaco, kurzer dummer Schmus über einen italienischen Sänger, aus einer französischen Zeitung nachgedruckt, hat nur 15 000 Franc gekostet. Im STERN wurde er eingeleitet mit der Zeile «Von unserer Mitarbeiterin Caroline von Monaco». Wer gegen solchen Schabernack protestierte, stiess auf taube Ohren. «Bei einer Produktion, die gewöhnlich um das Doppelte grösser ist als das Aufnahmevolumen der einzelnen Ausgabe, haben die Redaktionskonferenzen eher den Charakter von Ausscheidungskämpfen, der einzelne Autor oder Fotograf und insbesondere die verschiedenen Ressortchefs kämpfen einer gegen den andern um den Platz im Heft, und das um so rabiater, als es keinerlei objektive Kriterien für die Auswahl dessen gibt, was schliesslich in Druck geht» (Kuby). Wenn Caroline von Monaco von einem besonders rabiaten oder schlauen Ressortchef gesponsert wird, geht sie in Druck. Es kann aber auch Böll sein, wenn der von einem noch rabiateren Ressortchef gepusht wird. Gedruckt wird, wer prominent ist, gleichgültig, in welchem Sektor er prominent ist.

Star-System, Nannen-System. Kuby sieht auch noch den STERN von 1983 als totales Nannen-Produkt und Nannen als totalen Opportunisten – man könnte auch sagen: als journalistischen Triebtäter; der sich um die politische Linie des Blattes foutiert: «Sein Bauch, oder sagen wir jetzt, sein Instinkt, war durch keine Erkenntnis von gestern oder gar von einem Leitgedanken, einem Konzept, irgendeiner durch Nachdenken vor sich selbst eingegangenen Verpflichtung zum Handeln in einer bestimmten Richtung eingeengt. Er war bedingungslos offen, um herauszufinden, wohin der Hase mutmasslich gerade laufen würde.» Mutmasslich lief er in Richtung Hitler-Tagebücher; d.h. in Richtung Publikumsinteresse für Hitler-Intimitäten, also zahlte man «dem besten Spürhund unter den deutschen Journalisten», den man zuerst in schwindelnde Höhen hinaufgejubelt und dann gerichtlich belangt hat, eine Million nach der andern, und mit jeder Million, die der Journalist Heidemann einsteckte, wurden die Tagebücher authentischer; bis am Schluss «auf keinen Fall an ihrer Echtheit gezweifelt werden soll» (Chefredakteur Felix Schmidt in einer Redaktionskonferenz).

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Wenn man den STERN an dem misst, was er sein könnte, mit seinem grossen Potential an liberal-kämpferischen Köpfen (Jaenecke, Kromschröder, Fabian, Petschull, Liedtke, Almquist, Joedecke etc.), dann ist er eine schlechte Zeitschrift. Das Gesamtprodukt wird von den grossen Schreibtalenten nur wenig geprägt. Zu oft erdrückt das Bild den Text: Artikel als Anhängsel der Bilder («Lesen Sie weiter auf Seite 127»). Niemandem würde es einfallen, eine Bildreportage vorn im Heft anzufangen und irgendwo hinten weiterlaufen zu lassen – aber mit dem Text wird das immer wieder gemacht.

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