Dorothee Degen-Zimmermann - Mich hat niemand gefragt

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Gertrud Mosimann (1916-2001) hat von Anfang an schlechte Karten: Als uneheliches Kind kommt sie in Zürich zur Welt und wächst bei verschiedenen Pflegefamilien und in einem Heim auf. Und von Geburt an sieht sie fast nichts. Aber beharrlich führt sie ihr schwieriges Leben in den Nischen, die die Gesellschaft ihr bieten kann. Dieses Leben ist bis in die achtziger Jahre hinein von Armut geprägt, aber sie klagt nicht, und sie verbittert nicht. Dorothee Degen-Zimmermann schildert im Gegenteil eine zähe Frau voll Schalk und Lebenslust. Nüchtern und lebendig erzählt sie die Geschichten, die Gertrud Mosimann widerfahren sind. Gleichzeitig spiegelt sich in diesem Leben auch ein Stück unbekannte Schweizer Geschichte.

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Grossmutter wohnt in Biel, immer noch in dem mickrigen Häuschen an der Burggasse, in dem meine Mutter und ihre zehn Geschwister gross geworden sind. Sie ist eine winzige Person und hat eine hohe, jammernde Stimme und immer etwas zu klagen. Meine Mutter nimmt mich mit zu ihr, als ich etwas mehr als drei Jahre alt bin. Dort begegne ich auch meinem Vater, das einzige Mal in meinem Leben. Aber ich erfahre erst viel später, dass es mein Vater war: Wir gehen den Kanal entlang, und Muetti spricht mit einem fremden Mann. Bevor er weggeht, drückt er mir einen Fünfliber in die Hand. Den schliesse ich fest in mein Fäustchen und lasse ihn nicht mehr los, auf dem Heimweg nicht, beim Essen nicht und auch während des Mittagsschlafs nicht. Muetti will ihn mir wegnehmen, «damit du ihn nicht verlierst». Meine Finger umklammern das Geldstück nur um so fester. Muetti lockt und säuselt und schimpft und droht, ohne Erfolg. Dann schlägt sie mich. Voller Wut schleudere ich den Fünfliber in die Zimmerecke: «Da hast du ihn!» Sie habe ihn ja nur in mein Sparkässeli tun wollen. Ob sie ihn nicht doch irgendwann gebraucht hat? Item, sie hat ihn gewollt, und ich, ich wollte ihn nicht mehr.

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Nach jenem Besuch bei der Grossmutter in Biel muss sich meine Mutter entschlossen haben, einen andern Pflegeplatz für mich zu suchen. Sie spricht bei der Vormundschaftsbehörde vor, und ich komme zu einem Ehepaar Schneller. Aber auch mit diesem Pflegeplatz ist meine Mutter nicht zufrieden.

«Die verwöhnt dich und lehrt dich dummes Zeug. Jetzt bist du doch sauber gewesen, nun machst du wieder in die Hosen. Überhaupt, so eine junge Frau mit einem alten Mann. Die hat ihn wohl geheiratet, damit sie bald erben kann. Die möchte ein Kind, unbedingt ein Kind, und er ist zu alt, sie kriegt ihn nicht mehr hin, macht ihm Liebestränklein, tut ihm Vergissmeinnicht in den Most, um ihn zu locken, nützt alles nichts. Sie will dich adoptieren, will mir mein Trudi wegnehmen. Am Sonntag, wenn ich es zum Spazieren abholen will, schläft es immer, und sie sagt, ich kann es jetzt nicht wecken. Dabei ist sie am Morgen extra mit dem Trudi auf den Üetliberg gelaufen, damit es nachher müde ist und schläft, wenn ich komme. Aber ich lasse mir mein Kind nicht wegnehmen, nein, es ist mein Kind, ich habe es unter dem Herzen getragen und mit Schmerzen geboren, nein, ich gebe es nicht her, nie gebe ich es her.»

So kommt es, dass ich innerhalb eines knappen halben Jahres zum dritten Mal den Pflegeplatz wechsle.

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Ich werde von einem grossen, schlanken Mädchen mit langen Zöpfen abgeholt. Es kommt mit einem Leiterwagen und fragt nach meinen Sachen. Ich habe einen braunen Puppenwagen, dazu Mutters Japankörbchen mit den Kleidern und der Puppe. Vertrauensvoll lege ich meine kleine Hand in Hedis rechte Hand, mit der linken zieht es den Leiterwagen. Zusammen wandern wir im Nieselregen die Badenerstrasse hinaus in die Kalkbreite. Von Anfang an ist mir wohl bei Hedi.

Ich lebe vier Jahre bei Familie Bucher. Sie zieht in diesem Zeitraum mehrmals um und ich mit ihr. Die Bucherin ist eine grosse, sehr dicke Frau und, gelinde gesagt, exzentrisch. Sie ist launisch und unberechenbar, manchmal freundlich, dann wieder missgelaunt und schimpfend. Sie soll einen Hirntumor haben und leidet fast immer an Kopfschmerzen. Sie verkehrt in spiritistischen Kreisen. Ob ihre geistige Verwirrung dem ersten oder dem zweiten Umstand zuzuschreiben ist, kann ich nicht sagen. Sie brummt häufig vor sich hin und ruft manchmal laut den verstorbenen Grossvater oder irgendwelche Geister an. In diesem Zustand nimmt sie mich nicht wahr, vergisst mich manchmal regelrecht. Möglicherweise haben die häufigen Wohnungswechsel mit dem Geisteszustand der Bucherin zu tun.

Zu meinem Glück ist Hedi da, bei meiner Ankunft etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt. Es ist immer freundlich zu mir und vermittelt mir Geborgenheit. Eigentlich bin ich nicht bei der Bucherin zu Hause, sondern beim Hedi. Sein Zwillingsbruder Walter treibt seine Spässe mit mir, lässt mich auf den Knien reiten und schwingt mich wild herum. Einmal schlage ich dabei den Kopf so heftig an, dass die Beule heute noch zu sehen ist. Der Bucher ist nicht der leibliche Vater der beiden Kinder, er ist gut zu ihnen und zu mir, ein bedächtiger Mann mit dunklem Schnurrbart.

Am Abend nimmt mich Hedi in die Küche. Wir putzen Schuhe miteinander, ich kratze den Dreck weg, Hedi reibt die Wichse ein, und ich glänze sie. Diesen Teil der Arbeit liebe ich besonders, ich bin stolz, wenn ich die Schuhe auf Hochglanz polieren kann. Hedi singt viel, und ich brumme mit. Ich darf mir Lieder wünschen, «Petrus schliesst die Türe zu» oder «Die lieben gold'nen Sterne» – Gassenhauer und Heimatlieder.

Manchmal flickt der Bucher abends in der Küche die Schuhe. Oder er rasiert sich, und ich muss ihm Papier bringen, damit er das Messer daran abwischen kann. Voller Interesse betrachte ich den Rasierschaum mit den komischen Härchen drin – ich muss ihn ganz nah vor die Augen halten, um sie zu sehen –, bevor ich das Papier in den Abfalleimer werfe. Nach der Arbeit behandelt er den Rücken seiner Frau mit dem Violettstrahler und macht ihr einen Eiswickel. Das Eis muss ich in Würfeln oder Scheiben beim Metzger holen. Er wickelt ihren ganzen Kopf ein, zuletzt sieht man nur noch den Mund, die Nase und knapp unter dem Verband die Augen, zum Fürchten! So geht sie zu Bett, das soll ihre Schmerzen lindern.

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Am Sonntag hat Hedi Zeit, da spielen wir Verkäuferlis miteinander. Es holt die Zuckerdose im Büffet und die Haferflocken und füllt kleine Schächtelchen damit. Wir sind ins Spiel vertieft, da kommt die Bucherin in die Küche wie ein Gewitter. Sie überblickt den Tisch – habe ich vielleicht ein Schächtelchen umgestossen? – und fährt Hedi an:

«Was machst du da?» Und schlägt mit dem Geschirrtuch auf Hedi ein. Ich brülle vor Entsetzen!

«Du darfst Hedi nicht schlagen, Mame! Hör auf, hör auf!»

Endlich lässt sie ab und geht aus der Küche. Mich schütteln die Schluchzer. Hedi weint nicht. Es legt seinen Arm um mich und tröstet mich:

«Das ist lieb, dass du dich für mich gewehrt hast, Trudeli. Aber weisst, die Mame ist halt krank, da kann man nichts machen.»

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Manchmal trifft es auch mich. Die Bucherin schlägt hart zu, bis zum Nasenbluten. Dann giesst sie mir kaltes Wasser über den Rücken, das soll das Bluten stillen. Anschliessend muss ich ins Bett. Oft sind es nichtige Anlässe, ein verlorenes Haarspängeli kann sie furchtbar aufregen.

Einmal soll ich beim Bäcker eine Torte abholen. Im Deckelkorb trage ich die kostbare Fracht über die Strasse.

«Was hast du da drin?»

Ein paar Buben haben mich aus der Bäckerei kommen sehen und sind von dem geheimnisvollen Korb angezogen wie die Wespen vom Zwetschgenkuchen.

«Das wisst ihr halt nicht, das muss ich heimbringen.»

Ich ängstige mich vor ihnen, aber ich kann es nicht lassen, ein bisschen in ihrer Neugier zu stochern. Da reisst mir einer den Korb weg, öffnet den Deckel und greift mitten in die schöne Torte! Jegerstroscht, wie bin ich erschrocken! Der lässt den Korb fallen und macht sich, die Finger leckend, davon. Und ich muss heim mit dieser kaputten Torte und weiss nicht ein noch aus. Unbemerkt schleiche ich mich in die Küche, steige auf einen Stuhl und versorge die Torte möglichst hoch oben im Schrank. Erst gegen Abend fragt die Bucherin danach:

«Wo ist denn die Torte? Hast du sie nicht geholt?» Jetzt gibt es kein Entrinnen mehr.

«Doch», sage ich, «aber die Buben haben sie mir verdorben.» Sie sieht sich die Bescherung an.

«Die Buben?» fragt sie. «Du wirst selbst genascht haben.»

«Nein, sie haben mir den Korb weggerissen!» weine ich.

Sie glaubt mir nicht. Sie will mich schlagen. Aber sie ist eine dicke, breite Frau. Ich lasse mich auf den Boden fallen und entwinde mich ihr wie ein Wiesel, sie schlägt immerzu ins Leere. Das macht sie noch wütender.

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