Simone Müller - Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England

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Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England: краткое содержание, описание и аннотация

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In der Zwischenkriegszeit gingen sie zu Hunderten, in den späten Vierziger- und Fünfzigerjahren zu Tausenden. Sie hiessen Emma, Bertha oder Marie und kamen aus Wilderswil, Urnäsch oder Bellinzona. Sie arbeiteten als Hausangestellte, Kindermädchen oder Gesellschafterinnen in Liverpool oder London und auf Landgütern von Adligen. Sie gingen, obwohl die Medien warnten: vor dem britischen Wetter, vor dem englischen Klassendünkel, vor unerwünschten Schwangerschaften. Ein Massenexodus von Frauen, wie er in der Schweizergeschichte wohl kein zweites Mal vorkam. Und wenn sie in England geblieben sind, dann fast immer deshalb, weil genau das passierte, wovor sie so eindringlich gewarnt worden sind: Sie verliebten sich, wurden schwanger, haben geheiratet. Simone Müller erzählt elf beispielhafte Lebensgeschichten dieser Frauen, die heute fast ganz aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden sind. Und sie erzählt auch von einer der grössten Repatriierungsaktionen der Schweiz, als fast tausend Frauen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zurückgeholt wurden.

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In der britischen Hauptstadt heulten die Sirenen ständig. Dennis hat Maria vom Anderson Shelter erzählt, einem Luftschutzunterstand aus verzinktem Wellblech, der während des Zweiten Weltkriegs bei Millionen von Briten im Garten stand, auch bei Dennis’ Eltern. Er war sechzehn Jahre alt, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, und irgendwann hatte Dennis genug vom Krieg und von den Einschränkungen. Einmal weigerte er sich, in den Shelter zu gehen, und in der gleichen Nacht schlug eine Bombe in sein Elternhaus. Dennis hatte grosses Glück. «Er wurde aus dem Bett geschleudert. Das Haus war kaputt, aber Dennis blieb unverletzt.»

Auch in Schaffhausen blieben am 1. April 1944 viele Menschen auf der Strasse, als die Sirenen gingen. Sie suchten den Himmel nach Fliegern ab. Guntmadingen ist sieben Kilometer von Schaffhausen entfernt, Maria erinnert sich an den Vormittag. «Wir waren auf dem Feld und holten Nüsslisalat, als wir plötzlich schwarzen Rauch aufsteigen sahen.» Fast vierhundert Bomben warfen die Flugzeuge der US-Luftwaffe über Schaffhausen ab, knapp vierzig Menschen starben, zahlreiche wurden verletzt. Die offizielle Erklärung lautete später, es habe sich um einen Navigationsfehler der US-Air-Force gehandelt.

Maria erzählt auch von den Flüchtlingen, die durch den Wald nach Guntmadingen kamen. Von dem Mann, den der Vater hinter der Telefonstange fand, als er abends die Pferde am Brunnen tränkte. «Es war ein Deutscher. Es ist ja nur eine halbe Stunde von der Grenze durch den Wald bis in unser Dorf.» Der Mann bat den Vater, er solle ihn nicht anzeigen, aber der Vater entgegnete, er müsse ihn melden. «Was sie danach mit ihm gemacht haben? Ich weiss es nicht.»

Auch ein einzelner Satz ist Maria in Erinnerung geblieben: «Räder müssen rollen für den Sieg – Kinderwagen für den nächsten Krieg» – das stand auf den Güterwagen der deutschen Züge, die in Guntmadingen vorbeifuhren.

Im Winter, wenn der Vater Holz hackte im Wald, kam jeweils der deutsche Grenzwächter herüber, setzte sich auf einen Baumstrunk und hielt einen Schwatz mit dem Vater. Als ob nichts wäre.

Dennis, sagt Maria, habe vieles verpasst wegen des Kriegs: «Der Krieg hat ein Stück seines Lebens weggenommen.» Manches, was für sie selbstverständlich war, hatte Dennis nie gelernt, nie erfahren. Dennis hatte zum Beispiel nie tanzen gelernt. Wenn Maria sich darüber wunderte, meinte er jeweils nur: «Es war halt Krieg.»

Dennis ist seit ein paar Wochen im Spital. Einmal läutet es an der Haustüre, ein Spezialstuhl wird geliefert – Maria bereitet sich auf seine Rückkehr vor. Dennis wird bald neunzig. Er hat verschiedene Beschwerden und wird, wenn er aus dem Spital kommt, nicht laufen können. «Aber das ist mir gleich. Wenn ich ihn nur zu Hause habe.»

Eine Schwaninger

Viele Erinnerungen an die «Talrose» in Guntmadingen sind gut. «Es war schön daheim, als ich jung war. Man kannte sich im Dorf, wir sind mehr oder weniger alle zusammen aufgewachsen.» Vor Weihnachten trafen sich die Mädchen in einer der grossen Bauernstuben, strickten, halfen einander mit den Handarbeiten. «Und später, als wir älter waren, gingen wir manchmal am Sonntagnachmittag heimlich tanzen ins Nachbardorf. Wenn die Mutter das gewusst hätte!»

Bevor Maria Dennis heiratete, hatte sie Schwaninger geheissen. «Fast alle im Dorf haben Schwaninger geheissen.» Früher, erzählt Maria, seien viele im Alter dement geworden. «Als man dann anfing, aus dem Dorf hinauszuheiraten, wurde es besser.» Auch Marias «Schuelerschatz» war ein Schwaninger gewesen. Walter wartete auf Maria, wenn sie nach dem Kon­fir­man­den­unterricht abends alleine über das Feld nach Hause musste, und begleitete sie. Durch «dick und dünn» seien sie zusammen gegangen, während der ganzen Schulzeit und auch nachher noch. Aber Walter hatte dann eine andere geheiratet, eine Deutsche. «Es tat ein wenig weh.»

Auf dem kleinen Tischchen in Marias Wohnzimmer, auf dem Sofa und auf den Kommoden, liegen gestickte Untersätze und gehäkelte Decken. Rosa und weiss. Wenn Maria in der «Talrose» in Guntmadingen zu Besuch war, hatte die Mutter ihr jedes Mal etwas Gesticktes oder Gehäkeltes mitgegeben – für die «Talrose» in England.

Marias Mutter hatte einen Beruf gelernt, Modistin. Was er denn mit einer Hutmacherin wolle, hatte man den Vater im Dorf gefragt, als die Eltern heirateten. Die könne doch wohl nicht bauern. «Dabei hat sie mehr gearbeitet als alle andern!» Abends, wenn die Kinder schliefen, sass die Mutter bis um Mitternacht in der Stube, nähte Kleider für die Familie.

Die Mutter hatte Maria einige Male in England besucht, der Vater war nie gekommen: «Er konnte es nicht begreifen, dass ich ins Ausland ging. Ich sagte oft, er solle uns doch einmal besuchen, damit er sehe, wo ich wohne. Er meinte dann, er sterbe lieber auf dem Boden, als dass er fliege. Ein richtiger Bauer! Er ging überhaupt nie fort.»

Während des Kriegs, als der Vater im Militär war, schauten die Mutter und Bruno, der Sohn, zum Hof. Bruno, der älteste der sieben Geschwister und einziger Sohn, hätte den Hof später übernehmen sollen. Bruno starb 1946 an Leukämie. Er war 21 Jahre alt, Maria vierzehn.

«Heute bin ich stolz»

2013 ist Maria 81 Jahre alt – sie näht noch immer. «Seit der Lehre war ich eigentlich nie, ohne zu schneidern.» Sie hat noch ein paar Kundinnen, eine ist 98. Jeden Frühling näht Maria für sie eine neue Bluse. «Neulich hat sie zu mir gesagt, wenn sie dann einmal keine neue Bluse mehr wolle, sei sie nicht mehr am Leben.»

Dennis wird Ende Februar 2013 vom Spital nach Hause kommen. Maria wird ihn pflegen bis zu seinem Tod ein paar Monate später und dann alleine in der «Talrose» zurückbleiben.

Kinder? «Jetzt denke ich manchmal schon, es wäre schön, wenn noch jemand da wäre.» Es war nicht so, dass sie keine Kinder gewollt hätten. «Aber Dennis war schon 35, als wir heirateten, und dann mussten wir sparen für ein Haus. Irgendwie passte es nie, und zuletzt war es dann zu spät.»

Heimweh? «Nie. Nur an Weihnachten, wenn es hier regnete, dachte ich manchmal an den Schnee, den wir früher, als wir Kinder waren, zu Hause hatten. Und den Wald habe ich vermisst.»

Gibt es etwas, was ihr wichtig ist, über das wir nicht gesprochen haben? «Nein, nichts», sagt Maria. Und dann: «Ich war eigentlich immer zufrieden mit meinem Leben.»

Wieder zieht sie den eleganten roten Mantel an, steigt in ihr rotes Auto und fährt zum Bahnhof Sudbury zurück. Auf der Rückscheibe des Autos klebt das Schaffhauser Kantonswappen, schwarzer Widder vor gelbem Hintergrund. Der Widder streckt die rote Zunge heraus. Während sie fährt, erzählt Maria noch einmal vom Schneidern, von den vielen Stoffen, die sie noch immer zu Hause hat.

«Früher habe ich mich für meinen Beruf geschämt. Als Schneiderin wurde man immer etwas von oben herab betrachtet, und ich hatte dann auch das Gefühl, das sei etwas Minderwertiges. Ein Hungerleiderberuf. Aber heute bin ich stolz darauf. Jedes Mal, wenn ich etwas nähe, denke ich: Es ist einfach schön.»

Maria Gibbs-Schwaninger ist am 3. Dezember 2016 in Glemsford gestorben.

Dangio TI — London
Annetta DivianiMorosi am 8 März 2016 in London - фото 8

Annetta Diviani-Morosi am 8. März 2016 in London.

Kleine Fotografie an der Wand Familienhaus in Dangio TI - фото 9 Kleine Fotografie an der Wand Familienhaus in Dangio TI - фото 10 Kleine Fotografie an der Wand Familienhaus in Dangio TI Grosse Fotografie - фото 11

Kleine Foto­grafie an der Wand: Familienhaus in Dangio TI.

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