Deshalb kann hinter einem vermeintlich negativen Erlebnis wertvolle Lebenserfahrung stecken, die uns stärkt und abhärtet oder bei einer negativen Interpretation in die Knie zwingt. Kommt eben auch wieder darauf an, wie unser Koffer gepackt ist. Es gibt nicht nur schöne Dinge im Leben, das Schlechte, Böse und Unerfreuliche ist genauso Teil unseres Lebens, aber wie wir mit dem Negativen umgehen, trägt dazu bei, ob unser Rucksack schwerer wird oder wir den Koffer füllen mit Erkenntnissen, die uns stärken.
Wie Sie den Koffer Ihres Kindes packen und den Rucksack leichter machen können, erfahren Sie in diesem Buch. Auch Ihr eigener Rucksack kann signifikant leichter werden – überlegen Sie einmal – könnten denn nicht auch die Gewichte in Ihrem eigenen Rucksack eine Belastung für Ihr Kind sein? Wenn beide dadurch leichter durchs Leben gehen können, wäre viel gewonnen. Und plötzlich wird dem Vorbild Mama/Papa abgeschaut, wie man den Koffer packt und den Rucksack verschlossen hält, damit da nichts Unerwünschtes hineinrutscht. Halten Sie sich vor Augen – Sie sind die ersten Hypnotiseure, die Ihr Kind kennenlernt …
Eltern sind Hypnotiseure – achten Sie auf Ihre Worte und Taten!
Eltern sind in den prägenden Jahren, und oft auch danach, die Hauptbezugspersonen für ihre Kinder und entsprechend beeinflussen und programmieren sie ihre Kinder auch. Mal positiv, mal negativ, mal schon fast fahrlässig negativ.
Aufgepasst also, wie Sie als Eltern über Ihre Kinder sprechen, vor allem wenn das Kind dabei ist und mithört. »Unser Sohn kann einfach nicht rechnen«, »Unsere Tochter kann nicht lesen«, »Unser Sohn ist wirklich schlecht in XYZ.« Schlimmer geht immer: »Aus dir wird nie etwas werden.« »Du bist ein Versager.« »Du bist hässlich / du bist dick / du bist ängstlich / doof …«, und die Liste könnte endlos weitergeführt werden.
Wer hört sonst noch mit zu Hause, wenn Sie über eines Ihrer Kinder sprechen? Das kann ungefiltert über Geschwister wieder zurückgefüttert werden und große Auswirkung haben. »Mami/Papi hat gesagt, dass du die/der Dümmste der Kinder wärst.« So oder so ähnlich kommen diese Worte auch an – leider. Eine Aussage, die eine Momentaufnahme beschreibt, kann zu einer Langzeitprogrammierung bei einem Kind führen! Die Worte können jahrelang nachschwingen – speziell, wenn diese von so wichtigen Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrern stammen.
Am Schluss passiert dann meist das, was die Eltern dem Kind an Programmierung mit auf den Weg gegeben haben: »Unser Sohn/unsere Tochter kann einfach nicht rechnen/still sitzen/sich konzentrieren.« Wenn Ihr Kind nun diese Meinung via das Gehörte über sich selber bildet, dann wird sein Unterbewusstsein daran arbeiten, genau diese Programmierung auch zu erfüllen – schlechte Noten im Rechnen, Probleme beim Lernen von Mathematik oder sich nicht konzentrieren können, etc. Eigentlich klar, aber es muss doch immer wieder Erwachsenen erklärt werden. Kinder saugen alles auf, was Bezugspersonen ihnen vermitteln – im Guten, wie aber eben auch im Schlechten. Kein Kind macht das absichtlich – Eltern übrigens auch nicht – und ein Kind möchte seine Eltern unter keinen Umständen enttäuschen, führt jedoch einfach die Programmierung aus, die es erhalten und abgespeichert hat.
Sich bewusst werden ist der erste und wichtigste Schritt
Wenn Sie nun verstehen, wie solche Prägungen zustande kommen, dann ist es sehr wichtig, dass Sie sich dessen auch bewusst sind, denn erst, wenn Sie sich klar darüber sind, wie groß Ihr Einfluss ist, können Sie viel mehr auf Ihre Worte achten.
Wir alle sagen oder tun doch Dinge, die vielleicht nicht so gemeint waren, wie sie beim Gegenüber angekommen sind, aber wenn wir das weiter ignorieren, speziell, wenn wir uns dessen bewusst geworden sind, so sind wir tatsächlich verantwortlich. Klären Sie auch andere Eltern auf, wenn Sie solche Beobachtungen plötzlich selbst machen. Wer weiß, wie sehr Sie dadurch das Leben anderer Kinder ebenfalls positiv verändern können?
Seien Sie großzügig mit sich – auch Sie haben Prägungen mit auf den Weg bekommen und auch Sie können nichts dafür. Ist einfach so geschehen. Es nützt absolut nichts, wenn Sie sich jetzt Vorwürfe machen – im Gegenteil.
Kann eine Hypnosesitzung für Eltern dem Kind helfen?
Eltern sind sehr wohl potenzielle Kandidaten für eine Hypnosesitzung, weil ihre ureigensten Programmierungen einen Einfluss auf ihre Kinder haben. Beide sind Teil desselben Systems sozusagen und haben eine gegenseitige Wechselwirkung.
Als Hypnosetherapeut, der tagtäglich mit Menschen zu tun hat, und aus neutraler Sichtweise die Klienten kennenlernt, wird man ab und zu den Verdacht nicht los, dass es dem Kind automatisch besser gehen würde, wenn ein Elternteil oder beide Eltern zuerst einmal oder parallel eine Hypnosesitzung machen würden, um ihren eigenen Ballast loszuwerden. Ob wir es wollen oder nicht, aber die Eltern sind Teil des Gesamtsystems der Kinder und so gehört auch eine solche Option in Betracht gezogen. Nun, wie sage ich es dem »Kinde« (den Eltern in diesem Fall), dass es ihnen guttun würde, mal die eine oder andere Sitzung zu durchlaufen und den eigenen Rucksack zu erleichtern? Da braucht es Fingerspitzengefühl, diplomatisches Geschick und einfach auch den Mut, das Thema offen anzusprechen. Die Eltern wollen ja, dass ihrem Kind geholfen wird, und wenn sie verstehen, dass sie selbst dabei eine aktive Rolle einnehmen können, indem sie durch die Selbsthilfe wiederum den Kindern helfen, dann ist es eigentlich nur natürlich, dass sie dafür ein offenes Ohr haben und sich bereit erklären, aufzuräumen. Falscher Stolz wäre da fehl am Platz, wir alle haben einen Rucksack, den wir mit uns herumtragen – was wir mit dieser Erkenntnis machen, ist das, was uns dann unterscheidet.
Die innere Einstellung zählt
Eine Harvard Studie bestätigt, dass positive, optimistische Menschen weniger oft oder weniger schlimm krank werden. (Rimer, Drexler, 2011)
Wir werden nicht als Pessimist oder Optimist geboren – wir werden zu dem gemacht, als was wir später wahrgenommen werden und wie wir die Welt und unser Umfeld wahrnehmen.
»Ich habe doch gesagt, dass ich das nicht kann.« oder »Ich habe gewusst, dass das schiefgeht.« oder »Es wird mich bestimmt wieder treffen.« »Das ist schwierig.« – wer so durch die Welt geht, wurde so gemacht, und ja, es sind in erster Linie die Eltern, die einen so geprägt haben.
»Geld ist schlecht«, »die da oben«, »wir haben das nicht verdient«, »uns geht es schlecht«, »wir sind nicht dafür gemacht«, »aus dir wird nie etwas«, oder wie auch immer, solche Aussagen prägen sich tief ins Unterbewusstsein eines Heranwachsenden. Erinnern wir uns nicht selbst auch an solche Aussagen, die uns persönlich betroffen haben? Einige werden es sicher bejahen können und wissen, dass so eine Aussage uns bis ins Erwachsenenalter im wahrsten Sinne des Wortes »verfolgen« kann.
Wir werden wohl als Links- oder Rechtshänder oder als introvertiert oder extrovertiert geboren, auch die Augen-, Haut- und Haarfarbe ist vorprogrammiert – alles andere ist angelernt.
Angeboren versus angelernt – als Eltern kann man vieles richtig machen (wollen), ist aber nicht davor gefeit, Fehler zu machen, weil man selbst gerade nicht gut drauf, unter Zeitdruck, krank, übermüdet, gestresst, überfordert ist. Zudem ist das Kind ab einem gewissen Alter nicht mehr zu 100% unter der Obhut der Eltern und externen Einflüssen ausgesetzt. Es ist unmöglich, sein Kind konstant zu schützen oder im Blick zu haben. Was sagen oder tun Klassenkameraden, Lehrer, Großeltern, Geschwister, andere Verwandte, Nachbarn oder Trainer, was wir alles nur teils oder gar nicht mitbekommen? Was wird auf den allgegenwärtigen Medienkanälen vermittelt? Was, wenn etwas falsch verstanden wurde, das gar nicht negativ gewertet war, sondern einfach missverständlich kommuniziert wurde? Kommunikation ist nicht so einfach, wie man meint, denn sie geschieht auf ganz verschiedenen Wahrnehmungsebenen.
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