Fachbücher therapie kreativ
Band 9
Aufrichten in Würde
Modelle und Methoden leiborientierter
kreativer Traumatherapie und -begleitung
Frick-Baer, Gabriele
Aufrichten in Würde
Neukirchen-Vluyn:
Affenkönig Verlag 2009
ISBN 978-3-934933-39-2
© 2009 Affenkönig Verlag, Neukirchen-Vluyn
1. Auflage 2009
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Barbara Meier
Satz: TRITUM, Jena
Umschlaggestaltung: Schneider Visuelle Kommunikation unter
Verwendung eines Bildes von © Klaus Schneider
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Gabriele Frick-Baer
Aufrichten in Würde
Modelle und Methoden leiborientierter
kreativer Traumatherapie und -begleitung
Gabriele Frick-Baer(Neukirchen-Vluyn – Jg. 1952)
Ich bin Diplom-Pädagogin, Kreative Leibtherapeutin (HPG), Kreative Traumatherapeutin. Mitbegründerin der Zukunftswerkstatt therapie kreativ und Autorin zahlreicher Fachveröffentlichungen.
Ich war in der Mädchenarbeit, der Erwachsenenbildung und der Leitung eines Frauenaufnahme- und -wohnheims tätig. Ich arbeite seit vielen Jahren in freier Praxis und leite Ausbildungsgruppen in Tanz-, Musik- und Kunsttherapie, Kreativer Leibtherapie sowie Kreativer Traumatherapie bei der Zukunftswerkstatt therapie kreativ und an Hochschulen und anderen Institutionen.
www.zukunftswerkstatt-tk.de
Inhalt
1 Annäherung 1
2 Das Traumaerleben und seine Folgen 2
2.1 Spuren und Phänomene
2.2 Traumatische Situationen und Phasen des Traumaerlebens
2.3 Biologisch-neuronale Prozesse und Folgen für das Erleben und Erinnern traumatischer Erfahrungen
2.4 Vier Konsequenzen, vier Essentials
2.4.1 Die traumatische Erfahrung ist ein Erlebensprozess
2.4.2 Worte allein reichen nicht
2.4.3 Würdigen, was ist
2.4.4 Beziehung, Beziehung, Beziehung
3 Essential „Leib“: Grundlegende leibtherapeutische Modelle des Verstehens und der Hilfe
3.1 Erregungskonturen und Erregungspulsieren
3.1.1 Vom Erregungsverlauf zur Erregungskontur
3.1.2 Erregungskonturen spielerisch-kreativ verändern
3.1.3 Den Fuß in die Tür bekommen …
3.2 Bedeutungsräume
3.2.1 Der Intime Raum, der Persönliche Raum und der Öffentliche Raum
3.2.2 Der Zentrale Ort, der Unzerstörbare Kern
3.3 Primäre Leibbewegungen – vom Gehört-Werden und Hinschauen über das Greifen zum (misstrauischen) Lehnen …
3.4 Raum- und Richtungs-Leibbewegungen – Boden und Gerichtetsein
3.5 Konstitutive Leibbewegungen – die Suche nach Ruhe und Entspannung
3.6 Körpererleben und Körpergedächtnis – von der Fragmentierung zur Integration
3.7 Resonanzbereitschaft, Resonanzebenen und Resonanzmuster – wenn nichts mehr klingt oder zu viel klingt
3.8 Das ABC und die Grammatik der Gefühle
3.9 Spuren der Dissoziation: der Spalt im Dunkeln
4 Essentials „Kreative Zugänge“: wenn Worte allein nicht reichen ...
4.1 Klecker- und Verwandlungsbilder
4.2 Rahmenbilder
4.3 Tänzerische Dialoge
4.4 Verraumen und der sichere Ort
4.5 Musikalisches Verraumen und musikalische Dialoge
4.6 Puppen und Tiere
4.7 Stoff
4.8 Ton
4.9 Schattenbewegungen
4.10 Gesten
4.11 Anklageschriften, Briefe und andere literarische Formen
4.12 Aktives Symbolisieren
4.13 Kreative Gestaltungen: Scham, Ekel, Schuld
4.14 Der Tanz der Würde
5 Essential „Alles würdigen, was ist“: die vier B
5.1 Die vier B: Beziehung, Boden, Begegnung, Bewältigung
5.2 Zwei Ideologien: „Immer muss man …!“ und „Niemals darf man …!“
5.2.1 Lächeln statt Konfrontation?: „Niemals darf man …“
5.2.2 Erst Stabilisierung, dann Konfrontation?: „Immer muss man …“
5.2.3 Die Perspektive wechseln: Würdigen, was ist!
5.3 Die vier B im therapeutischen Prozess
6 Essential „Beziehungserleben“
6.1 Widersprüche, Widersprüche, Widersprüche
6.2 Die Notwendigkeit des Misstrauens
6.3 Mein Raum, dein Raum, unser Raum
6.4 Nähren – Spiegeln – Gegenüber
6.5 Die vier Geißeln der Würde
6.6 Zuversicht und Alltagsverknüpfung
7 Traumatisches Erleben und Krankheit
7.1 Fibromyalgie: die Scham, die zündelt
7.2 Essstörungen und Trauma
8 Traumatherapeutische Praxis auf dem Prüfstand
8.1 Nicht alles ist heilbar – wenn fast die ganze Welt triggert
8.2 Ähnlichkeit – Falle und Chance
8.3 Verortung – Werte – Standpunkt
Literaturverzeichnis
Danksagung
1
Ich widme dieses Buch den Menschen, die ein Opfer sexueller Gewalt geworden sind.
Meine therapeutischen Erfahrungen beruhen überwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, auf der Arbeit mit erwachsenen Frauen, die als Kinder und Jugendliche tiefe Verwundungen davongetragen haben, mitten in Deutschland, mitten in normalen, sprich: sozial unauffälligen, meist sogar gut „angesehenen“ Familien. Sie haben den Krieg, den Terror und den Horror innerlich erlebt und müssen ihn oft noch tagtäglich weiter erleben mitten in einer Zeit, die gesellschaftlich und politisch gesehen eine Zeit des Friedens ist. Ich bin voller Hochachtung, wie diese Klientinnen und Klienten ihr Leben meistern, und danke ihnen, dass ich von ihnen lernen durfte und darf. Sie verdienen den Schutz ihrer Intimität, wenn über sie geschrieben wird. Diese Intimität in diesem Buch zu wahren und zu gewährleisten – darum werde ich mich bemühen. Wenn ich ihre Erfahrungen mitteile, selbstverständlich anonymisiert und verfremdet, dann nicht, um das Leiden ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren, sondern nur deshalb und in dem Maße, wie es mir unerlässlich erscheint, um Wege der Unterstützung aus dem Schrecklichen aufzuzeigen. Ich hoffe, ich erweise mich dieser Menschen als würdig.
Dieses Buch ist geschrieben für Therapeutinnen und Therapeuten, die mit diesen Menschen arbeiten. Traumahilfe umfasst Traumatherapie und Traumabegleitung. Dieses Buch soll deshalb, so wünsche ich es mir, auch anderen, die traumatisierten Menschen helfend, begleitend und beratend zur Seite stehen, Einsichten bestätigen und vertiefen helfen, Perspektiven eröffnen und Anregungen geben. Es richtet sich an alle Kolleginnen und Kollegen, an die Frauen und Männer mit den unterschiedlichsten beruflichen Identitäten, die persönlich-professionelle Erschütterungen in Kauf nehmen, um den Menschen, die „aus der Welt gefallen sind“, auf ihrem Weg (zurück) ins Leben zur Seite zu stehen. Ich hoffe, auch ihnen erweise ich mich als würdig.
Der Weg von Menschen, die sexueller Gewalt ausgesetzt waren, führt, wenn er heilsam gelingt, vom „Traumaopfer“ zur oder zum „Traumaüberlebenden“, wie u. a. Michaela Huber formuliert. Wie unterschiedlich dieser Weg und seine Bezeichnung für jede und von jeder einzelne/n Person auch ist, so gibt es doch eine Leitorientierung, die für Therapeut/innen und ebenso für die Klient/innen wegweisend sein kann. Wir, meine Kolleg/innen und ich, die sich den grundlegenden Werten der Kreativen Leibtherapie verpflichtet fühlen, nennen die Leitorientierung: „in Würde aufrichten“.
Читать дальше