Hinweis für Trainer: An der University of Georgia drillen wir unsere Spielerinnen förmlich darauf, den richtigen Fuß anzuspielen, weil es ein so wichtiges Detail ist. Wenn eine Spielerin bei einem Ballbesitz-Spiel den falschen Fuß bedient, lassen wir sie das wissen. Bei manchen Übungen führt ein Pass auf den falschen Fuß automatisch zum Ballbesitz für den Gegner.
7. KAPITEL
Lupfer bei schmalem Zuspielwinkel
Manchmal musst du einen Pass durch eine sehr schmale Gasse spielen. Spielst du den Ball flach, wird ihn der Verteidiger mit einer schnellen Fußbewegung abfangen oder abfälschen. In solchen Situationen hebst du den Pass am besten auf eine Höhe von etwa 30 Zentimetern an. Der Ball wird über den ausgestreckten rechten Fuß des Verteidigers hinweg zum Adressaten finden. Bei sehr guten Spielern kann man diese Art des Zuspiels regelmäßig beobachten.
Hinweis für Trainer: Drei-gegen-Einen-Ballbesitz-Spiele sind eine hervorragende Gelegenheit, diese Pass-Variante zu erörtern, weil die Spieler dabei oft durch eine schmale Gasse spielen müssen.
8. KAPITEL
Die Drei-Schritte-Regel
Wenn deine Mannschaft im Ballbesitz ist, bist du entweder der Spieler, der gerade den Ball hat, oder einer der zehn Spieler, die dem Passgeber möglicherweise helfen können. Zwischen diesen beiden Rollen musst (und solltest) du oft in Sekundenschnelle hin- und herwechseln.
In dem Augenblick, in dem du den Ball spielst, musst du die Rolle wechseln. Du musst augenblich vom Zuspieler zur Anspielstation werden, und deshalb orientieren sich clevere Spieler an der Drei-Schritte-Regel.
Wenn du einen Pass spielst, geht der Verteidiger normalerweise dem Ball nach, als würde er von ihm an einer Schnur gezogen. Die Bewegung, die sich am Weg des Balles orientiert, hat zur Folge, dass er sich zwischen dir und dem Empfänger des Passes befindet, was dich in einen toten Winkel bringt. Zum Glück ist das leicht zu beheben: im Durchschnitt genügen drei Schritten nach links oder rechts aus dem toten Winkel heraus. Durch diese drei schnellen Schritte wirst du abermals zu einer günstigen Anspielstation für deine Mitspieler.
Wir absolvieren Ballbesitz-Übungen mit der Drei-Schritte-Regel. Nach jedem Zuspiel muss der Passgeber sofort mindestens drei schnelle Schritte machen, um wieder einen besseren Zuspielwinkel anbieten zu können. Unterlässt er das, wird das Spiel unterbrochen, und der Ballbesitz wechselt zur anderen Mannschaft.
Kluge Spieler, Spieler, die den Ball fordern, sollten sich die drei Schritte (mindestens) zur festen Gewohnheit machen.
Hinweis für Trainer: Probieren Sie folgende Ballbesitz-Übung aus. Wir nennen sie »31«, und sie gehört zu meinen Lieblingsübungen, weil sie so viele verschiedene Aspekte des Ballbesitz-Fußballs mit einschließt, unter anderem auch die Fragen, wann man mit nur einem Ballkontakt auskommt und wann man mit zwei oder noch mehr Kontakten spielen sollte. Die Übung ist auch für die Beobachter anstrengend, wenn Ihnen also Helfer, zum Beispiel verletzte Spieler, zur Verfügung stehen (vorzugsweise drei Personen), dann binden Sie sie ein und teilen Sie ihnen jeweils ein Team zur Beobachtung zu.
Teilen Sie die Gruppe in drei Vierer-Mannschaften ein und lassen Sie auf einem Feld von 30 mal 20 Metern spielen. Variieren Sie die Spielfeldgröße nach Bedarf. Eine Mannschaft trägt gelbe, die zweite Mannschaft blaue und die dritte rote Hemdchen. Zunächst versuchen Rot und Blau gegen Gelb den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Verliert jetzt zum Beispiel Blau den Ball oder spielt ihn über die Spielfeldbegrenzung, spielen ab sofort Rot und Gelb gegen Blau auf Ballhalten. Die Zahl der Ballkontakte ist nicht begrenzt, aber für jedes direkte Zuspiel, das ein Spieler der beiden angreifenden Mannschaften mit nur einem Ballkontakt zu einem Mitspieler bringt, bekommen beide Angreiferteams einen Punkt gutgeschrieben. Noch einmal: Jeder erzielte Punkt wird bei zwei Teams gezählt. Das Spielziel besteht darin, als erste Mannschaft auf 31 Punkte zu kommen.
9. KAPITEL
Besser als quer
In den vorhergehenden Kapiteln war bereits die Rede vom Einfühlungsvermögen zugunsten des Mitspielers, der als Nächster den Ball erhalten soll, und von Unterstützung für diesen Spieler, indem man sich selbst in eine gute Anspielposition bringt. Sieh dir die Situation in Abb. 9.1an: Der vom ballführenden Spieler zu bedienende Angreifer wird demnächst den Ball erhalten, ist aber eng bewacht und steht mit dem Rücken zum Tor. Der unterstützende Mitspieler muss sich in einer Position anbieten, die der aktuellen Anspielstation die Sache möglichst leicht macht und ein direktes Ablegen auf ihn mit nur einer Ballberührung ermöglicht.
Aber allzu oft läuft der unterstützende Mitspieler bereits an der Anspielstation vorbei, wenn der Ball erst dort eintrifft. Geschieht das so, ist es für den Angespielten nicht einfach (oft sogar unmöglich), den Ball weiterzuleiten. Da der Ball nicht wie von Zauberkräften beflügelt durch den Verteidiger hindurch zum Mitspieler gelangen kann, ist der unterstützende Mitspieler aus dem für Zuspiele geeigneten Bereich hinausgelaufen.
Bedenke, dass ein Zuspiel in Blickrichtung immer am Einfachsten ist. Da geht es den Mitspielern nicht anders als dir. Wer sich in einem günstigen Zuspielwinkel anbieten will, darf nicht am ballführenden Spieler vorbeilaufen. Er muss ihm eine Gelegenheit anbieten, den Ball in Blickrichtung zu spielen. Auch wenn man noch nicht vollständig an ihm vorbeigelaufen ist, heißt das nicht unbedingt, dass man ihm einen guten Zuspielwinkel anbietet. Wenn die von dir angebotene Zuspielmöglichkeit einen exakten Querpass verlangt, ist das Abspielen nicht wirklich leicht.
Der unterstützende Mitspieler ist, wenn der Ball bei der Anspielstation ankommt, oft schon so weit aufgerückt, dass nur noch ein Querpass – ein exakt aufgelegter Querpass – übrigbleibt. Das ist immer noch besser, als ganz an der Anspielstation vorbeizulaufen – aber nur geringfügig. Die Anspielstation kann zwar noch in Blickrichtung spielen, aber nur mit knapper Not, und dabei bleibt kein Spielraum für Ungenauigkeiten mehr. Der Angespielte muss einen perfekt abgestimmten Ball spielen, der ganz genau zum Laufweg passt, und das verlangt einen hohen Grad an Perfektion. Ist das Timing des abgelegten Balles auch nur um den Bruchteil einer Sekunde ungenau, wirst du den Pass nicht mitnehmen können. Ist der Ball erst einmal verpasst, wird es dir nicht mehr gelingen, anzuhalten, dich zu drehen und ihn dir zurückzuholen. Dieser Spielzug ist gescheitert, und jetzt hat der Gegner den Ball erobert. Außerdem gilt: Selbst wenn dein Mitspieler einen perfekten Querpass spielt, bringt der ihn bedrängende Abwehrspieler vielleicht doch noch ein Bein dazwischen und lenkt den Ball ab, bevor er bei dir abkommt.
Die einfache Lösung ist, vom Gas zu gehen und dem Spieler am Ball einen günstigeren Abspielwinkel anzubieten. Anstatt also an der Anspielstation vorbeizuziehen und sie zu einem bemerkenswerten Zuspiel aufzufordern, bremst du einfach ab, wartest mit dem Antritt und bietest deine Unterstützung hinter dem Ball an, sodass ein Abspiel in Blickrichtung möglich ist. Biete ihm einen Zuspielwinkel an, der günstiger ist als bei einem Querpass. Gib ihm etwas Spielraum für Ungenauigkeiten. Mach ihm das Leben leichter. Einfühlungsvermögen – du erinnerst dich.
Wenn du hinter dem Ball bleibst, muss der abgelegte Ball nicht perfekt sein, eine ordentliche Genauigkeit reicht aus. Der Ball muss nur irgendwo vor dir abgelegt werden. Du kannst dich auf den gespielten Ball einstellen. Und weil du dich hinter der Anspielstation befindest, kann dich dieser Mitspieler vom Verteidiger in seinem Rücken abschirmen und dir so eine Sekunde mehr Zeit am Ball verschaffen.
Ein weiterer, bei den unterstützenden Spielern verbreiteter Fehler in Situationen dieser Art ist, dass sie nicht erkennen, auf welcher Seite der Anspielstation der einleitende Pass ankommen wird. Wenn du dich auf der Außenseite anbietest, der einleitende Pass aber zum Innenfuß gespielt wird, musst du den Zuspielwinkel verändern und dich weiter nach innen bewegen. Du musst den Pass sehen und die Körpersprache der Anspielstation deuten können. Verlange nicht von deinem Mitspieler, den Ball mit nur einem Kontakt auf die andere Körperseite zu verlegen. Denke daran, dass du als Mitspieler die Aufgabe hast, dem Teamkollegen das Leben so einfach wie möglich zu machen. Dazu muss man sich nur in die Lage des Spielers versetzen, der die Anspielstation ist, und sich fragen: »Wo würde ich meinen Mitspieler gerne sehen, wenn ich an seiner Stelle wäre?« Und dann beweg dich schnell dorthin.
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