Gallery Influence (604 Pics)
zeigt ROFL-Energydrinks Lite und Politur Foamo deutlich weniger subtil, meist in Kians Hand, während die andere einen Daumen nach oben zeigt. Manchmal krault er Deardevils Cyberdoggo MacGuffin.
Gallery Privat (7.406 Pics)
ist trotz des Namens nicht privat und zeigt Pics, in denen Kian wechselnde Leute umarmt, während beide Selfie-Posen machen oder sich übertrieben fotogen küssen. Kian mit anderen Daredevils. Kian erneut mit dem hässlichen Chromdoggo, Kian und Eyegle, die lachend versuchen, die Kamera zuzuhalten, während sie herummachen, Kian mit einer Stripperin. Und, die ältesten Pics: Kian achtzigmal hintereinander mit einer hübschen Frau, die Tücher in verschiedenen Rottö nen um ihr Haar geschlungen hat.
Die Likes, Danai!, ermahnte sie sich selbst. Sie war gerade dabei, in das bodenlose Loch des Pixxor-Stalkings zu fallen. Sie rettete sich, indem sie auf die Schaltfläche tippte, von der aus sie durch das Erstellen eines neuen Accounts gelotst werden sollte. Sie starrte das Tablet grimmig an.
Sie war jetzt Free-Turflerin. Wenn sie als Jockey über Wasser bleiben wollte, brauchte sie Kohle. Reichweite.
Likes.
Fünf Minuten später hatte »Princess Daredevil« ein Profil. Das Bild zeigte ihren Helm: das Visier abgedunkelt, das Logo abgekratzt, sicherheitshalber darüber noch eine rote Zeichentrickkrone gesetzt, die sich um sich selbst drehte. Am längsten hatte sie noch gebraucht, um ein Kronen-Meme zu finden, das als perlenbesetztes Amacubi durchgehen konnte. Nicht nur die Tätowiererin konnte sich mit ihrem irdischen Erbe brüsten, Danai hatte das auch drauf, oder nahm es sich zumindest vor. Im Corp-Turf war dein Corp Teil deiner Identität – ein großer und immens wichtiger Teil. Hier im Free-Turf brachte es Likes aka Reichweite aka Kohle, möglichst nicht ganz so zu sein wie alle anderen.
Sie gab allen Mitgliedern der Daredevils ein Follow, und weil sie übermütig geworden war, erstellte sie sich ein vorerst passives Konto auf Loggtube und abonnierte da ebenfalls ihre zukünftigen Wingpals, ebenso wie die einflussreichsten Jockeys des Kobeni-Gürtels. Sie wollte schließlich noch etwas lernen, bevor sie mit eigenen Inhalten online ging.
Danach lehnte sie sich zurück, beobachtete, wie die Daredevils ihr zurückfolgten und hatte ein merkwürdiges Gefühl zwischen Leere und Befriedigung, ganz so, als hätte sie gerade mit der falschen Person herumgemacht.
Die Daumen nach unten gaben Kian ein miserables Gefühl
Er hatte das Übungsgefecht mit der Prinzessin zwar aufgezeichnet, aber nicht live gestreamt, weil es ihm wenig ruhmreich erschienen war, zu dritt gegen eine einzelne Pilotin anzutreten. Selbst im Nachhinein hatte er es nicht zusammengeschnitten und hochgeladen – auch wenn es Interesse für die Neue wecken würde, nagte es doch zu sehr an seinem Stolz, wie sehr Danai Tabs, Nean und ihn nassgemacht hatte.
Nean hingegen kannte diese Zurückhaltung nicht. Er hatte das Gefecht erst aus der Ego-Perspektive aufgenommen und dann aus dem Cockpit Tabs’ Untergang und Kians Kapitulation dokumentiert. Ein ruhmloses Match: Das bisschen Social-Media-Fame, das sie für die geheimnisvolle Fremde in ihrem kennzeichenlosen Konzernjäger erhielten, wurde davon untergraben, dass diese sie so eiskalt abservierte.
Das Vid hatte mehr Dislikes als Likes, die Kommentare waren hämisch, und Kian hatte ein paar Dutzend Follower verloren, weil er von Nean markiert worden war.
»Mann, Nean, du Smashwit, danke für nichts«, grollte er als Sprachnachricht.
»Diese Princess und unsere Follower sind die Smashwits, Bro, man sieht doch, dass das eine freundschaftliche Begrüßung in der Gang ist. Ich versteh die Dislikes nicht. Undankbare Bande«, kam sofort zurück. Nean starrte anscheinend auch auf die Daumen unter dem Vid.
»Die Dislikes haben wir uns nicht mit irgendeiner netten Begrüßung verdient, sondern damit, dass wir voll ablosen, Nean!«, nahm er auf, doch bevor er es absenden konnte, meldete ihm sein Stalker-Programm, dass eine anonyme Person, die sich kurz darauf ein Profil namens »Princess Daredevil« erstellte, auf seinem Account herumwühlte, der natürlich öffentlich war, aber, verdammt, er fühlte sich trotzdem plötzlich, als hätte er die Hosen unten! Und dann, das Wildeste, gab sie ihm ein »Follow«.
Er sah zur Tür. Ihre Kabine lag gerade einmal fünf Meter den Korridor hinab. War sie auf seiner Sechs, scharf auf ihn, oder was? Er machte einen verächtlichen Laut zu seinem Tablet. Das sollte sie nur mal versuchen, für diese Art Mensch war er sich glatt zu schade.
Obwohl sie ein Snack war.
Kian schickte die Nachricht an Nean ab. Er musste an seiner Karriere als Gramstar arbeiten. Vielleicht werd ich ja irgendwann mit Princess geshippt , schoss es ihm durch den Kopf. Das bringt auch Fame.
»Hey«, kam eine neue Nachricht von Nean. »Die Prez hat gerade Infos zu einem neuen Run auf den Server geladen. Du Kackn00b bist dabei, Prophet. Tabs auch. Zeit für dich, nicht abzulosen.« Kurze Zeit später kam eine zweite. »Du musst unseren guten Ruf wiederherstellen, my boy. Verkack das nicht!«
Kian lachte laut auf und öffnete mit einer Geste den Server mit den Details zum Run. Er nahm dabei eine weitere SpraNa auf: »Egal, ob verkackt oder gerockt, ich mach das nur für mich, Nean, Bro. Such dir deine eigenen Likes! Meine kriegst du nicht.«
Offenbar hatten das Leben als Konzernpilotin und das als Chopper-Jockey eine wesentliche Gemeinsamkeit: Kurze Phasen lebensbedrohlicher Action wechselten sich mit langen Phasen ab, die nur aus Warten bestanden. Mit Warten begann auch Danais erster Run für die Daredevils.
Die Staffel versteckte sich im Bouman-Asteriodenfeld, zwischen den Überresten eines Planeten, der von der Gravitation eines Schwarzen Lochs im Zentrum des Systems auseinandergerissen worden war und nun langsam, aber unaufhaltsam auf spiralförmigen Bahnen in das masseverschlingende Ungetüm stürzte. Danai drängte sich der Vergleich mit einem gefräßigen Bengel auf, der sich eine Lakritzschnecke reinzog.
Sie blickte aus dem Cockpitfenster, dessen Scheiben nahe der Stahlverstrebungen leicht beschlagen waren, auf das kosmische Spektakel, das wie für sie veranstaltet wurde: das Schwarze Loch, durch den Gravitationslinseneffekt von einem Halo aus Licht umgeben, davor ein glitzerndes Meer zwischen den Asteroiden, hervorgerufen durch zahllose Eiskristalle, die das Licht des Halos reflektierten. Das Wechselspiel der Gravitationsfelder des Schwarzen Lochs und der größeren Asteroidenbrocken würde einen Flug Richtung Zentralgestirn zu einem Höllenritt machen, lange bevor die Zeitdilatation irgendwelche Schweinereien mit dem eigenen Alter anstellte. Zum Glück hielten sich die Daredevils bei diesem Job nur in den Randbereichen der Anomalie auf.
Sie lauerten versteckt im Sensorschatten von Asteroiden nahe der Förderstation Kruger XXIV, von der aus die Minkowskium- und Gravitoniumvorkommen des Asteroidenfelds gefördert wurden – die beiden wertvollsten Rohstoffe der Galaxis, die nur in der Nähe von außergewöhnlich starken Gravitationsfeldern oder Wurmlöchern vorkamen. Das zähflüssige Minkowskium erlaubte nach der Raffinerie das Reisen auf Highways, also durch Wurmlöcher, während Gravitoniumerz essenziell zum Erschaffen künstlicher Schwerkraftfelder auf Raumstationen war und auch in den Trägheitsdämpfern ihres Choppers mitwirkte.
Kruger Cybernetics verlegte heute sein Hauptquartier mit mehreren Konvois in eine schicke, nigelnagelneue Raumstation drei Highwaytransits von ihrem alten HQ entfernt. Die Konzernleitung hatte versucht, das genaue Datum geheim zu halten, aber so eine große Aktion ließ sich nicht wasserdicht verschleiern, wenn man wusste, wen man bestechen musste. Einer dieser Konvois nahm bei Kruger XXIV auf dem Weg noch eine große Ladung Gravitonium an Bord eines ihrer Frachter auf, bevor er über den Highway den neuen Firmensitz ansteuerte.
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