William Shakespeare - Romeo & Julia
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William Shakespeare
Romeo und Julia
Spaß am Lesen Verlag
www.spassamlesenverlag.de
Diese Bearbeitung von Romeo und Julia in Einfacher Sprache ist zuerst in niederländischer Sprache erschienen. Die Originalfassung wurde von Marianne Höhle 2008 bei dem niederländischen Verlag Eenvoudig Communiceren veröffentlicht.
Die vorliegende Fassung wurde von Bettina Stoll in einfaches Deutsch übersetzt und ist das erste Buch der Reihe“Klassiker” im Spaß am Lesen Verlag.
Text Originalfassung: William Shakespeare
Bearbeitung: Marianne Höhle
Übersetzung: Bettina Stoll
Umschlagmotiv: Shutterstock/Igor Bulgarin
Satz und Gestaltung: Eenvoudig Communiceren
© 2013 | Spaß am Lesen Verlag, Münster
Alle Rechte vorbehalten. Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers vervielfältigt, in einem automatisierten Datenbestand gespeichert oder veröffentlicht werden, in irgendeiner elektronischen oder mechanischen Form oder in Form von Fotokopien, Aufnahmen oder auf irgendeine andere Art und Weise.
ISBN 978-3-944668-19-2
Inhalt
Über Romeo und Julia Über Romeo und Julia Romeo und Julia ist eine alte Liebesgeschichte. Es ist die bekannteste Liebesgeschichte der Welt. Gleichzeitig ist es eine sehr traurige Geschichte. Sie handelt von zwei jungen Menschen. Diese zwei Menschen heißen Romeo und Julia. Ihre Geschichte ist das Werk von einem berühmten Schriftsteller. Er lebte vor mehr als 400 Jahren in England. Sein Name war William Shakespeare. Shakespeare schrieb viele Theaterstücke. Diese Stücke werden auch heute noch aufgeführt. Romeo und Julia ist eines dieser Theaterstücke. Hier wird dieses Theaterstück nacherzählt. Die Liebesgeschichte von Romeo und Julia spielt in Italien. Genauer gesagt in der italienischen Stadt Verona. Im 16. Jahrhundert. Damals lebten und dachten die Menschen anders als wir. Wir finden das heute oft altmodisch. Sie redeten auch viel vornehmer. Deshalb können einige Wörter in dem Buch ungewohnt sein. Doch ein paar Dinge waren nicht anders als heute. Man verliebte sich zum Beispiel. Und man stritt sich. Meine Nacherzählung weicht ein bisschen vom Original ab. Ich habe einiges weggelassen. Denn Shakespeares Geschichte ist ziemlich kompliziert. Ich wollte einen Text schreiben, der leicht zu lesen ist. Hier und da habe ich auch etwas hinzugefügt. Um zu erklären, wie das Leben im 16. Jahrhundert war. Und dann muss ich noch etwas über die Liebe sagen: Im 16. Jahrhundert wurde nicht offen über Sex gesprochen. Das fand man unanständig. Trotzdem wollten die Menschen darüber reden. Darum benutzten sie eine Art Geheimsprache. Eine weiße Taube war zum Beispiel eine schöne Jungfrau. Saß die Taube in einem Käfig, war eine eingesperrte Jungfrau gemeint. Und wenn die weiße Taube wegflog, war das Mädchen keine Jungfrau mehr. Das Mädchen hatte also mit einem Jungen geschlafen. In der heutigen Zeit wird offen über Sex geredet. Ohne Tauben und Käfige. Das habe ich in meiner Nacherzählung auch getan. Doch eines habe ich nicht geändert: Die große Liebe zwischen Romeo und Julia. Und das traurige Ende ihrer Liebe. Marianne Höhle
Ein heißer Tag Ein heißer Tag Romeo geht in der Stadt spazieren. Das macht er fast jeden Tag. Er genießt seine Streifzüge. Er bummelt durch die schmalen Straßen. Er geht zum Fluss, wo Dienstmädchen Wäsche waschen. Er schlendert über den Markt. In Verona ist immer etwas los. Viele Menschen aus der Umgebung besuchen den Markt. Hier wird alles Mögliche angeboten: Werkzeug, Möbel, Obst und Gemüse. Auch Hühner, Schafe und Kühe. Die Leute bleiben stehen und plaudern. Sie lachen und rufen. Romeo schaut den Menschen auf dem Markt gerne zu. Vor allem den Dienstmädchen, die Gemüse und Fisch einkaufen. Es ist ein heißer Tag. Bei dieser Hitze fällt das Arbeiten schwer. Auf den Feldern schwitzen die Bauern. In der Stadt stellen sich die Marktleute ab und zu in den Schatten. Romeo macht die brennende Sonne nichts aus. Er muss nicht arbeiten wie die anderen. Denn Romeos Familie ist reich. Und reiche Menschen brauchen nicht zu arbeiten. Sie tun den ganzen Tag das, wozu sie Lust haben. Romeo setzt sich an den Brunnen. Dort ist es schön kühl. Das Wasser spritzt und macht sein Gesicht nass. Zwei Dienstmädchen lächeln ihm zu. Sie schöpfen Wasser aus dem Brunnen. Mit gefüllten Eimern machen sie sich auf den Heimweg.
Am Fluss Am Fluss Romeo ist letzte Woche 18 Jahre alt geworden. Dieser Geburtstag ist ein wichtiges Datum. Mit 18 ist man erwachsen. Seinen Geburtstag hat Romeo jedoch nicht gefeiert. Es gab kein Fest und keine Geschenke. Denn in Verona feiert man keine Geburtstage. Dafür gibt es andere Feste in der Stadt. Und zwar ziemlich oft. Romeo geht am Fluss entlang. Am Ufer liegen viele Boote. Die meisten gehören den Bauern aus der Umgebung. Sie bringen morgens ihr Gemüse zum Markt. Oder ihre Hühner. Und abends fahren sie mit dem Boot wieder zurück. Gerade gleitet ein großes Boot den Fluss hinunter. Darin sitzen ein paar Mädchen und unterhalten sich. An den Kleidern sieht Romeo, dass sie reich sind. Heute ist ein schöner Tag für eine Bootsfahrt. Auf dem Wasser ist es angenehmer als an Land. Es ist nicht so staubig und nicht so heiß. Romeo wandert immer am Fluss entlang. Schließlich erreicht er den Stadtrand. Aber er geht weiter. Jetzt fließt der Fluss durch einen Wald. Die Äste der Bäume ragen ins Wasser. Romeo kommt gerne hierher. Vor allem, wenn es so warm ist wie heute. Am Ufer sitzt sein Freund Mercutio. Romeo lacht, als er Mercutio sieht. Mercutio hat die Schuhe ausgezogen. Seine Füße baumeln im Wasser. „Was tust du hier am Wasser?“, fragt Romeo.
Mercutio Mercutio Mercutio dreht sich um. Dann erkennt er seinen Freund Romeo und grinst. „Guten Morgen, mein Freund!“, begrüßt er ihn. „Das geht doch nicht“, meint Romeo. Er zeigt auf Mercutios nackte Füße. „Das machen doch nur Bauern“, sagt er. „Es ist angenehm kühl“, antwortet Mercutio. Romeo setzt sich neben Mercutio. „Früher sprangen wir einfach in den Fluss“, schwärmt Romeo. „Ohne Kleider. Erinnerst du dich?“ Mercutio nickt. „Damals waren wir Kinder“, sagt Mercutio. „Da durfte man das. Jetzt geht das nicht mehr.“ Romeo schüttelt den Kopf. „Ja, das ist wirklich schade.“ Er lässt sich rückwärts ins Gras fallen. Im Schatten der Bäume ist es herrlich. Romeo schaut nach oben. Er versucht, durch die Blätter den Himmel zu sehen. Doch er sieht keinen Himmel. Dafür sieht er etwas anderes. Über ihm in dem Baum sitzt ein Mädchen. Ein wunderschönes Mädchen mit blondem Haar. Sie schaut erschrocken nach unten. Dann legt sie einen Finger auf die roten Lippen. Zum Zeichen, dass Romeo nichts sagen soll. Romeo sagt nichts. Aber er starrt weiter nach oben. Das Mädchen wird verlegen. Sie gibt ihm wieder ein Zeichen mit der Hand. Diesmal soll das heißen: Geh weg! Romeo schüttelt den Kopf.
Auf der Suche nach einer Frau Auf der Suche nach einer Frau Auf dem Weg zurück in die Stadt ist Romeo still. Er muss die ganze Zeit an das Mädchen denken. Das Mädchen oben im Baum. Ein solch schönes Mädchen hat er noch nie gesehen. Aber es war kein reiches Mädchen. Das sah Romeo an den Kleidern. Sie trug die Kleider eines Dienstmädchens. „Romeo, bist du taub?“, fragt ihn Mercutio. Er gibt seinem Freund einen Schubs. „Ich rede die ganze Zeit mit dir, aber du sagst ja gar nichts.“ „Tut mir leid“, murmelt Romeo. „Was hast du gesagt?“ „Ob du mit auf den Ball bei den Orsinis gehst“, antwortet Mercutio. „Man sagt, Rosalinde kommt auch.“ Mercutio weiß, dass Romeo in Rosalinde verliebt ist. „Oh“, meint Romeo. „Sie kommt auch? Schön. Mein Vater will sicher, dass ich hingehe. Er ist der Ansicht, ich müsse mir eine Frau suchen. Ich habe ihm gesagt, dass mir Rosalinde gefällt. Aber für Rosalinde bin ich Luft. Jetzt muss ich eine andere finden. Sonst sucht mein Vater eine Frau für mich.“ Mercutio nickt. Es ist die normalste Sache der Welt: Väter suchen eine Ehefrau für ihre Söhne. Romeo stammt aus einer reichen Familie. Seine Frau muss auch aus einer reichen Familie kommen. Das Mädchen im Baum könnte er niemals heiraten. Und das weiß Romeo.
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