Das Motivierende an diesen Spielen liegt im oft überraschenden Verlauf des Satzes. Um die SuS zu etwas längeren Äußerungen zu bringen, lassen sich die eben genannten Spiele auch ‚Satz für Satz‘ spielen (z.B. S1: „I love pizza.“ – S2: „Let’s make a pizza.“ – S1: „Here are the tomatoes“, etc.). Auch hier empfinden es viele SuS noch als Erleichterung, nur jeweils einen Satz sagen zu müssen. Tatsächlich müssen sie aber auch hier genau darauf achten, was der Partner oder die Partnerin sagt.
Dubbing -Spiele:
Ein oder zwei SuS bewegen den Mund zum Ton ihrer Synchronstimmen (ein bzw. zwei andere SuS). Das heißt, die SuS, die eigentlich spielen, müssen sich keinerlei Gedanken machen, was sie sagen sollen, denn dies erledigen ihre Mitspielerinnen und Mitspieler. Natürlich müssen sie aber genau hinhören, was ihre Synchronstimmen ihnen gerade in den Mund legen.
Fortgeschrittene können synchro replay spielen: Dabei spielen zunächst zwei bis drei SuS eine Szene inspiriert von einer Vorgabe des Publikums bzw. der anderen SuS, während die gleiche Anzahl an Spielern den Raum verlässt. Dann werden diese wieder in den Raum geholt. Die zuvor gespielte Szene wird stumm (mit Mundbewegungen) wiederholt, während die SuS, die die Szene vorher nicht gesehen hatten, die Szene synchronisieren. So entsteht aus den gleichen Bewegungen eine neue Geschichte.
Bildbeschreibungs-Spiele:
Eine typische Aufwärmübung im dramapädagogischen Unterricht ist das Herstellen von menschlichen Standbildern (Statuen oder Tableaus). Ein bis zwei SuS formen ein bis zwei oder noch mehr andere SuS zu einem Standbild, das dann von den ‚Bildhauern‘ selbst, von ‚Kunstkritikern‘ oder einfach von Betrachtern beschrieben wird, auch z.B. Satz für Satz.
Hot seat:
So wird das Spielelement bezeichnet, wenn ein Spieler oder eine Spielerin sich den Fragen anderer Spielerinnen und Spieler (oder auch des gesamten Publikums / der gesamten Klasse) stellt. Auch dieses Spiel kann mit anderen Techniken aus diesem Bereich kombiniert werden. Beispielsweise kann der Schüler oder die Schülerin auf dem ‚heißen Stuhl‘ auch nur die Lippen bewegen, während er oder sie von einem oder zwei anderen SuS synchronisiert wird.
2.3 Impro-Technik Nr. 3: Lass die Schüler/innen mit der Sprache spielen (und spiele selbst damit)
Mit der Sprache zu spielen ist ein selbstverständlicher Bestandteil des Improvisationstheaters, weil unterschiedliche Arten zu sprechen und sich auszudrücken dabei helfen, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und verschiedene Charaktere anzunehmen. Es gibt aber auch einige Impro-Spiele, die das Spiel mit der Sprache als zentrales Merkmal haben. Vor allem zwei derartige Spiele eignen sich auch gut für den Fremdsprachenunterricht.
Feelings rollercoaster : Die Lehrkraft sammelt an der Tafel zehn oder mehr Gefühle in zwei Spalten (eher positive und eher negative). Ein oder gleich zwei SuS beginnen eine Szene inspiriert von einer weiteren Vorgabe (z.B. ein nicht-geographischer Ort). Die Lehrkraft unterbricht dann gelegentlich kurz die Szene und verleiht einem der SuS jeweils ein neues Gefühl, das dieser oder diese sowohl körpersprachlich als auch verbal sofort umsetzen sollte.
Als Impro-Spiel im Fremdsprachenunterricht setzt dies voraus, dass die SuS schon etwas geübt darin sind, gemeinsame Geschichten nach dem bei Technik Nr. 1 beschriebenen einfachen Muster (Routine – Konflikt – Lösung) zu spielen.
Im Unterricht lässt sich diese Technik jedoch ohne jede Vorübung jederzeit in der Arbeit mit dem Lehrwerk einsetzen:
Textbook rollercoaster: Die Lehrkraft aktiviert wie oben beschrieben das Wortfeld feelings bei den SuS und sammelt die Adjektive in zwei Spalten. Zusätzlich wird eine weitere, kurze Liste erstellt mit British English, American English (oder auch andere englische Varianten, in denen die Lehrkraft sich sicher genug fühlt, sie vorzuführen), eventuell ergänzt um andere Sprachen (z.B. French, German ) oder Dialekte (z.B. Bavarian, Saxon). Ein beliebiger, bereits bekannter Lehrbuchtext wird nun in wechselnden Emotionen gelesen. Beim ersten Mal sollte dies zunächst in der Klasse ausprobiert werden, damit alle SuS verstehen, wie das Spiel funktioniert. Hilfreich ist es hier sicher, wenn die Lehrkraft selbst einige Gefühle übertrieben vorlesen kann. Dann üben die SuS mit ihren Nachbarn verschiedene Gefühle. Anschließend wird der Text noch einmal zusammen gelesen, so dass einige SuS vorführen können, wie sie in Emotionen lesen.Schließlich wechselt das Spiel auf die Sprachvarianten-Ebene. Wenn genug Zeit ist, kann der Text noch einmal auf z.B. bairischem, sächsischem oder deutschem Englisch gelesen werden. In jedem Fall sollte dieses Spiel aber damit enden, dass die SuS den Text in (leicht übertriebenem) britischem und/oder amerikanischem Englisch lesen. Vielleicht gibt es dazu ein Sprachbeispiel von der zum Lehrwerk zugehörigen CD, oder die Lehrkraft kann das Beispiel geben. Wenn die SuS nach dem spielerischen Lesen mit Gefühlen nun wieder ‚normal‘ lesen sollen, werden sie so ‚britisch‘ oder ‚amerikanisch‘ klingen wie selten zuvor!
Der deutsche Akzent vieler SuS geht nicht nur auf artikulatorisches Unvermögen und mangelnde Übung zurück. Daneben spielen psycholinguistische und soziolinguistische Faktoren eine wichtige Rolle (Eckert 1998: 81). Das übertriebene Spiel mit verschiedenen Aussprachemöglichkeiten und entsprechende Erfolgserlebnisse, wenn die Mitschülerinnen und Mitschüler dies lustig finden, können dazu beitragen, dass die inneren und äußeren Widerstände, die manche SuS daran hindern, so gut zu sprechen, wie sie es eigentlich könnten (und außerhalb des Unterrichts vielleicht sogar tun) geringer werden.
Gibberish games :
Kauderwelsch-Spiele (engl.: gibberish oder auch gobbledygook ) können gut mit Technik Nr. 2 verbunden werden. Als Einstieg eignet sich gut das gibberish dictionary : Die SuS stellen sich vor, dass sie abwechselnd ein Wort in einem Wörterbuch Gibberish-English nachschlagen. Eine Schülerin oder ein Schüler sagt einen kurzen Satz (oder auch nur ein Wort) auf gibberish . Der oder die Nachbar/in liefert die Übersetzung bzw. Erklärung, was dieses Wort auf Englisch bedeutet. So geht die Übersetzung hin und her. Schwächere SuS können hier auf Wort-Ebene antworten, die Lehrkraft sollte allerdings als Beispiel auch eine komplexere Erklärung auf Satzebene geben.
Wenn die SuS mit dem gibberish -Sprechen vertraut sind, können sie auch das Spiel gibberish poet spielen. Hier stellt oder setzt sich eine Schülerin oder ein Schüler vor die Klasse und wird von der Lehrkraft als weltbekannte Dichterin bzw. Dichter vorgestellt, die oder der allerdings nur gibberish spreche. Der oder die Dichter/in trägt dann Satz für Satz das Gedicht (das sich natürlich nicht reimen muss) vor, indem er oder sie jeweils einen Satz auf Kauderwelsch sagt. ‚Übersetzt‘ wird das Gedicht (bzw. die Geschichte) von zwei SuS, die rechts und links des poet sitzen. Augangspunkt ist der (englische) Titel des Gedichts bzw. der Geschichte. Hier wird also Technik 3 wieder mit Technik 2 verbunden: kein Schüler und keine Schülerin ist allein verantwortlich für das sprachliche Gesamtprodukt (das ‚Gedicht‘). Sie sagen jeweils nur einen Satz und geben dadurch dem anderen ‚Übersetzer‘ eine Idee für den nächsten Satz.
Hätte die Lehrkraft den SuS einfach nur den Titel gesagt und den Auftrag, eine Geschichte zu erzählen, hätten sich viele SuS wohl überfordert gefühlt. Tatsächlich machen sie bei diesem Spiel ja nichts anderes als sich selbst eine Geschichte auszudenken! Aber erst durch das as if , dass die SuS ‚nur übersetzen‘, fließen wie von Zauberhand die Ideen.
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