Bernhard Pöll - Spanische Lexikologie

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Das Studienbuch informiert kompakt über die Wortschatzstrukturen des Spanischen. Es behandelt nicht nur den inneren Aufbau von Wörtern und die historische und soziale/situationsspezifische Schichtung des Wortschatzes, sondern gewährt auch traditionellen und neueren Ansätzen zur Bedeutungsbeschreibung sowie den Beziehungen zwischen Wortschatzeinheiten den ihnen gebührenden Raum. Der Band enthält eigene Kapitel zum Sprachvergleich (Fokus auf Wortschatzunterschieden zwischen Spanisch und Deutsch) und zu anwendungsorientierten Nachbardisziplinen der Lexikologie (Terminologie und (Meta-)Lexikographie). Eine repräsentative Bibliographie und ein deutsch-spanisches Glossar runden den für BA-, MA- und Lehramtsstudierende konzipierten Band ab. Er kann in Lehrveranstaltungen, aber auch zur Prüfungsvorbereitung nutzbringend eingesetzt werden.

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Bernhard Pöll

Spanische Lexikologie

2., überarbeitete und erweiterte Auflage

A. Francke Verlag Tübingen

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© 2018 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

www.francke.de• info@francke.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

ePub-ISBN 978-3-8233-0105-9

Vorwort

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Bandes im Jahre 2002 sind 16 Jahre vergangen. Dies machte für die vorliegende Neuauflage vor allem eine bibliographische Aktualisierung notwendig, die sich jedoch auch im Text selbst niederschlägt. An den grundlegenden Zielsetzungen dieses Studienbuches hat sich jedoch nichts geändert: Es richtet sich primär an Studierende, die bereits über sprachwissenschaftliche Grundkenntnisse verfügen, aber mit diesem konkreten Bereich der hispanistischen Sprachwissenschaft bislang nicht oder nur am Rande konfrontiert waren. Es ist für das Selbststudium (z.B. zur Prüfungsvorbereitung) konzipiert, eignet sich aber auch als Begleitlektüre zu einschlägigen (Pro-)Seminaren.

Eine Einführung zu schreiben, ist wohl für jeden Forscher,1 dessen Herz auch für die wissenschaftliche Lehre schlägt, eine Herausforderung, gilt es doch, gesicherte, aber dennoch komplexe Wissensbestände einer Disziplin auf gut verständliche Weise Lesern zu vermitteln, deren Vorkenntnisse nicht immer ganz leicht abzuschätzen sind. Bei jedem Kapitel, bei jedem Abschnitt muss entschieden werden, was banal ist und als bekannt vorausgesetzt werden darf und was die potentiellen Rezipienten nicht wissen (können). Ob mir dieser Spagat immer gelungen ist, mögen meine Leser und Rezensenten entscheiden. Verbesserungsvorschläge sind in jedem Fall willkommen und werden hoffentlich in eine dritte Auflage einfließen können.

Viele haben auf die eine oder andere Weise zur Entstehung dieses Buches beigetragen; nachdrücklich gedankt sei an dieser Stelle Kathrin Heyng vom Gunter Narr Verlag sowie insbesondere Karoline Wurzer, die den Band mit viel Umsicht und Geschick zum Druck vorbereitet hat.

Dass es dieses Buch in der vorliegenden Form überhaupt gibt, geht auf die Initiative von Franz Josef Hausmann zurück (bis 2008 Ordinarius für Angewandte Sprachwissenschaft/Romanistik an der Universität Erlangen). Ohne seine Empfehlung hätte ich wohl nicht die Gelegenheit gehabt, dieses Buch zu schreiben. Es sei ihm daher ganz herzlich gewidmet!

Salzburg, im März 2018 Bernhard Pöll

1 Lexikologie – eine Disziplin mit unscharfen Rändern

1.1 Der Gegenstandsbereich der Lexikologie

In der für die romanistische Linguistik maßgeblichen Romanischen Bibliographie (Online-Datenbank)1 finden sich in der Rubrik “Lexikologie. Etymologie. Lexikographie“ u.a. Arbeiten mit den folgenden Titeln:2

1 “Apuntes sobre lexicocronología española”

2 “Características lexico-semánticas de los verbos prefijados con ‘des-’ en DRAE 1992”

3 “El léxico indígena en el español hablado en Puerto Rico: variables socioculturales.”

Hier geht es – soweit sich dies ohne die genaue Kenntnis dieser Aufsätze sagen lässt – um Fragen der chronologischen Schichtung des spanischen Wortschatzes, um die Spezifika von Verben mit einem bestimmten Präfix wie sie im Wörterbuch der Real Academia Española (DRAE) beschrieben sind, und um die sozial bedingte Verwendung von indigenen Lehnwörtern im gesprochenen Spanisch von Puerto Rico.

In der darauffolgenden Rubrik, die den Titel “Semantik. Pragmatik” trägt, taucht erneut der Aufsatz über die präfigierten Verben im DRAE auf, daneben erscheinen hier aber auch

1 “Apuntaciones críticas sobre el diccionario de Cuervo. A propósito de los artículos fabricar , fácil y facilitar .”

2 “Die Bedeutung von spanisch silla.

und viele andere mehr.

Zu Recht darf man sich fragen, ob den Verfassern da nicht Fehler unterlaufen sind: Sollte man (4), weil es ja um ein Wörterbuch3 geht, nicht besser unter “Lexikologie. Etymologie. Lexikographie“ eintragen? Gehört (3) nicht in eine ganz andere Kategorie, etwa Soziolinguistik? Hätte es nicht gereicht, (2) nur unter “Lexikologie. Etymologie. Lexikographie“ zu verzeichnen? Hat (5) nicht auch etwas mit Lexikologie zu tun?

Der Fairness halber wird man die Autoren der Bibliographie vom Vorwurf der Schlampigkeit oder des unüberlegten Handelns freisprechen müssen, denn solche Unsicherheiten, Doppelzuordnungen oder Überschneidungen sind symptomatisch für eine sprachwissenschaftliche Subdisziplin, in deren Gegenstandsbereich – dem Wortschatz – letztlich alle Fäden zusammenlaufen: Die Einheiten des Wortschatzes – nennen wir sie vorläufig einmal Wörter – haben Bedeutungen, und diese Bedeutungen bedingen sich oft gegenseitig, sie sind aus kleineren, isolierbaren Einheiten aufgebaut und lassen sich z.B. chronologisch nach ihrem Auftreten ordnen. Darüber hinaus ist ihre Verwendung, ihr Vorkommen in der Rede von vielfältigen u.a. geographischen, sozialen und individuellen Faktoren abhängig. Schließlich sammelt man sie auch mit verschiedenen Zielsetzungen und Ordnungskriterien in Inventaren – es entstehen Wörterbücher. Mit diesen wenigen Zeilen sind nicht einmal ansatzweise die Kernbereiche der Lexikologie beschrieben, im besten Falle haben wir eine Paraphrase der Titel unserer vorhin genannten Aufsätze. Die Ränder bleiben jedenfalls unscharf.

Dass der Aufgabenbereich der Lexikologie nicht ein für allemal fixiert ist, zeigt schon ein oberflächlicher Vergleich der in den letzten Jahrzehnten für verschiedene Einzelsprachen erschienenen Einführungen in die Lexikologie4 und ihrer jeweiligen Konzeptionen:

WUNDERLI, Peter (1989): Einführung in die französische Lexikologie . Tübingen: Niemeyer.Im Bewusstsein des interdisziplinären Charakters der Lexikologie greift der Autor in verschiedene relevante Bereiche aus: historische Schichtung, Entlehnung, Wortbildung, Translation (verstanden als syntagmatische Ausweichverfahren, um Schwächen der Wortbildung auszugleichen), Semantik (wird hier mit “struktureller Semantik” bzw. “Lexematik” [cf. Kapitel 4.3 dieses Bandes] gleichgesetzt).

SCHIPPAN, Thea (1992): Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache . Tübingen: Niemeyer.Das 306 Seiten starke Werk behandelt sehr umfassend die folgenden Aspekte: Wort als sprachliche Einheit, Wortbildung, lexikalische Bedeutung, lexisch-semantisches System der Sprache (Bedeutungsbeziehungen; unter Einbeziehung psycho- und soziolinguistischer Aspekte), soziale Gliederung des Wortschatzes (mit Terminologie), neuere Entwicklungen im deutschen Wortschatz (Bedeutungswandel, Entlehnungen usw.). Einführende Kapitel versuchen den Gegenstandsbereich der Lexikologie zu umreißen, situieren die Lexikologie gegenüber “Nachbarwissenschaften” und geben allgemeine Informationen zur Schichtung und diatopischen Verbreitung des deutschen Wortschatzes.

LUTZEIER, Peter Rolf (1995): Lexikologie. Ein Arbeitsbuch . Tübingen: Stauffenburg.Um Formalisierung bemüht, fußt diese hauptsächlich auf das Deutsche abgestellte Einführung ebenfalls auf den Grundgedanken des Strukturalismus. Aspekte wie die kognitive Relevanz der von der Linguistik aufgedeckten lexikalischen Strukturen werden berücksichtigt (Stichwort: mentales Lexikon). Die Perspektive ist dominant synchronisch.

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