Maximilian Gröne - Spanische Literaturwissenschaft

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Der mittlerweile in 3. Auflage vorliegende Band Spanische Literaturwissenschaft aus der Reihe bachelor-wissen richtet sich als leserfreundliche Einführung speziell an die Studierenden und Lehrenden in den litraturwissenschaftlichen Modulen der hispanistischen Bachelor-Studiengänge. Die anschauliche Aufbereitung des fachlichen Grundwissens wird dabei von anwendungsorientierten Übungseinheiten gerahmt, die eine eigenständige Umsetzung des Erlernten ermöglichen und einen nachhaltigen Kompetenzerwerb unterstützen. Neben traditionellen Lerninhalten wird nicht zuletzt auch die besondere Rolle der neuen Medien berücksichtigt. Hinweise zur beruflichen Orientierung ergänzen die fachwissenschaftlichen Grundlagen.

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Maximilian Gröne / Rotraud von Kulessa / Frank Reiser

Spanische Literaturwissenschaft

Eine Einführung

A. Francke Verlag Tübingen

[bad img format]

© 2017 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

www.francke.de• info@francke.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

ePub-ISBN 978-3-8233-0011-3

Vorwort zur 3., aktualisierten Auflage

Von der Einführung der ersten Bachelor-Studiengänge bis zum heutigen Zeitpunkt haben einschneidende Veränderungen die Hochschullandschaft umgestaltet. Infolge der Vorgaben der sog. ‚Bologna-Reform‘ wurde auf breiter Ebene eine Modularisierung der Studiengänge eingeführt, die mit einem gestuften System von Abschlüssen und dem Anspruch auf verbesserte Studierbarkeit und Qualitätssicherung einhergeht. Zumal die europaweite Vergleich- und Anrechenbarkeit von Studienabschnitten oder Diplomen sollte eine erleichterte Mobilität der Studierenden nicht nur innerhalb der deutschsprachigen Staaten, sondern über deren Landesgrenzen hinweg ermöglichen. Auf die damit verbundenen problematischen Aspekte in Konzeption und Umsetzung braucht an dieser Stelle nicht eingegangen zu werden. Festgehalten werden kann indes die deutlichere Profilbildung und die größere Transparenz hinsichtlich der Inhalte und Standards in den literaturwissenschaftlichen Grundlagenmodulen der verschiedenen hispanistischen und lateinamerikanistischen Studiengänge. Eine besondere Rolle spielt dabei gerade der jüngste Entwicklungsprozess, in dessen Verlauf die Lehramtsstudiengänge nicht nur in ihren Strukturen modularisiert wurden und damit inzwischen in weiten Teilen zu den Bachelorstudiengängen parallel angelegt sind. Vielmehr wurde in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz die Lehrerausbildung bereits in großen Teilen bzw. sogar vollständig auf das Bachelor-Master-System umgestellt, oder aber es wird ggf. ein das Lehramtsstudium begleitender Bachelor of Education angeboten. Damit ist das Bachelor-Studium gleichsam vom Reformprojekt zum Standard avanciert.

Der vorliegende Band der Reihe bachelor-wissen versteht sich in diesem Sinne als eine möglichst universell einsetzbare Einführung in Theorien, Analyseinstrumente und Methodik der hispanistischen und lateinamerikanistischen Literaturwissenschaft sowie des wichtigen angrenzenden Bereichs der Filmanalyse. Die vorliegende 3. Auflage wurde erneut aktualisiert und einer kritischen Korrektur unterzogen. Das Gleiche gilt für die umfangreichen Online-Materialien, die begleitend zum Lehrbuch unter [bad img format] www.bachelor-wissen.dezur Verfügung stehen.

Augsburg/Freiburg i.Br., Juli 2016

Rotraud v. Kulessa, Maximilian Gröne und Frank Reiser

1 Begriff ‚Literatur‘

Inhalt

1.1 Literatur ‚an und für sich‘

1.2 Literatur medial

Überblick In diesem ersten Kapitel beschäftigen wir uns mit der Definition von ‚Literatur‘ als Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaft. Wir ziehen dazu Beispieltexte aus der spanischsprachigen Literatur heran und suchen notwendige oder typische Eigenschaften von Literatur. Anschließend lernen Sie einige medientheoretische Grundlagen von Literatur als Schrift-Kunst kennen.

1.1 Literatur ‚an und für sich‘

Zu Beginn unserer Ausführungen wollen wir uns dem Gegenstand unseres Studiums zuwenden. Was ist eigentlich Literatur? Diese Frage, die auf den ersten Blick geradezu banal erscheinen mag, stellt sich auf den zweiten Blick als Etymologie des Wortes ‚Literatur‘ überaus komplex dar. Widmen wir uns in einem ersten Schritt der Etymologie (Herkunft) des Wortes: Literatur, span. literatura, stammt aus dem Lateinischen: litteratura = das Geschriebene, Schrifttum. Halten wir fest: Ursprünglich bezeichnet der Begriff ‚Literatur‘Literaturbegriff alle schriftlichen Äußerungen und schließt mündliche Äußerungen dagegen aus. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der BegriffLiteraturbegriff von einer materiellen Dimension hin zu einer qualitativen. Unter ‚Schöne Literatur‘ Literatur wurde zunehmend die ‚schöne Literatur‘ verstanden, die wiederum mit dem Begriff der ‚Dichtung‘ konkurrierte. Diese beiden Begriffe ihrerseits implizieren Definitionskriterien: so beinhaltet der Begriff ‚schöne Literatur‘ Ästhetik den Aspekt der Ästhetik; Dichtung kommt von Dichte und meint die Dichte der Sprache.Sprache Ein weiteres Kriterium wäre so der Umgang mit der Sprache. In diesem Sinne stellte der Linguist Roman Jakobson 1921 folgende Frage: „Was Roman Jakobson macht aus einer sprachlichen Nachricht ein Kunstwerk?“ Der Unterschied zwischen Literatur und Dichtung zu umgangssprachlichen Texten liegt also laut Jakobson in ihrem ‚Kunstwerkcharakter‘, der mit dem Begriff der ‚Literarizität‘ Literarizität umschrieben wird. Wir wollen unsere Überlegungen zum LiteraturbegriffLiteraturbegriff nun fortsetzen, indem wir uns einer Reihe von Texten zuwenden.

Aufgabe 1.1? Lesen Sie folgende Texte kurz an und überlegen Sie, welche von ihnen Sie zur Literatur im engeren Sinne zählen würden.

Überlegen Sie sich weitere Unterscheidungskriterien neben den bereits angeführten.

Text 1.1

Miguel de Cervantes: El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha (1605) En un lugar de la Mancha, de cuyo nombre no quiero acordarme, no ha mucho tiempo que vivía un hidalgo de los de lanza en astillero, adarga antigua, rocín flaco y galgo corredor. Una olla de algo más vaca que carnero, salpicón las más noches, duelos y quebrantos los sábados, lantejas los viernes, algún palomino de añadidura los domingos, consumían las tres partes de su hacienda. El resto della concluían sayo de velarte, calzas de velludo para las fiestas, con sus pantuflos de lo mesmo, y los días de entresemana se honraba con su vellorí de lo más fino. Tenía en su casa una ama que pasaba de los cuarenta y una sobrina que no llegaba a los veinte, y un mozo de campo y plaza que así ensillaba el rocín como tomaba la podadera. Frisaba la edad de nuestro hidalgo con los cincuenta años. Era de complexión recia, seco de carnes, enjuto de rostro, gran madrugador y amigo de la caza. Quieren decir que tenía el sobrenombre de “Quijada”, o “Quesada”, que en esto hay alguna diferencia en los autores que deste caso escriben, aunque por conjeturas verosímiles se deja entender que se llamaba “Quijana”. Pero esto importa poco a nuestro cuento: basta que en la narración dél no se salga un punto de la verdad.

Es, pues, de saber que este sobredicho hidalgo, los ratos que estaba ocioso, que eran los más del año, se daba a leer libros de caballerías, con tanta afición y gusto, que olvidó casi de todo punto el ejercicio de la caza, y aun la administración de su hacienda. Y llegó a tanto su curiosidad y desatino en esto, que vendió muchas hanegas de tierra de sembradura para comprar libros de caballerías en que leer, y así, llevó a su casa todos cuantos pudo haber dellos; y de todos, ningunos le parecían tan bien como los que compuso el famoso Feliciano de Silva, porque la claridad de su prosa y aquellas entricadas razones suyas le parecían de perlas, y más cuando llegaba a leer aquellos requiebros y cartas de desafíos, donde en muchas partes hallaba escrito: La razón de la sinrazón que a mi razón se hace, de tal manera mi razón enflaquece, que con razón me quejo de la vuestra fermosura. Y también cuando leía: … los altos cielos que de vuestra divinidad divinamente con las estrellas os fortifican, y os hacen merecedora del merecimiento que merece la vuestra grandeza. Con estas razones perdía el pobre caballero el juicio, y desvelábase por entenderlas y desentrañarles el sentido, que no se lo sacara ni las entendiera el mesmo Aristóteles, si resucitara para sólo ello. (Cervantes: 2008, 113f.)

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