Nach Bosch (2011:34ff.) denotieren schwache definite NPn Eigenschaften oder Typen von (abstrakten) Situationen, in denen die physische Identität des Objekts nicht relevant ist. Diese Situationen abstrahieren von allen Unterschieden der konkreten Objekte und heben nur ihre allgemeinste Eigenschaft heraus, die ihnen allen gemeinsam ist.
2.1.2.5 Exkurs: Negative Pronomen sowie indefinite NPn im Skopus von negativen Quantoren
Negative Pronomen sowie indefinite NPn im Skopus von negativen Quantoren werden in der Literatur (z.B. Du Bois 1980) häufig als nicht-referentiell betrachtet, weil sie nicht anaphorisch aufgenommen werden können:
In dieser Arbeit werde ich solche NPn aber als referentiell werten. In der Prädikatenlogik sind negative Quantoren eine Kombination aus einem Negationsoperator (¬) und einem Existenzquantor (∃). Ein Satz wie 28a lässt sich paraphrasieren in: ‘Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, für das gilt: x ist ein Student und x raucht‘. Auch negative Pronomen können paraphrasiert werden, 28b z.B. in: ‚Es ist nicht der Fall, dass es ein x gibt, für das gilt: x liebt Maria.‘ Es wird doch ein Referent im Diskursuniversum etabliert und anschließend wird seine Existenz negiert. Nach dieser Auffassung handelt es sich bei negativen Pronomen sowie indefiniten NPn im Skopus von negativen Quantoren eher um nicht-spezifische NPn, weil der Sprecher keinen bestimmten Referenten im Sinn hat.
2.1.3 Nicht-referentielle NPn im Chinesischen
Im Chinesischen sind Personalpronomen, Eigennamen und NPn mit Demonstrativa immer referentiell, während bloße NPn sowie ( yi )+Kl+N nicht-referentiell verwendet werden können. Im Folgenden wird versucht, Gebrauchskontexte von nicht-referentiellen NPn zu beschreiben.
In der chinesischen Grammatik existiert der Begriff „Prädikativ“ nicht. NPn, die die Funktion des Prädikativs erfüllen, werden als Objekt bezeichnet. Sie treten typischerweise mit folgenden Verben zusammen auf (vgl. Chen 1987):
Im Chinesischen wird die prädikative Funktion meistens durch bloße NPn oder yi +Kl+N ‚ ein +Klassifikator+N‘ erfüllt:
Eigennamen oder NPn mit Demonstrativa können auch als Prädikative fungieren, sie sind immer referentiell:
2.1.3.2 Objekt-NPn in zweisilbigen Verb-Objekt-Konstruktionen
Unter zweisilbigen Verb-Objekt-Konstruktionen werden solche Konstruktionen verstanden, die aus einem einsilbigen Verb und einem einsilbigen Objekt bestehen:
Diese Konstruktion charakterisiert sich dadurch, dass das Verb und sein Objekt sowohl direkt nebeneinander als auch getrennt voneinander auftreten können. Deswegen werden sie in der chinesischen Grammatik als liheci (wörtlich ‚trennbare zusammengesetzte Wörter‘) bezeichnet. In der Literatur ist umstritten, ob solche Konstruktionen als Komposita oder als Verbalphrasen behandelt werden sollen. Da ihre Abgrenzung zu Verbalphrasen unscharf ist, lässt sich ihr Bestand nicht genau angeben.1
Verb-Objekt-Konstruktionen können in der Regel durch Aspektartikeln (32), Komplemente (chin. buyu ) (33a, b), Attribute (35a, b) oder Num+Kl (36a, b) erweitert werden (Q.-H. Yang et al. 1995), außerdem ist es bei meinen Konstruktionen sogar möglich, die Objekt-NP in eine präverbale Position zu verschieben (34).
Aspektpartikeln drücken Aspekte der Handlung aus, z.B. ob sie vollendet ist (die aktuelle Aspektpartikel le ) oder in der Vergangenheit schon einmal stattgefunden hat (die experimentale Aspektpartikel guo ) oder andauert (die durative Aspektpartikel zhe ):
Mit dem Begriff Komplement (chin. buyu ) werden im Chinesischen Prädikatergänzungen gemeint. Sie kennzeichnen bei Verben das Resultat, die Richtung, den Grad etc. einer Handlung. Dazu zählen z.B. das Komplement des Resultats wie wan ‚fertig‘ in 33a und das Komplement der Häufigkeit wie z.B. liang ci in 33b:
Wie bereits erwähnt ist es bei manchen Verb-Objekt-Konstruktionen möglich, die Objekt-NP in eine präverbale Position zu verschieben:
Zudem kann die Objekt-NP in bestimmten Konstruktionen durch NPn oder Adjektive modifiziert werden, z.B. yi ge xiaoshi ‚eine Stunde‘ in 35a, da ‚groß‘ in 35b:
Die Objekt-NPn in 35a und b sind nicht erfragbar, obwohl sie durch Attribute erweitert werden können. Man kann nur nach dem gesamten Sachverhalt fragen, nicht aber nach dem scheinbaren Objekt. Das heißt, dass diese NPn mit dem Verb eine Einheit bilden.
Darüber hinaus gibt es Verb-Objekt-Konstruktionen, die sich durch Num+Kl erweitern lassen:
Wenn das Verb und die Objekt-NP direkt nebeneinander stehen, bilden sie zusammen ein Prädikat und die NP ist nicht referentiell. Wenn sie durch die obengenannten Elemente getrennt werden, ist aber eine referentielle Interpretation möglich. Zum Beispiel scheinen 36a und b dieselbe Struktur zu haben, aber die Objekt-NP in 36b ist erfragbar, die in 36a dagegen nicht, wie Beispiele 37a und b zeigen:
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