Berthold Seliger - Vom Imperiengeschäft

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Berthold Seliger, Publizist und seit über dreißig Jahren Konzertagent und Tourneeveranstalter, berichtet über die Neustrukturierung der Märkte in der Musikindustrie. Er nimmt die aktuellen Entwicklungen bei den Konzentrationsprozessen in der deutschen und internationalen Konzertbranche und die dubiosen Tricks im Ticketing zum Anlaß für konkrete Vorschläge, wie man mit konsequenter Gesetzgebung die Machenschaften der Konzerne eindämmen könnte, die die kulturelle Vielfalt gefährden. Seliger erklärt, wie unabhängige Musikclubs, soziokulturelle Zentren und Künstler-orientierte Festivals Möglichkeitsräume werden, in denen eine Kultur jenseits der Konzerne stattfinden kann, und wie das Musikstreaming funktioniert. Er beschreibt die soziale Situation von Musikern und Kulturarbeitern und schlägt Lösungen wie Mindestgagen vor. Der Grundgedanke seiner Überlegungen sind immer die Interessen der Musiker und der Konzertbesucher. Nur wenn sich diese gegen die Imperiengeschäfte der Kulturindustrie wehren, wird die kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft erhalten bleiben.

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Es wäre technisch für CTS Eventim oder Ticketmaster, die über Kundendaten im gigantischen Ausmaß verfügen, ein leichtes, Kunden, die sich über ein Apple-Notebook, ein iPhone oder ein iPad auf ihren Websites einloggen, höhere Ticketpreise abzuverlangen als jenen, die mit einem Aldi-Laptop ihr Portal besuchen. Und man darf getrost davon ausgehen, daß zu den »fremden Dritten«, die in unseren sogenannten Smartphones sitzen, längst auch die Ticketing-Konzerne gehören. Der zusätzliche Vorteil für die Ticketing-Konzerne bei Dynamic-Pricing-Modellen: Die Musiker bekommen von den erhöhten Eintrittspreisen in der Regel nichts mit, die Konzerne müssen diese Zusatzprofite also nicht mit den Musiker*innen teilen (es sei denn, die haben smarte, mit allen Wassern der Digitalwirtschaft gewaschene Manager*innen). Kein Wunder, daß Michael Rapino, CEO von Live Nation, also Chef des weltgrößten Konzertveranstalters und des weltgrößten Ticketinghändlers, ausgesprochener Freund von »Best Sale«-Modellen und ganz allgemein von höheren Eintrittspreisen ist. Rapino tritt dafür ein, Künstler davon zu überzeugen, »bei der Preisgestaltung mehr zu wagen«. Ohnehin seien »Ticketpreise im Durchschnitt noch zu niedrig«. Man müsse lediglich »den Umsatz im eigenen Haus behalten, indem man den Kuchen in viele unterschiedlich große Stücke« schneide. »Besseres, offensiveres Pricing« sei zwar ein kontroverses Thema, doch die Konzertindustrie müsse »Feuer mit Feuer bekämpfen«. 28

Hier zeigt sich der Paradigmenwechsel im Konzertgeschäft: Früher war ein Veranstalter glücklich und zufrieden, wenn er eine Halle oder gar ein Stadion zügig ausverkauft hatte, und für die Promoter der alten Schule dürfte das auch heute noch gelten: Man hat ein großes Publikum für die Musiker*innen und Bands gefunden, die man veranstaltet – was will man mehr? Aber die neuen Herren der internationalen Konzertimperien sehen das anders, sie sind bei einem rasch ausverkauften Konzert der Ansicht, daß der Ticketpreis offensichtlich zu günstig war. Sie ziehen den – rein wirtschaftlich gesehen logischen – Schluß, daß man höhere Ticketpreise hätte verlangen und den Profit noch hätte weiter steigern können. Man muß Michael Rapino geradezu dankbar sein für die Offenheit, mit der er sein Geschäftsmodell vertritt.

Klaus-Peter Schulenberg von CTS Eventim dürfte vieles ähnlich sehen und praktizieren, würde sich aber niemals öffentlich so äußern, wie es der Texaner Michael Rapino mit seiner selbstbewußten Cowboy-Attitüde immer wieder tut. Sowohl Ticketmaster als auch CTS Eventim haben mit Seatwave, Get Me In und fanSALE eigene Zweitmarkt-Plattformen für Eintrittskarten an den Start gebracht. »Wenn ein Besucher bereit ist, für ein Ticket 4000 Dollar zu zahlen, dann ist er nicht der Böse, sondern ein engagierter Fan«, ließ Rapino auf der ILMC verlauten. Es komme eben lediglich darauf an, daß man »den Umsatz im eigenen Haus behält«. Klar: Wenn die Tickets auf der konzerneigenen Zweitmarkt-Plattform ein zweites Mal verkauft werden, streichen die Ticketing-Konzerne ein zweites Mal ihre Prozente ein, laut Brancheninsidern im Falle des Zweitverkaufs nochmal 15 bis 20 Prozent. Sie machen doppelten Profit. Sie perfektionieren ihr Imperiengeschäft.

Und zusätzlich können die Ticketanbieter theoretisch selbst Tickets von ihrer Erstverkaufs- in die eigene Zweitmarkts-Plattform verschieben, ohne daß es irgendjemand merkt. Ob sie es wirklich tun, wie immer wieder behauptet wird, läßt sich nicht beweisen, die Tickethändler sind den Konzertveranstaltern ja nur über die auf ihrer ursprünglichen Plattform verkauften Tickets Rechenschaft schuldig. Aber der Toronto Star veröffentlichte im Herbst 2018 ein Video-Interview, indem ein Verantwortlicher bei Ticketmas­ter zugab, daß seine Firma eine Software namens »TradeDesk« anbietet, die Wiederverkäufern das schnelle Up- und Downloaden von Tickets auf und von Ticketmasters eigener Wiederverkaufsplattform erlaubt, ohne daß Ticketmaster einen besonderen Einblick in diese Aktionen habe oder sie kontrollieren würde. Demzufolge unternahm Ticketmaster nichts dagegen, daß praktisch alle Tickethändler mehr als 200 Ticketmaster-Konten führten und diese täglich synchronisierten. »Ich kenne keinen einzigen meiner Klienten, der keine Multiples verwendet«, läßt sich der Ticketmaster-Mitarbeiter vernehmen. »Klar, man muß das so machen, wenn der Kauf von Tickets auf sechs oder acht begrenzt ist – vom Weiterverkauf von acht Tickets kann man schließlich nicht leben.« 29

Natürlich haben die Ticketingkonzerne kein Interesse daran, daß Fans auf der Ursprungsplattform feststellen, daß es für ein Konzert keine Tickets mehr gibt, woraufhin sie dann direkt zu unkontrollierten Zweitmarkts-Anbietern wie Viagogo oder Stubhub wechseln. Ein Interesse haben sie vielmehr an der direkten Verschränkung ihrer eigenen Primary und Secondary Platformen. Offizielle Statements der Ticketkonzerne, daß sie den Zweitmarkt bekämpfen würden, dürfen also getrost als Lippenbekenntnisse gewertet werden.

Allerdings geraten auch die Ticketingkonzerne unter öffentlichen Druck, und so hat Ticketmaster, der weltgrößte Tickethändler, im Sommer 2018 bekanntgegeben, daß die beiden konzerneigenen Zweitmarkts-Plattformen Seatwave und Get Me In geschlossen werden. »Wir haben euch gehört und können gut verstehen, daß Wiederverkaufs-Plattformen nicht mehr der richtige Weg sind. Und vor allem verstehen wir, daß ihr keine Lust mehr darauf habt, daß euch heißbegehrte Tickets vor der Nase weggeschnappt werden, um an anderer Stelle gewinnbringend weiterverkauft zu werden«, läßt sich Ticketmaster vernehmen. 30Stattdessen will Ti­cketmaster einen »Marktplatz für Tickets, von Fan zu Fan« eröffnen, auf dem Fans ihre Tickets »ganz einfach kaufen oder verkaufen« können, »und zwar zum Originalpreis oder günstiger«. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Buchs ist ein derartiger Marktplatz bei Ticketmaster in Deutschland allerdings noch nicht am Start, wohl aber bereits in Großbritannien. Wenn man bei Ticketmaster UK zum Beispiel Tickets für das Konzert von Mariah Carey in der Londoner Royal Albert Hall im Mai 2019 erwerben wollte, ploppte gleich beim ersten Klick auf das »Event« die Meldung auf: »More Ticket Choices: Resale Tickets are available for this event.« Und diese Tickets werden demzufolge von Fans »zum Originalpreis oder weniger« angeboten.

Ticketmaster reagiert damit eindeutig flexibler auf Fans und auf öffentliche Kritik als der deutsche Ticketing-Gigant CTS Eventim. Letztlich hat Ticketmaster die erste und die zweite Ticketing-Plattform zusammengelegt. Und dahinter steht wohl eine zukunftsgewandte Strategie: Die Fans, die die Unterscheidung zwischen Erst- und Zweitmarkt sowieso nicht verstehen, wollen heute alles auf einer Plattform erledigen. Der alle Gesetze des Handels umstülpenden Onlinehändler Amazon hat es vorgemacht. Sucht man einen Artikel bei Amazon, finden sich direkt neben dem offiziellen Angebot weitere Angebote von kleineren Händlern oder privaten Anbietern. Für Amazon gilt: Wenn es diese Konkurrenz schon nicht ausschalten kann, will es wenigstens mitverdienen. Längst sind die Konsument*innen durch Amazon konditioniert. Sie wollen derartige Angebote auch in allen anderen Bereichen, also auch beim Ticketing. Das gilt übrigens auch für ein generöses und unkompliziertes Rückgaberecht, das Ticketmaster bereits für 72 Stunden anbietet (das von den Käufer*innen von Eintrittskarten praktisch kaum genutzt wird, aber eben »kundenfreundlich« daherkommt).

Aus der Malaise gibt es, so weit ich sehe, nur einen pragmatischen Ausweg – zumindest solange wir im System des kapitalistischen Realismus leben und Kultur als Ware verkauft wird: die Rückbesinnung auf Instrumente des Ordo­liberalismus, also einer sozialen Ausrichtung und regulatorischen Beschränkung des sogenannten freien Markts, mit einem funktionsfähigen Preissystem und der Verhinderung von Monopolen, Kartellen und anderen Formen der Marktbeherrschung. Daß man nach Instrumenten des Ordoliberalismus ruft in dem Wissen, daß diese schon eine Verbesserung der Realität bedeuten, beschreibt recht deutlich den Zustand unserer Gesellschaft, das »durchaus Scheißige« (Goethe) der Welt, in der wir leben.

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