Susanne Weiss
Tomate, Tulpe, Rosmarin
Die rein pflanzliche Schreibwerkstatt für gut erzählte Information
Mit umfangreichem Werkstattbuch
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Inhaltsverzeichnis
Einführung
1 | Tomate, Tulpe und die Basistexte
Basistextsorten – Grundlage für alles Weitere
2 | Rhythmus im Reptiliengehirn
Fingerübungen zur Lockerung des Handgelenks: Passiv- und Nominalstil
Neurowissenschaftlicher Blick ins Gehirn.
Textanfänge
3 | Tulpenwahn – Sachtext und Nachricht
Lead, umgekehrte Pyramide, Bausteinemodell, Textstruktur und Textökonomie
Übung: Sachtext schreiben
4 | Die Reise der Tomate – Erzählende Texte
Spannung, Figuren, Themenfindung, Erzähltechnik, Wortwahl, Textstruktur und Textökonomie
Übung: Geschichte schreiben
5 | Rosmarin – Meertau und Bornylacetat
Verbindung des Gelernten zu gut erzählter Information. Übergänge, Textaufbau
Übung: Magazingeschichte schreiben
Überschrift und Kleintexte
Kurzes Nachwort in Form einer Erfolgsmeldung
Vorwort
Willkommen zu „Tomate – Tulpe – Rosmarin“, der rein pflanzlichen Schreibwerkstatt!
Sie lernen, informierende Texte und erzählende Texte zu schreiben und beide Genres so zu miteinander zu verschränken, dass gut erzählte Information entsteht.
Die Nachrichtist eine Basistextsorte, mit der Sie eine Menge anfangen können. Dasselbe gilt für die Geschichte. Auch sie ist eine Basistextsorte, und zwar in ihrer fiktiven und in ihrer nicht-fiktiven Form.
Gut erzählte Informationist ein Genre, das wir nicht nur in einem Blogeinsetzen oder in einer Gartenzeitschrift. Es ist auch das Genre für schöne Sachbüchermit narrativen Strecken, so wie die vielen schönen Bücher über die Kulturgeschichte der Pflanzen mit Geschichten, in denen lebendige Figuren vorkommen, menschlich oder pflanzlich.
Ich habe im Berliner Botanischen Garten gearbeitet und dort genau solche Texte für die Besucher geschrieben. Es sind vor allem solche Geschichten, voller gut erzählter Information, mit denen Sie das Publikum hinter der Hecke hervorlocken können.
In diesem Kurs schreiben Sie Texte, die sich für alles eignen, was ich eben nannte. Sie können alles, was Sie hier lernen, überall hin verpflanzen.Ich habe den Kurs so angelegt, dass Sie sich Grundlagen aneignen werden für alles, was Sie in Zukunft schreiben wollen oder müssen. Pressemitteilungen, Briefings, Magazingeschichten, Blogbeiträge, Buchkapitel und vieles andere mehr.
Über Pflanzen und den geliebten Blumentopf zu schreiben, ist außerdem die ideale Art, Kreativität, Schönheit und Wissen miteinander zu verbinden. Es ist die beste Art, sich einmal herauszunehmen aus dem Alltag, innezuhalten und Pause zu machen. Je besser Sie das – handwerklich – können, umso mehr Freude macht Ihnen am Ende das Schreiben.
Das Werkstattbuch
Das Werkstattbuch enthält die im Buch genannten Arbeitsblätter und Einzeltexte sowie weitere Beispieltexte.
Die Arbeitsblätter 1 bis 4 sowie 6 enthalten Übungen.
Im Acrobat Reader können sie Sie zum Bearbeiten nach Bedarf einzeln ausdrucken.
Halten Sie gutes Schreibgerät und weiteres Papier bereit.
Das Werkstattbuch steht hier zum Download bereit (6 MB):
https://wortwandel.de/download/12138/
(Sollten beim Download Schwierigkeiten auftreten,
schreiben Sie mir bitte:
mailto:weiss@wortwandel.de
Wer auch dieses Buch lieber als schön gestaltetes PDF lesen möchte (1,4 MB):
https://wortwandel.de/download/12149/
Der Kurs
In diesem Kurs schreiben Sie drei rein pflanzliche Texte: einen Sachtext, eine Geschichte und eine Magazingeschichte
Ich empfehle, zu Beginn die Fingerübungen (Arbeitsblätter 1 – 4) zu bearbeiten und auch anschließend in der angegebenen Reihenfolge der Übungen vorzugehen.
Was Sie lernen
Gelingende Textanfänge
Basistextsorten: Faktizieren und Erzählen
Die neue Textsorte: Verschränkung der Basistextsorten
Struktur und Proportion von Sätzen und Texten
Die gute Ordnung des Stoffs
Stilistik und Wortwahl
Erzähltechnik
Sprachwirkung und Sprachdenken
Freude am Schreiben
Das Ziel des Kurses
Sie lernen, eine schöne Magazingeschichte zu schreiben, ein interessantes Buchkapitel, einen spannenden Blogbeitrag – oder das Geschenk zum Blumentopf.
Der Bonus
Das Gelernte ist auf alle Schreibprojekte und -situationen übertragbar.
Außerdem
Hintergrundwissen zu sachlichen und narrativen Textsorten, neurowissenschaftliche Grundlagen des Schreibens, Sprachwirkung im Gehirn, Interessantes zur Kulturgeschichte einiger Pflanzen.
Einführung
Nachdem ich unter einer vortrefflich aufgeblühten Sonnenblume nahezu ausgedorrt war, pflanzte ich mich auf einen Kürbis, der unterwegs war nach dem Felde Perret. Dort grabe ich eine Schwarzwurzel aus, deren Stengel in Samen geschossen war und auf deren Birne eine lianen-umschlungene Melone saß. Dieser Spargel beginnt eine Rübe zu umwinden, die ihm die Rabatten zertrampelte und die Zwiebeln zerstampfte. Aber Pusteblume, um keine Knallschoten zu ernten, schlug er sich in die Büsche und verpflanzte sich dann in Brachland. Später sah ich ihn vor den Gärten der Vorörtler wieder. Er fasste eine Linse in Höhe seiner Mandelblüte ins Gerstenkorn.
Dieser herrliche Text zur Einstimmung stammt aus Raymond Queneaus Klassiker „Stilübungen“. Darin schenkt er uns 99 kurze Texte zu ein und demselben Thema. Eigentlich handelt es sich um die Erzählung einer Begegnung während einer Busfahrt. Unter den verschiedenen Überschriften nimmt sie aber überraschende Gestalt an. Dies hier ist die Stilübung „Botanisch“.
Die „Exercices de style“, so der Originaltitel, erschienen zuerst 1947 in Paris.
Weitere Beispiele im Werkstattbuch
Willkommen in der Werkstatt!
Über Pflanzen zu schreiben, macht besonders viel Spaß. Tatsächlich ist dem Handwerk das Thema egal. Deshalb können Sie alles hier Gelernte auf andere Schreibprojekte und -aufgaben übertragen. Es ist dasselbe Prinzip wie beim Klavierspiel. Ob Sie einen C-Dur-Akkord in einem Gassenhauer oder in einem Stück von Friedrich Liszt spielen, ist dem Akkord egal. Und dem Klavier auch.
Was Sie in diesem Kurs erwartet
In Kapitel EINSstelle ich Ihnen die Basistextsorten vor. Hier zur Einstimmung genretypische Textanfänge.
Die Nachricht:
Am Vormittag des 1. April 1637 verursachten Tulpenhändler Tumulte an der Börse von Rotterdam.
Die Textsorte Nachricht ist schon im ersten Satz deutlich zu erkennen. Die wesentlichen Informationen sind auf den Punkt gebracht. Die Übungsnachricht handelt vom Tulpenwahn, der im 17. Jahrhundert die Niederlande fast in den Ruin trieb.
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