Alf Harbich - Die Magische 10

Wer oder was ist der Mensch? Menschen sind weder Maschinen noch Roboter und erst recht keine Arbeitstiere. Vor allem auch keine Sexmaschinen, die auf Kommando und Knopfdruck reagieren. Auch wenn man sich dies ab und zu wünscht, und schon zu oft erträumt hat, vor allem nach einer so wilden Ballnacht. Sexmachine ̶ James Brown.

Nicolas Ray fragte einst: Welcher Freiheit könnten sich Männer und Frauen erfreuen, würden sie nicht immer überlistet, geknechtet und von ihrem Geschlechtstrieb gefoltert? Der Sexualtrieb ist der heimliche Eingang zur Hölle des Inneren. Albert Camus schreibt: Die jungen Männer können hier gleichermaßen ihre Jugend und Schönheit ausleben. Dann kommt der Abstieg und das Vergessenwerden. Sie haben auf das Fleisch gesetzt und wussten, dass sie verlieren müssen. Wer jung und gesund ist, findet und feiert überall Triumphe.

Also Freunde und Freundinnen, lasst uns poppen, dass die Decke kracht. Oder in Ruhe dieses Buch lesen. Am besten machen wir beides. So wird es garantiert ein Tag, der in die Annalen eingeht. Sie sehen, wir werden heute Abend tief in der Nacht unterwegs sein.

Gerade aus dem Leid und dem Schmerz kann ein groβes Kunstwerk entstehen. Ich fiel sehr oft in den tiefschwarzen Abgrund. Denn: Je höher man im Leben will, umso tiefer fällt man , sagt ein altes Sprichwort. Die besten Geschichten, so heiβt es, schreibt das Leben selbst. Aber vergessen Sie niemals: Don′t worry! Be happy! I want your sex ̶ George Michael.

Die Sonne scheint durch eine hohe Birke in einen Hinterhof in der Palanterstraβe 10a, 50937 Köln-Sülz. Ihre klaren Linien verbinden den Himmel mit dem Zimmer No.10 ̶ die Voodoo-Lounge von Alf Harbich, Maler, Musiker und Schriftsteller, Künstlername: Artcool. Man hört hier den ganzen Tag Geräusche einer erwachsenen Stadt: Musik, Flugzeuge, Sirenen von Krankenwagen, Fernsehsendungen, Staubsauger und Motoren alter Oldtimer vermischen sich mit Glocken- und Vogelgeläute aller Couleur. Wenn diese Geräusche verstummen, regiert hier vor allem im Sommer eine bezaubernde europäische Atmosphäre. Eine erhabene und ganz europäische Stille ̶ Henry Miller. Dann wird Köln zur nördlichsten Stadt Italiens. Köln ist, für mich, das heilige römische Reich deutscher Nation. Oder bleibt Köln einfach nur das Micky-Maus-Dorf, in dem alle sich kennen und Minnie Mouse suchen? Disneyland Colonia.

An diesem Samstag, den 25.5.2013, surft der Wind zart und kräftig durch die weißen Satinvorhänge. Schlangenartige Wellenbewegungen entstehen und verschwinden so schnell, wie sie kamen. Wie vom Winde verweht schwebt das gelb-rote Konfetti auf das rote Sigmund-Freud-Sofa mit seinen vielen weichen Kissen. Gleichzeitig verstreut der Wind gelben Pulverstaub auf die silbrige Discokugel, in der sich eine Micky-Maus-Figur aus Glas spiegelt.

Die 3 weiβen Friedenstauben Victoria, Kleopatra und Shiva sitzen in der hohen Baumkrone. Sie genießen die Sonnenstrahlen und erfreuen sich an diesem Lichtspektakel, an dem auch eine rot-weiβe Flagge mit dem Basketballstar Michael Jordan von den Chicago Bulls teilnimmt. In diesem Hinterhof glänzt und glitzert es in jeder Sekunde. Es knistert. Eine elektrisierende Flamme liegt in der Luft. Hier regiert die schwarz-rot-gelbe Macht: Der Weltgeist Germany.

Schwarz-goldene Luftschlangen schwingen vor den Köpfen zweier Elefanten, die eine Statue mit einem goldenen Fuβball bewachen. Der rechte Elefant trägt stolz eine Königskrone auf dem Kopf, der linke Elefant trägt auf dem Rücken die Union Jack Flagge des vereinigten Königreichs Groβbitannien. Ein Schriftzug: God save the Queen. Propellersvastikas schweben in der Luft. Techno-Beats flammen, unterlegt von einem tiefen Bass, auf. Dann macht es Bum Bum. Ganz laut immer Bum Bum.

Auf der Fensterbank streiten die Farben Silber und Gold um den Platz an der Sonne, die wie ein lachender Fußball am Himmel hängt. Auf der Discokugel kleben neben der Champions-League-Trophae, auch der Henkelpott genannt, zwei Vereinslogos der Vereine Borussia Dortmund 09 und des FC Bayern München, die an diesem Samstag, dem 25.5.2013 auf dem heiligen Rasen des Londoner-Wembley-Stadions das Champions-League-Finale 2013 austrugen. Es wurde das Spiel meines Lebens. Deswegen hisste ich die Voodoo-Lounge-Flagge der Rolling Stones in den Farben rot-weiβ und schwarz-gelb.

Meine himmlische Ruhe wird durch den schwarzen Panther Ali-Khan gestört, der einst in der ewigen Stadt Rom den Wagen von Dionysos zog. Schon seit Stunden läuft er fauchend hin und her. Das edle Tier ist gefährlicher denn je. Der Weltschmerz traumatisierte ihn schon zu früh. Deswegen entschied er sich für einen genialen Schachzug: Friedlich will er die ganze Welt angreifen, indem er die 7.Weltreligion POP ausruft. Sie wird 9 Milliarden Menschen bis ihr Mark treffen und den Menschen ein Stück Hoffnung schenken, dass sie als ein Geschenk des Himmels wertschätzen sollten. Immer wieder knirscht der edle Wilde seine Weiβheitszähne so fest zusammen, dass Teile aus ihnen herausbrechen. Ali Khan lässt einen so gewaltigen Urschrei los, dass dieser den Himmel zu einer Kuppel abrundet. Er flucht, und flucht und flucht: Vor lauter Wut biss Mike Tyson seinem Gegner Evander Holyfield das Ohr ab. Auch Louis Suarez biss sich durch das Leben. Aber in meinem Kampf brauche ich keine Waffen, noch meine Zähne. Meine Waffe ist das Wort. Mit dem Geist der Worte gegen den Geist der Waffen. Bald werdet ihr das Volk der Freunde sein. Ich aber werde immer euer öffentlicher Feind No.1 sein. Ich werde für immer gegen mein eigenes Spiegelbild ankämpfen! Paulchen Panther, wo versteckst Du Dich? Jetzt fordere ich Dich zu einem Duell auf! Nachdem Ali Khans Drohung in der Nacht verstummte, summt er vergnügt Roberto Mancinis Soundtrack Der rosarote Panther. Dann zieht der schwarze Panther im Schutz der dunklen Nacht davon. Er ist immer auf der Suche nach Gottes Gnaden. Deswegen taufte er sich selbst auf den Namen: Chase the grace. Einst war er stark genug, sich den höheren Mächten zu stellen. So erwarb er sich magische Fähigkeiten. Jetzt fühlt er sich stark genug, um ein groβes Statement in die Welt zu posaunen: Ich stelle den Anspruch der Perfektion an mich und an die Welt. Ich werde nicht eher in Ruhe leben, bevor ich die 7. Weltreligion ausgerufen habe!

Im Jahr 1996 sprang der Panther Ali-Khan über den Rhein, um in der hochchristlichen Domstadt Köln die 3 weiβen Friedenstauben zu reiβen. Leider ohne Erfolg. Die Friedenstauben waren immer klüger und schneller. Dies machte den Panther noch wütender und rasender. Deswegen suchte er sich einfach ein neues Opfer aus: Sie. Wenn Ihnen Ihr Leben wirklich etwas bedeutet, dann legen Sie es schnell zur Seite. Oder sie verbrennen es sofort! Hoffentlich erinnern Sie sich ein 2.Mal daran, wie Jimi Hendrix 1969 auf der Bühne seine Gitarre mit Spiritus übergoss und sie anzündete. Wenn Sie jetzt wirklich weiterlesen, dann wird just in dieser Sekunde die schwarze Pantherkralle aus dieser Buchseite erscheinen, um Ihnen ein wenig Ihr hübsches Gesicht zu zerkratzen. Nicht viel, aber dafür umso tiefer. Aus süβer Rache dafür, dass Sie weiterlesen. Passen Sie auf, dass keine Flammen in den Farben schwarz-rot-gelb aus dieser Seite zischen!

Bestimmt wollen Sie jetzt wissen, warum der Panther so wütend ist. Er leidet er an einem Denkfehler. Er, ein absoluter Perfektionist, wünscht sich eine Welt in Frieden und Gerechtigkeit. Leider wurde er bisher bitter enttäuscht. Es trifft in den Krieg- oder Naturkatastrophen immer die Ärmsten. Es sterben täglich zu viele Kinder. Da aber alles in der Welt auf einem Gleichgewicht ruhen sollte, haben wir jetzt ein gewaltiges Problem – es existiert keine Gerechtigkeit. Das Leben ist nicht fair. Der Hass, der daraus entsteht, zieht die Menschen immer mehr in die Todesspirale. Genau deswegen ist er jetzt so stinksauer.