>>Ja, so in etwa, wie deine Großmutter es für das Hexengebiet gewesen ist. Er kümmert sich um alles. Irgendwie hat er den schwersten Job übernommen. Mein Vater hätte diesen Posten übernehmen sollen, doch aufgrund seiner Vorgeschichte war es besser, dass Zen diesen Posten bekam. Das ist eine andere Geschichte, die ich dir ein anderes Mal erzähle.
Eine weitere Sache, die dich wahrscheinlich interessieren wird, ist, dass Vampire nicht Gedanken voneinander manipulieren können, aber dafür ist es viel einfacher die Gedanken voneinander zu hören. Deshalb müssen wir sehr gut aufpassen, dass unsere Gedanken nicht überfließen, wenn sie nicht von anderen aufgeschnappt werden sollen. << Er zwinkert mir zu.
>>Im Klartext: Du kannst meine Gedanken lesen, sorry, hören? Und wie kommt es eigentlich, dass du so viel über die Hexen und den Hexenrat weißt und ich, sowie die anderen Hexen nicht einmal eine Ahnung hatten, dass es Vampire wirklich gibt? <<
>>Zur ersten Frage: Nur wenn du es wirklich willst, dass ich mithöre, kann ich es auch. Das ist meist ein Zeichen dafür, dass man seinen Seelengefährten gefunden hat. Man kann nur das mithören, was der andere einem mitteilen will. Fändest du es nicht auch gruselig, wenn du jeden meiner Gedanken hören könntest? Und zu der Frage, woher ich so viel weiß, naja meine Familie hat da eine Vorgeschichte mit deiner Großmutter und wir kamen ziemlich gut mit ihr klar bis sie entschieden hatte genug gelebt zu haben. << Er zuckt mit den Achseln.
>>Möglicherweise, aber andererseits wäre es auch gar nicht so schlimm, mal etwas mehr von dir mitzukriegen. Ich weiß natürlich, dass es andere Wesen gibt, aber ich hatte bisher noch nicht wirklich das Vergnügen mit anderen Wesen zu sprechen. na klar, ich habe schon immer mit dir gesprochen, aber das war, entschuldige, ist immer noch etwas anderes. << Ich schüttle noch immer ungläubig mit dem Kopf. >> Zen also auch? Oh, mein Leben wird von Tag zu Tag crazier! Und du meinst Großmutter wusste von euch Vampiren Bescheid und hat uns nichts gesagt?! Oh, mit der möchte ich aber noch ein Hühnchen rupfen! << Wenn sie nur nicht auf der anderen Seite wäre.
>>Warte bis du meine Schwestern endlich richtig kennenlernst, dann weißt du erst, was es heißt einen wirklich verrückten Tag zu haben. Dafür müsstest du nur noch aufwachen. << Er lächelt mich an und geht einen Schritt zurück.
Ich hatte beinahe vergessen, dass wir uns im Konsulat befinden, den man nur in einem Zustand erhöhten Bewusstseins erlangen kann.
>> Wie hast du es eigentlich geschafft mich hier zu finden? <<
>> Ich bin dir einfach gefolgt. Wie immer, seit ich dich kenne. <<
>> Du standst aber schon vor mir hier. <<, frage ich verwirrt.
>>Weißt du, nicht immer muss jemand, der dich beschützt hinter dir sein. <<
>>Schön, dass auch mal der Philosoph in dir durchscheint, den habe ich seit einiger Zeit vermisst. <<
>>Ich liebe dich auch. <<, grinst er mich breit an und zieht verspielt die Zunge raus, dabei muss ich laut auflachen, er ist manchmal so verspielt.
>>Ich habe dir nie gesagt, dass ich dich liebe. << Das stimmte wohlmöglich gar nicht.
>>Das brauchst du auch gar nicht. Sag die Worte, wenn du bereit bist sie mir laut zu verkünden. Bis dahin werde ich nach deinen Handlungen Ausschau halten, die mir weiterhin erklären, dass du mich liebst. <<
Hatte ich denn überhaupt noch irgendeine Möglichkeit nicht hoffnungslos bis über beide Ohren im Strudel der Verliebten zu versinken? Jeder einzelne Tag brachte eine neue Facette von ihm zum Vorschein. Nun war er mein. Habe ich das gerade wirklich gedacht? Mein? >>Habe ich den eine Möglichkeit dich an mich zu binden? <<
>>Du wirst es kaum glauben, aber das hast du bereits! << Sein Gesicht ist dabei wieder ernst geworden.
>>Wie? <<
Seine Antwort darauf ist ein leidenschaftlicher Kuss.
Kapitel 7
Aufwachen
Mandy
Ich wache in Jays Zimmer auf, eingehüllt in mehreren Schlafdecken in seinem Bett. Als ich mich umdrehe, erkenne ich ihn wie er neben mir im Bett liegt und mir tief in die Augen blickt und mich anlächelt. >>Guten Morgen, Sonnenschein. << Er küsst mich auf die Nase und zieht etwas für mich aus dem Nachtschrank neben dem Bett auf seiner Seite. Eine Blutkonserve. Ich glaube daran kann ich mich nicht gewöhnen. Woher kommen die eigentlich ihre Blutkonserven? Ich schaue mir die Blutkonserve an, dort ist ein rotes Kreuz wie vom Deutschen Roten Kreuz? Naja, irgendwoher müssen die auch ihre Nahrung erhalten, aber so ganz geheuer kommt mir das auch wieder nicht. Verdammter Mist. Ich schaue mich in Jays Zimmer um. Überall hin, nur nicht auf die Blutkonserve. Ich liege auf seinem Bett. Sein Bett. Wie ist das passiert? Es ist kuschelig weich und es riecht nach ihm. Nach seinem ganz eigenen Duft.
Der Duft nach wilder Natur und Zimt. Ich weiß auch nicht warum, aber sein Aroma ließ mich immer an Verbotenes denken und da schweifen meine Gedanken immer weiter ab.
>>Denk nicht weiter darüber nach. << Er legt mir die Blutkonserve in die Hand. Er hat meinen Gesichtsausdruck glücklicherweise missverstanden. >>Wir bekommen unsere Blutkonserven nicht vom Deutschem Roten Kreuz, naja nicht alle. Es hat sich gerade nur ergeben, weil Rena nach ihrer Schicht dort hin und wieder Blutkonserven mitbringt, falls bei uns ein Notfall eintritt, aber sonst haben wir unsere eigenen Blutspenderorganisationen, wo wir jederzeit neues frisches Blut bekommen können. Ich sagte dir doch schon, dass wir es nicht als Nahrungsquelle benötigen! Wir können uns von normalem Essen wie jeder andere auch, ernähren und schön, dass dir mein Bett gefällt. << Neckt er mich schon wieder?
Er hat schon wieder einmal meine Gedanken gehört. Verdammt! Ich will sein Grinsen nicht weiter anschauen, weshalb ich meinen Blick weiter schweifen lasse. Dunkelblaue Gardinen sind vor einem Fester und sie sind verschlossen.
>>Etwas habe ich vergessen zu fragen. Kann ich immer noch im Sonnenlicht laufen oder brauche ich dafür einen Lichtring? <<
Jay fing lauthals zu lachen an. >>Das wär‘s noch! << Er schüttelt sich vor Lachen. >>Nein, keine Sorge mittlerweile kann fast jeder Vampir im Licht gehen, ohne zu verbrennen. Das war schon immer eine unserer Gaben. Glücklicherweise und für diejenigen, denen es nicht vergönnt ist im Sonnenlicht zu gehen, suchen wir eine Lösung, aber du hast mich doch auch schon vorher im Sonnenlicht gesehen. Hast du das eigentlich vergessen? Ich sitze nicht den ganzen Tag im Labor rum, um mich vor der Sonne zu schützen! << Dabei zieht er demonstrativ eine Braue in die Höhe.
>>Ahm. Ja. Stimmt. << Meine Wangen mussten ein Tiefrot aufweisen, so wie sie brennen. Ich kann manchmal wirklich ein wenig unbedacht sein. Fettnäpfchen, so nennt Jay es immer wieder, wenn er mich bei einem erwischt.
>>Willst du einen Schluck probieren? << Dabei weht er mit der Blutkonserve, die er mir vorhin noch in die Hand gelegt hat. Daran ist noch ein Transfusionsschlauch wie ich es aus dem Universitätsklinikum im praktischen Bereich kenne. Wobei ich bisher immer nur den Schlauch an die Vene eines Menschen angebracht habe und nichts zum Trinken serviert habe. Irgendwie zieht sich mein Magen bei dem Anblick von Blut hungrig zusammen und mein Mund wird wässerig. Oh je. Ich reagierte schon auf dieses Blut und dabei roch ich es nicht einmal. Wird das nun immer so sein? Wenn ja, dann habe ich ein richtiges Problem mit meiner Berufswahl!
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