Uta Bahlo - Sodom und Camorra

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Tottenbüttel 2.0. Eine ungeplante Geiselnahme beschäftigt die Bewohner dieses Mal. Während einer nächtlichen, eigenmächtigen Observation mit ihrer Freundin, der Physiotherapeutin Anke Hoyer-Schmidt, gerät die Beamtenfrau Birgit Schneider in die Fänge der Mazzarelli-Brüder. Neben einer hohen Lösegeldforderung geht es auch wieder einmal um den Sexshop und um Rache an Hauptkommissar Brodersen. In dem nüchternen und versifften Ambiente eines Hotelzimmers macht Birgit Schneider ihren Entführern das Leben zur Hölle. Ein neuer Apotheker mit afroamerikanischen Wurzeln taucht zeitgleich im Dorf auf und sorgt für Unruhe im eigentlich weltoffenen Tottenbüttel.

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Uta Bahlo

Sodom und Camorra

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Inhaltsverzeichnis Titel Uta Bahlo Sodom und Camorra Dieses ebook wurde - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Uta Bahlo Sodom und Camorra Dieses ebook wurde erstellt bei

Einleitung Einleitung Es war einmal … … ein Dorf im Ausnahmezustand. Man könnte sagen, ganz knapp vor dem Infarkt und dazu noch führungslos – das war Tottenbüttel noch vor einiger Zeit. Der Ort lag zwischen Nord-Ostsee-Kanal und Stör, mitten in der Wilster Marsch. Ein fast unberührter Flecken Land, idyllisch, abgeschieden und … langweilig. Dieser Gedanke drängte sich schnell auf, wenn man die A23 wahllos zwischen den ›großen Strömen‹ verließ und über die Landstraße in irgendeine beliebige Richtung bretterte. Hier war es so spannend, wie Zeitrafferaufnahmen eines Schleimpilzes. Falls Sie heimlich eine Leiche entsorgen müssen, hier wäre der richtige Ort dafür. In Tottenbüttel regte sich nichts. Hier sagten sich noch nicht mal mehr Fuchs und Hase Gute Nacht. Die waren schon vor vielen Jahren weggezogen. Wenn am Abend die Tür des Tante-Emma-Ladens ins Schloss fiel und die Rollläden herunterratschten, war es so still, dass man die Nadel hätte hören können, die ins Heu gefallen wäre. Immer mehr Dorfkneipen in der umliegenden Gegend schlossen und das sollte schon was heißen. Nur die Kneipe ›Bei Kuddel‹ in Tottenbüttel überlebte die schwierigen Zeiten. Ausgerechnet hier in der Pampa war in den letzten Jahren die Kriminalitätsrate sprunghaft angestiegen. Die Serienverbrechen begannen mit dem versehentlichen Ableben zweier Friseurinnen und somit mit der Auslöschung der gesamten Friseurbranche im Ort. Danach ging es nahtlos in einen Mord mit Komplizenschaft über. Fast das halbe Dorf war darin verstrickt. Zu viel Natur und frische Luft tun auch nicht gut. Dazu noch der Schattenschlag der Windkrafträder, Elektrosmog, beißender Güllegeruch und diese fiese Strahlung aus den Atomkraftwerken. Tagelanger Nieselregen gibt einem dann den Rest. Tja, viele Bewohner im Dorf, die einen jahrelang begleiteten, gab es nicht mehr. Einer saß noch im Knast, andere lagen – im Grab. Aber das Leben geht bekanntlich weiter, die Regeneration Tottenbüttels war in vollem Gange.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Nachtrag

Impressum neobooks

Einleitung

Es war einmal …

… ein Dorf im Ausnahmezustand. Man könnte sagen, ganz knapp vor dem Infarkt und dazu noch führungslos – das war Tottenbüttel noch vor einiger Zeit.

Der Ort lag zwischen Nord-Ostsee-Kanal und Stör, mitten in der Wilster Marsch. Ein fast unberührter Flecken Land, idyllisch, abgeschieden und … langweilig. Dieser Gedanke drängte sich schnell auf, wenn man die A23 wahllos zwischen den ›großen Strömen‹ verließ und über die Landstraße in irgendeine beliebige Richtung bretterte. Hier war es so spannend, wie Zeitrafferaufnahmen eines Schleimpilzes. Falls Sie heimlich eine Leiche entsorgen müssen, hier wäre der richtige Ort dafür. In Tottenbüttel regte sich nichts. Hier sagten sich noch nicht mal mehr Fuchs und Hase Gute Nacht. Die waren schon vor vielen Jahren weggezogen.

Wenn am Abend die Tür des Tante-Emma-Ladens ins Schloss fiel und die Rollläden herunterratschten, war es so still, dass man die Nadel hätte hören können, die ins Heu gefallen wäre.

Immer mehr Dorfkneipen in der umliegenden Gegend schlossen und das sollte schon was heißen. Nur die Kneipe ›Bei Kuddel‹ in Tottenbüttel überlebte die schwierigen Zeiten.

Ausgerechnet hier in der Pampa war in den letzten Jahren die Kriminalitätsrate sprunghaft angestiegen. Die Serienverbrechen begannen mit dem versehentlichen Ableben zweier Friseurinnen und somit mit der Auslöschung der gesamten Friseurbranche im Ort.

Danach ging es nahtlos in einen Mord mit Komplizenschaft über. Fast das halbe Dorf war darin verstrickt.

Zu viel Natur und frische Luft tun auch nicht gut. Dazu noch der Schattenschlag der Windkrafträder, Elektrosmog, beißender Güllegeruch und diese fiese Strahlung aus den Atomkraftwerken. Tagelanger Nieselregen gibt einem dann den Rest.

Tja, viele Bewohner im Dorf, die einen jahrelang begleiteten, gab es nicht mehr. Einer saß noch im Knast, andere lagen – im Grab.

Aber das Leben geht bekanntlich weiter, die Regeneration Tottenbüttels war in vollem Gange.

Kapitel 1

Als Bauer Jensen am Abend mit seinem Trecker vom Kneipenbesuch nach Hause kam, wurde er schon von seiner Frau Vera ungeduldig erwartet. »Gut, dass du kommst«, sagte sie aufgeregt und baute sich szenisch vor ihrem Mann auf. »Weißt du, was mir Birgit eben am Telefon erzählt hat«?

»Nee, keine Ahnung. Was denn!?«, knurrte er schlecht gelaunt, zog seine Gummistiefel umständlich aus und warf sie in die Ecke. Dabei lösten sich einige Brocken Erde

und verschmutzten den frisch gewienerten Fliesenboden im Eingang. Doch seine Frau hatte andere Probleme, als ihn deswegen zur Sau zu machen. Ihr Interesse galt im Moment den Neuigkeiten, die sie zu berichten hatte. Deswegen begnügte sie sich auch nur mit einem tiefen Seufzer, legte ihre Stirnfalten noch ein bisschen tiefer und fuhr fort.

»Rate.«

Bauer Jensen wurde laut.

»Ich bin nicht in Stimmung für irgendwelche Ratespiele!«

»Mein Gott, welche Laus ist dir denn wieder über die Leber gelaufen! Ist der Herr mal wieder schlecht drauf?« Sie hatte ja keine Ahnung, dass sich ihr Mann immer noch in einer Phase totaler Erregung befand. Schließlich hatte er gerade von Steffen Jordan, einem Bauern aus dem Nachbarort Brunksdorf, erfahren, dass der Anteile an seinem Kälbchen Lucie für sich beanspruchte. Jordans Bulle Big Mäc war damals von Jordans Weide ausgebüxt, hatte sich wohl brunftig auf Gesine geworfen … und sie prompt geschwängert.

Peter Jordan machte damals sogar Werbung für seinen potenten Bullen. Jeder Schuss ein Treffer , war die Überschrift im hiesigen ›Bauernblatt‹. Jensen war empört, niemals wäre es einvernehmlicher Sex gewesen. Er kannte seine Kuh, die hatte nichts übrig für ´nen Quickie. Vergewaltigung würde es seiner Meinung nach präziser treffen.

Während Gesines Trächtigkeit hatte sich Jordan nicht ein einziges Mal bei ihm auf dem Hof blicken lassen. Aber jetzt – jetzt kommt er damit. Niemals würde er diesem Jordan irgendetwas von seinem Kälbchen überlassen – eher würde er ihn über den selbigen schicken.

In diesem aufgeheizten Zustand hätte Jensen eigentlich nicht mehr Trecker fahren dürfen.

»Willst du´s nun wissen oder nicht?«, drängelte seine Frau ungeduldig und trat von einem Bein aufs andere.

»Wenn´s unbedingt sein muss«, seufzte er genervt und ergänzte, »Was gibt’s zu essen?« Seine Emotionslosigkeit machte sie wahnsinnig. Sie war beleidigt.

»Dann eben nicht. Mir doch egal, wenn hier alles den Bach ´runtergeht und irgendwann von Kriminellen unterwandert wird. Essen is heut nicht. Du weißt ja, wo der Kühlschrank steht.« Nörgelnd verschwand sie in der Küche und verging sich laut klappernd am Geschirr.

Er ließ sie kopfschüttelnd stehen und brummelte Unverständliches vor sich hin, während er ins Wohnzimmer schlurfte. Dort angekommen, warf er sich aufs Sofa, das unter der Last seiner Biomasse wieder einmal verdächtig ächzte. Er schaltete den Fernseher ein, kratzte sich ausgiebig am Kopf, dann am Bauch, abschließend am Gemächt. Obwohl ›Gemächt‹ irreführend war. Sein Ding war alles andere, als ein Gemächt. In der Badehose konnte jede Interessierte seinen kleinen Penis nur erahnen. Was ihm als junger Mann peinlich war und er deswegen ausschließlich Boxershorts trug, kümmerte ihn heute nicht mehr. Schließlich sagten die Frauen immer – es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf die Technik. An der Technik hatte er zwar immer wieder gefeilt, doch er hatte nie so viele Frauen zum Üben rumgekriegt. Er war damals eher ein schüchterner Junge.

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